Ich stehe einer Olympia-Bewerbung meiner Heimatstadt mit gemischten Gefühlen gegenüber.
Die Vorstellung, zu olympischen MTB-Wettbewerben mal eben mit Kamera bewaffnet über die Straße zum Zuschauen gehen zu können, erzeugt Gänsehaut. Dabei geht sofort meine Phantasie mit mir durch: “Sabine Spitz auf Medaillenkurs“ als Nachricht bei HFS mit einem von mir geschossenen Bild. Helmut feiert über 1.000.000 Klicks an einem einzigen Tag und wird ins Sportstudio eingeladen..
Zurück zur (harten) Realität einer Bewerbung und deren Auswirkungen. Deichfahrers Bedenken sind natürlich alles andere als realitätsfern. Wenn man die Korruption bei den Weltsportverbänden wie IOC, FIFA oder der Formel1 beobachtet, kann einem schon das Grausen kommen: Eine Fußball-WM im Sommer in der arabischen Wüste austragen zu lassen, kann niemals mit rechten Dingen zugehen. Das ist ungefähr so, als würden die Cyclassics nach Helgoland verlegt. Funktionärscliquen stecken sich die Taschen voll, die Baumafia zieht (wie bei der Elbphilharmonie) unfähige Entscheidungsbefugte in der Politik über den Tisch und auf den Folgekosten bleibt der Steuerzahler sitzen.
Mit Grausen denke ich an die Bewerbung Berlins für die Olympiade 2000 zurück:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/olymp ... 26084.html
Bei solchen Ereignissen wird natürlich erst einmal mit geliehenem Geld eine GmbH gegründet. Eine Clique um einen Geschäftsführer zahlen sich unverschämte Gehälter, versaufen Unmengen Spesen und schwingen große Reden. Was diese Typen eigentlich leisten, weiß keiner so Recht. Wenn der ganze Quatsch dann in die Hose geht, macht das nichts, dann ist halt die GmbH pleite. Bürgermeister D. selbst sah nach Rückkehr von der Wahlpleite in Monte Carlo aus, als hätte er eine Woche Silvester gefeiert. Versehentlich hatte man vor Auszählung der Stimmen siegessicher mit dem Feiern begonnen und ist dann gleich nach der Verkündung von Sydney als Austragungsort ins Frustsaufen übergegangen. Da nur bester Stoff konsumiert wurde (zahlte ja alles der Steuerzahler), haben (leider) alle Funktionäre das Desaster überlebt.
Bleibt nur zu hoffen, dass wir hier in Hamburg kompetente Leute für das Bewerbungsprocedere finden, sofern wir Hamburger überhaupt dafür sind.
Natürlich ist eine Olympiade eine einmalige Chance für jede Stadt, die man nicht aus emotionalen Gründen oder weil andere Großprojekte schiefgelaufen sind, ablehnen sollte. Weil der Bau der Elbphilharmonie nicht rund läuft, können wir in Hamburg nicht für alle Ewigkeit Neubauten oder sonstige Großprojekte von vornherein ablehnen. Wir lehnen ja auch nicht jedwede ärztliche Hilfe ab, weil irgendwann mal eine Blinddarm-OP schiefgegangen ist. Oder wollen wir wie weiland unsere Vorfahren vor tausend Jahren an der Seitenkrankheit sterben?
Deshalb wird auch der Heimfelder für eine Olympia-Bewerbung stimmen.
