Nasenfahrrad - bzw. Radfahren mit allen Sinnen

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kocmonaut
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Nasenfahrrad - bzw. Radfahren mit allen Sinnen

Beitragvon kocmonaut » 30.07.2016, 22:49

Nasenfahrrad ...

... ist der Ausgangspunkt meiner heutigen Überlegungen.

EuroEyes, der neue Hauptsponsor und Namensgeber der Cyclassics, will zwar das Nasenfahrrad (ugs. "die Brille") mittels Laser-OP aus dem Radsport verbannen. Ehrlich gesagt: nicht mein Ansatz, denn ich wurde bereits mit Brille geboren. Sie gehört somit zu mir. Zudem: das Nasenfahrrad schützt ebenso vor Wind, Insekten, Schmutz, Regen und anderen nicht willkommenen Wegbegleitern bzw. Entgegenkommern, die ohne Nasenfahrrad "ins Auge gehen" können. Insofern bin auch dankbar für meine besondere Radsportbrille mit Clip, auch wenn meine Schwester sagt, ich sehe damit aus wie "Doc", der verrückte Wissenschaftler aus "Zurück in die Zukunft"... .

Soweit zum Praktischen. Doch auf mancher Tour schweifen meine Gedanken (wie auch heute) ins Philosophische ab: Ich fahre auf Spurwegen durch Weizenfelder. Und plötzlich denke ich "Nasenfahrrad"! Die Luft ist warm und satt vom reifen Weizen - und ich "rieche" meine Kindheit. Wir Kinder verbringen viele Stunden in den Feldern und auf dem Heuschober, wo wir Verstecken oder Cowboy und Indianer spielen.

Anderes Beispiel: wer von Euch liebt nicht Touren im Mai entlang blühender Rapsfelder? Es ist nicht nur das pralle leuchtende gelb, das das Auge erfreut. Genauso beeindruckend ist der Duft. Und wenn auf einer Tour durch den Wald nach einem Regenschauer die wärmende Sonne wieder rauskommt, steigt mir gleichzeitig der Duft von Efeu, Farn und Waldmeister besonders intensiv in die Nase.

Soweit zur Nase. Doch auch das Ohr fährt mit. Zum Beispiel: schon wieder der Regen. Unter Bäumen am Wegesrand ist der Asphalt noch nass. Doch wo die Sonne durchkommt ist der Asphalt schon trocken. Folge: Mals summt der Reifen, mal ist er leise. Nachtfahrt gefällig? Alles dunkel, alles still. Du hörst das gleichmäßige Surren Deiner Kette und nach einiger Zeit sogar das Rauschen des Blutes in den Adern. Plötzlich ein Knistern und Knacken im Unterholz neben der Strecke! Ist es ein Reh, ist es ein Monster? Einmal Geisterbahn umsonst.

Auch gut: Touren im Schnee. Serviervorschlag: mache mit dem Crosser eine Wintertour durch Hinterwald. Mal ist der Schnee von einer Frostschicht überzogen. Mal liegt der Schnee dämmend auf der Frostschicht. Mal ist eine Lichtung nur von Rauhreif überzogen. Und manchmal bricht man auf einer gefrorenen und hoffentlich nicht zu tiefen Pfütze ein. Das jeweils unterschiedliche Knistern und Knacken begeistert mich. All dies ist Ohrenkino!

Soweit zu den Ohren. Doch auch das Auge fährt mit. Der Horizont, der Himmel, die Wolken, die Symetrie und Asymetrie der Landschaft, Touren entlang Flüssen und Seen. Berge haben wir hier nicht so viel, aber so what. Nicht zu vergessen: sollte ein hübsches Wesen am Wegesrand schlendern, werde ich nicht nur aus Gründen der Sicherheit im Straßenverkehr die Augen wachsam offen halten. Und nicht unbewusst schnell sondern bewusst langsam fahren.

Soweit das Auge. Doch auch der Appetit fährt mit. Nicht jeder hat eine Göttergattin, die Pfannkuchen in Plastikbeuteln für die Trikottasche vorbereitet. Mein Schatz sagt "Gegessen wird zu Hause". Es ist das Ei des Kolumbus: Esse ich weil ich Rad fahre oder fahre ich Rad weil ich esse? Egal, es passt herrlich zusammen. Das Fest der Sinne findet von daher zu Hause am reich gedeckten Tisch seine Vollendung. Die nächste Ausfahrt kommt bestimmt. Da wird wieder verbrannt - und philosophiert...
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Tourini
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Beitragvon Tourini » 01.08.2016, 14:06

Ja, wenn die Gedanken beim Radeln so ins Philosophische abschweifen, kommt man immer wieder zu dem Schluss, dass es der schönste Sport überhaupt sein muss :).

Nach ein paar Stunden auf dem Rad ist der Büromief bis in die letzte Muskelfaser gegen frische Luft ausgetauscht und auch im Oberstübchen mischt sich die frische Brise mit allerlei Unterwegseindrücken und der unerträglichen Leichtigkeit des Seins.

Bei dem Sponsor EuroEyes habe ich mich gefragt, in wievielen Augen die mit ihren Lasern herumgebritzelt haben :Wow:, um die angeblichen 500.000 Taler für das Sponsoring pro Jahr zusammenzubekommen.

Wie dem auch sei, als Brillenträger so lange ich denken kann, geht es mir wie kocmonaut. Mein Gesicht ist quasi um die Brille herum gewachsen und daher ohne Brille kaum vorstellbar. Oder doch? Die Radbrille mit Clipeinsatz sieht eben nur mit stark getönten Gläsern, am besten verspiegelt, gut aus. :cool:

Das nächste Rad mit Di2 oder doch mal zu EuroEyes zur kostenlosen (?) Beratung?
Fragen über Fragen über Dinge die die Welt (nicht) braucht. Das sind ja die besten Fragen, die zur Not auch ohne Antwort auskommen und einfach so auf den nächsten Ausfahrten durch die Gehirnwindungen mäandern dürfen. :Freu:
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Beitragvon Knud » 01.08.2016, 22:19

Da ich noch nie ein verspiegeltes oder abgedunkeltes Nasenfahrrad hatte, geht es schlicht um sehen und erkennen der Schilder usw. Dabei wird der Kopf in der Tat frei. Es gibt Tage, da geht es mir nach der Radtour einfach besser.
Ich bin schon los geschickt worden in der - berechtigten - Hoffnung, dass meine Laune besser werde. ;)
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Re: Nasenfahrrad - bzw. Radfahren mit allen Sinnen

Beitragvon nord_mann » 30.08.2016, 21:48

Ich hänge mich hier mal rein, weil es mich gerade umtreibt.

Seit ich Rennrad fahre, trage ich Sportbrillen mit geschliffenen Gläsern. Wenn ich nicht Rennrad fahre, trage ich eine "normale" Korrekturbrille, Hornhautverkrümmung und Kurzsichtigkeit. Relativ stark mittlerweile, -4,5 bzw. -5 Dioptrien. Und weil niemand jünger wird, kommt die Altersweitsichtigkeit dazu. Die mich bei Radfahren noch nicht stört, ich kann den Tacho ablesen und für alles andere nehme ich die Brille ab.

Aber ich war sehr ernüchtert, als ich meine letzte Brille mit geschliffenen Gläsern gekauft habe. Ist ein paar Wochen her. Offensichtlich bin ich mit der Kurzsichtigkeit in einem Randbereich angekommen, was die Möglichkeiten für geschliffene Gläser angeht. Im wahrsten Sinne des Wortes Colaflaschen-Böden.

Die Optik im Sinne des Aussehens ist das Eine. Das Sehen ist auch nicht optimal, nicht vergleichbar mit meiner normalen Brille.

Lasern kommt nicht in Frage, aus diversen Gründen. Aber wie sind denn Eure Erfahrungen und Ideen. Ich bin bestimmt nicht der einzige Radfahrer mit solchen Werten. Was hat sich bewährt? Der Clip? Kontaktlinsen?

Ich bin gespannt auf Eure Ideen.
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Re: Nasenfahrrad - bzw. Radfahren mit allen Sinnen

Beitragvon Tourini » 01.09.2016, 14:31

Manchmal lohnt es sich den Optiker zu wechseln wenn die Brille nicht zufriedenstellt.
Bei mir kam zur Hornhautverkrümmung die Altersweitsichtigkeit dazu.
Beim Rennradfahren konnte ich irgendwann den Garmin nicht mehr ablesen. Also waren Gleitsichtgläser notwendig für die normale Brille und dann eben auch für die neu anzuschaffende Rennradbrille. Da habe ich mich dann für die Cliplösung entschieden. Also eine Clip-fähige Rennradbrille mit Wechselgläsern (ungetönt für trübes Winterwetter und getönt für sonnige Zeiten) und dem zusätzlichen Clip-Einsatz für die Gleitsichtgläser.
Auf diese Weise komme ich mit einer Sportbrille durchs Jahr anstatt mir für ungetönt und getönt separate Sportbrillen mit den jeweils sehr kostspieligen Gleitsichtgläsern anschaffen zu müssen.
Nach etwas Recherche habe ich in Hamburg einen Optiker gefunden der sich sehr gut mit Rennradbrillen auskennt und der mich dann auch gut beraten hat (Den Namen kann ich auf Anfrage über PN gerne weitergeben).

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