Haspa Marathon Hamburg 2011 (Bericht)
Verfasst: 23.05.2011, 21:36
<b>Haspa Marathon Hamburg 2011
Superman gibt's nur im Comic</b>
Nachdem ich ab Ende April gute Laufleistungen über längere Strecken (16-22 km) abgeliefert hatte und ich diese Jahr noch irgendwie einen
Marathon laufen wollte, fiel mir doch tatsächlich ein Startplatz vor die Füße. Tausch war nicht mehr möglich, also lief ich Inkognito. Auch die Tatsache, dass ich mir am Wochenende vor dem Rennen den Hüftbeuger noch angeditscht hatte, konnte mich vor dem Lauf nicht abhalten.
Bruderherz tapete das ganze und gab mir noch wertvolle Tipps über Essen und Trinken während des Rennens. Support bekam ich durch Viola, Stine und Bruderherz. Stine brachte mich zum Start (fuhr danach in die Harburger Berge zum Radln) und schicke mich auf die Reise, Viola stand mit meinem Bruder an markanten Punkten an der Strecke. Die Temperatur (26° in der Sonne) empfand ich als gar nicht schlimm, sollte sich aber schnell ändern.
Um nicht mit zu viel Pace an die Sache ranzugehen, gab es von mir einige Vorgaben: Nicht schneller als 10 km/h, alle 8-9km ein GEL, immer kleine schlucke Trinken.
Von den verrückten Gestalten, die am Start rumstanden, will ich gar nicht reden, man konnte sie in den Tageszeitungen sehen. Das Rennen beginnt und die Reeperbahn liegt unter unseren Füssen. Über die Königsstraße, Holländische Reihe, Bernadottestr. und Halbmondsweg geht es zur Elbchaussee. Erst hier ist an ein vernünftiges Laufen zu denken, gemäß dem was man sich vorgenommen hat, davor ist die Strecke nur voll.
Der Schweiß steht gut auf der Stirn, die Brille liegt zu hause, ab jetzt gegen die Sonne (Idiot!). Das Tempo liegt bei 10 km/h (Super), der Puls bei 160 bpm (Schei...), spätestens jetzt hab ich auch begriffen, das zwischen den Trainingstemperaturen der letzten Tage und der Wettkampftemperatur ca. 10° Differenz liegen und zwar noch oben. Die Palmaille runter zum St. Pauli Fischmarkt, hier mußten die Zuschauer von den Läufern animiert werden zum Anfeuern (Peinlich und es war voll, wahrscheinlich auch die Zuschauer), während Landungsbrücken richtig was los war. So langsam freute ich mich auf den Wallringtunnel und seine Kühle, denn die Sonne gab alles, schön zum Zuschauen, schlecht zum Laufen.
Endlich im Tunnel und nicht ein bisschen kühler, ganz große Enttäuschung. Ab auf den Ballindamm, nun mußte Viola irgendwo an der Strecke stehen. Beim Alstertor stand sie mit meinem Bruder am Rand, drückte mir die Daumen, Bruderherz ließ es sich nicht nehmen, neben mir zu laufen und sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Das da war: Ich bin zu langsam, mein Puls ist zu hoch, es ist schei... warm. Er sagte: "Du siehst gut aus und bist nicht zu langsam." Das war bei km 15 und eigentlich war alles im Lot und in den Vorgaben, aber wer ist schon zufrieden. Die nächsten Km sind bekannt vom Alsterlauf und was mir auffiel, es gibt wenig hübsche Männer im Pulk, aber verdammt viele hübsche Frauen und sie sind immer ein Tick zu schnell.
So ab Winterhuder Weg gab es richtig schöne Anwohnernpartys. Die Halbmarathon-Distanz wurde überlaufen und die Zeit lag bei 2:12 immer noch im Soll. 2 km weiter hatte ich keinen Bock mehr auf Laufen, irgendetwas sagt mir, jetzt kannst du auch mal gehen, es sind schon viele vor dir gegangen. Das war eine reine Kopfsache, um den Körper zu kühlen. Was so alles im Schädel abgeht. Bei Km 24 fing mein linker Meniskus an zu zwicken. Bis ich dann bei Km 27 endlich ein Erste Hilfe Zelt fand und da nach Leukoplast fragte zum tapen. 3 Retter fragten sich, wie sie das abrechnen sollten (Krampf ist das nicht, Blase auch nicht). Schreib Meniskus auf, sagte ich.
Das Tape nütze nicht viel und ich hätte mich in den Ars.. beissen können, dass ich nicht die Bandage um gemacht habe. Bis zu Km 30 in Ohlsdorf wollte ich mich durchschlagen, da sollte Viola stehen. Kurz vorher bekam ich noch Support von einem Arbeitskollegen, der mit seiner Frau 1 km vor Viola stand und mich noch ein wenig begleitete. Viola sah, dass ich wie ein Wackeldackel lief und das was nicht stimmte, ich wollte eigentlich aussteigen, aber sie sagte, da vorne kommt eine Kurve, da ist richtig viel los bis zum Bahnhof, wer steigt schon aus, wenn viel los ist?
Zwiespalt, 12 km bis ins Ziel, beim Anlaufen tut der Hüftbeuger weh, nach 400 m wird er vom Meniskus abgelöst. Wenn aufgeben, dann jetzt, sonst durchschlagen, wie auch immer. Für die 12 km habe ich dann 1:53 gebraucht. Alsterkrugchaussee soll dieses Jahr besser gewesen sein als sonst, war trotzdem trist. Tarpenbekstr. laute Anwohnerparty auf Balkonen und dann kam Eppendorfer Baum, Viola klatschte mich nochmal ab, 5 km bis zum Ziel und dann gaben die Zuschauer alles, ich war kurz vorm Heulen, Schmerz/Emotionen, ich kann es nicht sagen.
Klosterstern ging es dann nochmal rauf, alles völlig unwichtig, Rotherbaumchaussee ab der Hälfte wieder runter. An der Rechtswissenschafts Uni stand Gerald Asamoah und guckte sich die Bekloppten an. Zwischendurch klingelte mein Handy, meine Bruder fragte wo ich bin, er würde mich abholen und den Rest begleiten. Kurz vor Dammtor hat er mich aufgesammelt und mich dann die letzten 2 km unterhalten. Kurz vor dem Ziel stieg er aus und sagte noch geniesse es! 200 m können verdammt lang werden, wenn du unterhalb der Hüfte überall schmerzen hast, schei... war das Geil!
Wer sich wie Superman fühlt und nicht dafür trainiert, wird schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Aus den angepeilten 4:30 sind zum Schluß 5:19 geworden, und schmerzfrei für 22 km, heißt nicht schmerzfrei für immer, es gibt noch sehr viel zu tun für Regensburg, aber meinen ersten Marathon kann mir keiner mehr nehmen.
Superman gibt's nur im Comic</b>
Nachdem ich ab Ende April gute Laufleistungen über längere Strecken (16-22 km) abgeliefert hatte und ich diese Jahr noch irgendwie einen
Marathon laufen wollte, fiel mir doch tatsächlich ein Startplatz vor die Füße. Tausch war nicht mehr möglich, also lief ich Inkognito. Auch die Tatsache, dass ich mir am Wochenende vor dem Rennen den Hüftbeuger noch angeditscht hatte, konnte mich vor dem Lauf nicht abhalten.
Bruderherz tapete das ganze und gab mir noch wertvolle Tipps über Essen und Trinken während des Rennens. Support bekam ich durch Viola, Stine und Bruderherz. Stine brachte mich zum Start (fuhr danach in die Harburger Berge zum Radln) und schicke mich auf die Reise, Viola stand mit meinem Bruder an markanten Punkten an der Strecke. Die Temperatur (26° in der Sonne) empfand ich als gar nicht schlimm, sollte sich aber schnell ändern.
Um nicht mit zu viel Pace an die Sache ranzugehen, gab es von mir einige Vorgaben: Nicht schneller als 10 km/h, alle 8-9km ein GEL, immer kleine schlucke Trinken.
Von den verrückten Gestalten, die am Start rumstanden, will ich gar nicht reden, man konnte sie in den Tageszeitungen sehen. Das Rennen beginnt und die Reeperbahn liegt unter unseren Füssen. Über die Königsstraße, Holländische Reihe, Bernadottestr. und Halbmondsweg geht es zur Elbchaussee. Erst hier ist an ein vernünftiges Laufen zu denken, gemäß dem was man sich vorgenommen hat, davor ist die Strecke nur voll.
Der Schweiß steht gut auf der Stirn, die Brille liegt zu hause, ab jetzt gegen die Sonne (Idiot!). Das Tempo liegt bei 10 km/h (Super), der Puls bei 160 bpm (Schei...), spätestens jetzt hab ich auch begriffen, das zwischen den Trainingstemperaturen der letzten Tage und der Wettkampftemperatur ca. 10° Differenz liegen und zwar noch oben. Die Palmaille runter zum St. Pauli Fischmarkt, hier mußten die Zuschauer von den Läufern animiert werden zum Anfeuern (Peinlich und es war voll, wahrscheinlich auch die Zuschauer), während Landungsbrücken richtig was los war. So langsam freute ich mich auf den Wallringtunnel und seine Kühle, denn die Sonne gab alles, schön zum Zuschauen, schlecht zum Laufen.
Endlich im Tunnel und nicht ein bisschen kühler, ganz große Enttäuschung. Ab auf den Ballindamm, nun mußte Viola irgendwo an der Strecke stehen. Beim Alstertor stand sie mit meinem Bruder am Rand, drückte mir die Daumen, Bruderherz ließ es sich nicht nehmen, neben mir zu laufen und sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Das da war: Ich bin zu langsam, mein Puls ist zu hoch, es ist schei... warm. Er sagte: "Du siehst gut aus und bist nicht zu langsam." Das war bei km 15 und eigentlich war alles im Lot und in den Vorgaben, aber wer ist schon zufrieden. Die nächsten Km sind bekannt vom Alsterlauf und was mir auffiel, es gibt wenig hübsche Männer im Pulk, aber verdammt viele hübsche Frauen und sie sind immer ein Tick zu schnell.
So ab Winterhuder Weg gab es richtig schöne Anwohnernpartys. Die Halbmarathon-Distanz wurde überlaufen und die Zeit lag bei 2:12 immer noch im Soll. 2 km weiter hatte ich keinen Bock mehr auf Laufen, irgendetwas sagt mir, jetzt kannst du auch mal gehen, es sind schon viele vor dir gegangen. Das war eine reine Kopfsache, um den Körper zu kühlen. Was so alles im Schädel abgeht. Bei Km 24 fing mein linker Meniskus an zu zwicken. Bis ich dann bei Km 27 endlich ein Erste Hilfe Zelt fand und da nach Leukoplast fragte zum tapen. 3 Retter fragten sich, wie sie das abrechnen sollten (Krampf ist das nicht, Blase auch nicht). Schreib Meniskus auf, sagte ich.
Das Tape nütze nicht viel und ich hätte mich in den Ars.. beissen können, dass ich nicht die Bandage um gemacht habe. Bis zu Km 30 in Ohlsdorf wollte ich mich durchschlagen, da sollte Viola stehen. Kurz vorher bekam ich noch Support von einem Arbeitskollegen, der mit seiner Frau 1 km vor Viola stand und mich noch ein wenig begleitete. Viola sah, dass ich wie ein Wackeldackel lief und das was nicht stimmte, ich wollte eigentlich aussteigen, aber sie sagte, da vorne kommt eine Kurve, da ist richtig viel los bis zum Bahnhof, wer steigt schon aus, wenn viel los ist?
Zwiespalt, 12 km bis ins Ziel, beim Anlaufen tut der Hüftbeuger weh, nach 400 m wird er vom Meniskus abgelöst. Wenn aufgeben, dann jetzt, sonst durchschlagen, wie auch immer. Für die 12 km habe ich dann 1:53 gebraucht. Alsterkrugchaussee soll dieses Jahr besser gewesen sein als sonst, war trotzdem trist. Tarpenbekstr. laute Anwohnerparty auf Balkonen und dann kam Eppendorfer Baum, Viola klatschte mich nochmal ab, 5 km bis zum Ziel und dann gaben die Zuschauer alles, ich war kurz vorm Heulen, Schmerz/Emotionen, ich kann es nicht sagen.
Klosterstern ging es dann nochmal rauf, alles völlig unwichtig, Rotherbaumchaussee ab der Hälfte wieder runter. An der Rechtswissenschafts Uni stand Gerald Asamoah und guckte sich die Bekloppten an. Zwischendurch klingelte mein Handy, meine Bruder fragte wo ich bin, er würde mich abholen und den Rest begleiten. Kurz vor Dammtor hat er mich aufgesammelt und mich dann die letzten 2 km unterhalten. Kurz vor dem Ziel stieg er aus und sagte noch geniesse es! 200 m können verdammt lang werden, wenn du unterhalb der Hüfte überall schmerzen hast, schei... war das Geil!
Wer sich wie Superman fühlt und nicht dafür trainiert, wird schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Aus den angepeilten 4:30 sind zum Schluß 5:19 geworden, und schmerzfrei für 22 km, heißt nicht schmerzfrei für immer, es gibt noch sehr viel zu tun für Regensburg, aber meinen ersten Marathon kann mir keiner mehr nehmen.