Tour an der Ruhr '12 (Bericht + Bilder)
Verfasst: 22.10.2012, 13:54
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<b>Tour an der Ruhr 2012</b>
Wer ans Ruhrgebiet, den „Pott“ denkt, dem fallen Industrie, Verkehr, Staus, Ampeln, und eine verbaute Landschaft, wo sich eine Großstadt nahtlos an die andere reiht, ein. Duisburg, Essen, Bochum usw. An der Keimzelle, von wo aus sich die Industrialisierung in Deutschland entwickelte, an der Ruhr, hat sich eine einmalige, romantische Idylle erhalten. Und das schönste daran ist, dass sich diese Flusslandschaft bestens mit dem Rad erschließen lässt, denn die ehemaligen Treidelpfade, die entlang der Ufer dazu dienten, die Schiffe mit Pferden flussaufwärts zu schleppen, sind weitestgehend als Radwege ausgebaut und ermöglichen die ampelfreie Fahrt direkt am Ufer des im 19. Jahrhundert meistbefahrensten Flusses entlang.
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Am Freitagmorgen dieses wundervollen, warmen Oktobertages mit über 20°C startete ich vom Haus Kemnade aus. Hinter dem unscheinbaren Begriff „Haus“ verbergen sich hier oft stattliche Wasserburgen, in diesem Fall eine weitläufige Festungsanlage ursprünglich aus dem 12. Jh. Der große Parkplatz ist morgens noch fast leer, was sich mittags radikal ändern wird.
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Zunächst rolle ich ostwärts zur Staumauer des Kemnader Sees, über die ich an das nördliche Ufer gelange. Gegen 9°° ist alles noch sehr einsam. Es dominieren Herrchen mit ihren Hunden, die ihre Tiere allesamt hervorragend im Griff haben. Ich gelange an das alte Fährhaus, wo man sich auf Radfahrer eingestellt hat. Am Wochenende kann man sich von einer Fahrradfähre übersetzen lassen.
Links, vom hohen südlichen Ufer dräut die mächtige Burg Blankenstein mit ihrem hohen Turm. Von diesem wurde im Mittelalter beim Herannahen feindlicher Raubritter Signale gegeben, die die Bewohner von Stiepel veranlassten, sich ins Haus Kemnade zurückzuziehen und dort abzuwarten, bis die Feinde vertrieben waren.
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Bis zur Industrialisierung war hier fruchtbarstes Bauernland, dessen Reichtum durch eine Kette großer Burgen auf den Höhen an der Ruhr sichtbar wurde. Rechts könnte ich auch zur Dorfkappelle von Bochum-Stiepel, deren einmaligen romanischen Fresken gut erhalten sind, weil sie jahrhundertelang unter einer Putzschicht verschwunden waren.
Aber ich habe es eilig, denn mir bleiben nur 3 Std. um die Strecke zu erkunden. Ich komme wunderbar vorwärts. Es ist flach, sonnig, super ausgeschildert und ausgebaut und ampelfrei. Die wenigen Spaziergänger sind Radler gewöhnt. Am Wochenende bei solchem Wetter dürfte es anders sein. Schon nachmittags nimmt der Radverkehr stark zu. Aber ich habe noch freie Bahn und nutze das.
Links taucht die Stadt Hattingen auf, für deren sehenswerte, romantische Altstadt heute keine Zeit bleibt. Der Radweg wechselt vom nördlichen zum südlichen Ufer, alles ohne Ampeln oder Hindernisse. Jetzt führt der Treidelpfad, hier sinnigerweise Leinpfad genannt, direkt am Ufer entlang.
Die Ruhr wird in dem gesamten, früher schiffbaren Bereich durch Wehre und Schleusen geregelt, so dass sich immer breitere, stehende Abschnitte und schmale, schneller fließende abwechseln. Ich wundere mich, dass ich auf manchen Abschnitten Gegenwind und dann wieder Rückenwind habe. Ein Blick in die Karte zeigt: Der Verlauf des sich schlängelnden Gewässers wechselt nach einem Abschnitt in südlicher Richtung mit einem 90°- Schwenk in eine genau nördliche und dann wieder zurück.
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Über einer Flusschlaufe sieht man auf einem Felsen das Torhaus der Isenburg, einst eine uneinnehmbare Anlage mit dem damals höchsten Turm Deutschlands, deren Herr den Fehler begann, den durchziehenden Erzbischof von Köln zu überfallen und nach heftigem Kampf umzubringen. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Burgen, Schlösser und Klöster hier auf engstem Raum versammelt sind.
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Aber auch die frühe Industrialisierung hat ihre Spuren hinterlassen. Mitten aus dem Wald ragen Schlote, direkt am Weg münden Stollen, die hier waagerecht in den Berg gegraben wurden.
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Dafür weitet sich das Flusstal an anderer Stelle wieder zu einer breiten, unberührten Auenlandschaft. Sicher, wir haben auch schöne Flüsse, aber wo kann man hier durchgehend direkt am Ufer entlang flitzen?
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Der Weg wechselt wieder auf das nördliche Ufer. Es geht durch Parks, an Ruderklubs vorbei. Man hat das Gefühl, dass bald Essen das Bild beherrscht und dann plötzlich ist wieder nur Natur rundum – phantastisch. Ein Blick auf die Uhr. Eigentlich sollte ich umkehren, ein Termin wartet, aber es ist wie eine Sucht, Entdeckerleidenschaft. Vor mir liegt der Baldeneysee mit einer Parklandschaft und der Villa Hügel und dann hätte ich gerne noch bis nach Ruhrort am Rhein weiter geforscht.
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Der Weg zurück hat nichts von seiner Schönheit eingebüßt. Alte Bauernhöfe aus Feldstein oder Fachwerk, historische Industrie, unberührte Natur. Einige Hochspannungsleitungen, dafür keine Windräder. Es sind inzwischen mehr Radfahrer, meistens auf Rennrädern unterwegs, die wie ich die Morgenstunden nutzen. Die Spaziergänger scheint es kaum zu stören, was mich zu besonderer Rücksicht mahnt. Ein Fotograf macht mit einem riesigen Tele Jagd auf Wasservögel. Wer hier nicht gewesen ist, wird diese Landschaft im Industriegebiet kaum für möglich halten.
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Zurück am Kemnader See lockt die Fortsetzung der Fahrt ostwärts. Hier könnte ich an einigen Seen vorbei durch das herbe Sauerland bis hoch nach Winterberg dem Lauf der Ruhr folgen. Ich schwöre mir, das nicht aus den Augen zu verlieren. Insgesamt ist der Ruhr-Radweg 220 km lang, lang genug um weiter Pläne zu schmieden.
Trotz meiner Begeisterung über meine Entdeckung möchte ich aber die Leistungssportler warnen. Besonders am Wochenende wird flüssiges Tempo an den Ausflüglern und Familien scheitern, die sich aus diesem Ballungsraum diese Landschaft erobern.
<b>Tour an der Ruhr 2012</b>
Wer ans Ruhrgebiet, den „Pott“ denkt, dem fallen Industrie, Verkehr, Staus, Ampeln, und eine verbaute Landschaft, wo sich eine Großstadt nahtlos an die andere reiht, ein. Duisburg, Essen, Bochum usw. An der Keimzelle, von wo aus sich die Industrialisierung in Deutschland entwickelte, an der Ruhr, hat sich eine einmalige, romantische Idylle erhalten. Und das schönste daran ist, dass sich diese Flusslandschaft bestens mit dem Rad erschließen lässt, denn die ehemaligen Treidelpfade, die entlang der Ufer dazu dienten, die Schiffe mit Pferden flussaufwärts zu schleppen, sind weitestgehend als Radwege ausgebaut und ermöglichen die ampelfreie Fahrt direkt am Ufer des im 19. Jahrhundert meistbefahrensten Flusses entlang.
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Am Freitagmorgen dieses wundervollen, warmen Oktobertages mit über 20°C startete ich vom Haus Kemnade aus. Hinter dem unscheinbaren Begriff „Haus“ verbergen sich hier oft stattliche Wasserburgen, in diesem Fall eine weitläufige Festungsanlage ursprünglich aus dem 12. Jh. Der große Parkplatz ist morgens noch fast leer, was sich mittags radikal ändern wird.
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Zunächst rolle ich ostwärts zur Staumauer des Kemnader Sees, über die ich an das nördliche Ufer gelange. Gegen 9°° ist alles noch sehr einsam. Es dominieren Herrchen mit ihren Hunden, die ihre Tiere allesamt hervorragend im Griff haben. Ich gelange an das alte Fährhaus, wo man sich auf Radfahrer eingestellt hat. Am Wochenende kann man sich von einer Fahrradfähre übersetzen lassen.
Links, vom hohen südlichen Ufer dräut die mächtige Burg Blankenstein mit ihrem hohen Turm. Von diesem wurde im Mittelalter beim Herannahen feindlicher Raubritter Signale gegeben, die die Bewohner von Stiepel veranlassten, sich ins Haus Kemnade zurückzuziehen und dort abzuwarten, bis die Feinde vertrieben waren.
<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... ri_031.jpg">
Bis zur Industrialisierung war hier fruchtbarstes Bauernland, dessen Reichtum durch eine Kette großer Burgen auf den Höhen an der Ruhr sichtbar wurde. Rechts könnte ich auch zur Dorfkappelle von Bochum-Stiepel, deren einmaligen romanischen Fresken gut erhalten sind, weil sie jahrhundertelang unter einer Putzschicht verschwunden waren.
Aber ich habe es eilig, denn mir bleiben nur 3 Std. um die Strecke zu erkunden. Ich komme wunderbar vorwärts. Es ist flach, sonnig, super ausgeschildert und ausgebaut und ampelfrei. Die wenigen Spaziergänger sind Radler gewöhnt. Am Wochenende bei solchem Wetter dürfte es anders sein. Schon nachmittags nimmt der Radverkehr stark zu. Aber ich habe noch freie Bahn und nutze das.
Links taucht die Stadt Hattingen auf, für deren sehenswerte, romantische Altstadt heute keine Zeit bleibt. Der Radweg wechselt vom nördlichen zum südlichen Ufer, alles ohne Ampeln oder Hindernisse. Jetzt führt der Treidelpfad, hier sinnigerweise Leinpfad genannt, direkt am Ufer entlang.
Die Ruhr wird in dem gesamten, früher schiffbaren Bereich durch Wehre und Schleusen geregelt, so dass sich immer breitere, stehende Abschnitte und schmale, schneller fließende abwechseln. Ich wundere mich, dass ich auf manchen Abschnitten Gegenwind und dann wieder Rückenwind habe. Ein Blick in die Karte zeigt: Der Verlauf des sich schlängelnden Gewässers wechselt nach einem Abschnitt in südlicher Richtung mit einem 90°- Schwenk in eine genau nördliche und dann wieder zurück.
<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... ri_018.jpg">
Über einer Flusschlaufe sieht man auf einem Felsen das Torhaus der Isenburg, einst eine uneinnehmbare Anlage mit dem damals höchsten Turm Deutschlands, deren Herr den Fehler begann, den durchziehenden Erzbischof von Köln zu überfallen und nach heftigem Kampf umzubringen. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Burgen, Schlösser und Klöster hier auf engstem Raum versammelt sind.
<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... ri_020.jpg">
Aber auch die frühe Industrialisierung hat ihre Spuren hinterlassen. Mitten aus dem Wald ragen Schlote, direkt am Weg münden Stollen, die hier waagerecht in den Berg gegraben wurden.
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Dafür weitet sich das Flusstal an anderer Stelle wieder zu einer breiten, unberührten Auenlandschaft. Sicher, wir haben auch schöne Flüsse, aber wo kann man hier durchgehend direkt am Ufer entlang flitzen?
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Der Weg wechselt wieder auf das nördliche Ufer. Es geht durch Parks, an Ruderklubs vorbei. Man hat das Gefühl, dass bald Essen das Bild beherrscht und dann plötzlich ist wieder nur Natur rundum – phantastisch. Ein Blick auf die Uhr. Eigentlich sollte ich umkehren, ein Termin wartet, aber es ist wie eine Sucht, Entdeckerleidenschaft. Vor mir liegt der Baldeneysee mit einer Parklandschaft und der Villa Hügel und dann hätte ich gerne noch bis nach Ruhrort am Rhein weiter geforscht.
<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... %20052.jpg">
Der Weg zurück hat nichts von seiner Schönheit eingebüßt. Alte Bauernhöfe aus Feldstein oder Fachwerk, historische Industrie, unberührte Natur. Einige Hochspannungsleitungen, dafür keine Windräder. Es sind inzwischen mehr Radfahrer, meistens auf Rennrädern unterwegs, die wie ich die Morgenstunden nutzen. Die Spaziergänger scheint es kaum zu stören, was mich zu besonderer Rücksicht mahnt. Ein Fotograf macht mit einem riesigen Tele Jagd auf Wasservögel. Wer hier nicht gewesen ist, wird diese Landschaft im Industriegebiet kaum für möglich halten.
<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... %20053.jpg">
Zurück am Kemnader See lockt die Fortsetzung der Fahrt ostwärts. Hier könnte ich an einigen Seen vorbei durch das herbe Sauerland bis hoch nach Winterberg dem Lauf der Ruhr folgen. Ich schwöre mir, das nicht aus den Augen zu verlieren. Insgesamt ist der Ruhr-Radweg 220 km lang, lang genug um weiter Pläne zu schmieden.
Trotz meiner Begeisterung über meine Entdeckung möchte ich aber die Leistungssportler warnen. Besonders am Wochenende wird flüssiges Tempo an den Ausflüglern und Familien scheitern, die sich aus diesem Ballungsraum diese Landschaft erobern.