6. Arlberg Giro, St.Anton, 31.7.16 (Ber +Bil)

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Kanarienvogel
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6. Arlberg Giro, St.Anton, 31.7.16 (Ber +Bil)

Beitragvon Kanarienvogel » 01.08.2016, 17:17

6. Arlberg Giro, St.Anton, 31.7.16 (Ber +Bil)BildSo der Arlberg Giro 2016 ist Geschichte. Alle HFS Foris sind heile ins Ziel gekommen. Mein Bericht folgt später, wer aber schon Bilder anschauen möchte kann es hier tun:http://www.hfs.bike/2016/08/01/6-arlber ... rlberg/Die Qualität mancher Bilder (während des Rennens) lässt wegen des vielen Regens etwas zu wünschen übrig und die Reihenfolge stimmt noch nicht ganz aber zumindest an der zweiten Sache wird nachgebessert.
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Beitragvon Ötzy » 01.08.2016, 21:43

Es war ein Reisemarathon mit sportlichem Zwischenspiel. Mit Fotos kann ich erst später dienen, wenn sie denn etwas geworden sind.
Eine qualitativ fragwürdige Aufzeichnung meines Sigma findet sich hier:
https://www.strava.com/activities/661153237

Ein sehr nasser Ritt durch die Berglandschaft mit vielen schönen Momenten.
Der Verlauf war anders abgesprochen. Dazu aber später mehr...
Im Schnelldurchlauf sieht das dann so aus:
https://www.relive.cc/view/661153237
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Besenwagenflüchtling
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Beitragvon Besenwagenflüchtling » 01.08.2016, 21:53

Glückwunsch das Ihr heil angekommen seit. Top

Ich warte auf den Bericht :D und bin gespannt.

Gruß Stephan
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Beitragvon Ü40-Cyclist » 02.08.2016, 16:50

Moin Ötzy,

echt cool Dein Schnelldurchlauf, sieht alles so total einfach aus :cool:

Bin gerade am Schreiben, mit Glück stelle ich heute Abend noch was ein.

Bis dahin.
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"Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert"

Beitragvon Ü40-Cyclist » 03.08.2016, 12:50

Arlberg Giro 2016 oder „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!“

Im April von der Verlosung des Startplatzes mit Übernachtung für den Arlberg Giro 2016 auf HFS erfahren und siehe da, bei 3 Bewerbern für 3 Plätze auch gewonnen. Zusammen mit Ötzy die logistische Herausforderung der An- und Abreise geplant. Alles lief, nur die Vorbereitung aufs Bergfahren fiel eher dünn aus, und auch meine Aktivitäten auf Langstrecken waren überschaubar. Es waren 130 km am Stück meine längste Tour bis dahin. So rückte der Tag der Wahrheit unerbittlich immer näher, und mir begann ein wenig der Stift zu gehen. Da hilft nur ein detaillierter Plan, den ich ein paar Tage vor Start auf HFS kundtat:
Ötzy und ich (eventuell können wir ja noch andere HFS-Foristi rekrutieren) rollen Kräfte schonend den Arlberg-Pass hinauf und versuchen im weiteren Verlauf locker Anschluss zu halten. Im Anstieg zur Bielerhöhe werden wir zahlenmäßig größere Teams nutzen, um uns auf den Berg schleppen zu lassen. Ab dann wird es spannend, nun wird sich Ötzy in rasanter Weise den Berg hinunter stürzen und versuchen, vorne raus zu fahren, um das Feld zu sprengen. Im letzten Anstieg nach St. Anton hoffe ich dann Ötzy als Relaisstation nutzen zu können, um mich wenig später im Alleingang gnadenlos zu exponieren und als Gewinner ins Ziel zu kommen (lt. Knud Wochenvorschau: "Gewinner wird, wer Rad fahrend ins Ziel kommt").
Ich fand den Plan nicht schlecht, wurde jedoch mehrfach dafür belächelt, aber alles der Reihe nach.
Es ist 3:00 Uhr morgens am 30.07. Ötzy rollt vor meine Haustür, wir werfen mein Rad und meine Sachen ins Auto und auf geht es. „Der Berg ruft“. Der Verkehr hält sich in Grenzen und es geht gut voran. Während der Fahrt erzählt mir Ötzy, er hätte geträumt, er sei eine Relaisstation. Ich muss schmunzeln, hat mein Plan doch Wirkung gezeigt. Gegen 13:00 Uhr rollen wir in St. Anton ein, die Sonne scheint, ein perfekter Tag. Wir beziehen unser Hotel und treffen uns anschließend mit UweK, Kanarienvogel und seiner Frau im Cafe zu einer kleinen Nahrungsaufnahme.

Bild
(Bild von Kanarienvogel)

Dann geht es zur Abholung der Startunterlagen, gut organisiert und somit unkompliziert vollziehen wir den Pflichtteil. Es juckt in den Beinen, Ötzy und ich beschließen eine Testrunde hinauf zum Arlbergpass zu drehen. Gesagt getan, sitzen wir auf den Rädern und schon nach wenigen Metern ist klar, der Klingberg ist kein Maßstab für das, was uns erwarten sollte. Wir strampeln ein Stück zusammen, und Ötzy wird langsamer, mir fällt es schwer bei der Frequenz die Kurbel zu drehen und so gehe ich vorbei und fahre mein Tempo. Nach 3 km kam erstmals der Gedanke, abzusteigen, zu warten und sich kurz erholen. Aber wie wieder weg kommen, wenn man hier bei 10-12% Steigung steht? Also weiter treten, treten, treten… Es wird etwas flacher und ich nehme Fahrt auf, es geht durch einen Tunnel und eine letzte Rampe hinauf, dann ist es geschafft. Ich setze mich auf eine Bank und warte auf Ötzy, der kurz nach mir eintrifft. Seine Frage, ob ich das erste Hefeweizen schon aus hätte, muss ich verneinen. Wir halten uns nicht lange auf, denn hier oben wehte ein frisches Lüftchen, also Abfahrt nach dem "Passfoto".

Bild

Alles, was ich bergauf an Zeit raus fahren kann, nimmt Ötzy mir in der Abfahrt locker wieder ab, da bin ich nämlich ein wenig zurückhaltender, um es mal diplomatisch auszudrücken. Die heutigen Erkenntnisse sollten im Abgleich mit meinem Plan unsere Taktik für den nächsten Tag bestimmen.
Wir machten uns frisch und sahen uns das Profi-Kriterium Rennen der Frauen und Männer an. Ein Hammer Stadtkurs – Steigungen, enge Kurven, Kopfsteinpflaster - nichts für Weicheier! Wäre auch als QPE-Kurs durchgegangen. Es wird Zeit zu essen, wir suchen ein Lokal und ich zeige Teil zwei meines Plans, eine Marschtabelle. Von mir errechnete Endzeit 6h:14min:28s. Wieder werde ich belächelt. Diesmal wahrscheinlich zu recht, denn der Wetterbericht sagt Regen, Blitz und Donner voraus, diese Bedingungen könnten sich natürlich, da nicht kalkulierbar, extrem negativ auf meine Berechnungen auswirken. Kommt Zeit, kommt „Rad“ und ändern können wir es eh nicht. Der Tag war lang, wir verabschieden uns, versuchen so gut wie es geht, zu schlafen.
5:20 Uhr am 31.07.: der Wecker muss nicht arbeiten, denn wir sind schon wach, ein wenig Frühstück und letzte Präparierung fürs Rennen. Kurze Absprache, die Taktik ist klar, es macht keinen Sinn aufeinander zu warten, denn unsere Stärken und Schwächen liegen zu weit auseinander. Wir rollen zum Start, es ist trocken – noch! Wir treffen UweK, und auch Kanarienvogel trifft ein, gemeinsames HFS-Foto, und schon schicken uns die Offiziellen auf die Reise.

Bild
(Bild von Marion)

Neutralisierter Start bis zum Ortsausgang und dann direkt gegen die Wand. Es gibt Angenehmeres um 7:10 Uhr an einem Sonntagmorgen, aber wir sind ja nicht zum Jammern her gekommen. Also wieder treten, treten, treten…. Es beginnt zu regnen, Ötzy wird langsamer und von vorn kommen uns die ersten Fahrer wieder entgegen. Rennabbruch, zu Nass, keine Lust mehr??? Ich trete weiter, dem Gipfel entgegen. Am Ende des Tunnels steige ich vom Rad und ziehe eine Jacke an und ein Funktionstuch auf den Kopf. Ich steige aufs Rad, und Ötzy rollt vorbei, gemeinsam nehmen wir den Pass, um uns wenige Meter später in der Abfahrt wieder zu verlieren. Die Straßen sind nass, war ich gestern nur zurückhaltend, bin ich heute vorsichtig, but „Safety first“. Es läuft gut, ich fahre weite Strecken allein, da es immer leicht bergab geht, ist es kein Problem. In Bludenz Richtungswechsel und es geht wieder kaum spürbar aber stetig bergauf. Immer wieder gibt es Tunneldurchfahrten, es ist laut, es ist stickig, es nervt, aber es ist wenigstens kurzzeitig mal trocken. Es hört auf zu regnen, die Temperatur unter Tuch und Jacke steigt und wird unangenehm, noch 5 km bis zur ersten Verpflegung, es wird schon gehen, einen zusätzlichen „Stopp“ möchte ich vermeiden. Dann das erlösende Schild „Buffet“, ich entledige mich meiner Kleider und führe Nahrung zu, rauf aufs Rad und weiter geht es. Der Boxenstopp war kürzer als geplant, was meinen Zeitplan freut. Die Steigungsprozente nehmen wieder zu, und dann steht es Weiß auf Blau am Straßenrand: „Silvretta-Hochalpenstraße“, die Stunde der Wahrheit war gekommen. Anhand des Höhenprofils dachte ich im Vorwege noch, naja ist länger aber nicht so steil wie der Arlbergpass, ganz ehrlich, ich konnte auf den ersten Kilometern keinen Unterschied feststellen. Eher im Gegenteil, hatte ich doch zeitweise das Gefühl, hier noch steilere Passagen bezwingen zu müssen. Es dauerte wirklich lange, bis ich einen Rhythmus gefunden habe, der sich gefühlt erst auf halber Höhe einstellte. Die ersten der von 1-30 durchnummerierten Kehren waren eine Qual, dann ein Schild für die Bergwertung „King/Queen of the mountain“. Ich dachte nur, ihr habt Sorgen, ich bin schon froh, wenn ich lebend oben ankomme. So ein Aufstieg ist nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch mental eine Höchstleistung, zumal mein „Edelhelfer“ Stefan heute nicht an meiner Seite war. So war ich auf mich allein gestellt und musste immer wieder an meine schwersten Bergankünfte denken, um mich zu motivieren. Ab und an wagte ich einen Blick über den Straßenrand in die Tiefe und sah wie sich ein Band aus bunten Trikots den Berg hinauf schlängelte. In dem Moment schwer vorstellbar, sich gerade selbst noch dort „unten“ hinauf gequält zu haben. Ab der Mitte läuft es besser, und mit guter Technik fresse ich Kehre um Kehre (hoch anfahren und Schwung mitnehmen). Dann ein flacheres Stück entlang eines Sees. Es rollt und mit zunehmender Geschwindigkeit beginne ich zu frieren. Aber die nächste Steigung lässt nicht lange auf sich warten. Ich trete wieder rein, und ein krampfartiger Schmerz zieht durch den Oberschenkel vom Knie in Richtung Hüfte. Vor mir die Fotografin, ich setze trotz Schmerz mein schönstes Lächeln auf und versuche mit rundem Tritt auf sie zuzurollen. Sie drückt ab und wünscht mir mit Daumen hoch eine gute Fahrt. Ich greife sofort zum Gel und verschütte wie immer die Hälfte über mein Fahrrad, was mir heute wirklich Schei…. egal war, spüle mit einer halben Trinkflasche nach und bekomme das krampfartige Ziehen in den Griff. Die Bäume sind nicht mehr vorhanden, die letzten Schneefelder liegen auf Augenhöhe, der Gipfel ist in Sicht. Es geht leicht bergab, bevor es in den letzten kurzen aber nochmal fordernden Anstieg geht, dann ist es geschafft – Bielerhöhe 2032m über Meer. Ein toller Ausblick nach den Mühen.

Bild

Ich bewege mich Richtung Verpflegung und sehe Ötzy bei der Nahrungsaufnahme, wir wechseln ein paar Worte, und wie auch immer verpassen wir die gemeinsame Abfahrt. Wäre eh nur ein kurzes Vergnügen gewesen und von daher im Nachhinein nicht tragisch.
Auch diesen Stopp halte ich kurz, ziehe mir wieder was über, und bei Abfahrt von dem Depot sind 4 Stunden seit Start vergangen, ich liege fast punktgenau auf meinem Zeitplan. Die ersten wenigen steilen Kehren fahre ich wieder sehr besonnen, schnell wird es weniger steil, und die Straßen zeigen erste trockene Flecken, endlich kann ich es mal flott laufen lassen. Bis zum nächsten Depot sollte es jetzt fast 35 km gemäßigt bergab gehen. Ich finde eine gute Gruppe und so schneiden wir mit Geschwindigkeiten zwischen 40-50 km/h durch die Landschaft, kleinere Wellen werden locker weggedrückt. Schon sind wir an der 3 Verpflegung, das gleiche Spiel: Sachen aus, Nahrung fassen, rauf aufs Rad. Die letzten 25 km, ich fühle mich gut und stürme wie beflügelt in die letzten 400 Hm. Ich finde einen Mitstreiter, der sich über meine Führungsarbeit freut. Ungefähr 20 km vor dem Ziel erblicke ich im Anstieg ein bekanntes Trikot vor mir und beginne in mich hinein zu grinsen (mein oben beschriebener Plan bekommt Gesicht). Es ist Ötzy, ich schließe zügig auf und rufe von hinten „Ein Traum wird war, du bist eine Relaisstation“. Ich glaube, nur die Funktion derselbigen müssen wir nochmal besprechen. Im Nachgang sagte er mir, er hätte gern etwas für die Führung getan, aber das angeschlagene Tempo war einfach zu hoch. So zogen wir vorbei und davon. In dem nun flacher werden Stück überließ ich meinem Mitstreiter die Führung und musste meinem eigenen Tempo Tribut zollen, indem ich ihn nach wenigen Kilometern ziehen lassen musste. So entstand eine Lücke von nahezu konstant 100 m, als vorne eine kleinere Gruppe auftauchte. Ich zwang mich an meine schwersten Zielankünfte zu denken, hob den Hintern aus dem Sattel und fuhr erst das Loch auf meinen Vordermann zu, um kurz später gemeinsam Anschluss an die Gruppe zu finden. Die letzten 10 km waren dann „Easy Going“. Lockeres ausrollen bei voller Konzentration, um nicht wie so oft gesehen, auf den letzten Metern noch in einen Sturz verwickelt zu werden. Dann waren sie da, das Ortsschild und die „Flamme Rouge“. Es begann ein echt emotionaler letzter Kilometer. Als Gruppe rollten wir unter dem Beifall der Zuschauer die leicht ansteigende Zielgerade hinauf, um dann von den Moderatoren im Ziel begrüßt zu werden. Das hatte schon ein wenig was vom Einzug der Gladiatoren. Ich war so glücklich, mit der für mich tollen Leistung im Ziel zu sein, dass ich mir meinen obligatorischen Tränenausbruch nach solchen Events nicht verkneifen konnte und wollte. So brauchte ich 2-3 Minuten, bis ich mich auf den Weg zu UweK und Marion machen konnte, die kurz vor der Ziellinie am Streckenrand standen. Ich hatte auf der Zielgeraden wohl noch soviel Dampf, dass Marion nur den Rest (siehe rechte Ecke) von mir aufs Foto bekam.

Bild
(Bild von Marion)

Kaum dort angekommen, rollte auch Ötzy schon die Zielgerade hinauf, letzte Anfeuerung, dann hatte auch er es geschafft. Ach ja, meine Zeitvorgabe, kurze Pausen und ein flotter letzter Abschnitt brachten mir eine Endzeit von 5h:51min:36s, und auch Ötzy blieb mit 5h56min deutlich unter meiner errechneten Zielzeit. Das hatten wir so nicht erwartet und machte uns doppelt stolz auf die erbrachte Leistung.

Bild
(Bild von Marion)

Meine Frau und Kinder sind an solchen Tagen oft nervöser als ich, also gebe ich Entwarnung in die Heimat und sorge für Entspannung bei den Lieben. Da Kanarienvogel noch etwas brauchen würde, holten wir uns fix unsere Finisher-Trikots und warfen uns in trockene Klamotten, um rechtzeitig zu seinem Zieleinlauf wieder an der Strecke zu sein.
Gesagt, getan – 15:00 Uhr waren wir wieder zurück, eine große Gewinnerbrause geordert und Zeit für eine erste Analyse.

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Obwohl Ötzy und ich zeitlich fast immer nah bei einander waren, fuhr doch jeder sein eigenes Rennen, mit seinen eigenen kleinen Besonderheiten. Für mich extrem überraschend, ich hatte nicht eine einzige kritische Situation, was das ganze aus der Sicht super entspannt machte. Die Uhr tickt unaufhaltsam weiter und leichte Nervosität macht sich breit, doch dann kommt auch Kanarienvogel mit zwei weiteren Fahrern ins Ziel. Erleichterung bei uns allen, und so langsam fällt die Anspannung des Tages von den Schultern. Wir gönnen uns noch eine Pause, bevor wir uns zum Abendessen wiedersehen. Nahrungsaufnahme ist ganz hoch angesiedelt, es bleibt aber auch Zeit für die eine oder andere Geschichte von der Strecke. Es ist noch keine 20:00 Uhr und Ötzy und ich gähnen bereits um die Wette. Die 2 langen Tage haben ihre Spuren hinterlassen, und nächsten Tag sollte es früh zurück nach Hamburg gehen. So leeren wir die Gläser und verabschieden uns von den Foris, um wenig später im Bett zu liegen. Im Gegensatz zu Ötzy schlafe ich schnell und gut ein. Der nächste Morgen, Ötzy sieht aus als käme er direkt von der Strecke, ich habe lieber nicht in den Spiegel geschaut. Wir frühstücken, packen unsere Sachen und sitzen wieder im Auto. Der Verkehr ist zäh und wir sind froh als wir gegen 17:30 Uhr wieder aufs heimische Gehöft rollen.
Ein toller, aber auch extrem anstrengender Ausflug geht zu Ende.

An dieser Stelle möchte ich „Danke“ sagen:
- HFS für die Verlosung
- meiner Familie, die mich und meinen Sport unterstützt
- Ötzy fürs Fahren, Trinkflaschen und Trikot
- Ötzy, UweK, Kanarienvogel und Marion für die gemeinsame Zeit
- dem Veranstalter für die Organisation
- der Pension in der wir untergebracht waren
- und allen, die irgendwie beteiligt waren und hier nicht genannt sind unbekannter Weise.

In diesem Sinne
Game on! Gruß Mario ;-)
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Beitragvon Kanarienvogel » 04.08.2016, 01:40

So, jetzt sind auch die letzten wieder in der Heimat angekommen. Marion und ich haben das nicht ganz ernst gemeinte Wettrennen gegen Uwe (wer eher Zuhause ist) knapp gewonnen.

Tja, wo soll ich anfangen? Ich glaube erst einmal mit, “Toller Bericht Mario“ hat mir super gefallen aber eins stimmt nicht ganz. Du bist zwar schnell (auf alle Fälle schneller als ich) aber nicht schneller als mein Schatzi. Du hast bloß nicht richtig geschaut. Hier dein Zielfoto :)

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Zum Glück hatten Marion und ich nicht so eine lange Anreise wie Ötzy und Ü-40 Cyclist. Da wir unseren Urlaub im Ällgäu verbracht hatten betrug unsere Anreisezeit gerade mal 1 ¾ Stunden. Nach dem einchecken im Hotel trafen wir uns mit Uwe, der schon am Freitag angereist war und machten uns auf dem Weg zur Anmeldung in der Arlberg Well.com Arena.

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Vor der Halle war schon eine kleine Verkaufsmesse aufgebaut und die von einem Namenhaften Autohersteller bereitgestellten Begleitfahrzeuge waren auch dort geparkt.

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Nach dem wir unsere Startunterlagen bekommen hatten, stellten wir uns noch beim Tourismusdirektor und Arlberg Giro Koordinator Martin Ebster vor und unterhielten uns kurz mit ihm.

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Als der offizielle Teil erledigt war ging es über die Wege der morgigen Startaufstellung zurück in den Ort zum gemütlichen Kaffeetrinken wo nach einiger Zeit dann auch Ü-40 Cyclist und Ötzy eintrafen.

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Die beiden ließen es sich nicht nehmen, nach der Startunterlagenabholung, an diesen Tag noch eine Proberunde den Arlberg Paß hinauf zu drehen um ein Feeling für die anstehenden Aufgaben zu bekommen. Der Rest gönnte sich etwas Ruhe auf den Hotelzimmer um sich hinterher bei der Pastaparty wieder zu treffen bzw. sahen sich alle beim Internationalen Radkriterium wieder.

Ach ja, zum Thema Hotelzimmer gibt es noch etwas zu erwähnen. Wie ich herausfand Nächtigte Uwe, der im Hotel Goldenes Kreuz unterkam genau neben Sonja, was er uns eigentlich verschweigen wollte :bruellwitz: :ifreumi:

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Die Pasta Party, übrigens alles im Startpreis inbegriffen, geht in St. Anton von 16:00 – 22:00 Uhr, so dass jeder die Zeit finden kann daran teilzunehmen. Marion, Uwe und ich verbanden sie mit dem Fahrerbriefing und ließen uns bei Infos über Gefahrenstellen, Wetter und Steigungs – bzw-Gefällewerten, beste Nudeln und allerlei Sorten von Soßen schmecken.

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Frisch gestärkt ging es von der Pastaparty zum Radrennen der Kriteriumsfahrer/innen, die wie im obigen Bericht schon erwähnt Super Leistungen vollbringen . Unsereins würde wahrscheinlich nach einer Runde (wenn überhaupt) die Weiße Flagge hissen oder an einer 90 Grad Kurve eine Hauswand als Ablagefläche nutzen. Aber diese Athleten/innen fahren Runde um Runde und ein abnehmen der Renngeschwindigkeit ist kaum zu erkennen. :Respekt:

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Leider fing es zum Ende des Herrenrennens heftig an zu regnen, so dass viele Zuschauer vorzeitig nach Hause gingen. Nach dem Zieleinlauf machten auch wir uns auf und fanden in einem schönen Restaurant Schutz vor dem immer stärker werdenden Regen. Hier verbrachten wir noch einige Zeit bei Radler, Wiener Schnitzel etc.. Mario machte öfters den Eindruck als wenn er immer noch an seiner Renntaktik feilt :HaHa: , Sascha hatte den Gesichtsausdruck als wenn er sie nicht verstand :D und so machten wir uns dann auch Zeitig auf in die Hotelzimmer, wir hatten ja am nächsten Tag noch großes vor.

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Der nächste Morgen……….früh war es……….seeeeehr früüüüüüh. Ich hatte keine Lust aber als ich von unserer Dachterrasse gen Himmel blickte schienen die Wetterversprechungen des Veranstalters war zu sein. „Beim Start wird es nicht regnen“.

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Unsere Hotelwirtin hatte extra ab 05:00 Uhr morgens Frühstück bereitgestellt. Alles liebevoll zurechtgemacht. Ich bekam kaum etwas herunter, muffelig zwang ich mir ein Brötchen und ein Scheibe Vollkornbrot hinein. Einzig der Kaffee schmeckte, ein wenig. Gott sei Dank half Marion mir bei den Anschließenden Vorbereitungen. Ich war viel zu sehr mit mir beschäftigt. :Unentschlossen: „Was machst du hier eigentlich“? „Du hast doch viel zu lange Pause gehabt!“ „Das schaffst du nie, wie willst du die ganzen Berge hochkommen?“ :Heul:

So motiviert ging es zum Start, wo Uwe, Mario und Sascha schon warteten.

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Das gute an so einem späten Erscheinen ist, man muss nicht so lange bis zum Startschuss warten :cool: und so ging es auch recht schnell auf die Strecke. Der Veranstalter hielt Wort und beim Überqueren der Ziellinie regnete es nicht. In einem Bogen wurden wir aus dem Ort geführt, wo dann auch gleich nach gefühlten 1,5 Kilometern (man befindet sich noch in St. Anton) die Steigung zum Arlberg Paß beginnt. Der Regen begann auch :mad:. Also nach ca. 3 Kilometern anhalten und Regenjacke anziehen. Sascha und Mario sind schon lange weg (ich glaube die haben Angst dass ich sie überhole und geben extra Gas :Totlach:). Mit leichter Schnappatmung erreiche ich St. Christoph den höchsten Punkt des Arlberg Passes und mache erst einmal eine kleine Pause. Meine Gedanken schwenken ab nach Hamburg.“ Die ersten Foris treffen sich jetzt in Lohbrügge zum Kaffee und du Idiot hast schon 500 Höhenmeter in den Beinen.“ Ein Motorradpolizist mit den ich mich kurz unterhalte bestätigt meinen Eindruck mit den Worten: „Ich MUSS hier sein, IHR macht das freiwillig“!!!

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Recht hat er, also, nicht Jammern sondern hinab die Arlbergstraße nach Bludenz. Kurz vor der Abfahrt sehe ich noch eine Amerikanische Teilnehmerin aus dem Augenwinkel , wie sie lächelnd an ihrer Pausenzigarette zieht. Das Bild kannte ich doch (Ok, nicht von einer Frau) und schon waren meine Gedanken wieder in Lohbrügge.

Die Abfahrt war super, die Abfahrt war schnell , die Abfahrt war naß und sie war kalt, bitter kalt. Was bis dahin nicht komplett durchnässt war, jetzt war es durch. Man freute sich bei jedem Tunnel der kam. Die sind durch den Straßenverkehr zwar irre laut und man kann schlecht orten von wo ein Auto kommt aber sie strahlten doch eine gewisse Wärme aus. Es überholte mich ein Pärchen die mutiger als ich die Abfahrt meisterten und ich hing mich ran. Wir bildeten ein Trio fast bist zur ersten Verpflegungsstation wo ich mich erst einmal ordentlich stärkte. Von hier aus ging es weiter durch’s Montafon in Richtung Silvretta Hochalpenstraße. Es gesellte sich ein „Mountainbiker“ aus Hessen und eine Rennradlerin aus Tirol zu mir. Im Gespräch mit ihr erfuhr ich, dass sie den Arlberg Giro „nur“ als Vorbereitung für den Ötztal Marathon mitfährt. Da hatte ich ja genau die richtige Gruppe gefunden :shock: :shock:. Aber wieder erwarten lief es ganz gut und jeder übernahm mal die Führung. So erreichten wir die Mautstelle und ich schlug vor die Steigung zur Bieler Höhe sollte jeder alleine bewältigen, was wir dann auch taten. Im nach hinein genau die richtige Entscheidung. Konnte ich am Anfang mit dem Mountainbiker noch einigermaßen mithalten, war die kleine Ötztalerin doch sehr schnell außer Sichtweite. Es begann der Kampf 15 Kilometer, Kehre um Kehre zu bewältigen.

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Ab und zu gönnte ich mir eine Pause, hielt an, nahm ein Gel zu mir, kippte ordentlich Getränk hinterher und machte ein paar Dehnungsübungen. Gott sei Dank hatte der Regen aufgehört und so kam nach einer gefühlte Ewigkeit die Wand des Stausees der Bieler Höhe in Sicht. Plötzlich hörte ich ein komisches Geräusch, als wenn der Eiermann seine Glocke schwingt und seine Waren anpreisen will. Dazu kam ein wildes Getrampel. Als ich mich umsah, traute ich meinen Augen nicht, kam doch eine wild gewordene Pferdeherde (inklusive zweier Esel) auf mich zugestürmt. :oops:

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Sie wurden wohl von irgendjemanden mit der Glocke gerufen, ich zumindest erhöhte instinktiv meine Geschwindigkeit um eine Kollision zu vermeiden. So erreichte ich die Bieler Höhe doch noch im Eiltempo und der Zeitnehmer oben auf dem Gipfel beantwortete meine Frage ob ich den jetzt erster sei mit einem lächelndem: „FAST“ :HaHa:. Sein Blick vermitteltete mir aber auch den Eindruck als würde er sich selber sagen: „Er sieht zwar schon scheiße aus aber er seinen Humor hat er nicht verloren.“ :Totlach:

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An der Verpflegungsstelle Bieler Höhe traf ich auch meinen Mountainbiker wieder, der sich ausruhte und noch keine Lust hatte die lange Abfahrt nach Galltür, Ischgl, etc . herunter zu fahren. Da es wieder an zu regnen anfing trank ich nur kurz etwas nahm zwei Stücken Banane zu mir und startete die fast 40 Kilometer lange Abfahrt den Berg hinunter. Ich fuhr dem Regen davon, so blieben die Straßen trocken und ich konnte auch mal etwas schneller fahren. So schnell wie Ötzy, das schaffe ich nicht, aber es hat schon Spaß gebracht. Wenn die steilen Abschnitte vorbei sind und man nicht mehr so aufpassen muss, kann man bei leichterem Gefälle locker mit Tempo 35-40km/h pedalieren und erholt sich noch dabei. Auch hier wurde ich von einer Gruppe eingeholt, der ich mich anschloss und bis kurz vor der dritten und letzten Station mitfuhr. Von hier sind es noch 20 Kilometer bis ins Ziel. Allerdings sind diese nicht zu unterschätzen. Zwar hat man sich auf der langen Abfahrt ein wenig erholt aber auf den letzten Teilstück sind noch einmal 400 Höhenmeter zu überwinden und die gehen MÄÄÄÄÄCHTIG in die Beine. Allerdings hatte auch ich meine „Relaisstation“. Nach dem die ersten Kilometer bewältigt waren, sah ich in weiter Ferne eine weiße und eine grüne Regenjacke fahren. DIE wollte ich jetzt einholen, das war mein Ansporn. Und ich habe es geschafft, kurz vorm Ziel hatte ich die beiden erreicht. Zwei nette Fahrer ich glaube ebenfalls aus Norddeutschland. Da keiner von uns den anderen vor der Zieleinfahrt überholen wollte, entschlossen wir uns gemeinsam über die Linie zu fahren. Wieder mal eine tolle Erfahrung. :GrosseZustimmung:

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Noch toller war es für mich unter dem Jubel der anderen HFS’ler ins Ziel zu kommen. Vielen Dank dafür. :Kopfüberklatschen: :Kopfüberklatschen:

Nachdem Zielgetränk, den gegenseitigen Gratulationen und ersten Erlebniserzählungen ging es für mich zur Anmeldung das Finisher-Trikot in Empfang zu nehmen. Am Abend trafen wir uns dann noch zum Abschluss Essen mit weiteren Erfahrungsberichten.

Also, ein tolles Radsportwochenende war es. Ok, das Wetter hätte besser sein können aber was soll’s. Ja, anstrengend war es auch aber das ist schon fast wieder vergessen. Zwischendurch habe ich ein paar Mal gedacht: „Kerl, das schaffst du nicht. Das ist doch Zuviel.“ Ab der Bieler Höhe wusste ich dann aber…..ich komme durch. Respekt vor den Leistungen von Ü40 Cyclist und Ötzy (oder hattet ihr doch nur Angst vor mir :P). Gratulation an alle etwas über 800 Finishern (von 1300). Der Arlberg Giro ist nicht einfach, gerade bei solch einem schlechten Wetter. Dank auch an Marion, die mich unterstützt und ja manchmal auch ertragen hat :verliebt: . Super fand ich auch das Engagement von Uwe :OK: .Ich weiß nicht was schlimmer ist, die Anstrengung die Berge hoch zu fahren oder sie hochfahren wollen aber nicht zu dürfen.

Ob ich es noch einmal mache…….ich weiß es nicht……eigentlich sagt man ja……alle guten…….

Auf alle Fälle war es schön mit euch Marion, Uwe, Sascha und Mario :Danke:

Lars
Zuletzt geändert von Kanarienvogel am 09.08.2016, 18:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Heimfelder Dirk » 04.08.2016, 10:31

Kanarienvogel hat geschrieben: „Er sieht zwar schon scheiße aus aber er seinen Humor hat er nicht verloren.“ :Totlach:

Bild
Eher wohl ein wenig verwirrt (“wo bin ich hier?“) :Totlach: :Totlach:

Spaß beiseite: well done, my Friend :Kopfüberklatschen: :Kopfüberklatschen: :Kopfüberklatschen:

Schöne Berichte und tolle Fotos!
:gruss:
dirk
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Beitragvon Besenwagenflüchtling » 04.08.2016, 19:59

Vielen Dank für die tollen Berichte

:GrosseZustimmung: Euch dreien
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Beitragvon UweK » 07.08.2016, 22:42

Heimfelder Dirk hat geschrieben:
Kanarienvogel hat geschrieben: „Er sieht zwar schon scheiße aus aber er seinen Humor hat er nicht verloren.“ :Totlach:

Bild
Eher wohl ein wenig verwirrt (“wo bin ich hier?“) :Totlach: :Totlach:
Eher, was mach ich hier? :)

Habt ihr super gemacht - schöne Berichte! Da müssen wir noch einen für die Startseite basteln!
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Re: 6. Arlberg Giro, St.Anton, 31.7.16 (Ber +Bil)

Beitragvon Besenwagenflüchtling » 02.09.2018, 10:48

Moin

Nach 2 Jahren mir nochmal reingezogen. Diesmal nicht zur Unterhaltung sondern rein als Information.

Nun habe ich Lust, Angst und Respekt auf den Arlberg Giro 2019

Ich hoffe 11 Monate Vorbereitung reichen um ins Ziel zu kommen.
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