Jedermann frisst den Vereinsmann

Stockumer Junge
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Jedermann frisst den Vereinsmann

Beitragvon Stockumer Junge » 06.12.2013, 15:47

Lesenswert:

http://www.jule-radelt.de/2013/12/05/de ... #more-7458

Man fühlt sich schon ertappt!
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Thali
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Beitragvon Thali » 07.12.2013, 17:39

Top Artikel! Kommt mir doch sehr bekannt vor. Anregungen von Jule können wir bei uns, sicherlich auch die benachbarten Vereine, gut gebrauchen. ;-)
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jule-radelt
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Beitragvon jule-radelt » 08.12.2013, 19:21

Vielen Dank fürs "Teilen"
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Peer
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Beitragvon Peer » 12.12.2013, 23:11

Ein Artikel, der mir sehr gefällt und auch meine Meinung über den aktuellen Vereinssport bzw. "Team-Sport" trifft. Ich habe mehr als die Hälfte meines Lebens in Vereinen verbracht. Angefangen mit Fussball von der F- bis D-Jugend und danach Tischtennis von den Schülerklassen bis hin zur Regionalliga. Es war normal, selbstverständlich und machte Sinn, denn in den Vereinen gab es Trainer, ein soziales Gefüge und die Möglichkeit in Ligen und Turnieren teilzunehmen.

Mit 30 wendete sich das Blatt. Tischtennis hatte die Faszination verloren und die Begeisterung für Triathlon stieg. Aber genau hier war der Punkt, an dem ich den gleichen Weg wie früher nicht mehr gehen wollte. Ich hatte keine Lust gleich wieder in der nächsten Liga-Mannschaft eingetragen zu werden bzw. dafür zu trainieren, dass man nächste Saison aufsteigt oder nicht absteigt. Ich wollte nicht am Freitag Abend beim Griechen und einem Pils sitzen, weil das immer so gemacht wird. Stattdessen wurde ich zum "Jedermann". Ich nahm am Cityman teil, trainierte für mich alleine und las mir bei Bedarf hier und da etwas im Netz an.

und verdammt nochmal.. es funktionierte gut... ja bis.. bis der Wunsch reifte, doch etwas tiefer einzusteigen, sich auszutauschen und bei Interesse doch den Rat und das Know-how von Trainern und Vereinskameraden zu geniessen und sich gemeinsam zu motivieren. Ich beobachtete Vereinsmitglieder auf Wettkämpfen, besuchte Webseiten und unterhielt mich mit Aktiven. Nach einigen Monaten fiel dann die Entscheidung. Die Triabolos waren der Triathlon-Verein meiner Wahl.

Warum? "Nichts muss - alles kann". Das trifft es für mich total. Das ist meiner Meinung nach die Zukunft des Vereinssports von Hobby bis ambitioniert. Wer Spitzensport will, der braucht sowieso ein anderes Konzept. Was mir so am "modernen" Verein wie den Triabolos gefällt? Ich zahle meinen (günstigen, so möchte ich meinen) Monatsbeitrag und kann, wenn ich möchte, an 7 Tagen die Woche teilweise 2-3 mal am Tag unter Trainer-Anleitung trainieren, kann auch die zahlreichen Angebote in kleinen Gruppen ohne Trainer nutzen. Einmal im Monat gibt es ein Restaurant/Kneipen-Treffen und einmal im Jahr eine Vereinssitzung. Es werden Reisen zu Events organisiert, es gibt Angebote und Vergünstigungen, die einfach durch die Größe (mehr als 500 Mitglieder) zustande kommen und durch die man ebenfalls profitiert.

Kommt man in die Alsterschwimmhalle oder fährt auf eine RTF, kann man sich sicher sein, dass ein anderer Triabolo irgendwo dabei ist. Man quatsch ein bisschen oder eben auch nicht. Wie man mag. Keiner erwartet etwas, jeder gibt, was er möchte. Es funktioniert. Der zweitgrösste Triathlon-Verein Deutschlands. Meiner Meinung nach, weil einfach das Konzept stimmt.

Dieses Konzept von "Interessengemeinschaften" (Teams, Vereinen, wie immer man es nennen mag) die sich zusammenfinden und sich lassen und dennoch ein gemeinsames Ziel verfolgen, sind meiner Meinung nach die Zukunft des Massensports.

Ich beobachte natürlich auch die Radsportszene ein wenig und auch hier erlaube ich mir die Aussage, dass es Vereine bzw. "Teams" gibt, die diesen Ansatz erfolgreich umsetzen. St. Pauli Radsport und Hamfelder Hof verzeichnen gefühlt für mich steigende Mitgliederzahlen. Hier versteht man es den Sportler mit seinen Bedürfnissen abzuholen. Das ist eben auch der wichtigste Punkt für mich. Der Verein.. das Team.. die Interessengemeinschaft muss den Sportler abholen.. dann an die Hand nehmen.. integrieren und dann ist es erst geschafft.

Bei einem so großen Angebot an Unterhaltung, Ablenkung, interessanten Angeboten ist der Verein noch mehr gefragt den Bedürfnissen des Sportlers gerecht zu werden. Viele zeigen schon wie es geht, einige haben immer noch den Zug verpasst. Dabei ist die Idee wie schon erwähnt immer die gleiche. Es braucht Menschen im Verein, im Team, in der Interessengemeinschaft, die begeistern, brennen, an die Hand nehmen, mitnehmen, vorturnen. Da hat sich seit 100 Jahren nichts geändert.

Ich kann nur für mich persönlich sprechen.. aber warum finde ich z. B. St. Pauli und Hamfelder Hof interessant als Radsport-Verein oder Team (wenns nicht Triabolos gäbe)? Die stehen eben auch noch beim Hobby-Rennen an der Strecke und feuern an.. die machen eine RTF mit Pauken und Trompeten... die haben witzige Trikots und Leute, mit denen man sich abseits der Rennen unterhalten kann. Sorry, wenn ich jetzt die falschen erwische.. aber ich habe eben noch nie einen Fahrer der Harburger RG oder von Blau-Weiss Buchholz hinterher anfeuern sehen (ganz subjektiv). Da ist eben die Qualität der Leidenschaft für die Gemeinschaft grösser als für die Einzelperson. Genau das suchen aber in der heutigen Zeit eben die "Breitensportler".

Ich finde es ehrlich gesagt beachtlich, wie schnell sich manche Vereine auf die "neue" Situation (die ja schon seit 10-20 Jahren existiert) eingestellt haben, die richtigen Schlüsse gezogen haben und Leute in der Orga haben, die es schaffen, die Bedürfnisse der Sportler zu bedienen. Ich denke, das ist der Weg für die Zukunft.

Gruss
Peer
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Helmut
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Beitragvon Helmut » 13.12.2013, 00:08

Mensch Peer,

da hast Du Dich ja weit aus dem Fenster gewagt. Mir gefällt das! Meinungen, die Denkanstöße mit sich bringen, sollten jedem willkommen sein.
Peer hat geschrieben:Sorry, wenn ich jetzt die falschen erwische.. aber ich habe eben noch nie einen Fahrer der Harburger RG oder von Blau-Weiss Buchholz hinterher anfeuern sehen (ganz subjektiv).
Da hast Du aus Unwissenheit vielleicht tatsächlich die Falschen erwähnt. Ich hoffe, die nehmen's Dir und mir nicht krumm, dass das nun mal so dasteht. Es ließe sich relativieren.

Z. Z. ungewöhnlich erfolgreich - zumindest was die Zunahme der Mitgliederzahlen betrifft - ist im Raum Hamburg der SC Hammaburg. Würd mich freuen, wenn jemand mal versuchen würde uns diesen Erfolg zu erklären.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Harterbrocken
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Beitragvon Harterbrocken » 13.12.2013, 04:08

Helmut hat geschrieben:Z. Z. ungewöhnlich erfolgreich - zumindest was die Zunahme der Mitgliederzahlen betrifft - ist im Raum Hamburg der SC Hammaburg. Würd mich freuen, wenn jemand mal versuchen würde, uns diesen Erfolg zu erklären.
In der Tat ist die Explosion der Hammaburg-Mitgliedszahlen ein sehr interessantes Phänomen, das inzwischen sogar dazu geführt hat, dass es einen Mitglieder-Aufnahmestopp gibt.

Warum ist der Verein so beliebt? Nun, wie Peer auch für andere Clubs wie St. Pauli erkannt hat, ist es der scheinbar unkonventionelle Ansatz ohne die übliche Vereinsmeierei, die den S.C. Hammaburg besonders machen. Außerdem gibt es ein paar auf den ersten Blick kuriose Faktoren, die den Club-Erfolg beim näheren Hinsehen erklären:
- hohe Frauenquote
- interessante Trikots
- viel Präsenz bei Veranstaltungen
- Treffpunkt bei Trainingsfahrten mitten in der Stadt (Winterhude)

Vor allem letzter Punkt ist ganz entscheidend. Durch die gemeinsame Fahrt durch die Stadt, oft in mehreren Gruppen, wird der Club für viele sichtbar. Von einigen Mitgliedern weiß ich (mich eingeschlossen), dass der zentrale Treffpunkt der wichtigste Grund war, Mitglied zu werden. Außerdem sind beim Dienstagstraining auch Nicht-Mitglieder immer herzlich willkommen und werden nett in die Gruppen integriert.

Diese kameradschaftliche und lockere Art ist leider nicht bei allen Radsportvereinen selbstverständlich. So habe ich es bei RTF schon erlebt, dass ich von einem "Sportsfreund" angeblafft wurde, weil ich mich an einen als Verband fahrenden Vereinstrupp rangehängt habe. Motto: Ein Fremder in unseren heiligen Reihen? Geht gar nicht! Als ich seine Frage, was ich denn wolle, trocken mit "Windschatten" beantwortete, wurde der Typ sauer. Nach dieser Episode war mir klar, dass ich in diesen Verein nie und nimmer eintreten und auch jeden davon abraten würde.

Solche Erlebnisse sind zum Glück nur Einzelfälle, aber dennoch mit stark abschreckender Wirkung.
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Thali
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Beitragvon Thali » 13.12.2013, 14:12

Auch bei uns hat die Diskussion erste Blüten getrieben, mal schauen was wir an Früchten ernten.

http://forum.rv-altona.de/viewtopic.php ... p=513#p513

Präsenz und Offenheit scheint mir dabei unabdingbar.
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Stockumer Junge
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Beitragvon Stockumer Junge » 15.12.2013, 19:22

Ein Artikel im Challenge-Magazin zum Thema:

http://www.challenge-magazin.com/cms/in ... 8&Itemid=1
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radfreunde
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Beitragvon radfreunde » 15.12.2013, 23:40

Erst einmal finde ich die Überschrift falsch. Nicht der "Jedermann frisst den Vereinsmann", sondern der "Konsummann" ist das Problem. Wer hat denn was gegen Jedermänner. Es sind Mitglieder ohne Lizenz - so what? Von den BDR-Mitgliedern sind gefühlt 10% mit Lizenz, die anderen ohne. Schlimm sind die, die alles wollen, aber ansonsten nur rummeckern und alles besser wissen. Konsummänner kommen, bezahlen und gehen. Will alles, nur keine Verpflichtungen.

Wo sind denn Gäste in Vereinen nicht willkommen? Offene Trainingstermine, RTF/CTF für alle (und für unter 18 kostenlos) - wo ist das Problem? OK, ich mußte einem Gast sagen, dass er nicht mittrainieren kann, weil er sich standhaft weigerte einen Helm aufzusetzen...

Aber hinter allem steht doch die Frage: Wie wird mein Verein erfolgreich? Hat nichts mit Jedermann zu tun. Aber zunächst mal die Frage, was ist erfolgreich?

- Mehr Mitglieder?
- Erfolge bei Rennen?
- Jugendabteilung?
- Eigene RTF / CTF / Rennen / Vereinsmeisterschaften / ?????
- Presse- und Medienresonanz?
- RTF-Meister / Nordcup-Meister?
- Viele Radsportsparten (alle aufzuzählnn sprengt den Raum)?
- Gesellige Vereinsabende?
- Spaß?
- Internet-/Facebookpräsenz?
- Tolles Marketing?
- Trainingstermine?
- Beautykontest der Trikots?
- Polster auf der Bank?
- ?????

Die Liste ist lang, jeder sucht sich aus, was er (sie natürlich auch) für wichtig hält.

Aber sind wir mal ehrlich, ist es das, was das Vereinsleben ausmacht? IMHO nein, sondern es sind die Menschen, die den Verein erfolgreich machen. Es sind die Mitglieder, die sich als Gruppe (wo und bei welcher Veranstaltung auch immer) zusammenfinden. Es sind die Vorstände, die dies fördern und omnipräsent sind / sein sollten. Es sind Menschen, die neue Ideen haben und andere begeistern, diese zu verfolgen. Man kann die tollsten Veranstaltungen planen, wenn keiner kommt, dann ist es frustrierend.

Macht Vereinsmanagement, es ist ein spannendes Thema. Macht neue Vorschläge, schauen wir mal, was wir verwenden können. Vieles was ich in den Artikeln gelesen habe, ist nicht wirklich neu, aber schön geschmeidig geschrieben...

Viel Spaß beim Radeln

wilf
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Indorain
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Beitragvon Indorain » 16.12.2013, 16:49

Peer hat geschrieben:Sorry, wenn ich jetzt die falschen erwische.. aber ich habe eben noch nie einen Fahrer der Harburger RG oder von Blau-Weiss Buchholz hinterher anfeuern sehen (ganz subjektiv). Da ist eben die Qualität der Leidenschaft für die Gemeinschaft grösser als für die Einzelperson.
Neben vielen anderen Gründen sich gegen eine Vereinsmitgliedschaft zu entscheiden, tragen auch die Vereine selber dazu bei. Du führst hier Blau-Weiss Buchholz an. Dazu kann ich etwas berichten, weil ich dort selber mal Mitglied war. Was dort abging, passt auf keine Kuhhaut! Als ich dann nicht mehr im Verein war, gab es den großen Radlerstreit, hier nachzulesen:

http://www.welt.de/print-welt/article57 ... heide.html

Fatal war es, dass ehrgeizige Eltern von Jugendfahrern Vereinsfunktionen übernahmen und ansonsten eigentlich selber kein Interesse an dem Sport hatten!
Knud
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Beitragvon Knud » 19.12.2013, 23:58

Bisher sehe ich nicht so recht den grundsätzlichen und zwangsläufigen Gegensatz zwischen Jedermann und Breitensport im Verein.
radfreunde hat geschrieben:Erst einmal finde ich die Überschrift falsch. Nicht der "Jedermann frisst den Vereinsmann", sondern der "Konsummann" ist das Problem.
Da ist etwas dran. Und das trifft nicht nur den Radsport. Agenturen und kommerzielle Anbieter bieten etwas an, man zahlt und hat Anspruch auf eine Gegenleistung. Vereine sind da anders. Aber die Frage: "Was bekomme ich für meine Geld?" wird von vielen gestellt. Ich kenne auch aus anderen Bereichen eine Tendenz, sich mal für ein Projekt zu begeistern, aber keine dauerhafte Verpflichtung annehmen zu wollen.
radfreunde hat geschrieben:Wo sind denn Gäste in Vereinen nicht willkommen? Offene Trainingstermine, RTF/CTF für alle (und für unter 18 kostenlos) - wo ist das Problem? OK, ich mußte einem Gast sagen, dass er nicht mittrainieren kann, weil er sich standhaft weigerte einen Helm aufzusetzen...
Meine Erfahrungen aus diesem Sommer sind da nicht nur positiv. RTF sind für mich die Entdeckung des Jahres, ich bin uneingeschränkt begeistert. Aber da muß ich nicht Vereinsmitglied sein. Offene Trainings? In der Theorie ja. Da gibt es E-Mail-Adressen zum vorher anmelden, aber keiner antwortet. Auf der Website stehen Termine, die seit zwei, drei Jahren nicht mehr stimmen. Und es gibt offene Trainigstermine, zu denen keine drei Mitglieder erscheinen. Das schaffen vereinsfreie Treffen auch.

Ich will da niemand einen Vorwurf machen. Vereine sind eben keine Agenturen mit Hauptberuflichen, sondern vom Ehrenamt getragen. Und da gibt es (sollte es jedenfalls) für jeden auch noch viel Leben außerhalb des Vereins.

Vielleicht ist ein Problem auch, daß es hier zu viele Vereine gibt, die jeder ihr eigenes Süppchen kochen. Anscheinend braucht es eine kritische Masse, damit Trainingstreffs und weiteres funktionieren.
radfreunde hat geschrieben:Aber sind wir mal ehrlich, ist es das, was das Vereinsleben ausmacht? IMHO nein, sondern es sind die Menschen, die den Verein erfolgreich machen. Es sind die Mitglieder, die sich als Gruppe (wo und bei welcher Veranstaltung auch immer) zusammenfinden.
So ist es.

Knud
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Peer
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Beitragvon Peer » 20.12.2013, 14:45

Ich möchte hier einmal kurz erklären, was ich damit meinte, als ich z. B. Blau-Weiss Buchholz oder die Harburger RG erwähnte. Das sind für mich keine "schlechten" Vereine oder Vereine, die nicht erfolgreich sind oder nicht den Sprung in dieses Jahrtausend geschafft haben - ganz im Gegenteil. Sie haben meiner Meinung nach nur einen anderen Anspruch und eine andere Nische, die sie vielleicht auch unwissentlich besetzen. Darum muss man sich auch um diese Art von Vereinen keine Sorgen machen.

Hätte ich einen 12-jährigen Sohn oder Tochter und würde wollen, dass er/sie gute Jugendarbeit im Radsport erfährt und erfolgreich trainiert wird, dann wäre z. B. einer der beiden genannten Vereine meine Wahl. Wäre ich selber aktiver Radsportler mit dem Ziel, in einem guten Kader zu trainieren und Wettkämpfe zu bestreiten, wären beide Vereine sicherlich eine Option. Aber für die Vereine "dazwischen", die eben weder Leistungssport, noch die Menge ansprechen, wird es immer schwerer werden.

Und ja.. der Breitensportler ist auch Konsument... das muss nichts schlimmes sein. Ich sehe es so.. und lehne mich (sorry Helmut) noch mal aus dem Fenster...

Nur wer etwas bekommt, kann auch etwas zurückgeben.

Der Breiten/Hobby/Jedermann ist erstmal ein leeres Gefäss.. weil er den Sport nicht immer schon ambitioniert.. nicht immer schon mit ganzer Leidenschaft betreibt... er nimmt im wahrsten Sinne des Wortes mal hier und da erstmal "etwas mit".

Aber hier sind eben die "modernen Vereine" am Start und haben erkannt, die kleine Initialzündung zu erreichen, diese Leute abzuholen und für sich.. für den Verein zu gewinnen... Dieser kleine Funke kann ein witziges Trikot sein (mein Gott einen Cipollini hat man dafür damals fast vom Giro ausgeschlossen), eine Geisteshaltung darstellen, die Art Events auszurichten sein etc. etc.

Bild
Foto: Gero Breloer dpa

Der "Jedermann" wird integriert.. und auch dann kann und soll er ja erstmal nur nehmen.. das muss er auch.. er braucht Know How, Erfahrung, ein soziales Gefüge in dem er aufgehen kann.. langsam füllt sich das Gefäss und dann erst kommt bei vielen (nicht allen) der Punkt wo auch zurückgegeben werden kann.. zurückgegeben werden will.

Ich finde mich da jedenfalls wieder. Ich gebe mitlerweile gerne zurück so viel ich kann. Würde endlich mal eine Jugendabteilung bei uns aufgemacht.. ich würde gerne ein Training übernehmen.. würde gerne die undankbaren Kiddies zu den Events fahren. ;)

Warum? Weil ich so viel hier bekommen habe.. so viel lernen durfte und keiner etwas dafür wollte (ausser den Mitgliedsbeitrag)...

Ja.. es kann frustrierend sein als Vereinsleitung immer zu geben zu geben zu geben... aber anders gibts auch nichts zurück. Was in der Jugendarbeit funktioniert, funktioniert auch in der Jedermannarbeit.

Wir Jedermänner wollen doch gewonnen werden! Gewinnt uns! :)

Gruss
Peer
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Beitragvon Helmut » 04.01.2014, 01:19

Cervélover Lars hat sich auch seine Gedanken zu dem Thema gemacht, hat u. a. mit Robert Müller, dem sportlichen Leiter der RG Uni, und Daniel Beck, Autor beim Radsport-Magazin Roadbike Promoter des Team Alpecin, darüber gesprochen.

http://cervelover.blogspot.de/2013/12/j ... erein.html
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Beitragvon JedermannRadler » 05.01.2014, 16:11

Moin! Hab mir heute erlaubt, meine Leser im Blog mal auf die ganze Debatte aufmerksam zu machen, auch auf diese Beiträge hier im Forum natürlich. Der Link:

http://www.jedermann-radler.de/blog/201 ... ibale.aspx

Meine eigene Meinung? Ich nehme die Debatte bislang ziemlich achselzuckend zur Kenntnis. Fühle mich noch zu sehr als Neuling, um da mitzumischen. Eine etwas ausführlichere Begründung steht auch dort im Blog.

Schönen Sonntag noch!

"Der" JedermannRadler ;)

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Beitragvon JedermannRadler » 21.01.2014, 05:42

Ich hab zwar schon an anderer Stelle darauf hingewiesen, trotzdem auch hier die Information:

Zu ein paar Sätzen eigener Meinung habe ich mich nun doch noch hinreißen lassen. Und zwar hier, im Zusammenhang mit dem Finale des Stevens CycloCross Cup 2013/14:

http://www.jedermann-radler.de/blog/201 ... einen.aspx

Ride safe!
JedermannRadler

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Es geht auch anders

Beitragvon bort » 21.03.2014, 11:29

Es geht auch anders - ich habe im Januar zusammen mit dem hiesigen Sportverein eine Radsportabteilung gegründet, die sich regem Zulauf erfreut:

http://forum.helmuts-fahrrad-seiten.de/ ... php?t=7932

Grüße,
Dirk
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Beitragvon kocmonaut » 22.03.2014, 23:15

Hallo Jule,
Hallo allerseits,

Bei aller Differenzierung zwischen Jedermann und Vereinsmann sollten insbesondere die "blauen" Gemeinsamkeiten bedacht werden, denn: die Gemeinsamkeiten sind größer als die Unterschiede. Das liegt nicht nur daran, dass bestimmt jeder zweite Jedermann wie Du auch Vereinsmann ist. Hässliche oder schöne Trikots, Ambitionierte oder Spaßfahrer, Nicht-Pflichten oder Pflichten (Serviervorschlag: lese Teilnahmebedingungen im gesponsorten Jedermannteam) gibt es ebenso hier wie dort.

Und was ist “besser” oder “richtig”? Ich denke jedes Argument lässt sich belegen – oder widerlegen. Denn Ansicht ist eine Frage des Standpunktes: Welches Trikot ist schöner? (Das hängt von der Blindheit des Betrachters ab: jede Mutti sagt, sie hat das schönste Kind. Und nicht jeder will mit "Doping für die Haare" trainieren, weil unterm Helm sieht man es ja eh nicht). Ist der Landesmeistertitel der Lizenzfahrer wertvoller als die Sponsorengabe im Jedermannrennen? Ist die Durchführung einer Veranstaltung eine Last oder eine Ehre? Sind fünfzig Euro für den Jahresbeitrag im Verein oder für die Teilnahme an den Cyclassics billig oder teuer? - Das weiss keiner so genau.

Bei der Richtigkeit all Deiner Argumente für oder gegen den Verein/Verband sind m. E. zwei Kriterien für jeden einzelnen Radsportler von entscheidender Bedeutung:

1. “Bekenne” ich mich für den “organisierten” Radsport!? Das ist eine Glaubensfrage. Ich kann auch an Gott glauben, ohne in der Kirche zu sein. Also: will ich “dafür” zahlen, ohne dass mir persönlich der Pöschi gepudert wird? Ich sage “ja” - Jedermann sagt “nee”. Ok – wenn wir uns treffen, fahren wir dennoch gemeinsam Rad.

2. Man wird Jedermann oder Vereinsmann genauso wie man Biertrinker, Opelfahrer, Kiffer, Popper, Punk oder Nazi wird: durch das “soziale Umfeld”. Ist ein Vereinsteam “umme” Ecke, das ich mag, dann gehe ich dahin. Ist es ein Jedermannteam, das mich anspricht, dann gehe ich dahin.

Als Vereinsmann und Verbandsmann möchte ich dabei gerne überzeugen, aber nicht anzustrengen, um Jedermann sein “Bekenntnis” aufzwingen. Anfangsmotivation kann da schnell verbraucht werden. Man braucht auch Körner aus dem Sack voll Reis, um noch selber Spass am Radsport zu haben.

Zuletzt möchte ich anmerken, dass mir der der Stil Deines Beitrags gefallen hat. Ich nenne es “Glatteisschreiben”. Der Schwenk zum persönlichen Standpunkt folgt spät. Der flüchtige Leser ist angeschmiert, nur der Langstreckenleser ist über Deinen Standpunkt informiert. Auch BS ist nicht nur ein ausgezeichneter Fotograf, sondern auch ein vorzüglicher Schreiber, der einen auch in kurzen Statements gerne aufs “Glatteis” führt: Wer nicht richtig lesen kann, ist selber Schuld. Und wer nicht für die BLöD Zeitung schreibt, kann gut damit leben.

Deswegen: danke

kocmonaut
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Starke Beiträge!

Beitragvon Heimfelder Dirk » 23.03.2014, 07:19

@Bort & Kocmonaut: :Kopfüberklatschen: :Kopfüberklatschen:
:gruss:
dirk

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