Transcontinental Race '15 (Bericht und Bilder)

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Halbrenner
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Transcontinental Race '15 (Bericht und Bilder)

Beitragvon Halbrenner » 12.12.2015, 14:03

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“Wie fährt man die letzten dreißig Kilometer von über viertausendfünfhundert Kilometern. Wie ‚man‘ sie fährt, weiß ich nicht. Ich fahre sie bissig aber auch beseelt. Die Teepause tat unendlich gut. Ich fühle mich stark und so kurbel ich auch. Die letzten Schnellstraßenkilometer vergehen wie im Flug. Da kommt sie schon, die Abfahrt Kemerburgaz. Runter von diesem Todesstreifen und rein in den Ort. Vor dem eigentlichen Ortskern hat jemand noch eine Rampe gebaut, die an die Muur erinnert, steigungsmäßig. Kopfsteinpflaster gibt es nicht. (Zum Glück.) Mich kann jetzt nichts mehr aufhalten. Kleines Kettenrad, großes Ritzel und rauf da. Im Zentrum erfrage ich vor einem kleinen Laden noch einmal die Richtung und plötzlich bin ich umringt von neugierigen Männern jeglichen Alters. Einer spricht deutsch, hat in Hamburg gelebt. Großes Hallo. Ich berichte vom Transcontinental Race und lasse meine kleine Übersichtskarte rumgehen. Begeistert und anerkennend klopfen sie mir auf die Schulter und schicken mich auf die letzte Steigungsstrecke nach Bahceköy. Wahnsinn. Es ist absolut definitiv und unumstößlich die letzte Steigung auf meinem Weg nach Istanbul.“

Andreas ist dieses Jahr das Transcontinental Race mitgefahren, von Geraardsbergen nach Istanbul. Er hat das Feld "von hinten kontrolliert" ... und ist das Rennen mehr wie ein Randonneur als im Race-Modus gefahren. Sein ausführlicher Bericht findet sich hier:

http://www.grisocomodo.de/transcon-race-2015.html

Während der Fahrt hat er von unterwegs immer mal wieder Berichte auf unser ABC-Seite gepostet (falls es jemanden zusätzlich interessieren sollte): http://www.altonaer-bicycle-club.de/news/index.php (ein büschen nach unten scrollen); http://www.altonaer-bicycle-club.de/new ... php?page=2 (auch hier etwas scrollen, um den Start zu finden).
Altonaer Bicycle-Club von 1869/80.
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Helmut
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Beitragvon Helmut » 13.12.2015, 08:54

Großartig! Eine lange Geschichte, ich hab sie verschlungen.

Erinnerungen kamen in mir hoch an meine Radreisen durch Italien und Jugoslawien Anfang bis Mitte der 80er-Jahre. Gern würde ich mich wieder auf den Weg machen (der das Ziel ist)...
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Kiezkicker
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Beitragvon Kiezkicker » 13.12.2015, 14:59

Großartiger Bericht.
Radfahrer sind keine besseren Menschen. Sie haben nur das bessere Verkehrsmittel.
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Beitragvon 7 of 9 » 14.12.2015, 20:24

Herausragend. Das wahre Leben. Freiheit pur.
Große Klasse.
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kocmonaut
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TCR

Beitragvon kocmonaut » 17.12.2015, 22:53

Helmut hat den Bericht verschlungen. Ich hab ihn in kleine Häppchen unterteilt und langsam auf der Zunge zergehen lassen. Doch egal ob im Renntempo oder in der Genießerversion: es ist eine Freude und ein Vergnügen, von Andreas´ Bericht mit auf die Reise genommen zu werden.

Nicht fremd sondern vertraut finde ich (natürlich!) die Schilderungen und den Asphalt rund um Sestriere/Turin. Und ich kann sie voll bestätigen, denn Turin ist unser nördlicher Anlaufpunkt in Italien. Jede Form von Radsport hat in I einen weitaus höheren Stellenwert als in D, und ein Event wie TCR, das die Gegend kreuzt, ist Insidern und Interessierten über verschlungene Wege bekannt. z. B.: Piero Rivoira, Teilnehmer HBK und TCR, wohnt zwischen Sestriere und Turin. Er kennt jeden Hund und jeder Hund kennt ihn. Oder Guido Messina, Olympiasieger und Weltmeister in den 50ern, der ebenfalls hier/dort wohnt. Er ist inzwischen über 80 Jahre alt, hat aber wie der "Albaner" bis ins hohe Alter auf diesen Strecken seine Erfahrung an die Jugend weiter gegeben. Heute fährt er nicht mehr Rad, zeigt Interessierten aber immer noch voller Stolz sein "Pokalzimmer". So entsteht ein radsportbegeistertes Netzwerk, dem man entweder angehört oder das man zumindest huldigt: Man kennt jeder jemanden, der jemanden kennt - und (natürlich!) gehört man zur Famiglia!

All das macht das Radfahren in Italien - wie es Andreas hier oder auch Tim Moore in Gironimo! beschreiben - so angenehm.

Turin ist eine chaotische Stadt, doch für Radfahrer es gibt immer eine Lösung: ein Netz an Radwegen, gleich einem U-Bahn-Netz, durchzieht die Stadt. Andreas hat zufällig einer dieser "piste ciclabile" erwischt und Turin gefahrenlos durchquert.

Die Passstraße "Assietta" bin ich noch nicht gefahren. Schotter! Lockt mich jetzt natürlich auch.

Danke, Andreas, für Deinen tollen Bericht und die schönen Beschreibungen all Deiner Erlebnisse und Erfahrungen auf Deiner transkontinentalen Reise.

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