Koalitionsvertrag: Hamburg soll Radfahrstadt werden

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Helmut
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Koalitionsvertrag: Hamburg soll Radfahrstadt werden

Beitragvon Helmut » 18.04.2015, 11:33

Dank dem UmweltHaus am Schüberg kann ich Euch hier die den Radverkehr betreffenden Passagen des Koalitionsvertrages zwischen der SPD und den Grünen präsentieren.

S. 10 Präambel

„Wir müssen es uns zutrauen, mit Augenmaß auch große Generationenprojekte sorgfältig zu planen und auf den Weg zu bringen: Wir werden zum Beispiel das U-Bahnnetz so erweitern, dass es auf Jahrzehnte die Stadt attraktiver und lebenswerter macht und Hamburg zur Fahrradstadt entwickeln. Gerade solche großen Projekte gelingen nur mit Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Wir wollen eine Stadt mit der Kraft zu großen Ideen. Aber wir wollen genauso eine Stadt sein, in der die vielen guten kleinen Ideen ernstgenommen und verwirklicht werden können.“

S. 13: Finanzen/Finanzierung von prioritären Maßnahmen

„Darüber hinaus wird der Senat die im Zuge des kommunalen Investitionsförderprogramms des Bundes zur Verfügung stehenden Mittel in Höhe von 58 Mio. Euro für die Finanzierung weiterer Schwerpunkte verwenden. Es ist vorgesehen, dass davon 30 Mio. Euro zur Finanzierung des Radwegebaus und der übrige Betrag zur energetischen Sanierung von öffentlichen Gebäuden (insbesondere Schulen und Hochschulen) verwendet werden.“

S. 34: Mobilität in der Stadt /Straßen in Ordnung bringen

„Der Senat wird den Sanierungsstau auf Hamburgs Straßen weiter beheben. Das Sanierungsprogramm für die Hauptverkehrsstraßen (EMS-HH) wird fortgesetzt. Die Bezirke legen dabei entsprechende Programme für die Bezirksstraßen vor. Der Senat wird das operative und strategische Erhaltungsmanagement weiter entwickeln, damit der Verfall gestoppt und auch in der Summe eine Verbesserung des Straßenzustandes erreicht werden kann. Dabei möchte der Senat die Stadt für zukünftige Verkehre und Nutzungsansprüche ausrichten. In dieser Legislaturperiode sollen mindestens 500 km Fahrbahn in Ordnung gebracht werden. Dabei soll immer auch geprüft werden, ob Verbesserungen für den Radverkehr und Fußwege möglich sind. Bei allen Maßnahmen zur Straßensanierung wird auf der Grundlage des Radwegechecks das Ziel verfolgt, nach der Sanierung einen Zustand zu erreichen, der auch den Belangen des Radverkehrs gleichberechtigt mit anderen Verkehrsarten gerecht wird. Wenn der vorhandene Straßenquerschnitt einen regelkonformen Ausbau der Straße nicht zulässt, wird fallweise über die Aufteilung des Straßenraumes entschieden. Ausgenommen sind hierbei Maßnahmen zur Überbrückung eines Zeitraums von vier Jahren. Eine Priorisierung der nötigen Maßnahmen erfolgt zukünftig auch unter dem Aspekt des Zustandes der Nebenflächen. Bei der Planung der erstmaligen endgültigen Herstellung von Anliegerstraßen liegt es in der Entscheidung der Bezirke, welche Straßen mit welcher Priorität endgültig hergestellt werden sollen.“

S. 35 – 38: „Hamburg wird Fahrradstadt“
S.35:


„In Hamburg ist der Trend zum Radfahren ungebrochen. Der Radverkehrspegel steigt seit Jahren kontinuierlich, das Fahrradleihsystem hat sich zum absoluten Erfolg entwickelt und in der Stadt formulieren immer mehr Radfahrerinnen und Radfahrer ihren Wunsch nach guten Radfahrmöglichkeiten. Die Koalitionspartner begrüßen diese Entwicklung ausdrücklich. Sie sehen im Radverkehr einen wichtigen Ansatz, um die Straßen vom KFZ-Verkehr zu entlasten und damit die Lärm-, Luft- und Stau-Probleme zu verringern. Radverkehr bekommt daher in der Hamburger Verkehrspolitik einen deutlichen Stellenwert. Um dies zu erreichen, erklärt der Senat Radverkehr zu einem weiteren Investitionsschwerpunkt und wird die finanziellen Aufwendungen für den Radverkehr an dem Radverkehrsanteil im Hamburger Straßenverkehr (Modal Split) ausrichten.

Die Koalitionspartner einigen sich darauf, den Radverkehrsanteil in den zwanziger Jahren auf 25 Prozent zu steigern. In der Verwaltung werden die entsprechenden personellen Maßnahmen getroffen werden. Zudem wird Radverkehr als eigenes Ziel im Katalog für die kontinuierliche Verkehrsentwicklungsplanung aufgenommen.

Die Fahrrad-Werkstatt mit allen am Radverkehr beteiligten Behörden und öffentlichen Unternehmen wird fortgeführt. Ähnlich dem Vertrag für Hamburg soll mit den Bezirken ein Bündnis für Radfahren geschlossen werden. In der für Verkehr zuständigen Behörde wird nach dem Vorbild der Wohnungsbaukoordinatorin/des Wohnungsbaukoordinators eine Fahrradkoordinatorin / einFahrradkoordinator eingesetzt. Das Radwegenetz wird saniert. Wo möglich und sinnvoll sollen Radfahrstreifen und Schutzstreifen für Radfahrerinnen und Radfahrer angelegt werden. Radverkehr wird eine feste Größe in der Planung von Straßenbaumaßnahmen. So werden bei Grundinstandsetzungen und Sanierungsmaßnahmen an der entsprechenden Stelle parallel Verbesserungen für den Radverkehr umgesetzt werden. Dies soll auch gelten für Straßen in Verantwortung der Bezirke.

S.36:

Nicht mehr benötigte Radwege werden zugunsten der Fußwege im Rahmen von Instandhaltung zurückgebaut. Vor signalisierten Knoten werden ausreichend große Aufstellflächen für Fahrräder eingerichtet, die sich am steigenden Radverkehrsaufkommen orientieren. Wo es die Verkehrsverhältnisse zulassen, soll es vermehrt Fahrradstraßen geben. Das Veloroutennetz, auf dem die Radfahrerinnen und Radfahrer zügig, bequem und weitgehend ungehindert vorankommen sollen, wird kontinuierlich ausgebaut. Es soll bis zum Ende der Wahlperiode fertiggestellt werden. Bau, Sanierung und Widmung von Radverkehrsanlagen soll auf ein Niveau von 50 km Radverkehrsanlagen per anno gesteigert werden. Die Fachbehörde wird weitere Radverkehrsachsen definieren und das Veloroutenkonzept erweitern. Als sinnvoll sehen die Koalitionspartner eine attraktive Querung für den Radverkehr über die Norderelbe, um Wilhelmsburg und die Veddel besser mit der Innenstadt zu verbinden. Soweit die Velorouten auf Nebenstraßen geführt werden, sollen diese in der Regel als Fahrradstraßen eingerichtet werden, sofern die Straßenverkehrsordnung (StVO) dies zulässt. Das Fahrradachsenkonzept rund um die Alster wird schrittweise realisiert. In jedem Bezirk wollen wir bis spätestens zum Abschluss der Wahlperiode eine Route für einen Radschnellweg auf den Weg bringen und in der nächsten Legislaturperiode bauen, so dass Hamburg ein besonderes Radpendler-Angebot bietet.

Zudem sollen Einbahnstraßen weiterhin soweit wie möglich für den Radverkehr freigegeben werden; hierbei sollen Vorschläge der Bezirke und Bürgerinnen und Bürger in die Prüfung einbezogen werden, um eine größtmögliche Zahl zu erreichen. Die Koalitionspartner werden die Radwegebenutzungspflicht einschränken. Angeordnet werden soll sie nur noch auf Straßen, wo sie aus Sicherheitsgründen erforderlich ist, es keine gefährlichen Einmündungen gibt und die Radwege eine hinreichende Breite haben. In diesen Fällen ist stets eine gesonderte Signalisierung für den Radverkehr an Ampelanlagen vorzusehen und eine Roteinfärbung von Radwegfurten an den Knotenpunkten zu prüfen.

Mit der Deutsche Bahn (DB) Rent AG werden Gespräche aufgenommen und das StadtRad-Netz um mindestens 70 Stationen in 2015 erweitert. Bei einer Neuausschreibung des Fahrradleihsystems soll explizit das Flottenangebot verbessert werden. Sowohl Pedelecs als auch Lastenräder oder solche mit Kindersitz sollen im Portfolio des zukünftigen Anbieters enthalten sein. Die Koalitionspartner werden das auf den Weg gebrachte Bike+Ride-Konzept schneller umsetzen als bisher geplant.

Der Senat wird die Online-Hinweisplattformen für Radverkehrsanliegen wie „FahrRat Altona“ auf das ganze Stadtgebiet ausweiten. Die Räumung wichtiger Radwege von Schnee und Eis wird ausgeweitet. S. 37 Die Koalitionspartner möchten in Hamburg ein Willkommensklima für den Radverkehr schaffen und eine langfristige, facettenreiche, moderne Kampagne starten, die die Vorteile des Fahrrads als ideales städtisches Verkehrsmittel ins Gespräch bringt. Dabei soll das positive Image des Radfahrens verstärkt werden und identitätsstiftend wirken. Eine solche Kampagne kann Radfahren inszenieren und erlebbar machen. Damit können Mobilitätsgewohnheiten hinterfragt und zum Umsteigen motiviert werden.

Ein wesentliches Werkzeug, das offenlegt, wie viele Radfahrerinnen und Radfahrer in der Stadt unterwegs sind, sind die bereits seit 2014 eingesetzten Zählsäulen für den Radverkehr. Die Koalitionspartner streben an, dass in jedem Bezirk eine Säule aufgestellt wird.“

S. 63 Luftreinhaltung

Der Senat wird vor diesem Hintergrund binnen zwei Jahren einen neuen Luftreinhalteplan aufstellen und dabei auch die in diesem Koalitionsvertrag festgehaltenen Maßnahmen wie z. B. zum verstärkten Ausbau des Fahrradverkehrs, zum Ausbau von Bike+ Ride, zum beschleunigten Ausbau des U-Bahn- Netzes und des Landstroms für Kreuz- und Containerschiffen einbeziehen. Dazu gehören auch die vom Gericht gegebenen Anregungen. Da das Gericht die Stadt nur zu diesem Vorgehen verpflichtet hat, macht nach sorgfältiger Prüfung eine Berufung gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Hamburg keinen Sinn.
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Beitragvon Helmut » 18.04.2015, 12:17

Dazu hab ich eine Frage und zwei Anmerkungen:
Koalitionsparteien hat geschrieben:Wenn der vorhandene Straßenquerschnitt einen regelkonformen Ausbau der Straße nicht zulässt, wird fallweise über die Aufteilung des Straßenraumes entschieden. Ausgenommen sind hierbei Maßnahmen zur Überbrückung eines Zeitraums von vier Jahren.
Was genau bedeutet hier bitte „Maßnahmen zur Überbrückung eines Zeitraums“?
Koalitionsparteien hat geschrieben:Das Veloroutennetz, auf dem die Radfahrerinnen und Radfahrer zügig, bequem und weitgehend ungehindert vorankommen sollen, wird kontinuierlich ausgebaut. Es soll bis zum Ende der Wahlperiode fertiggestellt werden.
Wow! Dat is ne Ansage. Der Bau des Netzes erfolgte bislang nur schleppend. Ich kann kaum glauben, dass bis 2019 wirklich alle 14 Routen vollständig fertiggestellt sein werden.

http://www.hamburg.de/radtour/300372/alltagsrouten/
Koalitionsparteien hat geschrieben:Mit der Deutsche Bahn (DB) Rent AG werden Gespräche aufgenommen und das StadtRad-Netz um mindestens 70 Stationen in 2015 erweitert.
Auch dieses Ziel ist „sehr sportlich“, es bleiben ja nur noch 8,5 Monate, um es zu erreichen. Veränderungen werden von Menschen gemacht. Ich hoffe, die Leute in den Behörden und bei der Bahn schaffen das.
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Beitragvon Helmut » 18.04.2015, 12:45

Der ADFC Hamburg schrieb:

Der ADFC Hamburg begrüßt die Pläne des neuen Senats, Hamburg zur Fahrradstadt nach dem Vorbild von Kopenhagen und Amsterdam umbauen zu wollen. "Damit ergreift die Hansestadt endlich die Chancen moderner Nahmobilität – weg vom Auto, hin zu klimafreundlichen Verkehrsmitteln wie Bus, Bahn und Fahrrad", freut sich Merja Spott, Referentin für Verkehr beim ADFC Hamburg. Profitieren würden davon nicht nur die Radfahrenden, die schon jetzt auf Hamburgs Straßen unterwegs sind, sondern alle Menschen in der Stadt: durch weniger Staus, bessere Luft, mehr Urbanität und mehr Sicherheit im Straßenverkehr!

"Die Maßnahmen, die im Koalitionsvertrag genannt werden, weisen in die richtige Richtung", so Spott. "Jetzt muss man abwarten, ob und wie sie tatsächlich umgesetzt werden. Denn um die Verkehrswende zu schaffen und den Radverkehr massiv auszubauen, bedarf es des Engagements aller Akteure im Senat, in den Bezirken und in der Verwaltung!" Auf das neue "Bündnis für Radverkehr", das durch weitere Fachleute im Radverkehrsbereich unterstützt werden soll, warte also viel Arbeit. Auch die Ankündigung, die Verwaltung so zu restrukturieren, dass Projekte reibungsloser umgesetzt werden können, und ihr erweiterte Kompetenzen bei der Bekämpfung von Falschparkern zu geben, seien gute Nachrichten. Denn die Verkehrswende hin zur Fahrradstadt ist nur zu schaffen, wenn dem Autoverkehr Platz und damit Attraktivität genommen wird. "Entscheidend ist, ob die neue Regierung wirklich den Mut findet, dem Radverkehr mehr Raum zu geben. Vorfahrt für Velorouten und Radschnellwege wären nicht zuletzt ein starker Reiz für viele stressgeplagte Autofahrer, auf das smarte und gesündere Verkehrsmittel Fahrrad umzusteigen". Wichtig sei auch, dass Radverkehr einer der Investitionsschwerpunkte des neuen Senats werden soll. "Endlich bekommen Fuß- und Radverkehr die ihnen zustehenden Mittel", so Spott.

Das größte Manko des Koalitionsvertrags ist für Spott allerdings die Tatsache, dass die "Radverkehrsstrategie für Hamburg", die 2015 ausläuft, mit keinem Wort erwähnt werde. "Dabei wäre es gerade wichtig, konkret zu planen, wie das Ziel eines Radverkehrsanteils von 25 % erreicht werden soll". Angesichts des desolaten Radwegenetzes in Hamburg und dem immer noch vom massiven Autoverkehr dominierten Verkehrsklima sei es fraglich, ob 50 km neue Radverkehrsanlagen pro Jahr auch wirklich ausreichen. Ein Programm wie die Radverkehrsstrategie biete sich da als wirkungsvolles Instrument an, in dem die einzelnen Maßnahmen transparent und nach Prioritäten geordnet aufgeführt werden. Damit würde sie den gemeinsamen Bemühungen aller Akteure einen Rahmen und Leitfaden geben. "Ein Ansatz, der sich in anderen Städten bewährt hat", weiß Spott.

"Alles in allem stimmt der Koalitionsvertrag jedoch hoffnungsfroh", zeigt sich Spott zuversichtlich. "Wir fordern die Koalitionspartner auf, die Verkehrswende mit Mut und Engagement umzusetzen.“ Der ADFC werde selbstverständlich dabei auch weiterhin mit der Expertise der Radfahrenden vor Ort helfen. "Genauso selbstverständlich werden wir aber den neuen Senat an dem Tempo und der Ernsthaftigkeit messen, mit der er Hamburg zur Fahrradstadt umbaut".
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Re: Koalitionsvertrag: Hamburg soll Radfahrstadt werden

Beitragvon Grotefend » 19.04.2015, 18:41

Koalitionsparteien hat geschrieben:„Hamburg wird Fahrradstadt“

In Hamburg ist der Trend zum Radfahren ungebrochen.
...
Die Koalitionspartner einigen sich darauf, den Radverkehrsanteil in den zwanziger Jahren auf 25 Prozent zu steigern.
Ein wahrlich ambitioniertes Ziel. Oder nur "Wünsch Dir was"? Bedeutet es doch glatt eine Verdoppelung des heutigen Radverkehrsanteils am Gesamtverkehr: Derzeit sind es angeblich (geschätzt, nicht gezählt): 12 % Fahrrad, 42 % Kfz. aller Art, der Rest ÖPNV, Fußgänger pp.

Der heutige Anteil ist leicht zu prüfen: Man stelle sich an eine beliebige Straße oder Kreuzung und zähle. Wenn auf jeweils 4 Autos ein Radfahrer kommt, und zwar an jedem Tag, zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter, dann liegt die Schätzung richtig. Ich habe es schon öfter gemacht. Ein Verhältnis 4 : 1 (Kfz. : Fahrrad) kam dabei niemals auch nur annähernd raus (CM einmal ausgenommen. Aber das ist ein anderes Thema).

Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass zum Ende der Legislaturperiode die 25 % als erreicht verkündet werden. So wie ja auch unser Bürgermeister vor einiger Zeit die (seine) Erkenntnis verbreitete, dass die Menschen gar nicht mehr den Wunsch nach einem eigenen Auto verspüren. (Wieso dennoch die Zulassungszahlen Jahr für Jahr um rd. 5 % zunehmen, bleibt dabei allerdings ein ungelöstes Rätsel.)
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Re: Koalitionsvertrag: Hamburg soll Radfahrstadt werden

Beitragvon Helmut » 19.04.2015, 21:38

Grotefend hat geschrieben:
Koalitionsparteien hat geschrieben:Die Koalitionspartner einigen sich darauf, den Radverkehrsanteil in den zwanziger Jahren auf 25 Prozent zu steigern.
Der heutige Anteil ist leicht zu prüfen: Man stelle sich an eine beliebige Straße oder Kreuzung und zähle. Wenn auf jeweils 4 Autos ein Radfahrer kommt, und zwar an jedem Tag, zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter, dann liegt die Schätzung richtig. Ich habe es schon öfter gemacht. Ein Verhältnis 4 : 1 (Kfz. : Fahrrad) kam dabei niemals auch nur annähernd raus (CM einmal ausgenommen. Aber das ist ein anderes Thema).
Da stimme ich Dir voll und ganz zu, aber mit einer kreativ ausgearbeiteten Statistik lässt sich fast alles beweisen.

Es ist mir egal, ob die Zahlen über die Verkehrsanteile von heute stimmen, wichtig ist mir, ob sich nach der gleichen Messmethode eine Verdoppelung ergibt. Leider kann man die Vertragsparteien auch darauf kaum festnageln, weil der Zeitpunkt, bis zu dem das Ziel erreicht sein soll, ein bis zwei Legislaturperioden nach dem Auslaufen dieses Vertrags liegt. Nur wenn dann erneut SPD und Grüne zusammen regieren werden, müssen sie ihr Ziel selbst erreichen.
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Beitragvon Harterbrocken » 19.04.2015, 22:02

Hamburg wird Fahrradstadt. So stand es vielfach in den Schlagzeilen der Zeitungen, und zwar nicht nur der Hamburger Gazetten. Darüber dürfen wir uns freuen. Bemerkenswert finde ich besonders die Wortwahl der frisch ernannten 2. Bürgermeisterin und Wissenschaftsenatorin Katharina Fegebank: "Die Radverkehrspolitik wird radikal beschleunigt", sagt die Grünen-Chefin. Aber hallo! Auch das ist eine ambitionierte Ansage. Mal sehen, ob sich die Grünen damit langfristig in der Koalition durchsetzen können...
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Re: Koalitionsvertrag: Hamburg soll Radfahrstadt werden

Beitragvon Kiezkicker » 20.04.2015, 11:07

Jetzt laut "Fahrradstadt" zu jubeln, gar von einer "radikalen Verkehrswende" zu sprechen, aber im Vertrag nur einige altbekannte Maßnahmen wiederaufzuwärmen (Velorouten...), wäre eigentlich zu durchschaubar, um von den Leerstellen Stadtbahn, City-Maut und Umweltzone abzulenken. Aber das Ziel in eine ferne Zukunft zu verlegen, weil man ja schon mal bei der "Verdopplung des Radverkehrsanteils" (Radverkehrsstrategie für Hamburg, von 9 auf 18 Prozent bis, hüstel, 2015) sein Unvermögen und Defacto-Nichtstun hat eingestehen müssen, mutet frech an.

Aber klar, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Radfahrer sind keine besseren Menschen. Sie haben nur das bessere Verkehrsmittel.
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Beitragvon Helmut » 23.04.2015, 02:49

Kiezkicker hat geschrieben:sein Unvermögen und Defacto-Nichtstun hat eingestehen müssen, mutet frech an.
Diese Urteil scheint mir zu früh gefällt zu sein. Da werden alte Visionen wie die Velorouten plötzlich zu messbaren Zielen, weil sie nun mit einem - m. E. sehr engen - Zielerreichungsdatum versehen sind. Frech wäre es m. E. wenn nun, wenn den Papieren keine Taten folgen würden.
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Beitragvon Kiezkicker » 23.04.2015, 16:47

Helmut hat geschrieben:
Kiezkicker hat geschrieben:sein Unvermögen und Defacto-Nichtstun hat eingestehen müssen, mutet frech an.
Diese Urteil scheint mir zu früh gefällt zu sein. Da werden alte Visionen wie die Velorouten plötzlich zu messbaren Zielen, weil sie nun mit einem - m. E. sehr engen - Zielerreichungsdatum versehen sind. Frech wäre es m. E. wenn nun, wenn den Papieren keine Taten folgen würden.
Das mag sein. Ich bin Pessimist, wenn es um Versprechen von Parteipolitikern geht. Die Verdopplung des Radverkehrsanteils wurde schon mal, wie gesagt, versprochen. Damals noch mit einem konkreten Datum. Jetzt sind sie klüger, machen den Fehler nicht nochmal und nennen gar kein Datum, sondern einen Zeitraum, von dem man heute noch nicht weiß, ob und wer dann am Ruder ist.
Radfahrer sind keine besseren Menschen. Sie haben nur das bessere Verkehrsmittel.
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Beitragvon VeloC » 08.05.2015, 19:11

Schon anderthalb Wochen alt, aber gut geschrieben:

Ein Paradies für Radfahrer? Nur im Traum!

König Olaf hat den grünen Teil seines Hofstaats offenbar auch schon gut abgerichtet. Die Duisburger warten jedenfalls noch ein wenig ab mit dem Neidischwerden! ;)
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Beitragvon olaf » 09.05.2015, 11:53

Ganz so sauber läuft die Umsetzung ja man nicht NehNeh

Radweg-Wahnsinn in der HafenCity

Frage mich nur wer dann Nachts auf dem neuen (Straßen-)Radweg die Rennen fährt :roll:

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