Danke für eure Rückmeldungen! Markus, über die angebliche Einzigartigkeit der zu Radwegen umgebauten Bahntrassen bin ich auch gestolpert. Dafür ist
diese Seite hier ganz schön umfangreich. Was die Harmonie angeht: Wo in Essen Rad- und Autofahrer aufeinandertreffen, besteht akute Kriegsgefahr. Man freut sich jedesmal, wenn sich alltägliche Verkehrssituationen friedlich und freundlich abwickeln lassen, das kommt ja durchaus vor. Mit der Harmonie auf den geteilten Rad- und Fußwegen ist es sehr wechselhaft, bei uns wie überall anders auch. Mit sozialisierten Leuten klappt es selbst bei Hochbetrieb prima, mit den Vollpfosten gibt es sogar bei relativer Leere Zoff. Wenn Rüpelradler auf Rüpelfußgänger treffen, sollte man Popcorn griffbereit haben.
Knud, mit dem flächendeckend, das ist leider der Knackpunkt. Die zahlreichen umgebauten Bahntrassen bei uns sind wirklich während der schnee- und eisfreien Zeit (Reinigung und Winterdienst gibt es auch auf den asphaltierten Trassen nicht) ein großer Pluspunkt und lassen sich, wenn man nicht gerade auf die kürzeste Strecke aus ist, auch gut in die Alltagswege integrieren. Sie reichen halt bloß nicht in die Innenstädte hinein. Da bleiben je nach Einfallsrichtung noch diverse Kilometer übrig, und die sind dann wirklich nur für geübte Radfahrer mit guten Reaktionen und starken Nerven fahrbar. So komfortable, breite Radstreifen wie am Anfang des Film sind eher die Ausnahme und finden sich nur dort, wo ihre Einrichtung keinerlei Einfluss auf die Anzahl der vorhandenen Autospuren hatte.
Ich habe mal versucht, den Film aus der Perspektive eines vom MIV-Kollaps (sehr realistisch dargestellt!) dauergenervten Essener Autofahrers zu betrachten, und zu überlegen, ob ich jetzt wohl ans Umsteigen denken würde. Aber dann würden mir die ganzen Radfahrer einfallen, die da täglich mit mir im Autostau feststecken oder alternativ hinter gestrichelten Linien zwischen meiner Beifahrertür und den Fahrertüren der geparkten Autos versuchen, den Rückspiegeln rechts und links auszuweichen. Daraufhin wäre ich vermutlich dankbar, im Auto sitzen zu dürfen, und könnte somit deutlich entspannter im Stau stehen als vorher. Also schon ein positiver Effekt!
Scheinbar hat die Stadt Essen inzwischen selber gemerkt, dass das Video nicht so wirklich gelungen ist, jedenfalls kann man es nicht mehr ansehen. Es wäre zu schön, wenn die zuständigen Leute nun statt weiteres Geld in Imagekampagnen zu verbrennen, sich einfach mal an die Arbeit machen würden. Auf den To-Do-Listen, die sie u.a. vom ADFC regelmäßig ausgehändigt bekommen, stehen viele Dinge, die wenig oder sogar gar kein Geld kosten würden, die Sicherheit und die Motivation zum Radfahren aber deutlich steigern könnten. Das positive Image käme dann von ganz allein. Wunschdenken ist ja mal erlaubt… Und der regelmäßige Vergleich mit Hamburg bleibt spannend!