Brompton, das Faltrad aus England, seit 35 Jahren in Handarbeit in England hergestellt, hat mittlerweile eine große Fangemeinde. Ich kam 2010 durch Zufall an ein gebrauchtes Brommi, nachdem mein Rad für den Alltag verunfallte und große Reparaturen anstanden. Da ein bisher kaum gefahrenes Reiserad zum Alltagsrad umfunktioniert wurde, liebäugelte ich mit einem Faltrad, damit ich bei morgendlicher Eisglätte den Weg zur Arbeit mit einem anderen Verkehrsmittel zurücklegen könnte, aber das Fahrrad im Gepäck, damit ich es für den Rest des Tages bei nutzen könnte. An ein Brompton habe ich hierbei gar nicht gedacht, weil für meine Zwecke eigentlich zu teuer. Der Zufall wollte es aber, dass der Händler ein gebrauchtes, aber gut erhaltenes Brompton anzubieten hatte. So kam ich zum Brommi und bin heilfroh drüber. Es ist einfach klasse.
Mein Interesse war geweckt und ich informierte mich im Netz über dieses kleine Rad und stieß natürlich auf Berichte und Filme der in England ausgetragenen Meisterschaften. Da ist erst einmal der Dresscode, Sakko, Krawatte (oder anderer Querbinder), natürlich ein Helm. Meistens werden Shorts getragen. Der Start: Laufen – Falten – Fahren. Das Fahrerfeld läuft nach dem Startsignal zu den zusammengefalteten Rädern, faltet sie auseinander und fährt los. Ich fand das ganze total ulkig und dachte bei mir, dass ich da durchaus gern mal teilnehmen würde, aber deswegen nach England? Dann die freudige Nachricht: eine offizielle Brompton-Meisterschaft wird erstmals in Deutschland ausgetragen und zwar in Bremen!!! Da habe ich mich natürlich angemeldet und war absolut gespannt und voller Vorfreude.
Ich wurde auch nicht enttäuscht, es war genauso, wie ich es erwartet hatte. Einschränkend muss ich allerdings sagen, dass ich den Veranstaltungsort nicht so schön fand – ein kleiner Park hätte besser gepasst. Der Wartburgplatz in Bremen entspricht dem nun gar nicht, aber da dieses Rennen im Rahmen der Bremen-Challenge veranstaltet wurde, war es wohl nur so möglich. Allerdings konnte man vor dort die Jedermannrennen verfolgen und was war zu sehen? Brompton-Fahrer im Fahrerfeld. Meine Versuche, diese zu fotografieren, scheiterten an der gefahrenen Geschwindigkeit im Zusammenhang mit schlechten Lichtverhältnissen und einfacher Kamera. Zu erkennen ist trotzdem etwas.
Trotzdem, es war ein rundum gelungener Tag und die knapp 200 Teilnehmer erschienen „standesgemäß“ gekleidet, manche auch recht bunt und auffällig. Die Gewinnerin für das beste Outfit hatte ihren Radhelm mit Kunstrasen und Quietscheenten dekoriert, zur Begründung sagte sie: „Bremen, Weser, Wasser, Enten“. Der Sieger der Herrenwertung war eigentlich als Radreisender in Richtung Dänemark unterwegs, ließ sich für das Rennen extra ein Leihbrompton schicken und gewann ein eigenes – und musste somit zwei verschicken. Klasse. Dirk von der LTS Bremerhaven startete ebenfalls und in seinem Outfit hätte man ihn gut als „8. Earl of Brompton“ und Schirmherrn der Veranstaltung verkaufen können.
Nun zum Rennen selbst, das sich um eine ganze Stunde verzögerte, weil das im Vorfeld laufende Jedermannrennen ebenfalls mit einer Stunde Verspätung startete. Ich war aufgeregt, obwohl ich nur mitfahren wollte und keinerlei Ambitionen auf irgendeine Platzierung hatte. Trotzdem. Mein Brommi wartete gefaltet in der zugewiesenen Startbox mit einer Plastiktüte überm Brooks (der Himmel zeigte sich manches Mal in einem bedrohlichen Grau, zum Glück blieb es, abgesehen von einem ganz kurzen Sprühregen, trocken). Dann das Startsignal! Wir rannten zu unseren Bromptons und fingen an zu falten, mal mehr, mal weniger schnell. Die Plastiktüte stellte sich in dem Moment als weniger gute Idee heraus, hatte ich sie wegen des starken Windes irgendwie festgedröselt, aber dass die Zeit erst beim Überfahren der Startlinie gemessen wurde, war das nicht weiter tragisch. Trotzdem kam ich nicht als letzte aus der Startbox.
Dann stellte ich während der Fahrt fest, dass sich der Transponder losgerissen hatte und mehr oder weniger „auf halb acht“ hing, toll! Ich konnte den irgendwie zwischen Lenker und Zügen festklemmen und hoffen, dass er die 13,5 km dort bleiben würde. Dann gab ich Gas, obwohl ich eigentlich lediglich ruhig mitfahren wollte, aber irgendwie ließ ich mich mit den schnellen Fahrern mitreißen. Und dann? Die Gangschaltung fing an zu spinnen!!! Grrrr!!! Auf der letzten Fahrt war alles ok, danach habe ich das Rad einer gründlichen Reinigung unterzogen und dabei wohl irgendwas vermurkst. Die Gänge sprangen hin und her, besonders unter Last. Irgendwann stellte ich fest, wenn ich den rechten Schalthebel mit dem Daumen in einer bestimmten Position hielt, blieb das Schaltwerk ruhig – ich musste allerdings eine sehr hohe Trittfrequenz fahren, um bei dem Tempo mitzuhalten. Aber das gelang mir recht gut – regelmäßiges Spinning zahlte sich nun aus, außerdem fahre ich auch mit dem Rennrad leichte Gänge bei höherer Drehzahl. So kam ich gut und zügig herum und das Ziel war viel schneller da, als ich es erwartet habe.
Im Ziel gab es Sandwich, Obst und Getränke und auch eine Urkunde. Außerdem einen Aufkleber, der mein Brommi als Teilnehmer an der 1. Deutschen Brompton-Meisterschaft adeln wird. Da ich bisher nicht herausgefunden habe, wo ich eine Ergebnisliste finden kann, weiß ich nicht, wie meine Zeit war und wo genau ich stehe. Jedenfalls nicht unter den 1. Drei.
Ich hoffe, es gibt wirklich die angesprochene Wiederholung im kommenden Jahr – für die ich folgendes gelernt habe: keine festsitzenden Plastiktüten auf dem Sattel, den Transponder ordentlich anbringen und vor allen Dingen: eine Probefahrt nach gründlicher Reinigung und ggf. Nachjustierung der Schaltung
– außerdem darf man auch im Rock fahren…
Hier eine Menge Bilder
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