Trailtech-Kurs MTB-Fahrtechnik, Bad Harzburg (Ber.+Bilder)
Verfasst: 03.08.2011, 17:25
<img src="http://wp.rt-uk.de/trailtech fahrtechnik 2.jpg" alt="">
<b>Trailtech-Kurs MTB-Fahrtechnik Level 1 und 2 in Bad Harzburg
Ein Kurs ist nicht genug</b>
Angesichts des unaufhaltsam näher rückenden Schierker Endurothons beschlossen Konkursus und ich noch einmal an unserer MTB-Fahrtechnik zu arbeiten. Passenderweise waren bei den Trailtech- Kursen von Jan Zander http://trailtech.ridethemountain.de am zweiten Juli-Wochenende noch Plätze frei, wobei - jeweils ganztägig - Level 1 samstags stattfindet und Level 2 sonntags.
Es war mittlerweile der vierte Level 1-Kurs, den wir besuchten, was nicht nur an einer gewissen Lernschwäche liegt. MTB-Fahrtechnik ist ein weites Feld und jeder Anbieter setzt seine eigenen Schwerpunkte, sodass sich Überschneidungen in Grenzen halten.
Sehr gespannt darauf wie Trailtech die Level 1-Grundthemen (Balance, Kurven, Bremsen, leichte Hindernisse) an den Mann bzw. die Frau bringt, machten wir uns auf nach Bad Harzburg zum Treffpunkt auf dem großen Besucher-Parkplatz, wo sich nach und nach der Guide und die 5 anderen TeilnehmerInnen einfanden. Nach einer Begrüßungsrunde und Fahrwerks-Check ging erst einmal per Forstweg den Berg hinauf. Altbekannte Übungen für uns waren Kreise und Slalom um Hütchen, das Überwinden einer Stufe und das Hütchen-Aufheben aus der Fahrt, was wir allerdings auch diesmal nicht schafften. Neu waren u. a. das Schneckenrennen ("Gewinner ist, wer am langsamsten fährt"), Berganfahren mit halben Pedalumdrehungen und der Manual (= Rollen auf dem Hinterrad). Dass Gleichgewichtsübungen sehr fordernd sein können, merkten wir, als es hieß: "An den Zaun fahren, stehen bleiben und dann wieder anfahren", selbstredend ohne einen Fuß auf den Boden zu setzen. Zig Versuche waren nötig, bis es einmal halbwegs klappte.
<img src="http://wp.rt-uk.de/trailtech fahrtechnik 1.jpg" alt="">
Zu unseren Lieblingsübungen an diesem Tage gehörten Vollbremsungen auf einem leicht abschüssigen Schotterweg, wodurch wir endlich einmal ein Gefühl für den Bremsweg bei rutschenden Rädern bekamen. Zum Abschluss ging es über einen Singletrail wieder hinunter nach Bad Harzburg, wo sich die meisten Teilnehmer verabschiedeten. Nur einer wollte wie wir am Sonntag den Level 2 dranhängen.
Gestärkt durch ein ausgiebiges Frühstück in unserem Hotel fanden wir uns am Sonntag Morgen wieder auf dem Parkplatz ein und stellten fest, dass der Level 2 sichtlich beliebter war. Der Andrang war so groß, dass zwei Gruppen gebildet wurden, Level 2-Anfänger wie wir und Level 2-Fortgeschrittene, die sich dadurch auszeichneten, dass sie ganz lässig ihre Protektoren präsentierten.
Schon nach den ersten 10 Minuten war klar, dass bei Level 2 ein anderer Wind wehte. Keine gemütlichen Forstwege mehr beim Anstieg zum Übungsgelände, sondern ein anstrengender steiler Trail. Zwischendurch wurde einmal angehalten, aber nicht zum Pausieren, sondern um Spitzkehren bergauf und bergab zu üben. Bergauf ging noch so lala, aber bergab mussten wir in den Streik treten: Über Wurzeln und Steine am Abgrund "vorbeischrappen", das war (noch?) nicht unser Ding.
<img src="http://wp.rt-uk.de/trailtech fahrtechnik 3.jpg" alt="">
Aber niemand wurde gedrängt, über die persönlichen Grenzen hinausgehen, sodass wir die Spitzkehren erst einmal vertagten. Oben angekommen fanden wir uns an einer Stufe wieder, die wir uns am Vortag hinuntergedrückt hatten. Das war jetzt aber Schnee von gestern. Bei Level 2 wird bei solchen Stufen nicht gedrückt, sondern gedroppt, d. h. Vorderrad "in die Luft" nach vorne schieben und mit dem Rad gepflegt nach unten fallen.
Einfach ist das nicht und so wurden wir in unzähligen Versuchen geduldig korrigiert: aktiver drücken, auf's Timing achten, das Tempo und die Sitzhaltung, bis er endlich kam, der kurze Augenblick der Schwerelosigkeit. Ein gelungener Drop!! Echter Wahnsinn!! Bei weiteren Übungen wurden die Level 1-Techniken verfeinert mit aktiverem Kurvenfahren und der Überleitung des Manuals in den so gen. Schweinehop, bei dem beide Räder gleichzeitig vom Boden abheben, beim Guide fast einen halben Meter, bei den Teilnehmern nur ein paar Zentimeter. Aber das war für's Erste ok.
Nach dem Mittagessen erwartete uns ein ganz besondere Herausforderung, die Linienwahl in verblocktem Gelände. Wir hielten vor einem Fels übersäten abschüssigen Pfad. Da 'runterfahren??? Das geht ja nun garnicht!!
<img src="http://wp.rt-uk.de/trailtech fahrtechnik 4.jpg" alt="">
Der Guide ließ nicht mit sich handeln: "Die Räder halten das aus und wenn ihr locker bleibt, passiert nichts." Um die allgemeine Skepsis zu zerstreuen, wurde der Pfad in drei Etappen aufgeteilt und in verschiedenen Linien abgefahren. Ich musste meinen ganzen Mut zusammennehmen und - oh Wunder - es funktionierte, auch wenn das Rad gefühlt in tausend Teile zerbrach.
Die ganz Mutigen fuhren eine rüttelfreie "spaßige" Linie über einen Felsen. Da zwischen lockerem Rollen und seitlichem Abrutschen allerdings nur wenige Zentimeter lagen, verzichteten Konkursus und ich dieses Mal dankend auf das Vergnügen.
<img src="http://wp.rt-uk.de/trailtech fahrtechnik 5.jpg" alt="">
Zum Schluss wurden die Teilstrecken in einem Rutsch durchgefahren. Ich kombinierte meine Lieblingslinien und bestand den Test, ohne einmal den Fuß abzusetzen. Ein erhebendes Gefühl!
Auch der Trail zurück nach Bad Harzburg war deutlich anspruchsvoller als bei Level 1 und langsam, aber sicher, verflüchtigte sich die Konzentration. Ich beschloss, das letzte Stück bis zum Parkplatz besser auf dem Forstweg zu fahren, wo mir ein paar ahnungslose Spaziergänger entgegenkamen. Und plötzlich erwachte das Kind in der Frau und der unwiderstehliche Drang, mit ein paar Schweinehops zu posen. Wirklich schön, diese verdutzten Gesichter! Hoppen und Droppen, MTB-Fahren kann soviel Spaß machen.
Level 2 wird mit Sicherheit wiederholt und der Weihnachtsmann bekommt neue Arbeit. Er muss unbedingt hydraulische Sattelstützen mit Fernsteuerung bringen. Bürostuhl-Feeling auf dem MTB, damit klappt dann alles nochmal so gut. Auch das haben wir zur Genüge gelernt: Die optimale Sattelposition ändert sich laufend. Und wer hat schon Lust, andauernd auf- und abzusteigen, um den Sattel zu richten? Ich jedenfalls nicht.
Die Wochenend-Kurse werden übrigens von Frühjahr bis Herbst regelmäßig angeboten, außer Level 1 und 2, auch Level 3 und ein spezieller Spitzkehren- sowie ein Bikepark-Workshop für sehr Fortgeschrittene s. http://trailtech.ridethemountain.de/SEMINARE.117.0.html
Ulrike
<b>Trailtech-Kurs MTB-Fahrtechnik Level 1 und 2 in Bad Harzburg
Ein Kurs ist nicht genug</b>
Angesichts des unaufhaltsam näher rückenden Schierker Endurothons beschlossen Konkursus und ich noch einmal an unserer MTB-Fahrtechnik zu arbeiten. Passenderweise waren bei den Trailtech- Kursen von Jan Zander http://trailtech.ridethemountain.de am zweiten Juli-Wochenende noch Plätze frei, wobei - jeweils ganztägig - Level 1 samstags stattfindet und Level 2 sonntags.
Es war mittlerweile der vierte Level 1-Kurs, den wir besuchten, was nicht nur an einer gewissen Lernschwäche liegt. MTB-Fahrtechnik ist ein weites Feld und jeder Anbieter setzt seine eigenen Schwerpunkte, sodass sich Überschneidungen in Grenzen halten.
Sehr gespannt darauf wie Trailtech die Level 1-Grundthemen (Balance, Kurven, Bremsen, leichte Hindernisse) an den Mann bzw. die Frau bringt, machten wir uns auf nach Bad Harzburg zum Treffpunkt auf dem großen Besucher-Parkplatz, wo sich nach und nach der Guide und die 5 anderen TeilnehmerInnen einfanden. Nach einer Begrüßungsrunde und Fahrwerks-Check ging erst einmal per Forstweg den Berg hinauf. Altbekannte Übungen für uns waren Kreise und Slalom um Hütchen, das Überwinden einer Stufe und das Hütchen-Aufheben aus der Fahrt, was wir allerdings auch diesmal nicht schafften. Neu waren u. a. das Schneckenrennen ("Gewinner ist, wer am langsamsten fährt"), Berganfahren mit halben Pedalumdrehungen und der Manual (= Rollen auf dem Hinterrad). Dass Gleichgewichtsübungen sehr fordernd sein können, merkten wir, als es hieß: "An den Zaun fahren, stehen bleiben und dann wieder anfahren", selbstredend ohne einen Fuß auf den Boden zu setzen. Zig Versuche waren nötig, bis es einmal halbwegs klappte.
<img src="http://wp.rt-uk.de/trailtech fahrtechnik 1.jpg" alt="">
Zu unseren Lieblingsübungen an diesem Tage gehörten Vollbremsungen auf einem leicht abschüssigen Schotterweg, wodurch wir endlich einmal ein Gefühl für den Bremsweg bei rutschenden Rädern bekamen. Zum Abschluss ging es über einen Singletrail wieder hinunter nach Bad Harzburg, wo sich die meisten Teilnehmer verabschiedeten. Nur einer wollte wie wir am Sonntag den Level 2 dranhängen.
Gestärkt durch ein ausgiebiges Frühstück in unserem Hotel fanden wir uns am Sonntag Morgen wieder auf dem Parkplatz ein und stellten fest, dass der Level 2 sichtlich beliebter war. Der Andrang war so groß, dass zwei Gruppen gebildet wurden, Level 2-Anfänger wie wir und Level 2-Fortgeschrittene, die sich dadurch auszeichneten, dass sie ganz lässig ihre Protektoren präsentierten.
Schon nach den ersten 10 Minuten war klar, dass bei Level 2 ein anderer Wind wehte. Keine gemütlichen Forstwege mehr beim Anstieg zum Übungsgelände, sondern ein anstrengender steiler Trail. Zwischendurch wurde einmal angehalten, aber nicht zum Pausieren, sondern um Spitzkehren bergauf und bergab zu üben. Bergauf ging noch so lala, aber bergab mussten wir in den Streik treten: Über Wurzeln und Steine am Abgrund "vorbeischrappen", das war (noch?) nicht unser Ding.
<img src="http://wp.rt-uk.de/trailtech fahrtechnik 3.jpg" alt="">
Aber niemand wurde gedrängt, über die persönlichen Grenzen hinausgehen, sodass wir die Spitzkehren erst einmal vertagten. Oben angekommen fanden wir uns an einer Stufe wieder, die wir uns am Vortag hinuntergedrückt hatten. Das war jetzt aber Schnee von gestern. Bei Level 2 wird bei solchen Stufen nicht gedrückt, sondern gedroppt, d. h. Vorderrad "in die Luft" nach vorne schieben und mit dem Rad gepflegt nach unten fallen.
Einfach ist das nicht und so wurden wir in unzähligen Versuchen geduldig korrigiert: aktiver drücken, auf's Timing achten, das Tempo und die Sitzhaltung, bis er endlich kam, der kurze Augenblick der Schwerelosigkeit. Ein gelungener Drop!! Echter Wahnsinn!! Bei weiteren Übungen wurden die Level 1-Techniken verfeinert mit aktiverem Kurvenfahren und der Überleitung des Manuals in den so gen. Schweinehop, bei dem beide Räder gleichzeitig vom Boden abheben, beim Guide fast einen halben Meter, bei den Teilnehmern nur ein paar Zentimeter. Aber das war für's Erste ok.
Nach dem Mittagessen erwartete uns ein ganz besondere Herausforderung, die Linienwahl in verblocktem Gelände. Wir hielten vor einem Fels übersäten abschüssigen Pfad. Da 'runterfahren??? Das geht ja nun garnicht!!
<img src="http://wp.rt-uk.de/trailtech fahrtechnik 4.jpg" alt="">
Der Guide ließ nicht mit sich handeln: "Die Räder halten das aus und wenn ihr locker bleibt, passiert nichts." Um die allgemeine Skepsis zu zerstreuen, wurde der Pfad in drei Etappen aufgeteilt und in verschiedenen Linien abgefahren. Ich musste meinen ganzen Mut zusammennehmen und - oh Wunder - es funktionierte, auch wenn das Rad gefühlt in tausend Teile zerbrach.
Die ganz Mutigen fuhren eine rüttelfreie "spaßige" Linie über einen Felsen. Da zwischen lockerem Rollen und seitlichem Abrutschen allerdings nur wenige Zentimeter lagen, verzichteten Konkursus und ich dieses Mal dankend auf das Vergnügen.
<img src="http://wp.rt-uk.de/trailtech fahrtechnik 5.jpg" alt="">
Zum Schluss wurden die Teilstrecken in einem Rutsch durchgefahren. Ich kombinierte meine Lieblingslinien und bestand den Test, ohne einmal den Fuß abzusetzen. Ein erhebendes Gefühl!
Auch der Trail zurück nach Bad Harzburg war deutlich anspruchsvoller als bei Level 1 und langsam, aber sicher, verflüchtigte sich die Konzentration. Ich beschloss, das letzte Stück bis zum Parkplatz besser auf dem Forstweg zu fahren, wo mir ein paar ahnungslose Spaziergänger entgegenkamen. Und plötzlich erwachte das Kind in der Frau und der unwiderstehliche Drang, mit ein paar Schweinehops zu posen. Wirklich schön, diese verdutzten Gesichter! Hoppen und Droppen, MTB-Fahren kann soviel Spaß machen.
Level 2 wird mit Sicherheit wiederholt und der Weihnachtsmann bekommt neue Arbeit. Er muss unbedingt hydraulische Sattelstützen mit Fernsteuerung bringen. Bürostuhl-Feeling auf dem MTB, damit klappt dann alles nochmal so gut. Auch das haben wir zur Genüge gelernt: Die optimale Sattelposition ändert sich laufend. Und wer hat schon Lust, andauernd auf- und abzusteigen, um den Sattel zu richten? Ich jedenfalls nicht.
Die Wochenend-Kurse werden übrigens von Frühjahr bis Herbst regelmäßig angeboten, außer Level 1 und 2, auch Level 3 und ein spezieller Spitzkehren- sowie ein Bikepark-Workshop für sehr Fortgeschrittene s. http://trailtech.ridethemountain.de/SEMINARE.117.0.html
Ulrike