"Beichte" von Lance Armstrong

axiom 1
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"Beichte" von Lance Armstrong

Beitragvon axiom 1 » 18.01.2013, 10:49

Da hat er also - wie erwartet - fast alles im ersten Teil des Interviews gestanden. Irgendwie sehr amerikanisch das im TV zu tun und nicht vor Gericht. Allerdings: der Eintritt für den Gerichtssaal würde nicht in seinen Geldbeutel fließen ...

Wie rücksichtslos er vorgegangen ist erkennt man daran, dass er sich nicht erinnern kann wen er alles verklagt hat, wegen der Menge.

Richtig spannend dürfte der zweite Teil des Interviews werden, gesendet in der kommenden Nacht.

Hoffentlich sind seine Aussagen so eindeutig, dass die Führung der UCI endlich ihren Hut nehmen muss.
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Harterbrocken
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Beitragvon Harterbrocken » 18.01.2013, 14:03

@axiom 1: sehe ich ganz ähnlich.

Ich habe mir das Armstrong-Interview heute Nacht per Livestream angesehen, war etwas nervig angesichts der zahlreichen Werbeunterbrechungen - US-TV eben. Bemerkenswert waren sieben Passagen:

1. Der Interviewstart: Yes or no? Oprah ließ ihm keine Wahl. Gut so. Mit vielen yes, yes, yes, yes - gab er alle Hauptanschuldigungen zu. Ja, er hat gedopt. Ja, er hat betrogen. Ja, er hat alle TdF-Siege gedopt eingefahren. Und ja, er hat alles immer wieder und wieder geleugnet. Nach fünf Minuten hätte das Interview eigentlich zu Ende sein können. Denn substanzielle Details zum System und UCI-Mitwisserschaft hat er nicht rausgelassen.

2. Die Frage nach seinem Dopingsystem: Dem Vorwurf, dass größte Dopingbetrugssytem der Sportgeschichte aufgebaut zu haben, trat er entgegen. Nein, sieht er nicht so. Das hätte es in East Germany (also der DDR) gegeben. Ein komischer Vergleich: Staatsdoping in einer Diktatur mit der freien Willensentscheidung hochbezahlter Profis in Verbindung zu bringen.

3. Sein Comeback: 2009 und 2010 ist er zur TdF zurück gekehrt. Ein Fehler sagt Armstrong. Sonst wäre er wohl unbehelligt mit seinen Lügen durchgekommen. Beide TdFs sei er sauber gefahren, behauptet er. Das darf man ihm vielleicht sogar glauben. Er wurde einmal Dritter und einmal 21. glaube ich.

4. Der Bestechungsvorwurf: Seine Spende an die UCI nach positivem Epo-Befund nach der Tour de Suisse 2001 sei keine Bestechung gewesen. "Ich habe 100.000 $ gezahlt, weil sie mich danach gefragt haben", sagt Armstrong. Oh Mann, einfach mal eben so 100 Riesen an die Sportbehörde, die er nach eigenen Wort nicht mag, zu zahlen, ist schon merkwürdig. Auch wenn man Multimillionär ist.

5. Das Zwischenmenschliche: Wenig glaubhafte Worte fand er für all die Menschen, vor allem den Frauen von Teamkollegen und Masseurin O'Reilly, die ihre jahrelang verklagt und bedroht hat. Er habe mit ihnen telefoniert. Ob das reicht, bezweifle ich.

6. Der verpasste Zeitpunkt: Heute bereut er viel, wenn nicht alles. Besonders nicht mit den anderen Fahrern vor der USADA auszusagen. Er wünschte er hätte es getan. Ich auch.

7. Der Selbstbetrug: Oprahs Frage, wie denn genau gedopt wurde, hat er nicht detailliert beantwortet. Armstrong: Das war für uns wie Reifen aufpumpen, Flaschen auffüllen und eben Medikamente... . Schuldsgefühle? Nein, hatten wir nicht. Das gehörte dazu. Kingt ähnlich wie das was von Telekom-Profis und Co. zu hören war.

Für mich ist sein Kalkül klar. Er sucht die Show, wie immer. Er instrumentalisiert erst die Medien (das Interview fand an seinem Wohnort Austin in einem Hotel zu seinen Bedingungen statt), dann die Öffentlichkeit. Er ist sehr geschickt dabei. Seine Mimik, Körpersprache und Rhetorik sind geeignet, Mitleid zu erzeugen. Wer sich vor der Starmoderatorin Winfrey so einsichtig gibt, wird Symphatien gewinnen. Oprah hat ganz gut gefragt, aber so richtig hart nachgehakt hat sie nicht. Warum nicht?

Nun, die Milliardärin Oprah Winfrey gehört laut Forbes zu den einfussreichsten Frauen auf der Welt. Lange war sie der Star bei CBS oder NBC (hab ich vergessen). Seit zwei Jahren hat sie ihren eigenen Sender OWN (Oprah Winfrey Network). Mit dem läuft es nicht gut; sie ist auf dem absteigenden Ast, hat wenig Einschaltquote. Da kommt Lance Armstrong gerade recht. Seit Tagen wird das Interview mit viel Getöse angekündigt. Es dominierte die Schlagzeilen. Ich halte folgendes für möglich: Da gab es einen Deal zwischen Oprah und Lance - er spricht bei ihr, bringt ihr so die Einschaltquoten hoch. Dafür wird er nicht zu hart ran genommen. Eine klassische Win-Win-Situation. Immerhin durfte das zehnköpfige Armstrong-Beraterteam während des Interviews nicht eingreifen.

Um 3 Uhr MEZ folgt Teil zwo auf
www.oprah.com
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Beitragvon thomas-hh » 18.01.2013, 17:16

Also mich zerreißt es fast. Ich habe den ersten Teil des Interviews inzwischen - ohne Werbeunterbrechungen - gesehen. Jeder soll sich da seine Meinung bilden.

Bemerkenswert ist, dass Armstrong in den Einspielern so häufig behauptet, er habe 100%ig nicht gedopt und nun im Interview hat er 100%ig kein Teammitglied aufgefordert, zu dopen. Wer soll das denn glauben? Okay, ein oder zwei Hardcorefans, die er weltweit noch haben wird, werden ihm jede Lüge abnehmen, aber welcher denkende Mensch glaubt denn, dass ein vom Ehrgeiz zerfressener Lance Armstrong zulässt, dass z. B. ein Teammitglied des berühmten blauen Zuges US Postal hinterhereiert etwa beim Mannschaftszeitfahren? Naja, oder seine Aussage über Michele Ferrari, der - selbstverständlich - nichts mit EPO, Testosteron und Blutbeuteln zu tun hat.

Nein, tut mir Leid, aber das ganze Interview gibt sicher nur einen Teil der Wahrheit wider. Und ich erwarte nach seinen Einlassungen im ersten Teil nicht, dass er sich über McQuaid und Verbruggen, Ferrari, Bruynel etc. dahingehend äußern wird, dass dieses mafiöse Geflecht aufgelöst werden kann.

Natürlich wünschte ich mir, dass der McQuaid-Familienbetrieb (Vater, Sohn, Bruder) UCI mit neuen Köpfen einen Neuanfang beginnen kann. Und ich wünschte mir, dass endlich Namen und Teams genannt werden, damit der Radsport die Chance bekommt, ebenfalls mit überwiegend sauberen Fahrern neu zu beginnen. Sicher neige ich dazu, zu behaupten, dass Greipel, Gerdemann (warum wollte die ASO eigentlich nicht sein Angebot annehmen, als "Gläserner Fahrer" der Öffentlichkeit zu beweisen, dass er sauber ist?) etc. keine verbotenen Hilfsmittel nehmen. Aber ich wollte auch nie glauben, dass Zabel dopt.

Man wird schnell als Nestbeschmutzer beschimpft, wenn man derartige Erwartungen äußert, aber das ist immer noch besser, als mit geschlossenen Augen so zu tun, als sei alles in bester Ordnung.

Es gibt wohl kaum eine Sportart (okay, vielleicht Dart), in der nicht zu unerlaubten Hilfsmitteln gegriffen wird. Es nützt aber auch nichts, herum zu jammern, dass immer nur über den Radsport geredet und geurteilt wird. Selbstverständlich nervt mich die Verlogenheit von ARD und ZDF, die nicht mehr über die Tour berichten, dann aber stundenlang die Leichtathletik-WM zeigen und man sich fragen muss, wie oft sich Hammerwerferinnen eigentlich am Tag rasieren müssen, um nicht mit Vollbart anzutreten.

Und mich nervt die Verlogenheit, die z. B. Australien an den Tag legt, wenn man nun Millionen an ANTRITTSgeldern von Armstrong zurückfordern will, die man gezahlt hat, damit er Downunder überhaupt an den Start geht, obwohl es, zwar zu dieser Zeit unbewiesen, aber doch immerhin immer die Vermutungen gab, dass er nicht sauber fährt.

Trotz allem, Doping hin oder her, muss ein Fahrer erst einmal die Leistung bringen, die beklopptesten Etappen bei brüllender Hitze oder Eiseskälte oder strömendem Regen bei Streckenlängen von 200 und mehr km zu fahren. Immer noch höher, immer noch weiter, bei zum Teil fürchterlichen Straßenverhältnissen - wen wundert es denn da? Ich glaube, es war der Giro 2010 oder 2011. Damals habe ich gehofft, dass man sich im Peloton darauf einigt, einfach stehen zu bleiben und zu sagen: So geht es nicht mehr. Ja, richtig, es war 2011, als Wouter Weylandt beim Giro tödlich verunglückte, sein Team abreiste und vom Veranstalter nur Unverständnis erntete. Das wäre der richtige Zeitpunkt gewesen.

Ich war nie ein Fan von Armstrong und ich werde nie einer sein. Vielleicht wäre ich es jetzt geworden, wenn er die Chance genutzt hätte, wirklich reinen Tisch zu machen. So aber bleibt nicht nur ein Gschmäckle, sondern ein ziemlich undefinierbarer Mief, der sich aber u. U. in Wohlgefallen auflösen wird, wenn Lance Armstrong doch noch vor eine Grand Jury muss.

Und ja, ich werde mir den Giro und die Tour ebenso ansehen, wie die Klassiker. Trotz allem.
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Drogen

Beitragvon Janibal » 18.01.2013, 17:21

Mit dem Hintergrundwissen von HarterBrocken erscheint es alles in einem anderen Licht. Es geht mal wieder ums Geld, wie immer. Und gleichzeitig versucht der Lance möglichst heile da raus zu kommen. Nicht aus dem Rechtsstreit oder aus irgendwelchen Verträgen, sondern aus seiner Selbstzerstörung. Er war schon mal körperlich tot und hat eine zweite Chance bekommen. Die hat er auch wieder körperlich überlebt. Neu für ihn ist, das der Mensch sich auch seelisch töten kann. Der Erfolg gibt ihm recht im Umgang mit Betrug und Lieblosigkeit. Aber jedes Stück Unehrlichkeit ist wie ein Wurm, der sich in die Seele frist und irgendwann meldet die sich. Nun versucht er den Wurm als Ballast abzugeben, an die Zuschauer. Was bleibt sind Löcher, die nur schwer heilen.

Was Lance gerade macht ist reine Selbsterhaltung, sonst ertrinkt er in sich. Wenn er es schafft, Ablass zu bekommen, dann kommt eine Welle von Geständnissen. Die Sportler sind da harmlos, sie haben "nur" die Zuschauer betrogen, was ist mit den ganzen Managern, die im "Straßenbau" fleißig sind und unter "Doping" super Entscheidungen herbeifahren, die dann den Steuerzahler Milliarden kosten?

Für mich zeigt der Lance menschliche Züge und er hat damals nur die Gesellschaft Spitzensport optimiert.

Ein Hoch auf alle, die vorm Drogenkontakt die Folgen von unehrlichen Erfolg erkennen und es sein lassen.
St. Jan
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Beitragvon Harterbrocken » 18.01.2013, 19:02

thomas-hh hat geschrieben:Man wird schnell als Nestbeschmutzer beschimpft, wenn man derartige Erwartungen äußert, aber das ist immer noch besser, als mit geschlossenen Augen so zu tun, als sei alles in bester Ordnung.
Ein wahres Wort. 100 Prozent Zustimmung!

Man muss die Post, die Franz Josef Wagner täglich in der Bild veröffentlicht, nicht mögen. Mich empört sie auch oft. Aber was er bereits gestern über Armstrong geschrieben hat, dürfte doch die Gefühlswelt vieler (ehemaliger) Radsportfans wiederspiegeln.

Bild
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Beitragvon thomas-hh » 18.01.2013, 19:35

Ich bin immer noch Radsportfan :) .

Beschissen fühlen kann sich eigentlich nur jemand, der mit Armstrong gefahren ist, entweder in seinen Teams oder im Peloton. Und auch nur dann, wenn er selbst nichts genommen hat. Diese Fahrer gibt es bestimmt und wenn, dann vermute ich, werden viele Deutsache dabei sein. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass, mal abgesehen von Greipel, sie deswegen oft hinterher fahren, weil sie untrainiert oder weniger leistungsfähig sind, sondern weil einige von ihnen nicht vorhaben, tot vom Sattel zu fallen.

Mich enttäuscht ein gedopter Armstrong an sich nicht. Mich enttäuscht ein Armstrong, der angeblich eine Beichte ablegt - und auch nur die Salamitaktik verfolgt. Und die Typen schützt, die nicht schützenswert sind.

Profiradsport wird es noch lange geben. Aber zuvor braucht es einen Neuanfang, ohne Armstrongs, Hamiltons etc. und vor allem ohne das korrupte Gesindel an der Spitze der UCI.
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Beitragvon BikeMike » 18.01.2013, 19:48

Ehrlich gesagt, habe ich von dem Interview absolut nichts erwartet und erwarte mir auch von Teil 2 keine neuen Erkenntnisse. Lance gibt lediglich das zu, was schon alle wussten. Er hat jetzt lediglich die unabweisbaren Tatsachen bestätigt. Dabei versucht er getreu seiner alten Masche immer noch seine Hände in Unschuld zu waschen und bezichtigt seine ehemaligen Teamkollegen auch noch der Lüge.

Bei Lance geht es alleine um Geld, Einfluss und Macht. Wer mal die Aussagen der ehemaligen Teamkollegen lesen möchte, um sich ein Bild von den Aussagen unter Eid vs. Aussagen von Lance bei Oprah zu machen, kann hier mal gucken. Stehen auch noch andere interessante Dinge drin (wie z. B. Einkünfte DZ):

Jonathan Vaughters - http://d3epuodzu3wuis.cloudfront.net/Va ... idavit.pdf
David Zabriskie - http://d3epuodzu3wuis.cloudfront.net/Za ... idavit.pdf
Christian Vande Velde - http://d3epuodzu3wuis.cloudfront.net/Va ... idavit.pdf

Gruß,
Mike
IF CYCLING WERE EASY, THEY WOULD CALL IT FOOTBALL

Touren bei Strava:
http://app.strava.com/athletes/1939367
Touren bei Gpsies:
http://www.gpsies.com/mapUser.do?username=UlliS
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Beitragvon crumble » 18.01.2013, 21:37

Harterbrocken hat geschrieben:Aber was er bereits gestern über Armstrong geschrieben hat, dürfte doch die Gefühlsfeld vieler (ehemaliger) Radsportfans wiederspiegeln.
Vielleicht die der LA Fans. Meine nicht. Ich bin froh, dass er was auf den Deckel bekommt, egal von wem. Ich konnte ihn noch nie leiden. Spaetestens seit er Ulle angemacht hat, dass er nicht genug trainieren würde. Erst recht nachdem Ulle auf ihn gewartet hat, umgekehrt aber nicht.

Der Typ wäre für seine Siege über Leichen gegangen und sieht immer noch nicht ein, dass er so nicht weiter machen kann. Viele Profis von seiner Generation sind dem Radsport treu geblieben. Ersten weil die meisten kaum was anderes gelernt haben, aber auch weil sie den Sport lieben und ihn leben. Armstrong kam mir immer nur so vor als ob er nur auf dem hoechsten Treppchen stehen will. Das haette auch jede andere Sportart sein können, bei dem nur er in den US-Medien auftaucht. Ausserhalb der Tour hat man nur sehr wenig von ihm gehört.

Und womit will er einen Fan betrogen haben. Die Fans haben von den anschuldigungen gewusst. Das war ein Jahrzehnt lang ein offenes Geheimnis. Man hat nur nicht gewusst, was in welcher Dosis geschluckt wurde.

Die eigentlichen Betrüger sind in meinen Augen die Medien, die erst Helden aufbauen, um sie hinterher zu zerreissen. Alles fuer ihren eigenen Quartalsbericht.

Wo haben denn ARD und ZDF über die Fahrer und Mannschaften berichtet die nicht an der Spitze fahren? Innerhalb einer 4stündigen Etappe kann man auch mal etwas anderes vorstellen als Schlösser und stets dieselben vier/fünf Grundbegriffe. Erst recht wenn sie vorher grosskotzig ankündigen auch über dopingfreie Verlierer zu berichten.

Natürlich macht es mehr arbeit einen interessanten Bericht aus dem Peloton zu ergattern oder etwas interessantes über einen Mechaniker zu berichten. Aber hei, es ist der Job eines Journalisten da was brauchbares draus zu machen.

Alleine das würde jede Menge Druck von den Mannschaften nehmen. Sie müssen so ihre Fahrer nicht zum Doping zwingen, wenn sie es auch frei in die Medien schaffen. Siege waeren nicht mehr zwingend notwendig. Jeder Sieg waere ein schoenes fettes Zubrot, aber man koennte auch als kleineres Team ueberleben, dass einfach nur mitfaehrt und fuer ein paar spoannende Momente sorgt.

Wo sich die Fernsehsender noch damit raus reden können, dass die Themen zu speziell für ihre Zielgruppe wäre, ist das für die Fachzeitschriften extrem peinlich. Ich will nicht den 10ten Aufguss eines Tests von Ueberschuhen lesen, der ausser dem Preis und das Material keine nuetzlichen Informationen enthaelt. Ich will ein paar Ueberlebenstipps in einem engen Feld von einem Wassertraeger. Ich will wissen welche Tricks so ein Mechaniker fuer Notreparaturen hat und was sein Lieblingswerkzeug ist.

Ja, auch das wird sich wiederholen, ist mir aber lieber als das 20te must have Foto eines Riegels, der in dergleichen Zeitschrift beworben wird.

Solange es nur Sieger und Tote in die Berichte schaffen, kann es keinen sauberen Radsport geben. Und so lange kann mich Lance nicht betrügen, denn ich weiss, dass er nicht anders konnte, wenn er von dem Sport leben wollte.

Fuer sein Umfeld hoffe ich, dass er die Ars*ch-Rolle nur fuer die Oeffentlichkeit spielt. Denn wenn das alles nur zur Show gehört, werde ich noch nachträglich zum Armstrong-Fan. Sympathie hin, Doping her; eine gute Show liefert er uns bis heute!

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Beitragvon Zeven5 » 18.01.2013, 21:52

:mad: :mad: :mad: Ich bringe es für mich auf den Punkt. Entäuscht und beschissen sind DIE einfachen Hobbyradfahrer, wie ich, die nur aus reiner Freude Rennrad fahren und KEINE Ambitionen haben, irgendwas zu gewinnen oder einen besonders tollen Schnitt zu fahren. Für die war Armstrong ein Radfahrer, den man auf Grund seiner Leistung bewunderte und sich nicht vorstellen konnte, was alles machbar ist. Mit welchem Stolz bin ich mit den Radtrikots seiner Teams durch die Gegend gefahren. Diese Menschen hat er richtig enttäuscht und NICHT irgendwelche andere Radprofis.

Ich glaube, dass der gesamte Rennradprofibereich nach diesem Armstrong-Desaster einfach nur unglaubwürdig ist. Natürlich gilt die Unschuldsvermutung, aber ehrlich, die Wahrscheinlichkeit, dass die Unwahrheit gesagt wird, ist doch jetzt noch größer, als je zuvor.

Jetzt stellt sich die Frage, wohin mit den US Postal Service Trikots?
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Beitragvon kocmonaut » 18.01.2013, 23:25

ist doch klar worauf es hinaus laufen soll. Schon Jan Ullrich sagte: "Ich habe niemanden betrogen". Ergo: "ich habe das getan, was alle wußten/gemacht haben".

In die gleiche Kerbe schießt/scheißt Lance: "... war wie Luft aufpumpen /Wasserflasche auffüllen..." also wieder die Alltagstheorie.

Er will beweisen, dass es kein "Betrug" sondern "Gleichberechtigung" war. Er war der Beste aller Doper, folglich wäre er auch der Beste aller Nichtdoper gewesen. Ziel: Wenn kein Betrug, will/muss Lance auch keinen Pfennig zurückzahlen.

Ach nee: seit 2005 hat er nicht mehr gedopt (wurde scheinbar noch nicht bewiesen). Übrigens: Mein Papa ist der Prinz von Zamunda! Wenn Ihr das bestreitet, verklage ich Euch!

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Beitragvon Helmut » 18.01.2013, 23:51

thomas-hh hat geschrieben:So aber bleibt nicht nur ein Gschmäckle, sondern ein ziemlich undefinierbarer Mief, der sich aber u. U. in Wohlgefallen auflösen wird, wenn Lance Armstrong doch noch vor eine Grand Jury muss.
Auch ein amerikanisches Gericht wird es mit Armstrong nicht einfach haben. Im Jahr 2005 hatte er unter Eid ausgesagt, niemals gedopt zu haben. Leider ist sein Meineid bereits verjährt. Siehe

http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1406987

In einer Beziehung ist es zunächst egal, ob Armstrong die Verdächtigungen gegen die UCI bestätigt oder abstreitet. So oder so sollte Pat McQuaid längst zurückgetreten sein, um für seinen Sport nicht weiter eine massive Belastung zu sein. Das ist so in der Politik, sollte in der Radsportpolitik nicht anders gehandhabt werden. Warum tut er es nicht? Weil er etwas verbergen möchte?
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Beitragvon crumble » 19.01.2013, 00:17

kocmonaut hat geschrieben:Er will beweisen, dass es kein "Betrug" sondern "Gleichberechtigung" war. Er war der Beste aller Doper, folglich wäre er auch der Beste aller Nichtdoper gewesen. Ziel: Wenn kein Betrug, will/muss Lance auch keinen Pfennig zurückzahlent
Damit hat er ja leider recht.

Schön wäre es, wenn von denen mal welcher ihre Fehler einsehen und dennoch ihrem Sport treu bleiben würden. Wenn das in der UCI nicht geht, dann halt in Le Seconde UCI.

Eine komplett dopingfreie Welt wird so realistisch sein, wie eine Welt ohne Drogen und Waffen. Aber man kann das System so gestalten, dass man nicht zwingend dopen muss, um in ihm zu leben.

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Beitragvon Helmut » 19.01.2013, 00:55

crumble hat geschrieben:
kocmonaut hat geschrieben:Er will beweisen, dass es kein "Betrug" sondern "Gleichberechtigung" war. Er war der Beste aller Doper, folglich wäre er auch der Beste aller Nichtdoper gewesen. Ziel: Wenn kein Betrug, will/muss Lance auch keinen Pfennig zurückzahlent
Damit hat er ja leider recht.
Ja, aber nur gegenüber den anderen im Peloton. Nicht nur die Zuschauer, also auch uns, hat er betrogen. Die Vorgabe lautete, Radrennen ungedopt zu gewinnen. Das hat er nicht getan, hat darüber selbst unter Eid gelogen.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Beitragvon Harterbrocken » 19.01.2013, 18:57

Der zweite Interviewteil hat mir keine weiteren Erkenntnisse gebracht. Leider. Es war emotionaler, Eingeständnis gegenüber seinem Sohn und so. Aber echte Einsicht sieht anders aus und hört sich anders an. Es ist eiskaltes Kalkül. Er will zurück in den Sport. Das sagt er ja auch ganz offen. Und die Kohle ist weg. 75 Mio. $ an dem Tag, als seine Sponsoren ausstiegen.

Und nun? Nun packt er hoffentlich auch bei den Dopingfahndern und Sportbehörden aus und das vollumfänglich. Nur so hätte der Profiradsport was davon. So oder so ist der Imageschaden immens und es wird dauern, bis diese Sportart wieder Glaubwürdigkeit gewinnt. Die Sportler mögen neue sein, die Strukturen sind alt. Und unter den Teamchefs noch jede Menge schwarze Schafe wie Bjarne Riis. Aber: Mich würde es auch nicht wundern, wenn Armstrong in ein paar Jahren als Teamchef wieder auftaucht. In dieser Sportart ist alles möglich. Vielleicht muss er ja auch in den Knast. Genaues weiß man noch nicht.
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Beitragvon Speedmanager » 19.01.2013, 20:18

Harterbrocken hat geschrieben:Aber echte Einsicht sieht anders aus und hört sich anders an. Und nun? Nun packt er hoffentlich auch bei den Dopingfahndern und Sportbehörden aus und das vollumfänglich.
Wird davon abhängen, welche Zugeständnisse ihm jetzt noch gemacht werden und welche Deals er aushandeln kann. Von Andreas Klöden kann man ja auch nicht erwarten, dass er "einfach mal so" seine Kenntnisse preisgibt.
Harterbrocken hat geschrieben:Und unter den Teamchefs noch jede Menge schwarze Schafe wie Bjarne Riis.
Oder Rolf Aldag. Zur Zeit zwar streng genommen kein Teamchef, aber immer noch in der Führungsetage dabei.

Wie ich gerade auf Rolf komme? Keine zwei Wochen vor dessen Dopinggeständnis ("Wir haben es nur mal ausprobiert. Ganz ehrlich. Und auch nur damals, vor der Verjährung") konnte ich in einem "Tour"-Interview noch lesen: "Haben Sie jemals Dopingmittel genommen?" "Nein, nie. Ich hätte ja keine Nacht mehr ruhig schlafen können."

Auf dem daneben gezeigten Foto konnte ich keine Augenränder erkennen. Fand ich auch nicht viel ehrlicher.
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Beitragvon Helmut » 19.01.2013, 21:10

Ich hab mir erlaubt im Namen dieses Fred das Wort "Beichte" in Anführungszeichen zu setzen. Mit Beichte hatte das nichts zu tun. Er hat weniger erzählt, als die Ermittlungsbehörden eh schon wussten. Um so viel heiße Luft vorher gezielt einen Rummel zu machen, um Quote zu erzielen, ist eine Unverschämtheit.

Ich hoffe sehr, Lance Armstrong wird noch mal ein richtiges Interview erleben, vor einem amerikanischen Gericht. Die 75 Mio Dollar, die er an einem Tag verloren hat, sind nicht Strafe genug, hat er doch auf der Basis illegalen Handelns ein auf mehrere hundert Mio. Dollar großes Vermögen angehäuft.

Ach ja, und diese Stichwortgeberin namens Oprah Winfrey sollte schnell der Vergessenheit anheim fallen. Auch der glaube ich kein zweites Mal.

Siehe auch http://www.spiegel.de/sport/sonst/tv-do ... 78500.html
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Beitragvon kocmonaut » 19.01.2013, 23:32

ich weiss nicht wie es richtig geht. Es folgt: Zitieren für Arme (copy & pasta):

Helmut schrieb " ja, aber nur gegenüber den anderen im Peloton. Nicht nur die Zuschauer, also auch uns, hat er betrogen."

Nee, uns hat er nicht betrogen, er uns nur getäuscht/verarscht. Wir sind Konsumenten. Und mit Konsumenten darf man das machen. Das ist unsere zugewiesene Aufgabe, damit der Rubel rollt. Manchmal will der Konsument sogar getäuscht/verarscht werden. Dann guckt er Dschungelcamp oder DSDS. Seltsam: manchmal begreift der Star nicht, dass die Konsumenten bereits wissen dass sie verarscht werden. Dann nimmt es ein tragisches Ende (Milli Vanilli, Marco Pantani).

Die Freude am Radsport ziehe ich weiterhin aus meinem eigenen Tun und nicht aus der Kasperei des Profi(t)tums

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Beitragvon Harterbrocken » 20.01.2013, 08:45

kocmonaut hat geschrieben:Die Freude am Radsport ziehe ich weiterhin aus meinem eigenen Tun und nicht aus der Kasperei des Profi(t)tums.
Klasse und treffend formuliert. So geht es wohl sehr vielen Radfans.
Profi(t)tum - genau das ist es. Es geht mehr um viel Kohle als um fairen Sport. Nur das Wort Kasperei würde ich ersetzen - und zwar durch "Betrügereien" oder "kriminelle Machenschaften".
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Beitragvon Helmut » 21.01.2013, 00:26

Wo bleiben eigentlich die Entschuldigungen bei all den Menschen, die er weltöffentlich fertig gemacht hat, um sein Lügengebilde zu schützen?

Gefunden in Pressespiegel des BDR:

http://www.focus.de/sport/radsport/rads ... 01796.html

Auch dort gefunden: Jan Ullrich will nicht wie Armstrong öffentlich über Doping reden. Gut so! Wer - was ich gut verstehen kann und jedem zubillige - nicht weltöffentlich all seine Sünden bekennen will, sollte einfach Schweigen.

http://www.focus.de/sport/doping/ich-ge ... 01756.html
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Beitragvon Helmut » 22.01.2013, 23:09

Gefunden im Pressespiegel des BDR:

Tony Martin zu dem Interview von Lance Armstrong: „Wenn man bedenkt, dass er dafür mit Sicherheit auch noch eine Menge Geld kassiert hat, wird einem ganz anders“ Siehe

http://www.focus.de/sport/radsport/rads ... 03071.html

DOSB-Präsident Thomas Bach hat seine Kritik an der öffentlichen Dopingbeichte von Lance Armstrong erneuert. „Da fehlt mir jedes Verständnis.“... Siehe

http://www.focus.de/sport/radsport/rads ... 02567.html

Nach der Dopingbeichte von Lance Armstrong plant Hollywood einen Film über den Sturz des ehemaligen Radstars. Der Streifen trägt den Arbeitstitel „Cycle of Lies: The Fall of Lance Armstrong“. Die Buchvorlage erscheint im Juni. Siehe

http://www.handelsblatt.com/radsport-ar ... 67954.html
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Beitragvon Bagdad-Biker » 23.01.2013, 06:10

Muss man Lance ja lassen, zu verkaufen weiß er sich.
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Beitragvon Helmut » 24.01.2013, 02:11

Gefunden im Pressespiegel des BDR:

Hier der Kommentar von BDR-Präsident Scharping zu dem Interview: "Seine sogenannte Beichte bei Oprah Winfrey war heiße Luft, eine amerikanische Soap Opera."

Siehe http://www.handelsblatt.com/radsport-do ... 73908.html
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Beitragvon Rose » 04.04.2013, 15:10

Lance hat das Schwimmen für sich entdeckt.

http://www.bild.de/sport/mehr-sport/lan ... .bild.html
Mad4Campy
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Konkursus
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Beitragvon Konkursus » 04.04.2013, 20:57

nee, nee - ist auch schon wieder vorbei, nachdem sich die FINA eingeschaltet hatte, na sowas...

Ko
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Rose
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Beitragvon Rose » 04.04.2013, 21:00

Heute Morgen war er noch Schwimmer :HaHa:
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