Mein erster Schwimmwettkampf - ein Bericht

sonja1
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Mein erster Schwimmwettkampf - ein Bericht

Beitragvon sonja1 » 14.05.2017, 21:16

Eigentlich ist es ein Radsportforum. Und eigentlich bin ich auch Radsportler. Aber uneigentlich gibt es hier eben auch die Kategorie "schwimmen". Und uneigentlich schwimme ich auch gelegentlich. Und so kommt es, daß ich hier nun über meinen ersten Schwimmwettkampf berichten kann. Dazu eine kleine Vorgeschichte, wie es dazu kam:

Mike667 und ich schwimmen regelmäßig gemeinsam mit Sportlern der Norderstedter Werkstätten, also mit Sportlern mit geistiger Behinderung. Für diese Sportler gab es vor einer Woche einen Wettkampf in Schleswig. Als die Trainerin vor einigen Monaten anfragte, wer denn "mit nach Schleswig kommen" möchte, meldete sich auch mike667. Eigentlich hatte er sich gemeldet, um als Fotograf mitzufahren. Aber die Trainerin nahm die Meldung auf und sagte "es gibt auch Unified-Staffeln" (das sind Staffeln, in denen je zwei Sportler mit und zwei Sportler ohne Behinderung starten). Und schwups, war mike667 als Staffel-Schwimmer für Schleswig eingeplant. Naja, und da es ja Männer- und Frauenstaffeln gibt, "mußte" ich dann in der Damenstaffel ran. Dabei hatte ich mich gar nicht gemeldet ... Nun ja ...

Samstag war es dann so weit. In zwei Kleinbussen machten sich 12 aufgeregte Sportler auf den Weg nach Schleswig.

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Ab 10 Uhr war die Schwimmhalle dort für uns geöffnet. Der Wettkampf fand im Fjordarium statt, das von den Stadtwerken Schleswig für diesen Wettkampf kostenfrei (!) zur Verfügung gestellt wurde. :Danke: Als sich alle so einigermaßen sortiert und einen Platz in der Halle gefunden hatten, begann die Eröffnungszeremonie. Dabei zog hinter der Special-Olympics-Flagge je einer Vertreter jeder beteiligten Werkstatt bzw. Schule bzw. Verein in die Halle ein.

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Es folgten Grußworte und der Special-Olympics-Eid.

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Dann konnte - endlich - der sportliche Teil beginnen. Am Vormittag standen zunächst die Klassifizierungen auf dem Programm. Dafür schwimmt jeder Sportler in seiner Disziplin, um die Zeit und damit die Leistungsstärke zu ermitteln. Das ist bei Special-Olympics-Wettkämpfen erforderlich, um in den Finalläufen gleichstarke Gruppen zusammenstellen zu können. Bereits hier konnten wir bei vielen unserer Athleten feststellen, wie sehr das Wettkampf-Adrenalin die Leistung steigert. Sie schwammen alle schneller als in der heimischen Trainingshalle. Julia haben wir beispielsweise mit 57 Sekunden (auf 25 m) im Training gemessen. In der Klassifizierung war sie plötzlich 6 Sekunden (!) schneller.

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Die Staffeln sind keine Klassifizierung geschwommen, weil sich nur sehr wenige Staffeln gemeldet haben. Schade!

Nach der Klassifizierung und einem kurzen Mittagsimbiß standen nachmittags die Finalläufe auf dem Programm. Es ging los mit den Läufen über 25 m Freistil. Hier starteten alle unsere Athleten. Der spannendste Wettkampf war das Rennen, in dem Daniela mitschwamm. Es waren insgesamt 5 Athleten in diesem Lauf. Zwei waren in der Klassifizierung Zeiten um 27 Sekunden geschwommen, die anderen drei hatten Zeiten von 31 Sekunden. Das versprach ein enges Rennen - und wurde es auch. Daniela lag lange Zeit auf dem 3 Platz. Bronze schien sicher. Aber dann holten die anderen beiden Stück für Stück auf und überholten Daniela auf den letzten Metern.

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Sie wurde dadurch "nur" Fünfte mit 31,78 Sekunden. Die Viertplazierte schwamm 31,56 Sekunden. Was für ein knappes und spannendes Rennen!

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Nach den 25-m-Freistil-Finals kamen noch die anderen Disziplinen wie 25 m Brust und Rücken und das ganze noch über 50 m und 100 m. Aus unseren Reihen war da nur noch Yvonne beim Rennen über 25 m Rücken am Start. Sie erkämpfte sich dort in einem starken Feld Bronze.

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Nach den Einzeldisziplinen waren endlich die Staffeln dran. Wir hatten uns schon einige Zeit im Lehrschwimmbecken warm geschwommen und durften nun endlich zu den Startblöcken. Da es so wenige Unified-Staffeln gab (2 Damen- und 3 Herren-Staffeln ...) sind wir alle gemeinsam gestartet - aber natürlich getrennt gewertet worden. Bei uns hat Valentina den Startschwimmer gemacht. Sie ist zwar relativ klein, aber trotzdem schnell, so daß sie zügig an Daniela übergeben konnte. Daniela war sehr aufgeregt, weil es ihr erster Sportwettkampf war. Aber sie hat´s super gemacht. Dann kam Malin an die Reihe. Sie trainiert normalerweise nicht mit uns, hatte sich aber bereit erklärt, dabei zu sein, um die Staffel zu vervollständigen. Leider war zu diesem Zeitpunkt schon erkennbar, daß die andere Damenstaffel deutlich schneller war als wir. Aber so ist Sport eben. Ich durfte dann als Schlußschwimmer ins Wasser. Obwohl wir hoffnungslos zurücklagen, habe ich mein bestes gegeben. Es hat dann leider nicht mehr gereicht, aber Silber hatten wir - mangels Beteiligung - trotzdem sicher. Daniela hat sich riesig gefreut, nachdem sie im Einzel noch an einer Medaille knapp vorbeigeschwommen war.

Die Männer-Staffel mit mike667 hat ebenfalls die Silbermedaille gewonnen. Da konnte ich nur die erste Bahn mitverfolgen, weil ich mich auch auf unsere Staffel konzentrieren mußte. Mike667 ging bei den Männern als Startschwimmer ins Wasser. Der Konkurrent auf der Bahn neben ihm war immer kurz vor ihm, also etwas schneller als er. Aber dann kam die Wende: Mike667 kann die Rollwende, der andere nicht. Dadurch hat er sich einen Vorsprung erarbeitet, den er bis zum Wechsel auf Kilian nicht mehr hergab. Am Ende wurden sie Zweite von drei Staffeln. :Laola:

Am Ende des (sehr langen) Tages kamen alle unsere Athleten mit mindestens einer Medaille nach Hause. Yvonne hat sogar einen ganzen Medaillensatz aus Gold, Silber und Bronze erkämpft. :Respekt:

Mit diesen Ergebnissen sind die Sportler auch berechtigt, sich für die Teilnahme an den nationalen Spielen im nächsten Jahr in Kiel zu bewerben. Nun muß die Trainerin entscheiden, wen sie melden möchte. Die nationalen Spiele wiederum sind die Qualifikationswettkämpfe für die nächsten Welt-Sommerspiele in Abu Dhabi im Jahr 2019. Mal abwarten, ob das einer unserer Athleten schafft.
Sonja - die radelnde Anwältin

www.rechtsanwaeltin-richter.de

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