Radsport-Veranstaltungen in der Zukunft

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RSG-Arne
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Radsport-Veranstaltungen in der Zukunft

Beitragvon RSG-Arne » 27.11.2021, 17:13

Radsport-Veranstaltungen wie z.B. RTFs oder CTFs gibt es bereits seit Jahrzehnten. Für einige eine tolle Gelegenheit, günstig auf schönen Strecken gut verpflegt gemeinsam zu radeln, für andere eine durchaus "in die Jahre" gekommene Veranstaltungsform. Andere Veranstaltungen kommen deutlich "kultiger" daher, z.B. Orbit 360, Mecklenburger Seenrunde oder Weserrunde. Auch geführte Grouprides sind ggf. ein "Ersatz" für Veranstaltungen der Verein. Ich leite für den Bund Deutscher Radfahrer eine Arbeitsgruppe dazu, wie Veranstaltungen der Vereine zukunftsfähig bleiben/werden können. In der Arbeitsgruppe orientieren wir uns an folgender Grafik:

Teilnehmer der Veranstaltungen

I-- im Verein ---I----- vereinlos ----I
-----------------------------------------I
I----(1)-----------I----------(2)--------I an Wertung interessiert
I----------------------------------------I
I----(3)-----------I----------(4)-------I Wertung uninteressant
I----------------------------------------I

Unsere These ist, dass Veranstaltungen für alle Gruppen (also Quadranten 1-4) interessant sein müssen.

Mich würde Input von außen (also hier aus dem Forum) interessieren:

  • Was motiviert Euch, an Fahrradveranstaltungen teilzunehmen?
  • Was schreckt Euch ab?
  • Seid Ihr an einer Wertung interessiert?
  • Wie sollte eine Wertung aussehen?
  • Wie sollte die Preisgestaltung aussehen?
  • Seid Ihr im Verein oder nicht?
Kopiert die Fragen gerne und antwortet in einem eigenen Beitrag. Oder Ihr schreibt mir per Mail an arne.naujokat(at)radsport-hh.de

Ich danke Euch für Eure Unterstützung!
Arne
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Don Vito Campagnolo
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Re: Radsport-Veranstaltungen in der Zukunft

Beitragvon Don Vito Campagnolo » 28.11.2021, 12:16

Ich versuche mich mal:

Also, ich gehöre wohl zur Sorte (2).


  • Was motiviert Euch, an Fahrradveranstaltungen teilzunehmen?
Sollte schon eine sportliche Herausforderung sein, gerne verbunden mit schöner Landschaft und gern auch einer anderen Topografie* als im "Heimatrevier".

Das muss aber nicht zwingend weit weg sein: Auch mit moderater Anreise und ohne viel "Jedermann-Rennen-Brimbaborium" gibt es schicke Veranstaltungen, wie z.B. die Hobby-Rennen im Rahmen von "Rund um Ascheffel", das ist echtes Renn-Feeling und auf der Start-/Zielgeraden kann man auch ein paar Höhenmeter sammeln...

  • Was schreckt Euch ab?
Massen-Bums, also Mega-Veranstaltungen, so wie die Cyclassics:
Ich war dort ja schon Anno 1996 bei der allerersten Austragung dabei (nur kurze & lange Runde, imho nicht einmal 2000 Teilnehmer und statt Transpondern trug man einen einlaminierten Strichcode am Band um den Hals, der hinter der Zeillinie eingescannt wurde...)
War sehr schön, die Veranstaltung wachsen zu sehen, nach 2 Jahren schon Weltcup, aber spätestens ab der 10.000er-Marke war das Teilnehmerwachstum wie Krebsgeschwür.

*Zur oben erwähnten Topografie: Die ist ja hier im Norden leider nicht sehr selektiv. Da fährst du dann im Block mit 500er Leuten los und kommst 120 km später mit 450 Leute auf die Ziellinie - dazwischen ist das dann die im dichten Pulk die ganze Zeit purer Stress.


  • Seid Ihr an einer Wertung interessiert?
Ja, gerne. Ist jetzt nicht das Wichtigste, aber irgendwie schon ganz nett.

Edit: Ach so, so etwas wie diese Punktesammelei bei RTFen und CTFen habe ich nie mitgemacht, nie eine Wertungskarte besessen - geht mir komplett am verlängerten Rücken vorbei: "Sammeln Sie Treuepunkte?" - "Nope!"

  • Wie sollte eine Wertung aussehen?
1, 2, 3, ... ;)

Naja, angelehnt an Jedermann- / Hobbyrennen verschiedene Altersklassen, ggf. alternativ über alle Klassen hinweg auch eine gesamte Wertung für alle.


  • Wie sollte die Preisgestaltung aussehen?
Gerne so, dass man das Gefühl hat, Preis und Gegenwert stehen in einem gesunden Verhältnis zueinander.

Negativbeispiel eben Cyclassics, die schon vor einigen Jahren in den 3-stelligen Bereich gekommen sind (Netto, dann kommen noch so verdeckte Späße wie irgendwelche Service- und Geldverbuchungsgebühren hinzu ... :Mittelfinger: ) - tut mir Leid, da bin ich raus. Bin ja kein geiziger Mensch und gebe allerhand für´s Hobby aus, aber das ist einfach aberwitzig. Klar, in HH wird damit auch da Profirennen quer-subventioniert, insgesamt bleibt aber der Eindruck, die Ironman-Organisation will sich die eigene Nase vergolden lassen.

Positives Gegenbeispiel ist da die Tour d'Energie in Göttingen: Geile Strecke, piekfein organisiert, nicht überlaufen und mit einem Startpreis von zuletzt irgendwo in der 40er € - das ist im wahrsten Sinne des Wortes super preiswert. Dazu gab es im Startbeutel immer qualitativ und gestalterisch ansprechende T-Shirts die man auch gerne tragen konnte und nicht nur "bessere Putzlappen" waren.
Auch ganz nette Beutelinhalte sind z.B. ein Buff-Tuch wie in Berlin oder eine Schirmmütze wie in Köln.
Trinkflaschen finde ich eher verzichtbar, da habe ich letztens bei einer Sachspendenaktion für Radsport-Nachwuchs in Ecuador und Gambia an die 20 nagelneue Flaschen aussortiert.


  • Seid Ihr im Verein oder nicht?
Nein.
Zuletzt geändert von Don Vito Campagnolo am 28.11.2021, 19:34, insgesamt 1-mal geändert.
Deichfahrer
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Re: Radsport-Veranstaltungen in der Zukunft

Beitragvon Deichfahrer » 28.11.2021, 16:30

ich gehöre wohl zur Sorte der Vielfahrer/Verrückten,
insbesondere Langstreckenfahrer.
@RSG-Arne, Danke für die offenen Fragen hier im Forum,
mich stören schon einige Eckpunkte, aber ob einiges umzusetzen ist,
bleibt abzuwarten.

Was motiviert Euch, an Fahrradveranstaltungen teilzunehmen?

sportliche Herausforderungen sollten schon sein, sonst kann man auf dem Sofa bleiben :Sehrlachend:
Ansonsten andere/neue Touren/Strecken fahren mit vielen Höhenmetern und andere Landschaften erleben.
Langstrecken sind sehr reizvoll da man nie voraussehen kann was passiert, Start/Ziel erreichen ohne Panne.
Adrenalin und Emotionen gehören ebenfalls dazu :D

Was schreckt Euch ab?

Massensprint nach dem Start, so dass der Puls schon aus dem Kopf schießt und sowas erlebe ich bei RTFs. :roll:
Es gibt einige RTF/Radrennen immer die gleichen Strecken, sowas kann ich bald auswendig fahren ohne auf irgendwelche Pfeile zu achten.
Langeweile/Ödigkeit zwingt mich auch auf der Hausrunde zu fahren ohne Geld auszugeben( Spritkosten + Startgeld eingespart)
Die Attraktivität der Rennen/RTF hat im Laufe der Zeit verloren da zu viel Masse/Kommerz stattfindet. :Zwinkern:
Über verschiedene Preisklassen brauchen wir hier nicht zu reden, jedoch schrecken diese ab nicht an den Start zu gehen.
Ganzes Wochenende kommen locker Spritkosten/Hotel/Essen und Startgeld je nach Entfernung schnell 200/300€ zusammen. :Unentschlossen:


Seid Ihr an einer Wertung interessiert?

ich bin an einer Wertung interessiert, nur es musst schmackhaft und attraktiv sein.
Auch ohne Verein sollte es möglich sein, an dieser Stelle frage ich mich die ganze Zeit
warum hier Änderungen/Neuerungen nicht möglich sind. Bequemlichkeit ? :Weissnicht:

Wie sollte eine Wertung aussehen?

Warum soll ich für nur 4 Punkte die 150er Strecke fahren ? Da verzichte ich schon automatisch auf die Wertung
Gestaffelte Punktsysteme einführen für verschiedene Strecken,
40km = 5 Punkte
80km = 10 Punkte
120km 15 Punkte
150km 20 Punkte
Marathonstrecke 50 Punkte

Wie sollte die Preisgestaltung aussehen?

Dafür sind Mathematiker und Experten da und können
es besser beurteilen. :Aetsch:
Ungerecht finde ich die aktuelle Preisgestaltung bei RTF Veranstaltungen.
Warum soll ich 12-15€ bezahlen ohne Wertungskarte? Jemand mit Wertungskarte nur Bruchteil bezahlt und dafür
gleiche Leistung bekommt. Jetzt kommen die Experten und behaupten irgendwas von Vereinsbeiträgen, diese landen eh bei den jeweiligen Vereinen. :oops:


Seid Ihr im Verein oder nicht?

kein Verein und das bleibt auch so :GrosseZustimmung:

Um Radsportveranstaltungen für die Zukunft fit zu machen, gehören große Veränderungen/Verbesserungen auf der Agenda und dieser Prozess musst jetzt starten.
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Re: Radsport-Veranstaltungen in der Zukunft

Beitragvon sonja1 » 30.11.2021, 21:41

RSG-Arne hat geschrieben: 27.11.2021, 17:13
  • Was motiviert Euch, an Fahrradveranstaltungen teilzunehmen?
  • Was schreckt Euch ab?
  • Seid Ihr an einer Wertung interessiert?
  • Wie sollte eine Wertung aussehen?
  • Wie sollte die Preisgestaltung aussehen?
  • Seid Ihr im Verein oder nicht?
Interessante Fragen, die mich dazu animieren, mich selbst zu hinterfragen. Hier kommt mein Ergebnis:

Für mich persönlich stellte sich das bisher so dar, daß ich im Sommer gerne die eine oder andere RTF fahre und im Winter ein paar CTF und seit 2019 im Stevens-Cup unterwegs bin. Früher bin ich auch Cyclassics und Velothon gefahren. Was reizt mich an dieser oder jener Veranstaltung?

Nun, Cyclassics und Velothon bin ich gefahren, weil ich es toll fand, auf einer abgesperrten Strecke unterwegs sein zu können. Die Cyclassics sind mir jedoch mittlerweile eine zu große und darüber hinaus zu sehr auf Kommerz ausgelegte Veranstaltung. Man hat das Gefühl, daß es nicht mehr um die Radfahrer geht, sondern diese nur notwendiges Beiwerk sind.

Den Stevens-Cup fahre ich, weil ich auch hier eine abgesperrte Strecke habe, auf der mich mich eine halbe Stunde voll auspowern darf. Außerdem ist die Athmosphäre dort unbeschreiblich gut.

Zwischenfazit: Anscheinend reizen mich abgesperrte Strecken, auf denen man schnell fahren kann, aber nicht zwingend muß. In einem (richtigen) Straßenrennen würde ich beispielsweise nicht unterwegs sein wollen. Hier hätte ich das Gefühl, daß ich mit den anderen mitfahren muß und nicht mein eigenes Tempo fahren kann/soll/darf... wie auch immer.

RTF´s und CTF haben für mich den Reiz, daß ich entspannt mit anderen Radfahrern eine vorher ausgearbeitete, meistens schön geführte Strecke im eigenen Tempo abfahren kann. Ich lerne andere Gegenden und häufig auch neue Leute kennen und muß mich nicht um die Ausarbeitung eines schönen Streckenführung kümmern. Verpflegt werde ich auch noch. Das ist doch schön - das komplette Verwöhnprogramm. Blöd ist nur, daß die ersten 20/25 km einer RTF häufig sehr stressig sind, weil die Gruppen noch so groß sind und sich kein (für mich) vernünftiges Tempo eingespielt hat. Wie man das aber ändern kann, weiß ich auch nicht :Weissnicht: .

Bleibt die Frage nach einer Wertung: RTF-Punkte haben mich noch nie interessiert. Den Sinn dahinter habe ich auch nie verstanden. Meine Gesamtkilometerleistung eines Jahres kann ich, wenn mich das interessiert, auch an meinen Garmin-Aufzeichnungen ablesen. Bei den Cyclassics und dem Velothon hat mich auch nur mein Vergleich zu meiner Leistung aus den Vorjahren interessiert - aber nicht die Plazierung. Beim Stevens-Cup gibt es eine Wertung. Und ja, auf die schaue ich durchaus. ABER: Wer meine Berichte folgt, stellt fest, daß ich am meisten Spaß habe, wenn ich mich mit einer anderen Fahrerin duellieren kann - egal, um welchen Platz wir kämpfen.

Zwischenfazit: Wertungen sind nett, aber für mich nicht soo entscheidend.

Preisgestaltung? Nun, so lange ich das Gefühl habe, daß das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt bzw. mein Geld einem guten Zweck (Vereinsarbeit) zu gute kommt, bin ich gerne bereit, den Preis zu zahlen. Ich kann auch die Kritik von Deichfahrer an der Differenzierung zwischen Wertungskartenfahrer und Nicht-Wertungskartenfahrer verstehen. Bei mir ist es beispielsweise so, daß ich zwar in einem Verein aktiv bin, aber dieser Verein nicht Mitglied im BDR ist. Damit zahle ich trotz Vereinsmitgliedschaft den höheren Preis. Und dann gibt es ja auch viele Leute, die ohne im Verein zu sein, sich hier oder da engagieren. Die Vergünstigung nur an einer Vereinsmitgliedschaft festzumachen, finde ich daher durchaus diskussionswürdig.

So, Brainstorming beendet. Leider kann ich keine tollen Ideen für die Zukunft beisteuern. Aber vielleicht helfen diese Gedanken trotzdem weiter.
Sonja - die radelnde Anwältin

www.rechtsanwaeltin-richter.de
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Re: Radsport-Veranstaltungen in der Zukunft

Beitragvon RSG-Arne » 05.12.2021, 20:16

Moin!

Ich danke Euch für Euer Feedback, das hilft schon mal sehr. Wie schon aus den Beiträgen deutlich wird, wird es schwer, alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen. Ich bin gespannt, wie es in der Arbeitsgruppe weitergeht und hoffe, dass ich dann hier auch etwas an Infos wieder zurück geben darf.

Viele Grüße
Arne
Knud
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Re: Radsport-Veranstaltungen in der Zukunft

Beitragvon Knud » 05.12.2021, 23:25

Hallo Arne,

bin ich von außen, wenn ich in einem BDR-Verein Mitglied bin?

> Was motiviert Euch, an Fahrradveranstaltungen teilzunehmen?
Die Möglichkeit in Gruppen zu fahren, Leute zu treffen und am Besten neues kennen zu lernen.
Bei manchen Veranstaltungen auch der Weg "an sich" oder das Ziel.
Und Ziele motivieren dann auch allein zu trainieren.

> Was schreckt Euch ab?
Massenbetrieb, als unverhältnismäßig eingestufte Kosten, lange Anreise für wenig Fahrt.
Bei vielen RTF schreckt die Hektik am Anfang ab, bis die "Genießer" und "Rennen-Fahrer" auseinander sind.

> Seid Ihr an einer Wertung interessiert?

"Wertung" finde ich schon interessant. Aber man kann hier lesen, wie unterschiedlich schon das Wort aufgefasst wird. Eine Wertung im Sinne Zeitnahme / "bei der RTF bist Du x. geworden" interessiert mich nicht. Dann würde ich Rennen fahren. Es geht eher um erreichte Ziele, Teilnahmen...

Ich bin in Vorjahren Marathons gefahren. Erzählt man das, erntet man ein "ok".
Dann fällt die "Medaille" von den Cyclassics auf. Großes Erstaunen, Respekt und 100 km an einem Stück?
Beim BDR Breitensport hat man nichts vorzuweisen. (Die Preise für Wertungskartenfahrer enthalten keine Hinweis auf das geleistete. )

Ich weiß, es gibt viele Leute, die keine 20 Medaillen / Urkunden/ Preise im Jahr wollen. Vielleicht als Option?

> Wie sollte eine Wertung aussehen?

Schwer zu sagen. Mich motiviert die aktuelle Wertungskarte schon. 25 Punkte sind auch ein Ziel. Eher ratlos.

> Wie sollte die Preisgestaltung aussehen?
Angemessen. Eine Preisvorteil für BDR-Mitglieder bei BDR-Veranstaltungen halte ich für sinnvoll. Immerhin finanziert man als Mitglied die Strukturen des BDR mit.
Der Versuch über den Preis die Leute zu früheren Anmeldungen zu bringen, macht es unflexibler.
RTF/CTF sind in meinen Augen günstig.

> Seid Ihr im Verein oder nicht?
Ja. Und es sollte auch weiterhin Gründe dafür geben, auch wenn man kein Lizenzfahrer ist.

Knud

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