Weltradeltour 2007 - 2011 (Berichte + Bilder)
Verfasst: 02.10.2013, 15:27
Liebe Forumsgemeinde,
lese hier schon lange mit, deshalb kam fast zwangsweise meine Anmeldung. Da hier vom Techniker, echten Sportlern und Freizeitradlern alles vertreten ist, stelle ich hier mal meinen Bericht über unsere längere Tour ein. Hoffe, macht etwas Spaß.
Weltradeltour 2007 – 2011 / 5 Kontinente / 48.000 km / Von Herzlichkeit bis Überfall
Start von Deutschland bis in den Iran
Beim Start unserer Weltradeltour waren wir zusammen schon 101 Jahre alt. Zum Glück war dies aber unseren Drahteseln egal. Wir hatten aber schon einige Radelerfahrungen aus vorher pedalten Touren. 2003 waren wir für 4 Wochen im Jemen unterwegs. Damals war radeln dort noch irgendwie möglich. 2004 besuchten wir unseren Sohn in Sri Lanka. Er war selbst 2003 von Deutschland aus in die weite Welt per Radel gestartet. Gemeinsam pedalten wir für 4 Wochen durch die herrliche Tropeninsel. Erst Jahre später reifte dann unser Entschluss, die große Radelwelttour selbst zu wagen.
Wir wollten unseren Sohn, sozusagen am Ende der Welt besuchen. 2007 war es endlich so weit. Wir hatten Martin versprochen zu kommen, allerdings würde es etwas länger dauern, denn mit den Rädern zu Besuch bis nach Neuseeland, dauert halt etwas länger. Aus diesem Versprechen wurde dann letztendlich unsere 4 jährige Tour um die Welt. Ein Fazit unserer Reise: ,,Bei all den Erlebnissen über die vier Jahre wurde uns immer bewusster, wie kurz unsere Zeit auf diesem Planeten ist und wie klein und unwichtig wir doch eigentlich sind. Zwei radelnde Sandkörner in Raum und Zeit…‘‘
Vorbereitung und Eingebung
2006 wurde uns klar: wir können noch sooft – wenn auch in der Regel so untypisch anders – Urlauben, ein schnelles Ende ist dabei leider immer in Sicht. Das wertvolle Gut Zeit war bei uns immer zu knapp bemessen. Wie viele Menschen auch, so vertrösteten wir uns gedanklich auf das noch ferne Rentenalter. Durch den frühen Tod unserer Väter wurde uns aber schnell bewusst, was mit erhofften Träumen urplötzlich geschehen kann. Eigentum verpflichtet! Wir verkauften viel von unseren geliebten Eigenheiten. Dies aber waren noch die kleinsten Hürden, denn nebenbei mussten wir noch mit unseren Arbeitgebern einiges abklären und, und und … Nach 6 Monaten war die unendlich erscheinende Liste abgearbeitet und die Reise konnte beginnen.
Einige Daten für die Technikfreunde:
- Rahmen: Fort M2 26“ CrMo4
- Gabel: CroMo4 starr mit Ösen
- Steuerlager: FSA Orbit II XL industriegelagert
- Vorbau: ITM Road
- Lenkerbügel: ITM Super Lux
- Sattelstütze: ITM Patent
- Bremsen/Bremshebel: Avid SD 7
- Felgen: Mavic A 319 36 Loch
- Reifen: Schwalbe Marathon 50-559
- Schläuche: Conti AV + DV Adapter
- Pedale: industriegelagert
- Sattel: Brooks Flyer schwarz
- Griffe: Ergon MR1
- Träger: Tubus Logo
- Lowrider: Tubus Tara
Auch wenn manches rustikal erscheint, wir waren zufrieden. Die Langzeitreiseräder sollten ja robust sein.
Unsere geliebten Radelesel
Europa
Vom thüringischen Sonneberg aus ging es im April 2007 immer Richtung Süden. Die Donau war unser erstes Ziel. Diese begleiteten wir durch Bayern, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Serbien, Kroatien bis Bulgarien. Der Donauabschied in Bulgarien viel uns recht schwer, denn meist waren die Donauwege Radel-schön, von Land zu Land lies auch der Muskelkater spürbar nach und die Ledersättel waren endlich eingeritten. Auch hatten wir endlich gelernt unseren Radelhaushalt in den Griff zu bekommen. Jedes Teil hatte nun seinen bestimmten Platz und das Auf- und Abbauen unserer Lagerplätze dauerte dann meist nur noch eine gute Stunde.
Donauradweg
Chaosradelhaushalt
Türkei
Fast drei Monate ließen wir uns für die Türkei Zeit. Wir lernten recht schnell, dass die Zeit für uns ein wichtiger Faktor sein wird, denn erst ab der Türkei fühlten wir uns irgendwie frei und die Zeit an sich spielte keine treibende Rolle mehr. Auch hatten wir nun das Gefühl, jetzt kann uns niemand mehr zurückholen, wir sind in Asien angekommen. Nach Istanbul ging es mitten durch die herrliche Türkei. Landschaften wie aus dem Bilderbuch, Karawansereien, Salzwüsten, Kappadokien, der Vansee und die meist netten Menschen, versüßten uns die türkischen Radelmonate.
Besonders gut war es für uns in Kappadokien. Die Landschaft dort ist einmalig schön. Wochen könnte man da verbringen. Die Visa für den Iran wurden in Erzurum besorgt. 10 Tage dauerte die Visageschichte. Diese Zeit nutzten wir aber sinnvoll zu einem Ausflug ans Schwarze Meer. Am biblischen Berg Ararat öffneten die Iranis für uns dann aber sehr unkompliziert das verschlossene Grenztor.
Prima Rastplatz
Iran
Auch wenn es oft schwer begreiflich erscheint, der Schurkenstaat Iran wurde für zwei Monate eines unserer angenehmsten Radelländer. Unvergessen ist dabei die eigentlich unbeschreibliche Gastfreundschaft der Perser. Da Gi (Gisela) im Iran für 4 Wochen Zahnschmerzprobleme hatte, lernten wir auch viele Zahnärzte kennen. Gi hätte sicherlich darauf verzichten können, doch letztendlich brachten uns diese Zahnprobleme auch viele weitere ungeahnte Einsichten in ein absolut interessantes Land.
Leider, vielleicht auch zum Glück, wurden uns die Visa für Pakistan verweigert. So lernten wir auf der Strecke von Tabriz, Esfahan über Bandare Bushehr nach Bandare Abbas auch noch die iranische Küste am Persischen Golf kennen. Über 1.000 km radelten wir immer am Golf entlang. In Bandare Abbas setzten wir mit einer Fähre in die Emirates über. Vorher besuchten wir noch die vorgelagerten Schmugglerinseln. Alles was es eigentlich im Iran nicht geben dürfte (Heineken-Bier, unsaubere Videos, leckeren Krimsekt, süffigen Whisky) bzw. Mangelware ist (Kühlschränke, Autoreifen, TV–Geräte, ausgefallene Klamotten und und …), findet in Nacht– und Nebelbootsschmuggeltouren von Arabien herüber seinen Weg in den Iran.
Im schönen Esfahan
Gis großes Wochenzahnproblem
Sollte es für manches Forumsmitglied etwas Freude bereiten, so werde ich, je nach Zeit, die weiteren Teilberichte einpflegen.
Bis dahin viele Grüße von Wi + Gi
lese hier schon lange mit, deshalb kam fast zwangsweise meine Anmeldung. Da hier vom Techniker, echten Sportlern und Freizeitradlern alles vertreten ist, stelle ich hier mal meinen Bericht über unsere längere Tour ein. Hoffe, macht etwas Spaß.
Weltradeltour 2007 – 2011 / 5 Kontinente / 48.000 km / Von Herzlichkeit bis Überfall
Start von Deutschland bis in den Iran
Beim Start unserer Weltradeltour waren wir zusammen schon 101 Jahre alt. Zum Glück war dies aber unseren Drahteseln egal. Wir hatten aber schon einige Radelerfahrungen aus vorher pedalten Touren. 2003 waren wir für 4 Wochen im Jemen unterwegs. Damals war radeln dort noch irgendwie möglich. 2004 besuchten wir unseren Sohn in Sri Lanka. Er war selbst 2003 von Deutschland aus in die weite Welt per Radel gestartet. Gemeinsam pedalten wir für 4 Wochen durch die herrliche Tropeninsel. Erst Jahre später reifte dann unser Entschluss, die große Radelwelttour selbst zu wagen.
Wir wollten unseren Sohn, sozusagen am Ende der Welt besuchen. 2007 war es endlich so weit. Wir hatten Martin versprochen zu kommen, allerdings würde es etwas länger dauern, denn mit den Rädern zu Besuch bis nach Neuseeland, dauert halt etwas länger. Aus diesem Versprechen wurde dann letztendlich unsere 4 jährige Tour um die Welt. Ein Fazit unserer Reise: ,,Bei all den Erlebnissen über die vier Jahre wurde uns immer bewusster, wie kurz unsere Zeit auf diesem Planeten ist und wie klein und unwichtig wir doch eigentlich sind. Zwei radelnde Sandkörner in Raum und Zeit…‘‘
Vorbereitung und Eingebung
2006 wurde uns klar: wir können noch sooft – wenn auch in der Regel so untypisch anders – Urlauben, ein schnelles Ende ist dabei leider immer in Sicht. Das wertvolle Gut Zeit war bei uns immer zu knapp bemessen. Wie viele Menschen auch, so vertrösteten wir uns gedanklich auf das noch ferne Rentenalter. Durch den frühen Tod unserer Väter wurde uns aber schnell bewusst, was mit erhofften Träumen urplötzlich geschehen kann. Eigentum verpflichtet! Wir verkauften viel von unseren geliebten Eigenheiten. Dies aber waren noch die kleinsten Hürden, denn nebenbei mussten wir noch mit unseren Arbeitgebern einiges abklären und, und und … Nach 6 Monaten war die unendlich erscheinende Liste abgearbeitet und die Reise konnte beginnen.
Einige Daten für die Technikfreunde:
- Rahmen: Fort M2 26“ CrMo4
- Gabel: CroMo4 starr mit Ösen
- Steuerlager: FSA Orbit II XL industriegelagert
- Vorbau: ITM Road
- Lenkerbügel: ITM Super Lux
- Sattelstütze: ITM Patent
- Bremsen/Bremshebel: Avid SD 7
- Felgen: Mavic A 319 36 Loch
- Reifen: Schwalbe Marathon 50-559
- Schläuche: Conti AV + DV Adapter
- Pedale: industriegelagert
- Sattel: Brooks Flyer schwarz
- Griffe: Ergon MR1
- Träger: Tubus Logo
- Lowrider: Tubus Tara
Auch wenn manches rustikal erscheint, wir waren zufrieden. Die Langzeitreiseräder sollten ja robust sein.
Unsere geliebten Radelesel
Europa
Vom thüringischen Sonneberg aus ging es im April 2007 immer Richtung Süden. Die Donau war unser erstes Ziel. Diese begleiteten wir durch Bayern, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Serbien, Kroatien bis Bulgarien. Der Donauabschied in Bulgarien viel uns recht schwer, denn meist waren die Donauwege Radel-schön, von Land zu Land lies auch der Muskelkater spürbar nach und die Ledersättel waren endlich eingeritten. Auch hatten wir endlich gelernt unseren Radelhaushalt in den Griff zu bekommen. Jedes Teil hatte nun seinen bestimmten Platz und das Auf- und Abbauen unserer Lagerplätze dauerte dann meist nur noch eine gute Stunde.
Donauradweg
Chaosradelhaushalt
Türkei
Fast drei Monate ließen wir uns für die Türkei Zeit. Wir lernten recht schnell, dass die Zeit für uns ein wichtiger Faktor sein wird, denn erst ab der Türkei fühlten wir uns irgendwie frei und die Zeit an sich spielte keine treibende Rolle mehr. Auch hatten wir nun das Gefühl, jetzt kann uns niemand mehr zurückholen, wir sind in Asien angekommen. Nach Istanbul ging es mitten durch die herrliche Türkei. Landschaften wie aus dem Bilderbuch, Karawansereien, Salzwüsten, Kappadokien, der Vansee und die meist netten Menschen, versüßten uns die türkischen Radelmonate.
Besonders gut war es für uns in Kappadokien. Die Landschaft dort ist einmalig schön. Wochen könnte man da verbringen. Die Visa für den Iran wurden in Erzurum besorgt. 10 Tage dauerte die Visageschichte. Diese Zeit nutzten wir aber sinnvoll zu einem Ausflug ans Schwarze Meer. Am biblischen Berg Ararat öffneten die Iranis für uns dann aber sehr unkompliziert das verschlossene Grenztor.
Prima Rastplatz
Iran
Auch wenn es oft schwer begreiflich erscheint, der Schurkenstaat Iran wurde für zwei Monate eines unserer angenehmsten Radelländer. Unvergessen ist dabei die eigentlich unbeschreibliche Gastfreundschaft der Perser. Da Gi (Gisela) im Iran für 4 Wochen Zahnschmerzprobleme hatte, lernten wir auch viele Zahnärzte kennen. Gi hätte sicherlich darauf verzichten können, doch letztendlich brachten uns diese Zahnprobleme auch viele weitere ungeahnte Einsichten in ein absolut interessantes Land.
Leider, vielleicht auch zum Glück, wurden uns die Visa für Pakistan verweigert. So lernten wir auf der Strecke von Tabriz, Esfahan über Bandare Bushehr nach Bandare Abbas auch noch die iranische Küste am Persischen Golf kennen. Über 1.000 km radelten wir immer am Golf entlang. In Bandare Abbas setzten wir mit einer Fähre in die Emirates über. Vorher besuchten wir noch die vorgelagerten Schmugglerinseln. Alles was es eigentlich im Iran nicht geben dürfte (Heineken-Bier, unsaubere Videos, leckeren Krimsekt, süffigen Whisky) bzw. Mangelware ist (Kühlschränke, Autoreifen, TV–Geräte, ausgefallene Klamotten und und …), findet in Nacht– und Nebelbootsschmuggeltouren von Arabien herüber seinen Weg in den Iran.
Im schönen Esfahan
Gis großes Wochenzahnproblem
Sollte es für manches Forumsmitglied etwas Freude bereiten, so werde ich, je nach Zeit, die weiteren Teilberichte einpflegen.
Bis dahin viele Grüße von Wi + Gi