Feuer und Flamme World Triathlon Hamburg (Berichte + Bilder)

axiom 1
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Feuer und Flamme World Triathlon Hamburg (Berichte + Bilder)

Beitragvon axiom 1 » 19.07.2015, 11:26

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Feuer und Flamme World Triathlon Hamburg am 18. und 19.07.2015

Bisher habe ich solche grosse Kulisse als Aktiver bei 13 x Cyclassics erlebt. Meine Triathlon-Erfahrung mit 2 Ultrasprints am Grossensee war dagegen eher bescheiden.

Nun also der große ITU-Triathlon. Da der Orthopäde meines Vertrauens mir vom Laufen dauerhaft abgeraten hat, musste ich mich auf den Radpart über 22 km in unserer Firmenstaffel (Schindler Aufzüge und Fahrtreppen) über die Sprintstrecke konzentrieren.

In der Wechselzone tauchten einige Bekannte aus Verein und sonstwo auf, das verkürzte die Wartezeit.

Unsere Schwimmerin Viola kam schon kurz nach den ersten beiden Männern, einer davon wohl aus der Deibler-Schwimmfamilie, aus dem Wasser und erreichte unter allen Staffelschwimmern die zehnbeste Zeit.

Damit war für mich natürlich wenig Verkehr auf der Strecke. Trotz etwas Gymnastik waren die Muskeln kalt und so kam der böige westliche Wind nach dem dunklen Deichtortunnel extrem ungelegen. Mangels ähnlich schneller Konkurrenten um mich herum dauerte es lange, bis ich einen guten Rhythmus und warme Muskeln bekam. Ab und zu schoss ein Zeitfahrbolide an mir vorbei, aber als Zugpferd waren die zu schnell. Zur Reeperbahn hoch tobte jemand an mir vorbei, der Frodeno hätte sein können. Darf der Jedermannstaffel fahren?

Unterwegs war kaum jemand an der Strecke. Sehr gut haben mir daher die vielen Helfer gefallen, die oft angefeuert haben, wenn sie nicht gerade ihre smartphones bedienten. Dank Windunterstützung und rundem Tritt war das letzte Drittel dann noch ganz ordentlich. So bin ich unter 42 Minuten geblieben und hab 2/3 der Staffelradler hinter mir gelassen. Ein Zeitfahraufsatz für den Lenker hätte auf dem Hinweg sicherlich etwas geholfen. Dann eben nächstes Mal.

Helmut stand am Beginn der Wechselzone, mit offiziellem Photo-Leibchen.

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Nach Vollgasfinale an Hafenrand und im Tunnel lag ich dann kurz danach ausgepumpt zu seinen Füßen.

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Unser Läufer Björn ging voll ans Limit und landete im vorderen Viertel. Er mußte manchmal wegen Stau über den Rasen neben den Wegen laufen oder wegen Stau abbremsen.

Als echtes Highlight erwies sich das Finale. Die Staffeln dürfen die letzten 200 m gemeinsam einlaufen. So sind wir nebeneinander über die Zielinie gerast.

Viel Geduld brauchte man beim Auschecken. Durch die gute und angemessenen Sicherung der Räder musste jeder durch ein Nadelöhr, was locker 20 Minuten dauerte. Da es zum guten Zweck des Diebstahlschutzes diente, hat auch keiner genörgelt und sich lieber von der Sonne verwöhnen lassen.

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Das war ein tolles Event mit großer Stimmung, die beim anschließenden Damenrennen nochmal reichlich anwuchs. Nächstes Jahr wäre ich gern wieder dabei.
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Beitragvon Helmut » 20.07.2015, 01:41

Hier stehen meine

<a target="_blank" href="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... x.html">43 Bilder vom Feuer und Flamme World Triathlon Hamburg</A>.

Text folgt vermutlich morgen.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Beitragvon Ü40-Cyclist » 20.07.2015, 21:10

Unser D+H and friends Team war auch in allen Wettbewerben vertreten. Am Samstag nach dem Zieleinlauf (wo wir auch Axiom traffen) enstand das folgende Bild mit einem Teil der Truppe.

Bild

Ich selbst war im Einzel auf der Sprintdistanz am Start und hatte zur Feier des Tages extra "das Kleine Schwarze" eingepackt und dieses, um beim Sschwimmen verlorene Zeit aufzuholen, kurzentschlossen auch auf dem Rad und beim Laufen getragen :shock:

Bild

Eine Woche nach der Deutschlandrundfahrt war ankommen vorangiges Ziel. Dafür lief es dann doch recht gut, sodaß ich meine Zeit aus dem Vorjahr nur knapp verpaßte.
Wir hatten einige Rookies am Start, die vom Tri-Sport und der Atmosphäre an der Strecke so begeistert waren und spontan ihre Zusage für 2016 gaben. So soll Breitensport sein!

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Beitragvon Helmut » 31.07.2015, 01:09

Selbst für mich als ausgewiesenen Radsportfan ist der Triathlon Hamburgs schönste Sportveranstaltung, vor den Cyclassics! Die Stimmung ist noch besser, weil ständig etwas passiert. Laufend springen neue Startblöcke in die Alster, kommen in der Wechselzone vom Schwimmen oder Radfahren an. Gleich daneben liegt das Ziel auf dem Rathausmarkt. Papi und Mami und wer sonst zum Anfeuern mitkam, geraten darüber aus dem Häuschen. Auch die Helfer sind gut drauf.

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Die Dimensionen der Jedermannrennen sind gigantisch. Auf 500 Metern Länge sind auf dem Ballindamm zwei Reihen mit links und rechts quer aufgestellten Rädern in Betrieb –2 km lang Rad an Rad.

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Es finden sich immer einige Exoten darunter, denen Besitzern Erlebnis vor Ergebnis zu gehen scheint. Auch geliehene Stadträder kommen zum Einsatz von Touris, die kein Rennrad mehr zu mieten fanden.

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Am besten ist die Stimmung bei den Staffeln, weil man sich gegenseitig puscht.

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Spät dort angekommen, verpasste ich das Bild des Jahres. Noch bevor ich die Kamera zücken konnte, wurde vor mir ein Mann vom Schwimmen in die Wechselzone geschoben. Er war derart an Armen und Beinen amputiert, dass auch mit Prothesen nicht an Gehen oder den Rollstuhl selbst bewegen zu denken war. Als die Staffeln der Behinderten längst durch waren, war er für ein Team nicht Behinderter als Schwimmer gestartet, hatte sich mit seinem Stummeln durch die Alster gewühlt. Zwei Männer schoben den aus jeder Pore stolz und glücklich strahlenden Mann. Was bin ich nur für ein Weichei, dass es mir mangels Schwimmtraining wieder die eigene Teilnahme verkniffen hatte?

Ich wartete auf weitere solcher Szenerien, die aber nicht kamen. Wie denn auch. Er kam selbstverständlich als Letzter aus dem Wasser, musste hinaus und in den Rollstuhl gehoben werden. Ich Idiot hätte ihm hinterhergehen und interviewen sollen. Daran nicht gedacht zu haben, ärgert mich noch immer.

Stattdessen schlenderte ich die Messe ab, auf der es immer Leute zu treffen und was Neues zu entdecken gibt. Mit Anja von Skinfit trank ich einen langen Kaffee im Alex, sprach mit ihr darüber, warum sie ihr Geschäft abgeben werden. Anja klassifiziert national, demnächst auch international behinderte Triathleten, damit Menschen mit vergleichbaren Handicaps gegeneinander antreten können.

<IMG src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... WA0001.jpg">

Bei Leguano traf ich auf einen alten, ebenfalls hochgeschätzten Bekannten: Philipp Kraft. Philipp war kurze Zeit bei Skinfit beschäftigt. Ich kenne ihn noch aus der Zeit, als er versuchte als MTB-Coach seinen Lebensunterhalt zu bestreiten und kostenlose Probetrainings für HFS’ler stattfanden. Anja ist mit mir der Meinung, dass dieser vor Energie sprühende Mann so oder so seinen Weg gehen wird.

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Wenn es etwas teurer sein darf, lassen sich mit diesem Rad von Specialized ein paar Minuten einsparen. Ob das entscheidend und finanzierbar ist, muss jeder für sich entscheiden. So um die Zehntausend Euro lautete glaube ich der Kaufpreis. Drei Prozent Skonto sollten möglich sein.

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Im Specialized Concept Store Hamburg arbeitet Cecilia, die sich um Frauen im Radsport verdient macht, Ausfahrten und Work-Shops leitet. Ich wollte sie schon lange kennenlernen, Anja stellte sie mir vor.

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2016 nehme ich einen neuen Anlauf, endlich wieder selbst in die Alster zu springen…
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Beitragvon Helmut » 01.08.2015, 04:56

Helmut hat geschrieben:Noch bevor ich die Kamera zücken konnte, wurde vor mir ein Mann vom Schwimmen in die Wechselzone geschoben. Er war derart an Armen und Beinen amputiert, dass auch mit Prothesen nicht an Gehen oder den Rollstuhl selbst bewegen zu denken war. Als die Staffeln der Behinderten längst durch waren, war er für ein Team nicht Behinderter als Schwimmer gestartet, hatte sich mit seinem Stummeln durch die Alster gewühlt. Zwei Männer schoben den aus jeder Pore stolz und glücklich strahlenden Mann. Was bin ich nur für ein Weichei, dass es mir mangels Schwimmtraining wieder die eigene Teilnahme verkniffen hatte?
Knelly schrieb:

Da ich anlässlich des Sprint-Triathlons am Sonnabend meine Freundin begleitet, angefeuert und ein wenig gecoacht habe, war ich auch vor Ort. Nachdem Wettkampf von Karen haben wir noch ein bisschen bei den Treppen an der kleinen Alster gestanden und die Staffeln angefeuert. Als – wie wir dachten – alle vorbei waren, wollten wir schon fast gehen; dann bemerkten wir aber noch zwei Schwimmer unter der Reesendammbrücke auftauchen.

Die beiden Schwimmer, ein Mann und eine Frau wurden von allen Begleitkajaks flankiert und wie wir wurden mehr und mehr Zuschauer aufmerksam. Recht schnell konnte man sehen, dass die Frau den Mann wohl begleitet, denn sie sah deutlich nach einem schnelleren Tempo aus. Wir wunderten uns.

Dann bemerkte ich aufgrund des Schwimmstils des Mannes, dass er ganz offenbart nur mit den Armen schwimmt, also vermutlich ab der Hüfte gelähmt sein muss. Erste Zuschauer spendeten Applaus und es wurden von Sekunde zu Sekunde mehr. Der Applaus ging in ein rhythmisches Klatschen über und es wurden mehr und mehr Hände, die sich beteiligten. Ich sah dann auch durch das Wasser, dass der enorm tapfer kämpfende Schwimmer keine Beine mehr hat. Dass er auch nur einen Arm besaß, bemerkte ich von außen betrachtet nicht.

Nach etwa 5 Minuten, in denen weder der Schwimmer noch die Zuschauer in ihren jeweiligen Taten nachgaben, erreichte der Schwimmer die Rathaustreppen an der kleinen Alster. Er wurde aus dem Wasser gehoben und nun war für alle sichtbar, dass er mit nur einem Arm und dem Stumpf auf der rechten Seite diese 500 m geschwommen ist. Der Applaus brandete abermals auf und viele – ich war es zumindest – waren fast zu Tränen gerührt.

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Der tapfere Sportler versuchte zweimal alleine, also ohne fremde Hilfe seinen Rollstuhl zu besteigen;- er war aber durch das Schwimmen etwas zu geschwächt. Die Helfer übernahmen und rollten ihn zur Staffelübergabe.

Später, als wir die Räder aus dem Parc-fermé holten, traf ich den Mann mit seinem Betreuer wieder und beglückwünschte ihn mit kurzen, warmen Worten (Er bewegte seinen Rollstuhl übrigens alleine). Er freute sich immer noch so, wie Du es gesehen haben musst und sprach mich auf mein Klapprad an, auf dem ich rumrollte. Er meinte, nächstes Jahr wird er nach dem Schwimmen auch das Radfahren versuchen und ich bot ihm mein „Klappie“ dafür an.

Wir beide lachten und gingen unserer Wege.

In der Tat war genau dieses Zusammenspiel der wirklich größten Leistung dieses Sportler und der aufgeschlossenen Zuschauermenge an den Rathaustreppen mein erster „olympischer Moment“ in Hamburg. So etwas lässt sich nämlich nicht durch Marketing und grinsende Politiker steuern oder gar begründen; so etwas bedarf nur den Mut einzelner, eines richtigen Momentes und der offenen Einstellung der Leute. Gleichwohl habe ich auch viele weitere Beispiel bei diesem Sprinttriathlon am Sonnabend gesehen, wo ich erkennen konnte, dass die Teilnehmer, obwohl langsam und nicht perfekt athletisch gebaut, sich was getraut haben und vielfach eine eigene Grenze erreicht oder sogar überschritten haben. Das war ebenfalls toll und angenehm zu erleben.
Knelly hat geschrieben:Er wurde aus dem Wasser gehoben und nun war für alle sichtbar, dass er mit nur einem Arm und dem Stumpf auf der rechten Seite diese 500 m geschwommen ist. Der Applaus brandete abermals auf und viele – ich war es zumindest – waren fast zu Tränen gerührt.
Ich bin es auch dank Knellys Schilderung noch heute.

Gestern bin ich schlechter Schwimmer bei meinem ersten Stand-up-Paddling ins Wasser gefallen (ein vorbei brausendes Boot hatte mich vom Brett geholt), habe mich samt dem Brett zurück zum Anleger gekämpft. Auch der Gedanke an diesen behinderten Mann sorgte dafür, dass ich gar nicht erst mit meinem "Schicksal" haderte.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.

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