Unsichtbar trotz Warnweste und LED-Blinkies

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VeloC
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Unsichtbar trotz Warnweste und LED-Blinkies

Beitragvon VeloC » 18.01.2015, 19:43

Einen großgewachsenen Mann, der im Bärenkostüm den Moonwalk tanzt, kann man unmöglich übersehen, nicht wahr? Gleiches gilt für Radfahrer, die mit vorschriftsmäßiger Ausstattung an Licht und Reflektoren unterwegs sind und sich zusätzlich noch mit Warnweste, weiteren Reflektoren und blinkenden LED-Leuchten ausstaffiert haben. Selbst diese Radfahrer werden jedoch regelmäßig von Kraftfahrern übersehen und im schlimmsten Fall über den Haufen gefahren.

Hier mal ein hochinteressanter Artikel zu den psychologischen Hintergründen dieses Phänomens – allein das Testvideo ganz am Anfang lohnt schon den Klick:

High-vis can’t solve drivers’ inattentional blindness

Sorry liebe "Überseher" im Straßenverkehr, eine Entschuldigung liefert euch der Text leider nicht. Ebenso wenig den Ehemännern, die ihre herumliegenden dreckigen Socken demnach tatsächlich nicht sehen können. Was im Bewusstsein verankert ist, sieht man, auch wenn das unbequeme Folgen (z.B. Abbremsen oder Aufräumen) haben kann. Und für euer Bewusstsein seid ihr ganz allein verantwortlich!

Aber es wäre schön, wenn sich diejenigen Leute, die so vehement für eine Warnwestenpflicht für Radfahrer eintreten, diesen Artikel mal ganz in Ruhe zu Gemüte führen würden. Nicht nur in Irland!
crumble
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Re: Unsichtbar trotz Warnweste und LED-Blinkies

Beitragvon crumble » 19.01.2015, 12:55

VeloC hat geschrieben:Gleiches gilt für Radfahrer, die mit vorschriftsmäßiger Ausstattung an Licht und Reflektoren unterwegs sind und sich zusätzlich noch mit Warnweste, weiteren Reflektoren und blinkenden LED-Leuchten ausstaffiert haben.
Naja, auch Radfahrer uebersehen regelmaessig seltsame Dinge, wie herumstehende PKWs und krachen da rein. In Rennsituationen sind einige so fertig, dass sie sehenden Auges in ein Hindernis rein fahren wuerden, wenn man sie nicht anbruellen wuerde.

Passieren wird so etwas immer. Die Frage ist nur, wie man hinterher damit umgeht und wie man das nach Moeglichkeit verhindern kann. Eine truebe Funzel faellt auf einer einsamen Landstrasse wesentlich mehr auf, als ein blinkender Weihnachtsbaum in einer Stadtumgebung, in der alles um die Fahrer herum leuchtet, blinkt und sich bewegt. Das ueberfordert sehr schnell das menschliche Gehirn und leider wird zu oft die falsche Information herausgefiltert.

Wieso muessen Werbeplakate nachts beleuchtet sein und sich auch noch bewegen, um mehr Aufmerksamkeit von der Strasse auf sich zu ziehen? Wieso laesst man Ampeln in einem seltsamen Lichtergewirr untergehen, laesst einen 30er Schilderwald mit einem halben dutzend Einschraenkungen darunter entstehen und pinselt froehlich die obskursten Fahrbahnfuehrungen auf die Strassen? Seit mehreren Jahrzehnten predigen alle, dass der Schilderwald zu gross ist und die Leute ueberfordert, aber auf den realen Strassen wird es immer schlimmer. Und dazu kommen noch die Navis, mit denen man sich selber blendet und ablenkt.

Das ganze wird erst noch richtig schlimm, wenn zur Einsparung von 50 Euro Produktionskosten, sich die Touchscreens in den PKWs durchgesetzt haben. Dann wuehlen sich die PKW-Fahrer noch zusaetzlich durch ein halbes Dutzend Menues, um die Lueftung zu steuern, waehrend die Assistenzsysteme aufgrund von gealterten Sensoren und Kartenmaterial den Fahrer mit falschen Warnungen bombardieren. Solange man den Stresslevel beim Fahren moeglichst hoch haelt, werden auch Cola-Weihnachts-Trucks uebersehen werden. Das kann jedem schnell mal passieren. Auch uns, die wir gewohnt sind auf Fahrraeder zu achten. Kauft keine unuebersichtlichen Autos und waehlt keine Partei, die den Verkehrsraum vermurkst. So kann man als auch einzelner daran etwas aendern.
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Beitragvon Konkursus » 19.01.2015, 17:01

was soll man dazu noch schreiben?

Am besten fahren wir ohne jegliche Sicherheitsmittel, weil dann jeder für sich selbst verantwortlich ist....und ohne Socken. Die können dann nämlich auch nicht liegenbleiben.

Ko
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Re: Unsichtbar trotz Warnweste und LED-Blinkies

Beitragvon Speedmanager » 19.01.2015, 22:15

crumble hat geschrieben:Kauft keine unuebersichtlichen Autos
Geht nicht. 5 Sterne NCAP bekommt man nur mit einer überdimensionierten A-Säule. Und die 5 Sterne sind nun einmal ein Verkaufsargument.

In einem unserer Dienstwagen habe ich wegen der breiten A-Säule selbst schon einmal einen Kleinlaster übersehen. Glücklicherweise folgenlos.
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Re: Unsichtbar trotz Warnweste und LED-Blinkies

Beitragvon crumble » 20.01.2015, 21:30

Speedmanager hat geschrieben:
crumble hat geschrieben:Kauft keine unuebersichtlichen Autos
Geht nicht. 5 Sterne NCAP bekommt man nur mit einer überdimensionierten A-Säule. Und die 5 Sterne sind nun einmal ein Verkaufsargument.
Dagegen wird irgendwann eine weiter technische Loesung kommen
http://de.autoblog.com/2014/12/16/revol ... eugsaulen/

Die Rueckfahrkamera wird in den USA fuer PKWs bald Pflicht sein und dann wohl langsam auch in unsere Grundausstattungen kommen. http://www.heise.de/newsticker/meldung/ ... 60999.html

Solange so etwas nicht an Lenkung und Bremsen haengt, geht es ja noch halbwegs. Aber leider hat heutzutage sogar ein simpler Kopierer genug Rechenleistung fuer eine Geldscheinerkennung oder solche Scherze https://www.youtube.com/watch?v=Vp03vyNspyI (CCC Vortrag ueber den Xerox Textersetzungsfehler). Da ist die Wahrscheinklichkeit gar nicht so gering, dass mich bereits das Kameramodul durch etwas ansehlicheres ersetzt hat, da es so viele Pixel nicht ueber den CAN-Bus bekommt :-/
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Beitragvon Helmut » 21.01.2015, 00:18

Gefunden im Pressespiegel des BDR:

Weit in die Zukunft blickt ein Projekt von Volvo - der Helm des Radfahrers meldet dessen Position einem herannahenden Fahrzeug und warnt bei Bedarf.

http://www.spiegel.de/auto/aktuell/vern ... 09927.html
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Beitragvon Jacfm » 21.01.2015, 20:37

Hört sich ja gut an, aber bis dies wirklich effektiv hilft, dauert es wohl noch zu lang. Denn bei einer Helmquote von ca. 15 % (in D) und angenommen, dass nicht sofort jeder so einen Helm hat oder sich deswegen zulegt (oder gibts das zum Nachrüsten?) sinkt der Effekt merklich. Hinzu kommt ja noch, dass das GPS Signal nicht unbedingt so exakt ist, dass damit eine Kollision vorausgesagt werden kann.

Und die ganzen Kleinigkeiten, wie Bewegungsdaten, noch ein Gimmick mehr beim Radfahren, plötzliche Notbremsungen im Verkehr, gibts das auch für Nicht-Volvos? Bis es also effektiv so weit wäre, haben wir bestimmt schon autofreie Städte. :D
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Beitragvon VeloC » 21.01.2015, 21:42

Nee, das muss ich nicht haben, dass mein Helm mit Volvos rumtratscht! Dann lieber komplett selbstfahrende Autos. Den Flächengewinn halte ich allerdings für eine Illusion, da steht eine zu starke Lobby gegen. Trotzdem ein netter Traum! Und wenn das scheitert mit dem zusätzlichen Platz für Radfahrer und Fußgänger, kann man dann immer noch gefahrloser als heute auf der Straße fahren.
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Beitragvon Knud » 21.01.2015, 23:01

Jacfm hat geschrieben:Hört sich ja gut an, aber bis dies wirklich effektiv hilft, dauert es wohl noch zu lang. Denn bei einer Helmquote von ca. 15 % (in D) und angenommen, dass nicht sofort jeder so einen Helm hat oder sich deswegen zulegt (oder gibts das zum Nachrüsten?) sinkt der Effekt merklich.
Der Text spricht von unbeleuchteten Radfahrern. Wer nicht mal Licht macht, soll sich so einen Helm zulegen? Sehr optimistisch.

Ich bin nicht sicher, ob eine solche technische Lösung nicht dazu führen könnte, dass Autofahrer nicht noch weniger hinsehen. :?

Knud
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Beitragvon Jacfm » 22.01.2015, 10:41

Das ist ja noch bekloppter, welcher Radfahrer der willens und blöd genug ist ohne Licht unterwegs zu sein sollte sich dann extra so eine System zulegen??

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