Hamburg City Man 2006 - Bericht von Tobias Wenzel

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Helmut
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Hamburg City Man 2006 - Bericht von Tobias Wenzel

Beitragvon Helmut » 26.11.2006, 22:39

Am Anfang des Jahres hatte ich mir vorgenommen, mal einen großen Triathlon mitzumachen, weil die bei mir um die Ecke kannte ich schon alle. Also Freundin und Rad eingepackt und auf nach HH. Als Ziel hatte ich mir gesetzt, bei den rund 3.000 Jedermännern und -Frauen ganz gut durchzukommen und zwar ohne Panne.

Am Freitag beim Einchecken wurden mir erst die Dimensionen klar. Die Wechselzone erstreckte sich über den ganzen Ballindamm (ca. 500 m). Abends im Hotel sagte meine Freundin zu mir, dass ich nervös sei. Natürlich war ich das, aber das kann ich ja nicht zugeben. Am nächsten Morgen also um 8 Uhr aufstehen, in Ruhe frühstücken und dann zur Alster. Die Wechselzone hatte für meinen Startblock ab 10 Uhr geöffnet. Start war um 11.20 Uhr.

In der Wechselzone konnte ich gar nicht mehr anders, als andauernd neidisch auf die anderen Renner zu starren. Von den früheren Startgruppen kamen die Triathleten grad vom Radfahren. Hektik pur. Meine Nervosität stieg mit jeder Minute an. Die wichtigsten Klamotten für nach dem Wettkampf im Zelt abgeben und dann in Richtung Vorstartbereich gehen , dann warten und warten. Meine Freundin hat mich wieder gefunden und die letzten Minuten vor dem Einlass in den Vorstartbeich stehen wir - ich mit wahrscheinlich puls 160 und meine Freundin von mir Fotos machend - zusammen an der Binnenalster und sehen den anderen Jedermännern und -Frauen bei ihren ersten 500 Metern vom Wettkampf zu.

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11 Uhr Einlass in den Vorstartbereich. Ein letzter Kuss und noch ein Foto, dann verlieren wir uns aus den Augen. Noch ein letzter Schluck Wasser. Um 11.12 Uhr dürfen wir ins Wasser. Ich warte noch ein bisschen, habe zwar einen Neoprenanzug an, aber kein Bedürfnis allzulange im Wasser zu sein. Vier Minuten vor dem Start traue ich mich in das kalte Nass. 18 Grad hatte ich irgendwie wärmer in Erinnerung. Gleich kommt der Start. In maximal elf Minuten ist deine Hassdisziplin vorbei. Motivierende Worte auch von meinen Mitstartern.

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11.20 Uhr Start. Die schnellen vorschwimmen lassen und hinterher. Langsam wird es wärmer. Das Wasser ist dermaßen dreckig, man kann keine 50 cm weit sehen. Unter der Brücke vom Jungfernstieg ist das Wasser pechschwarz. Ich schwimme zu weit links und schramme mit der Hand an der Wand entlang. Es brennt wie Hölle. 50 Meter bis zum Ausstieg. 10:10 min für 500 Meter, das ging ja noch. Auf dem Weg in die Wechselzone gleich wieder ein paar Leute überholen, denn jetzt geht’s erst richtig los. Neo aus, Schuhe an, Helm auf, Rad schnappen und weiter geht’s. Überall Zuschauer, die jeden anfeuern. Berauschend.

Auf dem Rad schnell einklicken und auf das große Blatt schalten. Der erste Kilometer geht durch einen Tunnel leicht bergab, der Tacho zeigt 60. Aus dem Tunnel raus nach rechts dann wieder leicht links halten. Ich habe mir die Strecke zig mal auf der Karte angesehen und kann sie mittlerweile im Kopf abfahren. Der Tacho zeigt zwischen 37 und 40 an. Das läuft gut, die Beine machen mit. Gleich geht’s rechts kurz einen Stich hoch zur Reeperbahn, aber das große Blatt bleibt, kurzer und kraftvoller Wiegetritt, auf der Reeperbahn kurz erholen, jetzt links bergrunter, gleich wieder eine Rechtskurve auf die Elbchaussee. Leicht profiliert stand in der Ausschreibung, aber das schreckt einen Nordhessen ja nicht ab.

Foto: action photo Bild

Ich überhole immer wieder Sportler aus den vorherigen Startgruppen, jemanden aus meiner Startgruppe habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Nach 11,5 Kilometern der Wendepunkt Elbchaussee Ecke Baron-Voght-Straße. Wieder zurück, nur ohne Reeperbahn, es geht am Fischmarkt vorbei, dann wieder in den Tunnel. Gleich kommt die Wechselzone. Noch einen Schluck trinken, Schuhe ausziehen, aber eingeklickt lassen und weitertreten. Mein Tacho zeigt 22 km und das in 35:40 min. Ein 37er schnitt, damit hätte ich nicht gerechnet.

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In der Wechselzone Stellplatz suchen, Laufschuhe an und weiter geht’s. Am Rand sehe ich meine Freundin. Sie ruft irgendwas, aber es kommt nix bei mir an. Verpflegungsstelle, ein bisschen wasser, der Rest ging irgendwie verschütt. Kilometer eins der Laufstrecke, Zwischenzeit knapp unter vier Minuten. Das wird ein guter Tag. Profis werden immer gefragt, "Was haben sie da gedacht?", und ich denke drüber nach, was ich sagen würde, wenn mich mal jemand danach fragt. Noch vor Kilometer zwei hole ich einen Sportler aus meiner Startgruppe ein. Wie beruhigend, dass jemand schneller ist als ich. Wendepunkt und Verpflegungsstelle, wieder nur einen kurzen Schluck Iso-Zeug. Der weg führt an der Alster zurück zum Jungferstieg. Noch mal kurz rechts und gleich wieder links.

Der Rathausmarkt, das Ziel meiner Träume für den heutigen tag. Viele, viele, viele Menschen sind da und treiben mich die letzten Meter voran. Ich hatte zuvor noch nie eine namentliche Ansage beim Zieleinlauf, ein geiles Gefühl. Ich sehe auf meine Uhr. Unter 20 Minuten für die fünf Kilometer. Gesamtzeit 1:12:21. Mal sehen was die wert ist, denn die Zwischenzeiten der einzelnen Disziplinen waren alle im Normbereich.

Meine Freundin erwartet mich und teilt mir mit, dass ich der zweite aus meinem Block bin und ne gute Zeit habe im Vergleich zu den anderen Startblöcken. Ist mir grad egal, ich hab Hunger und Durst. Nach dem Duschen sehe ich auf die vorläufige Ergebnisliste, finde aber meinen Namen nicht, doch kann ich die zeit einordnen. Von 2.070 Männern 32. und fünfter in meiner Altersklasse. Wenn ich doch nur mal schwimmen trainieren würde.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.

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