Tag 2 der WM – und gleichzeitig mein Renntag. Es fing ja schon am Freitag Abend an zu schneien. Und als ich am Samstag Morgen rausguckte, freute ich mich sehr
: Es fiel doch ein wenig mehr Schnee als nur so eine Puderzuckerdecke. Das ist toll. Auf Schnee fährt es sich deutlich leichter als auf Eis
. Und so machte ich mich voller Vorfreude auf den Weg Richtung Volkspark, während Mike667 sich leichte Sorgen um mich machte. Damit war er aber nicht der einzige: Auch Matthias hatte am Sonntag leichte Befürchtungen, dass seiner Antonia etwas bei den schwierigen Bedingungen zustoßen könnte. Ich kann´s vorweg nehmen: Wir sind beide heil durchgekommen. Soweit ich es überblicken kann, gab es das ganze Wochenende über keine schweren Verletzungen, was sehr gut ist. Zurück zum Renntag:
Nachdem der Freitag von den Regularien her noch sehr locker angegangen wurde (es durfte jeder auf die Strecke, der Lust hatte, und nicht nur die, für die offizielle Trainingszeiten ausgeschrieben waren), wurden die Zügel jetzt angezogen. Als ich mein Rad ausgepackt hatte und auf die Strecke wollte (es war sogar offizielle Trainingszeit), wurde das mir und auch allen anderen zunächst verwehrt. Begründung: Die Strecke ist noch nicht freigegeben, weil die Sanis noch nicht da sind. Die Trainingszeit sollte um 8:30 Uhr starten, die Sanis kamen um 9 Uhr…
Gut, fahren wir uns bis dahin in der näheren Umgebung warm. Dann aber war es endlich soweit: Ich konnte erstmals die gesamte Strecke abfahren – inklusive Brücke. Für alle, die nicht vor Ort waren, eine kurze Beschreibung der Strecke:
Die Start-/Ziel-Gerade geht erst leicht bergauf und dann leicht bergab, bevor die Strecke links ins Gelände abbiegt. Kurz danach geht es nach einer 180-Grad-Kurve rechts unter der Brücke durch.
Es folgt eine Ballerstrecke, dann eine kleine Knickdurchfahrt und dann leicht bergauf auf einen Weg, der sich an sich zum Ballern eignet, aber am Vortag relativ vereist war. Hier wurde aber Sand gestreut, so daß es sich hier doch im Ergebnis gut fahren ließ. Am Ende ging es links ab und leicht bergan durch – je nach Temperatur – Matsch oder feste Spurrillen, um diese Bedingungen danach direkt an einem Schräghang zu wiederholen. Kurze Zeit später folgt DER Hang. Hat man den bewältigt, geht es – unterbrochen durch eine kurze Auffahrt an den Schräghang – im wesentlichen erstmal geradeaus. Es folgt ein kleines Geschlängel durch ein paar Bäume, bevor man zu den Siggi-Freese-Hürden kommt.
Nach einer weiteren 180-Grad-Kurve geht es dann endlich auf die Brücke. Rad schultern, rauflaufen,
oben wieder aufsteigen und mit Schwung runterfahren. Das macht Laune!
Es folgen ein paar Kurven über die Wiese. Hier bestand die Herausforderung nicht in der Wiese – die war ja gefroren und beschneit – sondern in den Kurven, die auch mal glatt sein konnte. Nochmal durch einen Knick, dann einen Weg leicht berghoch, links rum durch ein paar Bäume wieder zurück auf die Wiese. Hier warteten nochmal – kleinere Hürden. Dann kam die Sandpassage, die man als solche nicht wahrnahm. Es war ja alles gefroren. Am Ende links rum. Start-/Ziel-Gerade erreicht.
Fazit: Der Neuschnee machte die Strecke super befahrbar. JETZT hatte ich richtig Lust auf das Rennen
. Klar, es gab immernoch ein paar Stellen, an denen man aufpassen mußte, um dort nicht wegzurutschen, aber da ich eh nicht vorne mitspiele, stand für mich von vorhinein fest, daß ich mir dort die erforderliche Zeit nehme. Stürzen ist im Zweifel langsamer.
Und dann war es endlich soweit: Mein Start bei der WM stand an. Und dann auch noch an Startposition 2. Wie cool ist das denn bitte?
Blöd nur, wenn man nicht alles weiß. So meinte ein Kommissär im Aufrufbereich, daß wir unsere Räder an der Seite aufstellen sollen. „Ihr kennt das ja.“ Öhm… nö…
. Aber sie waren alle sehr nett und hilfsbereit und haben mir gezeigt, was ich machen muß. Vorne an der Startlinie wartete Maike, die mir ihren Support angeboten hat und einen Super-Job gemacht hat. Vielen Dank, liebe Maike!!
Dann: Startschuß! Ich komme super weg und liege auf den ersten 20-50 Metern sogar vorne
. Wenn die WM jetzt zu Ende wäre, wäre ich Weltmeisterin…
War sie aber nicht. Und so zogen noch auf der Startgeraden einige Konkurrentinnen an mir vorbei. Egal. Ab, rein ins Gelände. Erstmal die ersten Kurven gut meistern und reinkommen ins Renngeschehen. Das lief soweit ganz gut. Auch an den glatteren Stellen behielt ich einen kühlen Kopf und überdrehte nicht. Und so kam ich an ganz passabler Position liegend das erste Mal an den Hang.
Auf der Anfahrt dahin bin ich noch gefahren bzw. so halb gerollert. Dann bin ich abgestiegen und gelaufen, weil ich mir einfach nicht sicher war, was für ein Untergrund mich unter dem Schnee erwartet. Aber wie geil war das denn bitte in diesen Hang zu fahren bzw. zu laufen? So eine Mega-Stimmung
. Und ganz viele „Sonja“-Rufe. Ich wußte gar nicht, daß mich soo viele Leute kennen. Stark!
Dann in den Schräghang hoch und wieder runter. Ich glaube, hier wurde ich von Katrin überholt, die sich dann aber kurze Zeit später in einer S-Kurve ablegte. Leider hat sie sich so ungünstig – oder taktisch klug…
- quer über die Strecke gelegt, daß ich hier nicht vorbeikam. Ärgerlich. Nach den Siggi-Freese-Hürden folgte das nächste Highlight der Strecke: Die Brücke. Da man hier als Zuschauer insgesamt dreimal die Fahrer sehen konnte, haben sich auch hier viele Zuschauer angesammelt. Und auch das war eine saugute Stimmung
. DAS macht richtig viel Spaß. Wow! Und wenn man dann weiterfährt, hört man gelegentlich noch „go, go, go!“ oder auch „venga, venga!“. Schon cool!
Vom weiteren Renngeschehen hab ich dann gefühlt irgendwie nicht so viel mitbekommen. Ich mußte mich auch stark auf die Strecke konzentrieren, die sich eigentlich jede Runde verändert hat. Einmal bin ich auch kurz weggerutscht und mit der Hand leicht gegen ein Absperrgitter gekommen. Außerdem kamen ja auch gelegentlich Fahrerinnen aus der anderen Rennklasse vorbei.
Ich war dann scheinbar Letzte. Egal. Allein für die tolle Stimmung lohnt sich die Teilnahme. Und so genoß ich insbesondere den Hang und die Brückenpassage, weil dort richtig Party war. Und dann, so gegen Ende der dritten Runde sah ich dann doch wieder eine Konkurrentin aus meiner Rennklasse vor mir: Wiepke. Vielleicht geht da noch was
. Bei der Zieldurchfahrt sagte der Sprecher noch, daß dies möglicherweise unsere letzte Runde sein könnte – falls wir in dieser Runde von der Führenden überholt werden. Gut zu wissen.
Also, nochmal Kräfte bündeln und gucken, was noch geht. Bis zum Hang kam ich schon immer näher. Hier bloß nicht überziehen und einen doofen Fehler machen. Lieber abwarten und Gegnerin zurecht legen – zumal ich den Eindruck hatte, daß sie nicht richtig registriert hatte, wie dicht ich schon wieder an ihr dran war. Vorsicht bei der S-Kurve, in der Katrin sich gelegt hatte. Dann folgte ein Stück, vor dem ich wegen der Glätte ein wenig Respekt hatte. Auch hier bin ich sauber durchgekommen. Noch ein, zwei Kurven. Dann kam eine Gerade, die zur Treppe bzw. Brücke führte. Hier mobilisierte ich alle Kräfte, die ich noch hatte, wich links auf den Schnee aus und überholte. Yippieh!
Vorbei. Jetzt schnell hochlaufen, gut runterfahren und sauber zu Ende fahren. Das gelang und so brachte ich Platz 17 von 18 ins Ziel.
Was für ein geiles Erlebnis! Ich hab alles erreicht, was ich mir für dieses Rennen vorgenommen habe: nicht gestürzt bzw. verletzt, nicht Letzte geworden und vor allem: richtig viel Spaß gehabt!
Sehr schön war auch, daß ich den Zieleinlauf von Cordula live mitbekommen konnte
.
Und das war ja noch nicht alles: Hinter Cordula kam Silke auf Platz 2 ins Ziel und konnte es fast selbst nicht glauben.
Was für schöne Emotionen im Zielbereich. Sensationell!
Nach dem Rennen hat mir Maike mein Rad abgenommen, damit ich mir mein Ersatzrad in Ruhe aus dem Depot abholen kann. Wie gesagt, mega Support von ihr
. Dann hab ich mich schnell umgezogen, um noch möglichst viel vom nächsten Rennen mitzubekommen. Hier hat sich Jens Schwedler einen packenden Zweikampf mit dem Dänen Palle Egeberg Jensen geliefert.
Palle lag vorne, aber Jens kam immer näher ran. Das kann noch was werden. Außerdem hing bei Palle der Beinling ziemlich weit unten. Wie kann er damit bloß fahren und vor allem auf´s Rad aufsteigen, ohne sich zu verhaken?
Vorteil für Jens?
Das Publikum jedenfalls gab alles, um ihn noch weiter nach vorne zu peitschen
. Nach der letzten Brückenpassage war es sehr knapp. Und so machte ich mich auf in den Zielbereich. Diesen Einlauf wollte ich nicht verpassen. Und dann bog Palle als Erster auf die Zielgerade ein.
Jens war deutlich hinten dran und enttäuscht.
Was war passiert?
Jens ist auf dem Wiesenteil in einer Kurve gestürzt, als ich schon auf dem Weg zum Ziel war. Ärgerlich. Aber wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Und manchmal verliert man dann eben auch mal. Aber toll gekämpft
.
Es folgte das Rennen mit der größten Teilnehmerzahl – fast 100 Starter
. Da war richtig Action am Hang.
Nicht jeder blieb dabei immer auf dem Rad
oder gar auf der Strecke.
Es ist aber auch hier nichts ernsthaftes passiert.
Das letzte Rennen des Tages mußte leider vorzeitig abgebrochen werden. Es gab einen kleinen Brand in einem Zelt. Die Feuerwehr rückte an. So war die Start-/Zielgerade belegt. Das Rennen wurde mit dem Stand gewertet, wie es bei Rennabbruch war. Schade für die Fahrer, daß sie nur ein verkürztes Rennen hatte. Aber viel wichtiger ist, daß außer ein bißchen Sachschaden nichts weiter passiert ist.
Bei den Siegerehrungen des Tages durfte Ledersattel die Medaillen überreichen.
Was für eine Ehre!
Und schwups war dann auch dieser Tag schon wieder zu Ende. Ab nach Hause, kurz erholen. Es folgt ja noch ein dritter Tag.