Eine Anmerkung vorweg: Den Text habe ich am Freitag angefangen, komme aber erst jetzt dazu, ihn endgültig zu bearbeiten und zu veröffentlichen. Daher stimmen die Tagesangaben nicht unbedingt...
Heute war Finaltag – im wörtlichen und übertragenen Sinne. Für uns war es der letzte Tag hier bei den Landesspielen. Und dieser Tag war voller Finalläufe. Am Vormittag wurden noch die Zeitfahren über 2 km und 5 km ausgetragen. Am Nachmittag folgten zwei Straßenrennen über je 25 km. Danach sollte es die Siegerehrungen geben. Es wartete also ein volles Programm auf uns.
Beim Zeitfahren über 2 km waren wir uns alle nicht sicher, ob die eine Teilnehmerin das schaffen würde. Sie tat sich schon am Vortag schwer, die Strecke alleine zu bewältigen. Ich konnte dabei von außen nicht beurteilen, ob es Angst, Unerfahrenheit oder schlicht keine Lust war. Jedenfalls wurde in Abstimmung mit den – sehr netten

– Kommissären entschieden, daß sie von ihrem (jüngeren) Bruder begleitet werden darf. Und gemeinsam haben sie es dann auch geschafft

.
Für manche Athleten ist eben auch schon das Absolvieren des Wettbewerbs eine Herausforderung.
Beim 5km-Zeitfahren habe ich mich eine Zeitlang in den Bereich der ersten 180-Grad-Wende gestellt und mir die Kurventechnik angesehen. Bei einem Athleten hat die Trainerin versucht, ihren Schützling dazu zu animieren, weiter außen anzufahren, um besser in die Kurve einbiegen zu können. Das hat nicht immer gut geklappt.
Einmal war gut zu sehen, daß ein anderer Fahrer mit einer wirklich guten Kurventechnik
geschmeidig in der Kurve an ihm vorbeigefahren ist. Der überholte Fahrer staunte nicht schlecht

. Und ich habe eine Ahnung, was in den nächsten Trainingseinheiten auf dem Programm steht…
Beim 5km-Zeitfahren der schnelleren Fahrer gab es einen spannenden Zweikampf zwischen der Niederländerin Jolein
und Paul
zu beobachten. Jolein fuhr mit sehr viel Feuer los und legte in der ersten Runde eine Zeit von 1:19 auf die Straße. Am Vortag war sie noch Rundenzeiten von 1:24/1:25 gefahren. Da war also Power in den Beinen

. Paul konnte da nicht so mithalten. Er kam erst nach 1-2 Runden so richtig in Fahrt. Aber einmal in Schwung gekommen, legte er Zeit zwischen 1:16 und 1:19 hin. Nach 7 Runden haben beide ihre Zeit vom Vortag um gut 10 Sekunden gesteigert und belegten die Plätze 1 (Paul) und 2 (Jolein)

. Nur mal so am Rande: Die beiden sind einen Schnitt von 34,6 km/h bzw. 33 km/h gefahren

. Was für ein Tempo, wenn man die beiden 180-Grad-Kurven pro 750m-Runde bedenkt.
Das Vormittags-Programm wurde relativ straff durchgeführt, weil Regen

drohte. Das hat super geklappt, denn alle sind trocken geblieben

. Und dann war ja erstmal Mittagspause

. Auf dem Weg zum Verpflegungszelt fing es an zu regnen, aber das war noch nicht so schlimm. Wir waren ja dann auch erstmal im trockenen. Anschließend sind wir Richtung Basketball-Halle geschlendert, weil es dort schon gegen 13 Uhr wieder weitergehen sollte. Und schließlich findet Basketball ja drinnen, also im trockenen statt. So weit kamen wir aber zunächst nicht, weil kurz vorher das Tanzzelt stand. Und dort war ebenfalls Action angesagt. Also haben wir uns mal tanzen angeguckt.
Ich hab von der Sportart zwar keine Ahnung, aber die Stimmung dort war super

, so daß wir dort hängengeblieben sind, bis die Tänzer in ihre verdiente Mittagspause gegangen sind.
Aber nun ging´s für uns doch noch in die Basketball-Halle. Da war leider noch nicht so viel Basketball zu sehen. Statt dessen konnten wir Cheerleader beim Aufwärmen und Proben ihres Programms beobachten – auch toll.
Danach ging´s wieder zurück zur Radstrecke. Hier warteten noch die letzten beiden 25km-Straßenrennen und Hans-Peter Durst, zweifacher Paralympics-Sieger und mehrfacher Weltmeister auf uns.
Für die Athleten bedeutete das 33 Runden auf diesem relativ kurzen Kurs. Es war inzwischen auch wieder trocken – gut, die Straße nicht

, aber wenigstens von oben. Erst war die Gruppe der etwas langsameren Fahrer an der Reihe. Hier waren einige dabei, die das erste Mal in einem Wettbewerb eine so lange Strecke gefahren sind. Es blieb also spannend zu sehen, wie jeder Athlet mit der Dauer des Rennens zurecht kommt. Der Führende (Nils) konnte sich recht schnell von den anderen absetzen und legte ein flottes Tempo vor, während die anderen – gefühlt – ihr eigenes Tempo fuhren und sichtlich viel Spaß hatten.
Nach meinem Eindruck taten sie das recht konstant. Als Nils den Zweiten (Alexander) überrundete, konnte Alexander sich allerdings an sein Hinterrad klemmen und mit ihm im Windschatten mitrollen.
Da fragt man sich als Außenstehender schon: Ist der Führende so langsam geworden oder ist der Zweite nach ein paar Runden Einrollzeit schneller geworden?

Jedenfalls fuhren beiden so über viele Runde gemeinsam – bis zur Zielgeraden. Hier setzte der Alexander zum Sprint an und überfuhr so als Erster den Zielstrich – allerdings mit einer Runde Rückstand.
Dann waren die ganz schnellen Jungs mit dem ganz schnellen niederländischen Mädel an der Reihe. Ich habe mich riesig auf dieses Rennen gefreut

, weil es vom Papier her viel Spannung versprach. Und wir sollten nicht enttäuscht werden. Am Start waren u.a. Jolein (33er Schnitt im 5 km Zeitfahren), Paul (34er-Schnitt im 5 km Zeitfahren) und David (ich hab leider keine Geschwindigkeit vom Vortag, aber auch er ist unglaublich schnell). Eigentlich dachte ich, daß die drei erstmal gemeinsam unterwegs sein werden. Aber David hatte einen anderen Plan: Er kam schon nach der ersten Kurve als Führender wieder raus und blieb dort auch erstmal für etliche Runden.
Hinter ihm spielten sich Dramen ab: Paul rollte bei der ersten Zieldurchfahrt langsam heran und war sehr wütend

: Kette ab.
Aber kein Problem: Ihm konnte geholfen werden. Die Kommissäre haben ihm eine Rundenvergütung gewährt

. Und so konnte er eine Runde später wieder auf die Strecke gehen. Und wie! Mit mächtig Wut im Bauch gab er jetzt richtig Gas. Da konnte auch Jolein nicht folgen, aber David schien uneinholbar vorneweg. Mal kam Paul dichter ran, aber dann gab David Gas und konnte sich wieder weiter absetzen. Die Medaillen schienen klar verteilt. Aber was war das denn?

Der Abstand zwischen David und Paul wurde immer kleiner.
Ungefähr 10-12 Runden vor Ende war es dann soweit: Paul hatte David wieder eingeholt. Puh! Was für eine Aufholjagd.
Paul ging auch gleich nach vorne. Aber David ist ein erfahrener Athlet und erholte sich erstmal im Windschatten von Paul und ließ Paul die Führungsarbeit machen.
Eigentlich dachte ich, daß einer der beiden noch einen Außreisversuch starten würde. Aber sie blieben bis zur letzten Kurve zusammen, so daß es zum Sprint kam,
den David für sich entscheiden konnte.
Was für ein geniales Rennen! So macht Radsport Spaß

.
Und auch Paul war sehr glücklich über seinen 2. Platz.
Das war´s dann mit den Radsportwettbewerben. Es fehlten noch die Siegerehrungen

. Die sollten auf der Festpielwiese neben dem Leichtathletik-Platz stattfinden. Vor den Radsportlern waren erst noch die Beachvolleyballer an der Reihe. So kamen wir in den Genuß, bei den Siegerehrungen Mannschaften aus Italien und Finnland begrüßen und beklatschen zu dürfen.
Danach sollten die Radsportler geehrt werden – sollten… Leider hatte der Wettergott etwas dagegen

. Es gab eine Unwetterwarnung mit Warnungen vor Gewitter und Starkregen

. Da hieß es nur „Abbruch“ und ab in feste Gebäude. Die Siegerehrungen sollen Samstag nachgeholt werden, aber da sind wir leider nicht mehr dabei. Auch einige Radsportler sind dann nicht mehr da. Und so wurde kurzerhand improvisiert. Wir gingen in die Halle, in der Judo und Boccia stattfanden und machten dort eine kleine Siegerehrung für alle Radsportler, die bei der großen Siegerehrung nicht mehr dabei sein können.
Wirklich schade, daß der Tag so ein Ende nehmen mußte. Aber Sicherheit geht vor. Und immerhin konnten die Wettbewerbe im Trockenen durchgeführt werden.
Wir haben noch ein wenig beim Boccia zugesehen, bis der Regen nachließ.
Dann ging es nach einem langen Tag wieder zurück ins Hotel.
Fazit: Wir waren ja mehr so aus Versehen hier. Und es hat sich so was von gelohnt

. Wir haben viele tolle Wettbewerbe und auch einige uns weniger vertraute Sportarten gesehen. Die Stimmung war großartig

. Das Wetter hat bis auf dieses kleine Unwetter gut mitgespielt. Die Organisatoren haben einen tollen Job gemacht

. Vielen Dank auch an alle ehrenamtlichen Helfer, alle Kommissäre, Betreuer und nicht zuletzt an die Athleten, die eine großartige Leistung gezeigt haben

.
Michaels Bilder vom letzten Tag findet ihr hier:
https://helmuts-fahrrad-seiten.de/galle ... 4-05-2024/