TRENGA DE GLH Neo: Sportliches Pedelec (Test, Erfahrungen)

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Helmut
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TRENGA DE GLH Neo: Sportliches Pedelec (Test, Erfahrungen)

Beitragvon Helmut » 06.09.2014, 13:22

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<b>TRENGA DE GLH Neo – Sportliches Pedelec
Elektro-Epo, nicht nur für eilige Pendler</b>


Als ob nonstop Rückenwind ungeahnter Stärke wehte, so kann man das Fahren mit dem TRENGA DE GLH Neo und seinem spurtstarken neodrives-Motor einigermaßen treffend umschreiben. Wen auch immer ich damit Probefahren ließ, alle kamen mit einem breiten Grinsen zurück. Über zwei Monate lang eilte ich damit zur Arbeit und zum Einkaufen, mein Auto geriet dabei in eine kaum beachtete Nebenrolle.

Es macht großen Spaß damit durch die Stadt zu brettern. Der Motor lässt einen so antrittsstark werden, dass man nicht mehr schalten muss. Ich fuhr i. d. R. nur im neunten von zehn Gängen und fuhr trotzdem an den Ampeln allen davon. Der Motor leistet zwar nur die für ein Pedelec erlaubten 250 Watt nominal, aber in der Spitze bis zu 650 Watt. Damit kann man äußerst schnell in Fahrt kommen. Man begegnet damit anderen Menschen viel souveräner als mit dem Rad. Während ein Radfahrer stets bemüht ist, möglichst wenig Energie durch Bremsen zu verlieren, fuhr ich mit dem GLH Neo immer langsam und vorsichtig um Menschen und Tiere herum, um dann gleich wieder voran zu preschen.

Bild

Mit diesem Pedelec war ich im Schnitt ca. eine Minute schneller pro Kilometer als mit dem Rad. Bei meinem Arbeitsweg von ca. 9 Kilometern Länge macht das allein einen Zeitvorteil von über einer viertel Stunde täglich aus. Zudem entfiel die Zeit für das morgendliche Duschen und Umziehen am Arbeitsplatz, weil ich dort unverschwitzt ankam. Unterm Strich war es wie die Einführung der 37,5-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!

Weit über 1.500 Kilometer in ca. zehn Wochen bin ich mit dem Pedelec gefahren. Zwei Mal hängte sich die Software auf, musste gebootet werden (man zieht kurz den Stecker vom Akku und startet die Steuerung neu). Bei der neuen Firmware soll diese Schwäche behoben sein. Zudem mussten einmal die Kontakte zwischen der Steuereinheit und deren Lenkerhalterung mit einem Lappen gereinigt werden. Ansonsten erlaubte sich der Motor keine Schwächen. Das Rad ist zudem bocksteif, grundsolide, ertrug souverän meinen ruppigen Umgang damit. Ich habe es nicht geschont, bin täglich auf meinem Arbeitsweg über zwei Kopfsteinpflasterpassagen mit 30 km/h gebrettert. Einzig eine Schraube am Gepäckträger begann sich zu lösen, musste nur kurz festgezogen werden. Das war’s, obwohl ich die eigentlich obligatorische Erstinspektion ausfallen ließ. Mit diesem Gefährt kann man sicherlich noch lange Zeit viel Freude haben.

Die Akkulaufzeit hängt stark von dem gewählten Grad der Motorunterstützung ab. Die drei Grundeinstellungen Eco, Tour und Boost bieten jeweils fünf Leistungsstufen. Zu gering sollte man sie nicht wählen, damit das Rad Spaß macht, selbst dann (Eco, 2. Stufe) sind bis zu 100 Kilometer mit Motorunterstützung möglich. Da ich kaum Radtouren, fast nur Arbeits- und Einkaufswege damit fuhr, hatte ich fast immer „volle Pulle“ eingestellt (Boost, 5. Stufe). Dann reicht der Akku immerhin noch um über 30 km durch die Stadt von Ampel zu Ampel donnern. Bei Überlandfahrten und wenn man nicht wie ich rekordverdächtige durch die Stadt brausen will, braucht man diese Leistung nicht, kommt so wesentlich weiter. Letztlich ist das GLH Neo für Leute jeden Alters gedacht, die flott vorankommen wollen. Älteren Menschen, die z. B. um die 30 km mit ihrer Radwandergruppe cruisen möchten, genügt ein einfacheres Modell.

Zwei Mal fuhr ich mit diesem Pedelec die Critical Mass Hamburg mit, inkl. Hin- und Rückfahrt jeweils ca. 60 km. Dank des Motors gelang es mir den irre langen Zug der tausenden Radfahrer rauf und runter mit meiner Kamera zu verfolgen, immer wieder nach vorne sprintend.

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Die Steuereinheit des in Deutschland gefertigten Neodrives-Motor ist vorbildlich einfach und aussagefähig konstruiert. Es gibt nur eine Schaltereinheit direkt am Lenkergriff mit nur drei Schaltern – „Rauf/Runter/Schuss“ begreift jeder ohne Betriebsanleitung und muss dabei nicht eine Hand vom Lenker nehmen. Jederzeit sieht man den Ladezustand und die bei dem gewählten Modus geschätzten Restkilometer. Die Anzahl ist gut geschätzt. Man kann sich auf sie verlassen. Das Display spiegelt leicht, ist aber auch bei vollem Sonnenlicht gut ablesbar. Es ersetzt vollständig einen Tacho.

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An einem Pedelec stört mich, dass es „nur“ bis 25 km/h unterstützt. Als Wochenend-Rennradfahrer möchte ich oftmals mehr Geschwindigkeit auch in der Stadt. So ließ ich mir (illegal) die Steuerung so einstellen, dass sie bis 32 km/h unterstützt. Mit dem Rad fahre ich auch so schnell, mit dem Pedelec schaffte ich dies viel öfter. So eingestellt gab es kaum noch einen Grund um den PKW zu benutzen. Morgens brauchte ich mit dem GLH Neo nicht mehr Zeit um z. B. zur Arbeit zu gelangen. Auch schweres Gepäck kann man damit leicht mitführen.

Das TRENGA DE GLH Neo ist perfekt verarbeitet. Die hydraulischen Bremsen funktionieren gut, bis 32 km/h geöffnet würde ich allerdings den Magura HS 11 die HS 33 vorziehen. Zudem würde ich für schweres Gepäck einen Gepäckträger anbauen lassen, an dem Taschen tief einhängen kann. Das mag auch daran liegen, dass ich von meinem Tourenrad mit diesen Extras verwöhnt bin.

Die Continental E.Contact-Reifen sind für den Einsatz an einem Pedelec optimiert, rollen besonders leicht und sicher über festen Untergrund. Sie bieten einen sehr großen Pannenschutz. Das damit einhergehende Mehrgewicht spürt man dank des Motors überhaupt nicht, rollen zudem für einen Pannenschutzreifen erstaunlich komfortabel, nur auf losen Sand und Matsch fühlt man sich damit nicht wohl, muss dann einfach etwas Tempo rausnehmen.

Ärgerlich fand ich, dass man an dem Motor keine sensorgesteuerte Beleuchtung betreiben kann. Die Beleuchtung des GLH von Busch & Müller ist gut, die vom gleichen Hersteller an meinem Tourenrad ist weit besser. Ich lasse nun mal mein Licht lieber automatisch an- und ausschalten, möchte zudem mit speziellen Tagfahrlicht-LEDs fahren und mein Smartphone während der Fahrt aufladen können. Das geht mit diesem Motor nur, wenn man das Licht mit einem Nabendynamo betreibt. Wäre es meins, würde ich dem GLH einen spendieren. An meinem Tourenrad tut dies ein erstklassiger SON-Nabendynamo, an einem Pedelec genügte mir ein einfacheres Modell.

Mit diesem Rad kann man schweres Gepäck locker transportieren und ins Auto möchte man auch nicht mehr steigen. Es macht deshalb Sinn, sich mit der Zeit für jeden Zweck die passenden Radtaschen zuzulegen. Meine hier zu sehenden sind alle von Ortlieb, erfüllen schon seit Jahren klaglos ihren Zweck. Für meine Testfahrten ließ ich mir den Sattel SQlab 602 active Tekking von meinem Tourenrad ans Rad montieren, fuhr damit wie gewohnt beschwerdefrei.

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Zu einem guten Rad gehört ein gutes Schloss. Da es bei einem Pedelec auf das Gewicht nicht drauf ankommt, würde ich das ABUS Bordo Granit X Plus wählen. Das ist groß im Einsatz und – weil faltbar – klein am Rad zu verstauen, bietet maximalen Schutz gegen Aufbruch. Allein schon dessen Anblick dürfte potentielle Diebe sich ein anderes Opfer suchen lassen. An meinem Tourenrad verwende ich ein "normales" Bordo, an unseren Rädern, die nur mal kurz angeschlossen werden, ein leichtes Bordo Lite.

Ich habe das GLH Neo schweren Herzens zurück gegeben. Ich brauche mein normales Rad, um mir im Alltag die nötige Grundkondition für meine Rennradtouren zu erarbeiten. Man könnte auch die mit dem Pedelec gesparte Zeit in ein richtiges Training investieren, dazu konnte ich mich aber nie aufraffen. Wer vom Auto auf das Pedelec umsteigt, wird einen umgekehrten Effekt verspüren. Auch ein Pedelec erfordert körperliche Leistung. Der Oberkörper ist wegen der höheren Geschwindigkeit mehr als beim Rad gefordert. Das gilt noch weit mehr für das Reaktionsvermögen. Da der Windwiederstand bei einem Pedelec keine große Rolle spielt, fuhr ich das GLH eher aufrecht sitzend, statt geduckt wie mein Tourenrad.

Wenn ich mir ein Pedelec wünschen könnte, wäre es so ein solides wie das von Trenga De mit dem spurtstarken Neodrives-Motor, angetrieben mit einem Riemenantrieb als Singlespeeder. Das ist vielleicht etwas viel verlangt, ansonsten kann man sich sein TRENGA DE GLH Neo nach seinen Wünschen bauen lassen. Es wird in Hamburg-Harburg gefertigt.

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Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.

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