Cape Epic 2013: MTB-Rennen in Südafrika (Bericht und Bilder)
Verfasst: 20.03.2013, 23:50
HFSler sind bekanntlich weltweit unterwegs. Kein Wunder also, dass es hier auch einen Bericht vom Cape Epic MTB-Rennen zu lesen gibt. Im Ernst: Durch "Zufall" stoße ich auf unserer aktuellen Urlaubsreise auf dieses Rennen im Hinterland von Kapstadt; da darf natürlich ein Abstecher zu einem der Etappenorte nicht fehlen. Wäre doch gelacht, wenn HFS die Kollegen von "Bike" und Co in Sachen Aktualität nicht schlagen könnte.
Tulbagh, Südafrika (HB). Die Stimme des Moderators überschlägt sich. Namen dröhnen aus den Lautsprechern: "Gawie Combrinck und Nico Bell sind im Ziel. Dahinter Kevin Evans und Brandon Steward." So geht das stundenlang am Ende der dritten Etappe des Cape Epic MTB Race in Tulbagh, etwa 90 Kilometer nordwestlich von Kapstadt. Auf einem piekfeinen Weingut, direkt hinter den Rebstöcken, befindet sich das Tagesziel des größten Mountainbike-Rennens der Welt. Behauptet zumindest der Veranstalter.
Sieben Etappen werden gefahren - von Sonntag bis Sonntag. Zieleinlauf ist am 24.03. Dann werden 781 Kilometer und 16300 Höhenmeter hinter den 1200 Fahrerinnen und Fahrern aus 49 Nationen liegen. In der Tat ein Rennen der Superlative. Zwei Hubschrauber knattern am Himmel. Das Thermometer zeigt 37 Grad, in manchen Ecken soll es aber weit über 40 Grad heiß sein. Fahrerinnen und Fahrer passieren den Zielbogen, der auf einem gepflegten Rasenstück aufgebaut ist. Erschöpft quält sich ein völlig verstaubter Radheld mit seinem 29er über die Linie. Sofort springt eine Helferin herbei, legt im erst einen nassen Lappen in den Nacken und schiebt dann sein Rad zur Fahrradwäsche. Dort hantieren sechs Mann mit Dampfstrahlern und Tüchern, um die verdreckten Sportgeräte wieder auf Hochglanz zu bringen. Kein Zweifel: Das Epic ist hochprofessionell organisiert. Jede Menge Sponsoren wie Banken und Industrieunternehmen sichern die Finanzierung - ein echtes Großereignis.
Gefahren wird stets in Zweierteams. Eine schöne Regelung, stärkt sie doch den Teamgeist. Wieder schleppen sich zwei verstaubte Fahrer ins Ziel und werden vom Moderator angefeuert. Gut sechs Stunden sind rum, die beiden nehmen es locker. Fahrer Nummer eins zieht seine schwarze Trinkflasche aus dem Halter, lässt sich von seiner Frau einen Teebeutel reichen und versenkt diesen in dem offenbar heißen Wasser. "Für einen Teeaufguss reichen die 90 Grad allemal", meint er lachend. Nicht nur die Landschaft ist hier knochentrocken, sondern auch der Humor. Der Typ muss Engländer sein. Die Szene kommt an beim Publikum. Filmcrews springen hektisch hin und her. Der Teetyp ist im Kasten. Dann verschwindet er im eingezäunten Renndorf, jetzt mit einer eiskalten Coladose in der Hand. Wenn ihm das mal nicht auf den Magen schlägt?
Falls doch, gibt es ein mobiles Krankenhaus. Außerdem ein Internetcafe, Loungebereiche für die Sponsoren, ein großer Miele-Trailer, in dem gleich sechs der gleichnamigen Waschmaschinen den Staub aus den Trikots waschen, riesige Duschanhänger, Wohnmobilparkplatz und viele, viele Zweimann-Zelte, in denen die Teilnehmer nächtigen. Aber es geht auch vornehmer: Hinterm Ziel warten klimatisierte Kleinbusse auf zahlungskräftige MTB-Fahrer, um sie erst zur Massage, dann ins nächste Viersterne-Landhotel zu bringen. Kostenpunkt für den VIP-Service: 1.300 Euro zusätzlich zur Startgebühr von 2.000 Euro.
Nach Freischaltung im Internet ist das Cape Epic immer sofort ausverkauft. Viele, die hier mitfahren, sind auf der Sonnenseite des Lebens. BMW X5, Range Rover und dicke Audis gehören zu den bevorzugten Gefährten auf dem Teamparkplatz. Entsprechend hochwertig sind die Zweiräder; die meisten fahren die neuesten Trek-, Spezialized- und Canondale-Carbonmaschinen mit Topausstattung durchs heftige Gelände. "Der Durchschnittspreis der Teilnehmerräder liegt bei knapp 4.000 Euro", vermeldet das offizielle Programmheft.
Aber zum Glück ist nicht nur die weiße, südafrikanische Oberschicht am Start. Im Gegenteil: Überraschend viele schwarze Teilnehmer aus Simbabwe, Namibia, Kenia und natürlich der Republik Südafrika werden vom dröhnenden Streckenmoderator im Ziel begrüßt. Radsport ist am Südzipfel des schwarzen Kontinents so etwas wie eine gesellschaftliche Aufgabe, in dem schwarze Nachwuchsfahrer gefördert werden. So wollen sie sich besser in die Gesellschaft integrieren und das Engagement helfen, die Folgen der Apartheid zu überwinden. So die Hoffnung. Hier jedenfalls scheint die Rainbow-Nation gut zu funktionieren, was sich bei der Fahrt durch die noch immer elendig armen Townships auf dem Rückweg nach Kapstadt aber leider relativiert. Südafrika hat hier noch einen langen Weg vor sich.
Genau so wie die Epic-Fahrer. Am Donnerstag geht es weiter: 106 Kilometer bis Wellington, davon 1.900 Meter nach oben. Zum Glück soll es aber noch etwas wärmer werden. Fällt dann vielleicht schon die Vorentscheidung? Das Schöne am Epic ist, dass Profis und Amateure zusammen auf der gleichen Strecke fahren. Geschätzt 100 Fahrer kämpfen um UCI-Punkte. Darum sind auch jede Menge Topleute aus Europa am Start, darunter Manuel Fumic (Sechster nach der 3. Etappe mit 38.39 Minuten Rückstand auf Platz eins) und Stefan Sahm (+57.09). Wie schon in einigen Vorjahren wird das Rennen von Deutschen und Schweizern dominiert. Zu den Promis gehören Udo Bölts und Ex-F1-Star Alain Prost. Führender ist (mal wieder) der Deutsche Karl Platt zusammen mit Teampartner Urs Huber aus der Schweiz. Die beiden haben zur Zeit 8.49 Minuten Vorsprung auf die schweizerisch/tschechische Paarung Sausser/Kulhavy. Platt hat das Epic bereits vier mal gewonnen. Aber bei dem schönen Wetter ja keine Überraschung. Der Gute soll mal zur Schnee-CTF nach Aumühle oder Lüneburg kommen. Da kannst Du in deiner Wasserflasche keinen Tee kochen, sondern eher einen Caipirhina oder Pina Colada anrühren...
Nachtrag: Eigentlich hatte ich meiner besseren Hälfte versprochen, ein paar Weingüter zu besuchen, etwas zu wandern, zu lesen, viel zu ruhen, die Sonne zu genießen, und natürlich die afrikanische Küche und ganz vielleicht - wenn es passt - etwas Rad zu fahren. Die guten Vorsätze waren schon am dritten Urlaubstag vergessen. Für eine Tour durch Kapstadt haben wir uns zwei Fahrräder in einem alternativen Radgeschäft geliehen und haben die Stadt strampelnd erkundet. Und da dass Cape Epic-Rennen einen seiner Etappenorte in Tulbagh, "nur" 95 Kilometer von unserer Unterkunft hatte, stand auch der Plan für Tag vier sofort fest. Dafür müsste ich mein Versprechen nicht brechen. Schließlich waren wir nur Zuschauer. Gejuckt, dort in dieser atemberaubenden Landschaft einmal mitzufahren, hat es mich aber schon.
Tulbagh, Südafrika (HB). Die Stimme des Moderators überschlägt sich. Namen dröhnen aus den Lautsprechern: "Gawie Combrinck und Nico Bell sind im Ziel. Dahinter Kevin Evans und Brandon Steward." So geht das stundenlang am Ende der dritten Etappe des Cape Epic MTB Race in Tulbagh, etwa 90 Kilometer nordwestlich von Kapstadt. Auf einem piekfeinen Weingut, direkt hinter den Rebstöcken, befindet sich das Tagesziel des größten Mountainbike-Rennens der Welt. Behauptet zumindest der Veranstalter.
Sieben Etappen werden gefahren - von Sonntag bis Sonntag. Zieleinlauf ist am 24.03. Dann werden 781 Kilometer und 16300 Höhenmeter hinter den 1200 Fahrerinnen und Fahrern aus 49 Nationen liegen. In der Tat ein Rennen der Superlative. Zwei Hubschrauber knattern am Himmel. Das Thermometer zeigt 37 Grad, in manchen Ecken soll es aber weit über 40 Grad heiß sein. Fahrerinnen und Fahrer passieren den Zielbogen, der auf einem gepflegten Rasenstück aufgebaut ist. Erschöpft quält sich ein völlig verstaubter Radheld mit seinem 29er über die Linie. Sofort springt eine Helferin herbei, legt im erst einen nassen Lappen in den Nacken und schiebt dann sein Rad zur Fahrradwäsche. Dort hantieren sechs Mann mit Dampfstrahlern und Tüchern, um die verdreckten Sportgeräte wieder auf Hochglanz zu bringen. Kein Zweifel: Das Epic ist hochprofessionell organisiert. Jede Menge Sponsoren wie Banken und Industrieunternehmen sichern die Finanzierung - ein echtes Großereignis.
Gefahren wird stets in Zweierteams. Eine schöne Regelung, stärkt sie doch den Teamgeist. Wieder schleppen sich zwei verstaubte Fahrer ins Ziel und werden vom Moderator angefeuert. Gut sechs Stunden sind rum, die beiden nehmen es locker. Fahrer Nummer eins zieht seine schwarze Trinkflasche aus dem Halter, lässt sich von seiner Frau einen Teebeutel reichen und versenkt diesen in dem offenbar heißen Wasser. "Für einen Teeaufguss reichen die 90 Grad allemal", meint er lachend. Nicht nur die Landschaft ist hier knochentrocken, sondern auch der Humor. Der Typ muss Engländer sein. Die Szene kommt an beim Publikum. Filmcrews springen hektisch hin und her. Der Teetyp ist im Kasten. Dann verschwindet er im eingezäunten Renndorf, jetzt mit einer eiskalten Coladose in der Hand. Wenn ihm das mal nicht auf den Magen schlägt?
Falls doch, gibt es ein mobiles Krankenhaus. Außerdem ein Internetcafe, Loungebereiche für die Sponsoren, ein großer Miele-Trailer, in dem gleich sechs der gleichnamigen Waschmaschinen den Staub aus den Trikots waschen, riesige Duschanhänger, Wohnmobilparkplatz und viele, viele Zweimann-Zelte, in denen die Teilnehmer nächtigen. Aber es geht auch vornehmer: Hinterm Ziel warten klimatisierte Kleinbusse auf zahlungskräftige MTB-Fahrer, um sie erst zur Massage, dann ins nächste Viersterne-Landhotel zu bringen. Kostenpunkt für den VIP-Service: 1.300 Euro zusätzlich zur Startgebühr von 2.000 Euro.
Nach Freischaltung im Internet ist das Cape Epic immer sofort ausverkauft. Viele, die hier mitfahren, sind auf der Sonnenseite des Lebens. BMW X5, Range Rover und dicke Audis gehören zu den bevorzugten Gefährten auf dem Teamparkplatz. Entsprechend hochwertig sind die Zweiräder; die meisten fahren die neuesten Trek-, Spezialized- und Canondale-Carbonmaschinen mit Topausstattung durchs heftige Gelände. "Der Durchschnittspreis der Teilnehmerräder liegt bei knapp 4.000 Euro", vermeldet das offizielle Programmheft.
Aber zum Glück ist nicht nur die weiße, südafrikanische Oberschicht am Start. Im Gegenteil: Überraschend viele schwarze Teilnehmer aus Simbabwe, Namibia, Kenia und natürlich der Republik Südafrika werden vom dröhnenden Streckenmoderator im Ziel begrüßt. Radsport ist am Südzipfel des schwarzen Kontinents so etwas wie eine gesellschaftliche Aufgabe, in dem schwarze Nachwuchsfahrer gefördert werden. So wollen sie sich besser in die Gesellschaft integrieren und das Engagement helfen, die Folgen der Apartheid zu überwinden. So die Hoffnung. Hier jedenfalls scheint die Rainbow-Nation gut zu funktionieren, was sich bei der Fahrt durch die noch immer elendig armen Townships auf dem Rückweg nach Kapstadt aber leider relativiert. Südafrika hat hier noch einen langen Weg vor sich.
Genau so wie die Epic-Fahrer. Am Donnerstag geht es weiter: 106 Kilometer bis Wellington, davon 1.900 Meter nach oben. Zum Glück soll es aber noch etwas wärmer werden. Fällt dann vielleicht schon die Vorentscheidung? Das Schöne am Epic ist, dass Profis und Amateure zusammen auf der gleichen Strecke fahren. Geschätzt 100 Fahrer kämpfen um UCI-Punkte. Darum sind auch jede Menge Topleute aus Europa am Start, darunter Manuel Fumic (Sechster nach der 3. Etappe mit 38.39 Minuten Rückstand auf Platz eins) und Stefan Sahm (+57.09). Wie schon in einigen Vorjahren wird das Rennen von Deutschen und Schweizern dominiert. Zu den Promis gehören Udo Bölts und Ex-F1-Star Alain Prost. Führender ist (mal wieder) der Deutsche Karl Platt zusammen mit Teampartner Urs Huber aus der Schweiz. Die beiden haben zur Zeit 8.49 Minuten Vorsprung auf die schweizerisch/tschechische Paarung Sausser/Kulhavy. Platt hat das Epic bereits vier mal gewonnen. Aber bei dem schönen Wetter ja keine Überraschung. Der Gute soll mal zur Schnee-CTF nach Aumühle oder Lüneburg kommen. Da kannst Du in deiner Wasserflasche keinen Tee kochen, sondern eher einen Caipirhina oder Pina Colada anrühren...
Nachtrag: Eigentlich hatte ich meiner besseren Hälfte versprochen, ein paar Weingüter zu besuchen, etwas zu wandern, zu lesen, viel zu ruhen, die Sonne zu genießen, und natürlich die afrikanische Küche und ganz vielleicht - wenn es passt - etwas Rad zu fahren. Die guten Vorsätze waren schon am dritten Urlaubstag vergessen. Für eine Tour durch Kapstadt haben wir uns zwei Fahrräder in einem alternativen Radgeschäft geliehen und haben die Stadt strampelnd erkundet. Und da dass Cape Epic-Rennen einen seiner Etappenorte in Tulbagh, "nur" 95 Kilometer von unserer Unterkunft hatte, stand auch der Plan für Tag vier sofort fest. Dafür müsste ich mein Versprechen nicht brechen. Schließlich waren wir nur Zuschauer. Gejuckt, dort in dieser atemberaubenden Landschaft einmal mitzufahren, hat es mich aber schon.