2. Lauf Stevens CycloCrossCup '14, Norderstedt (Ber.+Bilder)

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Janibal
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2. Lauf Stevens CycloCrossCup '14, Norderstedt (Ber.+Bilder)

Beitragvon Janibal » 06.10.2014, 00:26

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Stevens Cup 2. Lauf am 5.10. in Norderstedt

He Lene

Grundlegend und ökologisch bietet es sich an, mit dem Rad anzureisen. Grundlegend, weil noch von gestern 5 bar Druck auf dem Reifen ist und weil es nicht so weit ist, das gleich die Luft aus mir raus ist. Ökologisch, weil sonst der Nordpol in 30 Jahren mit dem Schlauchboot zu erreichen ist.

Kurz nach dem Aufstehen um 7 nach 11 schnell die sieben Sachen zusammengepackt:
1. Kamera
2. Handy
3. Geld
4. Brot
5. Helm
6. Fläschken
7. Leibchen

Auf halber Strecke dann die Erkenntnis, dass die Akkus der Kamera es vorgezogen haben, in der Ladestation liegen zu bleiben. War wohl deutlich zu früh, nach den anstrengenden Tagen zuvor. Wie sagte doch Eddy Merx, ein bekannter Belgier, „Totalement je n'aime pas“ (I totally do not care, Sono assolutamente non mi interessa, Ist mir total egal, Estoy totalmente de no me importa) in solchen Fällen. Aber schöner wäre es. Also heute keine Bilder von mir.

In Norderstedt wird gerade eine Umgehungsstraße gebaut. Sie umgeht die AKN Bahn in Richtung Erdmitte. Ich fahre sie, die Umgehung. Hier merke ich, dass die Beine entweder das Akku nicht geladen haben oder vergessen haben. Das ist nicht so egal, schon gar nicht total. Hatte ich doch noch am Freitag in HH-Horn beim 1. Lauf des Stevens Cups bei der größten glanzvollen Siegerehrung der Dutzend Ü40 Hobbycrosser meinen Nebenmännern was von Einholen, Überholen, Staub, Schlucken, schlecht Schlafen versucht einzureden. Und nun komme ich nicht mal unter der Bahn durch. Aber ich habe den Start gefunden, nicht so wie 2013. Mal sehen, ob 2015 noch was an der Waldtribühne läuft. Die Umgehungsstraße zielt genau in den Wald. Und wer “Per Anhalter durch die Galaxis” gelesen hat, weiß, dass für Umgehungstraßen schon mal Planeten weichen müssen, da sind Wälder nicht zu erwähnen.

Gleich in der Schlange von Autos treffe ich auf Jörg, Los Vannos und Clemens. Hier bin ich richtig. Jörg möchte das amtlcihe Kennzeichen seines Skoda CX Mobils gegen seine Startnummer von 3peaks tauschen, weiss aber nicht, ob er die vorne oder hinten anbringt, weil er nur eine Startnummer hat. So hat sie einen Ehrenpaltz hinter Heckscheibenglas mit Heizung gefunden.

Lizenzsenior 2 Jörg macht sich für sein Rennen warm. Wobei es immer noch sommerlich ist und keiner frieren muss, auch wenn er keine Haare an den Beinen hat. Auf dem Vorplatz gibt es Essen, auch warm, Getränke, Helene Fischer aus der Dose, Start und Ziel, Anmeldung, exzellenten Live Kommentar, Podest zum Üben und Bretter zum Drüberhüpfen. Was begehrt das Crosserherz mehr? Habe gehört, etwas weniger Frau Fischer mit “Athemlos durch die dritte Runde” und dafür Bass oder Gitarre. Aber das ist Geschmackssache.

Sehe gerade noch die weibliche Elite von hinten, wie so oft, und gehe selbst auf eine Runde im Weihnachtsbaumwald. Wer hier hart fällt, fällt seitlich gegen einen Baum, oh Tannebaum. St. Lars redet später etwas davon, dass die magnetisch sind und Vorderräder anziehen. Könnte sein, auf alle Fälle ist Haut weicher als Rinde. Wobei an dieser einen Stelle der Baum mir ein Bein (Wurzel) gestellt hat und ich mich dann an seine Seite geworfen habe. Aber erst in meinem Rennen. Bei den Sen2 startet St. Lars verdammt schnell und kommt als erster in die Kurve. Würde mir Starttod nie passsieren. Alle dicht auf, auch der Hof hat seine Kühe Björn und Goschi im Rennen. Beide hatten in HH-Horn noch durch Defekt oder künstlerische Fahrtechniken geglänzt, heute ist besonders Björn nicht zu halten. Goschi wird am Ende noch von Jörg gezähmt, alle sind in den Punkten, denn für Start/Ziel? Gibt es zwei Punkte. St. Lars zahlt für zu hohes Tempo, vorgestern, gestern und heute zu Beginn, die Rechnung und lässt noch zwei Crosser durch, trotzdem ist er schwer zu frieden. Ganz Dano-like sollen auch andere mal eine Chance haben. Dano wird wieder bei der Herren Elite mitfahren und hier nicht bei den Sen2.

Gehe noch mal auf die Runde. Der Boden hat nun eine Ideallinie. Die so gefürchteten Bunker habe ich in der ersten Runde Probe gefahren. Etwas tricky, aber machbar. Bitte vorher den richtigen Gang wählen. Nach den Hüpfbrettern (nicht die abgerundeten Entschleuniger nach dem Start) ist im Wald noch eine Kuhle mit Anhäufung (fast so hoch wie die Treppe ganz am anderen Ende). Im dritten Versuch schaffe ich diese Stelle ohne mit dem Fuß den Boden zu berühren. Problemzone. Von hier heisst es nur noch Drücken und das Ziel ist in Sichtweite. Doch jetzt ist die Sicht versperrt durch die Hobbys U40 und die Hobbydamen. Los Vannos ist mit dabei. Er wird durch sein punkteloses Auftreten in HH-Horn nicht in die Startbox gerufen und muss aus dem Feld starten. Kurz fragt mich eine Dame, ob ich auch bei U40 mitfahren würde, sähe nicht so aus. Und das bevor ich meine 40 min gefahren bin.

Ich gehe zu meiner Problemzone, nein nicht zu den Augen- oder dem Rettungsring, sondern zur zweithöchsten Erhebung auf der Strecke. Bei der Tour wäre das so was wie Alpe d´Huez und die Treppe der Galibier. Die Hobbyfahrer von Stevens machen das im Unterlenker. Und Los Vannos auf Platz weit vorne. Schnell nehme ich mit Jörg Kontakt auf. Nächste Runde wird gezählt. Hat der Mann doch auch neben mir, Jörg, Lars, Mario und Motta in den Tagen (Horn und EBZF Klingberg) davor immer 40 min Vollgas gegeben. Tatsächlich, es deutet sich bei den Frauen ein Führungswechsel an und Los Vannos Marcus ist auf der 10, dicht gefolgt von einem Breitschwert (MTB). Die haben bei der Strecke Vorteile in den Wurzelzonen, der Crosser ist dafür schneller im tiefen Geläuf und auf den Geraden. Nächste Runde, MarKuss bleibt vorne, und noch eine Runde. Fährt meine Problemzone, das Breitschwert strauchelt. Letzte Runde, MarKuss vor Breitschwert, MarKuss drückt, Breitschwert folgt, MarKuss weiter vorne, MarKuss vor Breitschwert, MarKuss gewinnt das Duell, MarKuss, Kuss, Kuss...

Jetzt 60 min Elite Herren. Schon in der ersten Kurve ein Verbremser. Doch der Akrobat bleibt im Sattel. Erste Runde an den Brettern, die beiden U23 Jungs von Stevens gefolgt von Dano. Mittlerweile hat sich am Bunker eine Zuschauermenge eingefunden, die selbst der HSV vor wenigen Wochen nicht im Stadion hatte. Genau wird beobachtet, wie der Bunker zu fahren ist. Die Jungster versuchen noch einen großen Bogen, der bringt mehr Schwung für den Anstieg. Dano driftet innen durch und fährt quer den Anstieg hoch. Alles belichtet von Danos Petra.

Bild
Bild von na, Petra. r.n.l. ich, St. Lars, Tonicarboni, Goschi

Ich schaue mir noch mal etwas Professionalität bei meiner Problemzone an. Ein Pferd springt nur so hoch, wie es muss und wie ich sehe, ist Absteigen gar nicht so schlimm. Selbst Dano überläuft hier zwei aus der Runde davor. Bevor die 60 min Speeddarstellung von Dano und seinen “Kindern” zu Ende geht, gehe ich an den Tresen. Goschi hat schon Bier, ich belasse es mit Doping. Zum ersten mal trinke ich einen Kaffee. Mit viel Zucker geht das. Vom Kuchen noch ein Leckerlie dazu und es könnte für mich los gehen.

Warmfahren auf der Strecke, Mario und Kuh Marco vor mir. Mario hatte letzte Woche einen Sturz, musste genäht werden, ist aber schon in Horn mit dabei gewesen. Geübt durch Q/P/E jetzt aber mal mit Zeitnahme. In Horn hat er in der dritten Runde Platten gefahren. Gestern beim Zeitfahren lief es gut und heute hat er noch mal frei bekommen. Irgendwann muss auch er mal die Glocke hören und eine Zeilzeit haben. Marco ist bekannt für Stürze, in Horn erst in der letzten Runde bergauf. Gibt es ein Wunder heute? Und dann ist da noch Motta. Kommt aus Eutin, das ist da hinten kurz vorm Berg. Hat einen Hang zu Nostalgie. Ist nicht schlimm, immerhin sind die Sachen dann erprobt. Hat auch noch einen Hang zu übertreiben. In Horn noch mit seinem Mädel mit dem Auto angereist, gestern nach Bad Oldesloe mit dem Rad und zurück. Heute wieder mit dem Rad, und zurück. Er sagt nicht: “100 gehen immer”, sondern 100 extra gehen immer.

Und der Motta ist dann auch der, der mich Starttod nach der ersten Schikane überholt. Durch meine glückliche und hervorragende Leistung von HH-Horn werde ich in eine Startbox gelobt. Wie immer komme ich ganz gut weg, es fehlt aber die letzte Entschlossenheit. In den ersten Kurven ist die Reihenfolge eigentlich klar, aber halt nur eigentlich. So verliere ich wieder Plätze und sehe mich hinter min. 10 Fahrern. Schlimmer erwischt es Mike von St.Pauli. Hinter mir muss es dann doch nicht nur eigentlich gewesen sein, sondern auch noch unklar und so gab es Bodenkontakt. Ganz gut ging es dann durch die erste Runde, ganz ganz gut sogar für Marco. Er hatte aus dem Feld ohne Startbox es fast ganz nach vorne geschafft, ohne Sturz. Bis zu meiner Problemzone. Da ich keine Kamera habe, will ich das da mal versuchen zu beschreiben:

Anfahrt über einen kleinen Wall. Erst hoch, dann wieder runter, mit Abbruchkante. Alles zwischen den Tannen auf losen weichen Boden. Dann weider den Wall hoch und Rechtskurve und noch mal hoch, doch seitlich links abfallend mit kleinen losen Wurzeln. Oben auf Alp d’huez geht wieder runter in eine Linkskurve. Und dann weg. Ich kam gerade zum Wall, da sehe ich doch den Marco von Alpe d’Huez abstürzen, vom zweithöchsten Punkt der Tour. Und nicht nur so seitlich runter rutschen, nein, fast einen Flugsalto mit Rad. Und dann auch nicht in Fahrtrichtung, sondern nach rechts, links wäre wenigstens die Strecke gewesen. Das sieht nicht gut aus, das sieht nach Marco aus. Natürlich bildet sich ein Stau durch Schaulustige. Ich habe genug Bilder von Marco im Kopf und trage mein Rad vorbei. Marco steht schon wieder, ein gutes Zeichen. Er versucht gerade noch sein Rad zu befreien, das Flatterband hat sich in seinen Lenker verliebt und eine paar eifersüchtige Äste hängen auch noch quer. Wie bei jedem Streit fallen ein paar Worte, die ich den jugendlichen Lesern vorenthalten werde. Später sagt er, er hätte kurz “Atemlos durch die Nacht” gehört, dass es kurz ziemlich dunkel vor den Augen war.

Heute orientiere ich mich nach vorne, Stellung sichern nur im Bunker. Aber gerade hier kommt das Feuer aus gefühlt tausend Kehlen. Jungs und Mädels, ganz große Ansagen. Habe gehört, bei der Dackelschneiderveranstaltung Cyclassics auf der Mö soll es ähnlich sein. So folge ich den Spuren von Dano, innen durch und seitlich hoch. Schon jetzt verfolgt mich Mike von St.Pauli. 10 mal denke ich, ich lass ihn vorbei und mache ihn nervös. 10 mal denke ich, der kann nur folgen und beim Cycloscross hinterherfahren, ist deutlich schwerer als vorne weg. Also Gas, jede Runde hundert Prozent fehlerfrei (H.F.). Irgendwann hat der Vorsitzende vom Golden Pudel Club Matthias die Kette unten oder der Aschenbecher ist voll. Dann muss ich den Worten von HH-Horn Taten folgen lassen und überhole einen Platzierten von vor zwei Tagen. Er wird wach und bleibt dran. So geht es durch die Runden. Meine Problemzone schaffe ich nun fahrend. Es ist das letzte Stück der vorletzten Runde. Ich gebe dann mal 120 %, also alles und noch mehr, und kann bis zur Glocke eine kleine Lücke aufmachen. Ich glaube Helene singt gerade: Und ich vermiss dich auch. Wenn die Oberideologin Helene von Liebe singt und Cyclocross meint, dann hat sie zu 125 % recht. Alle Wahrheiten hier http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_ ... ne_Fischer, z. B.: Am Ende sind wir stark genug, Du hast mein Herz berührt, Einmal berührt - Für immer verführt , I’ll Walk with You, Ich will spüren, dass ich lebe, Nur wer den Wahnsinn liebt, Von Null auf Sehnsucht usw.

Tatsache ist, dass ich ankomme, ohne Sturz, ohne Defekt und so herrlich leer. Auch vor Mario, der heute sein erstes CX-Rennen mit Zeitnahme beendet und sich über 2 Punkte freuen darf. Uns alle erwartet, glaube ich, nach so einem fantastischen sommerlichen Herbsttag im Weihnachtsbaumwald von Norderstedt: Die Hölle morgen früh!

Weitere hoch zu lobende Bilder von Petra:

https://picasaweb.google.com/1100815095 ... stedtElite#
https://picasaweb.google.com/1100815095 ... edtMaster2
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Don Vito Campagnolo
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Beitragvon Don Vito Campagnolo » 06.10.2014, 10:20

Wie war der 2 Lauf aus meiner Sicht? Nun, wenn man einen Videoclip zum Thema „mit dem Arsch umreißen, was man gerade mühsam mit den Händen aufgebaut hat“ drehen wollte, dann bräuchte man sich nur meine erste Runde anschauen, aber erst mal der Reihe nach:

Ich war gerade noch rechtzeitig genug da, um vor den Elite-Cracks eine Testrunde zu drehen. Die Strecke war ganz ähnlich wie im vergangenen Jahr, nur waren 2 „Mini-Hürden“ kurz nach dem Start hinzugekommen (konnte man prima drüberhoppeln) und die beiden eigentlichen Hürdenbretter waren publikumswirksamer aufgestellt. Ansonsten war die Streckenführung in den Sandbunkern ein klein wenig anders, das war´s auch schon.

Vor dem eigenen Start dann noch eine weitere ¾ Einroll-Runde und dann ging es zum Sammelplatz. Hier muss ich Jan erstmal ganz entschieden widersprechen: Dank meines HH-Horn-Pünktchens kam auch ich endlich mal in den Genuss einer namentlichen Einladung in die Startbox und durfte mich in die Reihe 3 (also bei den Startern 11-15) hineinstellen.

Schon auf der Startgeraden lief es richtig gut, zwischen Kurve 1 und 2 konnte ich weiteren Boden gut machen und in Kurve 3 Stand schon ein Fahrer mit technischen Problemen – damit fand ich mich auf Platz 6 wieder, insgesamt also ein Super-Start oder wie Carlo v. Tiedemann sagen würde: „S-e-n-s-a-t-i-o-n-e-l-l !!!“

Ein schönes Gefühl, mal ohne Verkehrsgetümmel über den Kurs zu fahren, wobei mir natürlich klar war, dass dies nur eine Momentaufnahme war und ich im weiteren Rennverlauf noch einige Plätze hergeben würde, zumal hinter mir ein ganzer Prozessionszug starker Leute fuhr. Aber immerhin: Tolle Ausgangslage.

Nun ging es also nicht weit vor dem Ende der ersten Runde in besagte Problemzone:
Janibal hat geschrieben: ... Ganz gut ging es dann durch die erste Runde, ganz ganz gut sogar für Marco. Er hatte aus dem Feld ohne Startbox es fast ganz nach vorne geschafft, ohne Sturz. Bis zu meiner Problemzone. Da ich keine Kamera habe, will ich das da mal versuchen zu beschreiben:...
Das Geschehen hat Janibal sehr treffend beschrieben. Mein Problem war, dass ich bei der Auffahrt zur „Alpe“ im weichen, sandige Boden die richtige Fahrlinie verloren habe, bin also weder mittig noch links, sondern oben ganz rechts angekommen. Ehe ich noch irgendetwas korrigieren konnte, ging es im wahrsten Sinne des Wortes bergab und zwar noch weiter nach rechts driftend, wobei die Fahrt dann kopfüber und gebremst durch Gestrüpp und Flatterband ein jähes Ende nahm. Aufgeschlagen bin ich dabei auf der rechten Schulter, was ganz schon Aua tat – kurzer schwarzer Hintergrund mit funkelnden Sternchen, der einzige Trost war allerdings, dass ich Engel Helene nicht habe singen hören.

Dann schnell Knochen sortieren Rad hoch – Rad hängt fest „***** ********* ***** ****!!!“ Erst das Rad aus dem Busch befreit, dann los … wieso komme ich nicht auf´s Rad? Ach, mein rechtes Bein steht ja mitten im Rahmendreieck! Knochen neu sortiert … wieso komme ich nicht los? Das ******-Flatterband ist um die Sattelstütze geschlungen … entknotet und weiter. Mittlerweile war der Adrenalinpegel auch so hoch, dass die Schulter nicht mehr schmerzte.

Die nächste Ansage der „Hamfelder-Hof-Supporters“ war Platz 16 – suuuper, mal eben durch eigenes Unvermögen 10 Plätze weggeschmissen. Mit dem Arsch eingerissen was …

Nachdem der Puls wieder etwas runter war, ging es Runde für Runde weiter, wobei die Beine ganz ordentlich liefen, Schulter und Oberkörper mit sinkendem Adrenalin zunehmend schmerzten und dem Kopf ohnehin eine gute Portion Fahrsicherheit abhanden gekommen war. Trotzdem konnte ich sogar die "Problemzone" von nun an fahrender weise unfallfrei durchfahren - geht doch, warum nicht gleich so? So bin ich dann noch bis auf Platz 20 zurückgefallen und war letztlich ganz froh, als ich auf die Zielgerade einbog.

Recht weit vor mir sah ich dann „Pirat Heiko“ – nach Scharfstellen der Optik offenbar sehr, sehr langsam unterwegs, und so habe ich noch mal die Beine kreiseln lassen, die Gänge durchsortiert, den Lenker unten gegriffen und ab die Post. Er hat dann zwar auch noch mal angezogen, aber auf den wirklich allerletzten Metern des Rennens konnte ich mich noch vorbeischieben und so noch ein Plätzchen gut machen. Wie sich herausstellte hatte Heiko mal wieder Pech mit dem Reifen, was mir dann doch ein bisschen Leid tat, irgendwie hat er noch keinen guten Lauf in dieser Saison.

Die letzte Nacht war dann nicht so erholsam: Bei jeder Bewegung im Schlaf muckte die Schulter dann lautstark auf. Ansonsten bin ich zurzeit eine farbenfrohe Erscheinung: Blutige Kratzer am Hals, Unterarm, Schienbein, Schulter und Schulterblatt, kleine Flecken und große Flächen in allen nur erdenklichen Blau-, Grün- und Violett-Tönen … der Körper als Gesamtkunstwerk.

Tja, wie lautet das Mini-Fazit des ersten Wochenendes: Nachdem ich im vergangenen Jahr als „Stift im 1. Lehrjahr“ fast überall weit hinterher fuhr, ist jetzt im 2. Lehrjahr schon eine Besserung zu sehen, auch wenn ich gern noch in alte Verhaltensmuster (völlig überflüssige und theatralisch zur Schau getragene Stürze) zurückfalle.

Aber wenn ich mich mal kurz selbst vom Ende der letzten Saison zitieren darf:
Don Vito Campagnolo hat geschrieben:... Die Serie 2014/2015 ist gedanklich jedenfalls schon fest gebucht und ein paar gute Vorsätze habe ich auch schon gefasst: Mehr Sommer-Form hinüber in den Herbst retten, ein/zwei Pfund weniger auf den Rippen, dafür ein paar Watt Spitzen- und Dauerleistung mehr in den Beinen - das alles wäre gut und hilfreich, um dann vielleicht bei jedem Rennen in Reichweite zu sein, wenn es um die Pünktchenvergabe geht. Und die noch offenen Rechnungen mit der einen oder anderen "sperrigen" Crossstrecke begleichen - frei nach dem Motto "das wird jetzt so lange geübt, bis es klappt"....
Eine Sommer-Form war zwar nicht vorhanden, aber diese Saison stehe ich immerhin mit ~4 kg weniger am Start und ein klein wenig Tempo-fester scheine ich auch zu sein. Und wenn es trotz solchem groben Schnitzer wie gestern noch relativ sicher für einen Punkte-Rang reicht, dann bin ich wohl schon da angekommen, wo ich hin wollte: Mittendrin und nicht nur dabei, wenn es um die Punktevergabe geht – das ist doch schon mal was.
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Ü40-Cyclist
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Beitragvon Ü40-Cyclist » 06.10.2014, 12:38

Janibal hat meine Woche ja schon sehr gut beschrieben. Nach Sturz im Wald am Dienstag und genähtem Kinn, war ich mir nicht sicher am Freitag in Horn überhaupt zu starten. Aber wie pflegt mein Sohn immer zu sagen „Radfahrer sind die Härtesten“. Also stand ich doch am Start, lief bis zur Hälfte des Rennens auch ganz gut, bis ich plötzlich am Heck auf der Felge stand. Was für ein bescheidener Einstieg in die Cyclocross-Rennwelt. Leicht deprimiert ging es mit dem Rad auf den Heimweg, wo ein lecker Döner die Stimmung wieder hob. Zumindest solange bis ich in Duvenstedt wieder auf der Felge rollte. Flicken, pumpen, fahren, nach 5 km wieder platt und die letzten 2 km dann nach Hause geschoben, ein Tag zum Streichen. Samstag beim EBZF wieder das Gefühl bekommen, schnell unterwegs sein zu können, ging es Sonntag kurz entschlossen nach Norderstedt, um einen versöhnlichen Wochenabschluss zu schaffen.

Am Start die üblichen Verdächtigen, immer wieder schön mit euch. Vor dem Rennen ein wenig die Strecke besichtigt und ich muss sagen, der Anblick des Bunkers flößte mir merklich Respekt ein. Zum Glück haben wir diesen Bereich bei der Einführungsrunde aus zeitlichen Gründen ausgelassen. Mit Zeit zum Nachdenken wäre ich da sicherlich nur sehr zögerlich oder gar nicht rein gefahren. Im Rennen dann gab es diese Option nicht und es lief besser als gedacht.

In der Startaufstellung wieder mal ziemlich weit hinten, sprich nahezu ganz hinten, ist es schwer ins Rennen zu finden, da es sich zu Beginn an jeder Engstelle staut. Dennoch konnte ich ein paar Plätze gut machen. Als mir dann kurz vor Ende der ersten Runde jemand vors Rad fiel, musste ich notgedrungen auch vom Rad. Wieder aufgeschwungen und “Nichts“, kein Vortrieb, Kette runter. Bis ich diese wieder drauf hatte, waren die mühsam erkämpften Plätze wieder futsch. :mad: Also das Ganze von vorn. In den technischen Passagen war ich gut unterwegs, leider war es dort oft zu eng um zu überholen und auf den Geraden fehlte mir der Punch, um vorbei zuziehen. So rollte ich auf den Geraden entspannt hinterher und studierte die Schwachstellen meiner Mitbewerber, um in der letzten Runde nochmal anzugreifen. Das funktionierte auch ganz gut. Zu dritt ging es in die letzte Runde, ich hinten dran. Mitte der Runde konnte ich dann Dank einer besseren Linienwahl neben meinen Vordermann ziehen und hatte in der folgenden Kurve den Vorteil der Innenbahn und war vorbei.

Nun galt es noch sich den Mountain-Biker zu Recht zulegen. In den vorherigen Runden hatte ich bemerkt, dass er beim Überqueren der Sprunghürden immer Schwung verlor und startete im Wald dort mit Erfolg meinen Angriff. Nun galt es konzentriert zu Ende zu fahren und den Platz zu verteidigen. Angefeuert von Los Vannos und vielen Zuschauern :GrosseZustimmung: ging es ein letztes Mal durch den Bunker. An der Ausfahrt zog mein Verfolger nochmal kurz an meine Seite, Zufahrt auf die zwei Sprunghürden an denen ich mich meine Position behaupten konnte und wieder vor ihm im Wald verschwand. Damit war sein Wille gebrochen und ich konnte auf den letzten Metern noch einen Vorsprung rausfahren, sodass auf der letzten Geraden sogar noch Zeit blieb das Trikot zu schließen und bei der Zielquerung gut auszusehen. :cool:

Fazit: Hammer Kurs, den ich so auf normalen Trainingsrunden nie fahren würde. Im Gegensatz zu den Q/P/E’s wird hier um jede Position hart gefightet (auch mal mit Ellenbogen). Es geht mehr als man denkt, Crossen ist super anstrengend und macht trotzdem Spaß, wenn man was reißen will, darf man in der Startaufstellung nicht hinten stehen. Fühle mich wie von Don Vito beschrieben, als Stift im 1. Lehrjahr, aber mit Luft nach oben. Bin super glücklich über mein erstes gefinishtes Cyclocrossrennen und wieder im Einklang mit mir, meinem Crosser und der Radwelt und freue mich schon auf die nächste Veranstaltung.

Game on! Gruß Mario ;-)
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Booya
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Beitragvon Booya » 06.10.2014, 16:53

War ein klasse Event und hat auch mir sau Spass gemacht. Will nicht zuviel schreiben, aber etwas schon, da ich noch voll positiver Eindrücke bin.

Am Freitag hatte ich mich schon mal kurz entschlossen aufgemacht und mich für das Hobby Rennen der Ü 40er in Horn nachgemeldet. Da meine Familie diesmal mit war und ich denen noch kurz vor dem Start ein gutes Plätzchen zum Schauen ausgesucht hatte, hab ich den Startschuss um gute 20 Sekunden verpasst und durfte dem Feld hinterhereilen. Das sollte mir hier jetzt nicht wieder passieren...aber es lief dennoch ähnlich ab. Als wieder Nachgemeldeter sortiert man sich eh hinten ein und da ich wenigstens einmal die Strecke abfahren wollte, sah ich mich auch hier wieder in letzter Reihe.

Ok ich kann gut sprinten und machte so auf der Startgeraden ein paar Plätze gut... Die verlor ich allerdings sofort wieder in den ersten engen Kurven, weil es da stark staute und ich eher jemand an mir vorbei lasse, wenn es eng wird, anstatt mich selber durchzuwursteln. Also war ich nach den ersten 3 Kurven auf den vorletzten Platz von circa 40 Startern.

Tja was solls... auf den kurzen Geraden muss ich es dann halt wieder richten. Und so kam es auch... auf den kurzen geraden Stücken hab ich meine Überholversuche initiiert und kam so Stück für Stück weiter voran. Leider war der Nachteil dabei, dass dies nur geht, wenn man die ungeliebten Seite einer Strecke nimmt... die mit noch mehr Wurzelwerk und Löchern. Und das zwang meinen Bock dazu, ganz fürchterlich zu hüpfen und meinen Rücken zu malträtieren. Nach der 2ten Runde beschloss ich deswegen kaum noch im Sattel zu fahren, um das so besser abfedern zu können. Darunter litten natürlich zunehmend die Beine und je weiter ich voran kam, um so härter wurde es natürlich noch weitere Plätze gut zu machen. Der Vorteil war aber, dass ich so sehen konnte, wie man technisch sauber die schwierigen Passagen meistern konnte, ohne abzusteigen.

Und diese Strecke hatte einige davon. Dennoch das wirklich eklige an dieser Strecke sind die Wurzeln und die permanenten Schläge, die man dadurch bekommt. Vielleicht liegt es auch am meinen sehr alten Alu-Cyclocrosser mit über 11 Kilo von 2006, also aus einer Zeit, als Bequemlichkeit noch als Zeichen von Verweichung galt.

Die diversen Kurven und Hindernisse hab ich immer mit genügend Abstand zu meinen Vordermann genommen, so konnte ich zwar Fahrfehler nicht ausnützen aber ebenso vermeiden, dass diese mich auch ausbremsten. Meine Hauptzeit kam also immer wieder auf der Zielgeraden und gerade da, konnte ich Raum gewinnen oder Plätze gut machen. Schlussendlich kam ich trotz des versauten Start als 16ter ins Ziel (über 20 Plätze gut gemacht) und war durchaus zufrieden mit mir und der Radwelt. Und auch der Rücken hat sich wenige Minuten danach, wieder normal angefühlt.

Schönes Event! Etwas weniger Wurzeln wären zwar schön aber nicht machbar...ist nun mal echter Wald, mit echten Bäumen. Aber den Start könnte man noch ein wenig weiter nach hinten legen. Vielleicht sogar noch hinter die letzte Kurve (zumindestens bei den grösseren Feldern). So gibt es vielleicht mehr Chancen, das sich das ganze vor den ersten engen Schikanen entzerrt und sortiert.
Zuletzt geändert von Booya am 06.10.2014, 18:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Fülle » 06.10.2014, 17:00

So, das 2 Rennen ist auch vorbei, hat echt Spaß gemacht. Ich wundere mich immer nur, dass so viele auch auf der Geraden schneller sind. :roll:

Nach dem Start in den ersten Kurven hatte ich schon wieder das Glück, dass einer das Rennen mit einem Crosslauf verwechselte, nachdem ich laut stöhnte, machte er aber Platz (fuhr kurz darauf dann allerdings doch an mir vorbei, :HaHa: um später wohl leider mit Defekt auszuscheiden).

Ein, zwei Fahrer konnte ich überholen, manche fuhren aber irgendwie flotter als ich, aber ich blieb bei meinem Plan, ein gleichmäßiges Tempo zu fahren und siehe da, einige fing ich dann doch wieder ein. In der letzten Runde nahm ich im "Bunker" noch eine Bodenprobe, verlor aber keinen Platz, nur mein Verfolger saß mir im Nacken. Auf der Zielgeraden lieferte ich mir noch einen Zielsprint mit ihm, aber wenn ich irgendwas einigermaßen gut kann im Radsport, dann ist es der Ortsschildsprint ;).

Im Gegensatz zu Horn habe ich mich um 6 Plätze nach vorne verbessert, ich schnuppere sozusagen an den Top 20. ;-)

In Kaltenkirchen bin ich dann wieder dabei, sofern ich mir nicht wieder irgendwas aufsacke wie im letzten Winter.

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@ Booya...ich hätte da noch ein neues Rahmenset abzugeben, da kommst du bestimmt unter 10 kg. ;)

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Don Vito Campagnolo
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Beitragvon Don Vito Campagnolo » 06.10.2014, 19:55

Fülle hat geschrieben:...@Booya...ich hätte da noch ein neues Rahmenset abzugeben, da kommst du bestimmt unter 10 kg ;)
Sag bloß, du hast dir jetzt noch den rot/silbernen bestellt ...
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Fülle
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Beitragvon Fülle » 06.10.2014, 20:10

Don Vito Campagnolo hat geschrieben:
Fülle hat geschrieben:@ Booya...ich hätte da noch ein neues Rahmenset abzugeben, da kommst du bestimmt unter 10 kg ;)
Sag bloß, du hast dir jetzt noch den rot/silbernen bestellt ...
:cool: :Zwinkerrosi: ja...
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Beitragvon johnnycalzone » 06.10.2014, 23:23

So, erstes Crossrennen beendet. Ja es hat mich wohl infiziert. Man war das geil! Unfassbar anstrengend, aber es hat sich gelohnt.

Stand bei den Hobbyern Ü18 relativ weit vorne (warum auch immer). Die ersten Stevens-Fahrer sind gleich abgezischt. Nach einer Sortierrunde hab ich mich im Mittelfeld eingefunden und wurde zumindest nicht mehr überholt und bin noch an 3-4 Fahrern vorbeigekommen. Ich kam mit meinem 26er MTB mit einem Kettenblatt und Starrcarbongabel echt ganz gut zurecht, hätte ich nicht gedacht. Der Boden war schon ordentlich umgegraben worden, sodass es einige Stellen mit "Treibsand" gab...

Hab mir in der letzten Runde noch einen schönen Fight mit einem recht groß gewachsenen MTB-ler geliefert und bin letztendlich als 11. ins Ziel gekommen. Das Überlaufen von Hindernissen muss ich noch etwas üben, sah noch nicht so elegant aus. :HaHa:

Die Stimmung an der Strecke war klasse, viel Anfeuerungen und Musik, das macht Spaß! :D Dazu tolles Wetter, (bei mir) kein Sturz und keine Panne. So darf es beim nächsten Rennen ruhig wieder sein. 8)
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Beitragvon Fülle » 07.10.2014, 20:12

Hmm, andauernd hat mir jemand eine Kamera vor die Nase gehalten,

wo finde ich denn die ganzen Fotos ;)?
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Beitragvon Jacfm » 07.10.2014, 21:05


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