
Doch vor den Kuchen hatte Organisator Michael Scheibe seinen Bericht gesetzt. Es gab von Regen und Sonne oder von Schatten und Licht zu berichten. Der gefühlte Rückgang der RTF-Fahrer wurde durch Zahlen gestützt: Es wurde 2018 rund 15% weniger Wertungskarten ausgegeben als 2017. Davon wurden mit 350 auch nur etwa die Hälfte zurück gegeben.
Das passt zu meinem in letzten Jahr gewonnenen Eindruck, dass viele keine Karte mehr haben, weil sie "nicht mehr lohnt". Dazu kenne ich einige, die trotz Wertungskarte nur wenige oder gar keine RTF gefahren sind. Meine Meinung ist ja auch, dass die "Jahresauszeichnung" für die Wurst ist, weil sie nicht als "Auszeichnung" zu erkennen ist. Nur Insider werden das erkennen, andere werden annehmen, dass entsprechende Artikel im BDR Merchandising erhältlich sind.

Aber zurück zum Kaffeeklatsch:
Die Alterspyramide ist jedes Jahr ein Thema, ohne dass ich Ideen hätte, ob und wie "die Jugend" für RTF zu gewinnen ist.
Insgesamt ist das Angebot an RTF in Hamburg und im Umland noch immer vielfältig und qualitativ gut.

Zum Dritten werden Genehmigungen immer schwieriger, kommen immer später und bleiben zu Weilen schlicht aus. Die BSV-RTF fiel der nicht genehmigten Strecke zum Opfer. (Vor zwei Jahren musste die Extraschleife schon gestrichen werden.)
Es ist bedenklich, wenn Provinzfürsten nach dem NIMBY-Prinzip dem Breitensport einfach den Hahn abdrehen.

RTF satt gibt es immer beim Bundesradsporttreffen, das 2019 in Neustadt an der Weinstraße stattfinden wird. Da diese Gegend ohnehin stark vom Tourismus lebt und viele Teilnehmer erwartet werden, sollten Unterkünfte möglichst frühzeitig gebucht werden.
Der BDR wird eine „Radtreffdatenbank“ anbieten, in die regelmäßige Trainingstreffs eingetragen werden können. Um Karteileichen zu vermeiden, soll diese jedes Jahr wieder "auf Null" gesetzt werden.
Der Country-Touren-Cup wird 2019 nicht statt finden. In 2020 soll es vielleicht einen neuen Anlauf geben. Es gibt nicht genügend Vereine als Veranstalter, die zudem nicht gleichmäßig über Deutschland verteilt sind. Scan&Bike geht ohne offensive Vermarktung weiter. Es wird vom Hersteller ein neues Projekt geben.
In diesem Jahr sollen die RTF Termine SH/HH besser mit denen in Niedersachsen abgestimmt werden - mindestens im Großraum Hamburg.

Nach der Kaffeepause wurden die Finisher des Radmarathon-Cups Deutschlands (mit Trikotübergabe) sowie der Absolvent des Radsportabzeichens (in Gold!) gewürdigt. Die Quote der Foris unter den Geehrten war beeindruckend.
In diesem Jahr gab es eine kurzweiligen und sehr interessanten Vortrag. Ich habe nicht mitgeschrieben, aber ein paar Dinge sind doch im Gedächtnis geblieben. Michael Weber ist Unfallsachverständiger mit Schwerpunkt Radverkehrsunfälle. Korreferent Götz Petzold ist als Richter mit der zivilrechtlichen Beurteilung von Unfällen befasst.
Am Anfang gab es einige Videoausschnitte, die beweisen, dass es auch blonde Radfahrer gibt. Klar ist, dass man nicht auf seinem Recht beharren soll. Zum Einen nützt ein Schadensersatz wenig, wenn man vielleicht sogar bleibende Schäden hat. Zum Anderen sind die Beträge der strafrechtlichen Würdigung klein im Vergleich zu den zivilrechtlichen Schadenssummen.
Klar ist etwa die "Schuldlage" bei Abbiegeunfällen. Nur hat ein toter Radfahrer nichts davon, wenn der LKW-Fahrer bestraft wird. Die Rekonstruktion eines Unfalls zwischen Rennradfahrer und Alltagsfahrerin war nichts für schwache Nerven. Neu war für die meisten, dass bei unklarer Schuldlage Autofahrer ggf. auch haften, da für sie die Gefährdungshaftung gilt. (Für Eisenbahnen übrigens auch.) Radfahren gilt hingegen nicht als so gefährlich, dass eine von der Schuld unabhängige Gefährdungshaftung gilt. Allerdings sollte jeder eine entsprechende Haftpflichtversicherung haben. Es passiert ja doch schnell mal etwas.
Wer weiß denn schon, dass "Fußgänger-Ampeln" keine Bedeutung mehr für Radfahrer haben? Eigentlich hätte die Stadt dort überall Radampeln ergänzen müssen. Wo das nicht geschehen ist, gilt die große Ampel für Autos auch für Radfahrer.

Das große Interesse zeigte sich an den vielen Fragen, die nicht alle beantwortet werden konnten. Arne Naujokat kündigte an, das Thema im Rahmen der Diskussionsreihe „reden wir drüber“ noch einmal aufzugreifen.
Ich möchte mich bei allen Organisatoren, Helfern, Referenten und beim NDR bedanken, dass die Veranstaltung wieder so schön stattfinden konnte.
Knud