Sind 6-Tage-Rennen abgesprochene Show-Rennen?

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Helmut
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Sind 6-Tage-Rennen abgesprochene Show-Rennen?

Beitragvon Helmut » 24.09.2010, 02:18

Das Gefühl hatte ich schon immer, dass es bei den 6-Tage-Rennen Absprachen gibt. Komisch kam mir immer schon vor, dass die i. d. R. erst am letzten Tag entschieden werden. Dass es so ist, hat Trainer und Fahrer Jens Schwedler nun auf Spiegel Online zum besten gegeben. Weitere Rennen sollen abgesprochen sein. Siehe

http://www.spiegel.de/sport/sonst/0,1518,719093,00.html

Wenn es denn so ist, gebe ich Jens Schwedler recht, dass man solche Rennen als Show-Rennen klar kennzeichnen sollte, alles andere ist Betrug am Zuschauer und Fan somit ein weiterer Tiefschlag gegen den Radsport.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
sNIKE
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Beitragvon sNIKE » 24.09.2010, 08:43

Bezieht sich jetzt nicht speziell auf 6-Tage-Rennen, aber der Artikel stand ja auch in der "Mixed Zone" (Radsport, 2x Football, wieder Radsport): Ich frage mich sowieso immer, wie man 1000e von km fahren kann und am Ende nur von Sekunden getrennt ist. Sei es Tour de France, Rally Dakar, RAAM, ...

Wie man schon in den Buch "Raubeine rasiert" von Paul Kimmage nachlesen kann, ist das keine ganz neue Erkenntnis.
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Grotefend
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Beitragvon Grotefend » 24.09.2010, 12:38

sNIKE hat geschrieben: Ich frage mich sowieso immer, wie man 1000e von km fahren kann und am Ende nur von Sekunden getrennt ist. Sei es Tour de France, Rally Dakar, RAAM, ...
In vielen Fällen ist das leicht nachvollziehbar. Anders als Amateure und Jedermannfahrer stürmen die Elitefahrer/-teams ja nicht vom Start weg auf Teufel-komm-raus los, sondern belauern sich (kräfteschonend) gegenseitig und richten ihre Renntaktik am Gegner aus. Dies würde ich noch nicht als -verwerfliche- Absprache oder Manipulation werten.
Sonne in den Speichen sieht nur, wer sein Rad bewegt.
Angelboot

Beitragvon Angelboot » 24.09.2010, 14:30

Nun mal langsam, nicht alles wieder in einen Topf werfen. Es darf auch nicht in unserem Sinne sein den Profiradsport mal wieder anzuschwärzen. Das Ergebnis der Tour de France ist sicherlich nicht abgesprochen, und das RAAM bestimmt auch nicht. Es sind die härtesten Wettbewerbe im Radsport.

Der Profiradsport ist ein Mannschaftssport, der Fahrer, der die Qualitäten hat eine große Landesrundfahrt zu gewinnen, wird von den anderen Teamfahrern unterstützt, aus den Wind gehalten, im Peleton geschützt, taktisch in die richtige Position gefahren. Jedes Team hat seinen Kapitän und der Beste gewinnt, so ist Radsport, wenn es so einfach wäre, würde es Fußball heißen.

Wenn man eine dreiwöchige Tour de France in den Beinen hat, kann man anschließend bei den gut dotierten Kriterien nicht jeden Tag vom ersten Kilometer bis ins Ziel volle Pulle fahren, das verlangt der Zuschauer auch nicht, er will seine Idole hautnah erleben. Bei diesen Kriterien, so auch in Rellingen, werden auch regionale Fahrer eingeladen, meistens Amateure. Viele Fahrer sind dabei, die sich im harten Profifeld nicht unbedingt richtig bewegen. Es kann zu Stürzen kommen, der Profi möchte aber am nächsten Tag woanders ein Rennen fahren, er verdient sein Geld damit. Auch wird ein verdienter Helfer mal bei solchen Rennen unterstützt um einen Sieg einzufahren. Was ist daran verwerflich? Nochmal: Der Profiradsport ist ein Mannschaftssport, ein "Geben und Nehmen".

Auch bei einem Sechstagerennen kann man nicht jede Jagd alles geben, nicht jeden Wettbewerb gewinnen wollen, dann bist du nach drei Nächten platt. Nicht so gute Fahrer bekommen ihre Chance, auch sie müssen von ihrem Sport leben. Die meisten werden nicht reich dabei, obwohl es ein harter Beruf ist. Ich habe damit kein Problem.

Warum sich gerade Jens Schwedler hier aus dem Fenster lehnt, naja, wollte wohl mal wieder wahrgenommen werden, es sind keine Show-Rennen, es ist harter Sport, Profisport, und der hat immer auch Unterhaltungswert. Aber auch Spielregeln.
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Beitragvon sNIKE » 25.09.2010, 10:14

Ups, da habt ihr mich wohl falsch verstanden - oder ich mich undeutlich ausgedrückt: Ich wollte auf keinen Fall unterstellen, das Rennen wie die Tour de France abgesprochen sind. Das Rennsport, gerade bei einer 3wöchigen Rundfahrt, Teamarbeit ist, ist auch klar. Ich bin nur immer wieder fasziniert von den minimalen Abständen!

Ist wie im Fussball: Ergebnisse von 12:0 oder ähnlichem kommen in unteren Spielklassen weit häufiger vor als in der Bundesliga oder gar Champions League. An der Spitze scheint die Luft extrem dünn zu sein! Als "Bezirksliga"-Radler, der sich bei einer RTF auf der 120er Runde über einen 32er Schnitt freut und trotzdem am Hauptfeld nicht dranbleiben kann, finde ich diese Leistungsdichte faszinierend, aber teilweise auch unerklärlich und für den Zuschauer schwer vermittelbar!

Wie bei den Cyclassis dieses Jahr: Da hat eine 6köpfige Ausreissergruppe über 12min Vorsprung und wird wenig 100m vor dem Ziel eingeholt ...
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Stevie
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Re: Sind 6-Tage-Rennen abgesprochene Show-Rennen?

Beitragvon Stevie » 25.11.2010, 14:06

Helmut hat geschrieben:Das Gefühl hatte ich schon immer, dass es bei den 6-Tage-Rennen Absprachen gibt. Komisch kam mir immer schon vor, dass die i. d. R. erst am letzten Tag entschieden werden. Dass es so ist, hat Trainer und Fahrer Jens Schwedler nun auf Spiegel Online zum besten gegeben. Weitere Rennen sollen abgesprochen sein. Siehe

http://www.spiegel.de/sport/sonst/0,1518,719093,00.html

Wenn es denn so ist, gebe ich Jens Schwedler recht, dass man solche Rennen als Show-Rennen klar kennzeichnen sollte, alles andere ist Betrug am Zuschauer und Fan somit ein weiterer Tiefschlag gegen den Radsport.
Ja, sehe ich ähnlich (wobei ich nicht unbedingt von Betrug oder Tiefschlag sprechen würde, ganz so schlimm finde ich es dann doch nicht).

In dem Buch von Laurent Fignon, der ja auch an einigen Sechstagerennen teilgenommen hat (um Geld zu verdienen), berichtet er - in seiner offenen und ehrlichen Art - auch über die Absprachen bei diesen "Rennen". Schon interessant ... :?

Gruß, Stevie

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