2. Mecklenburger Seen Runde, Neubrandenburg (Ber.+Bilder)
Verfasst: 31.05.2015, 03:09
Es war meine erste MSR. Bei deren Premiere war ich nur Zuschauer. Ich bin beeindruckt von dem enormen Aufwand, der da betrieben wird. Das kann man mit einem Radmarathon nicht vergleichen. Von Freitag 20 Uhr bis Samstag 24 Uhr kommen und gehen Leute auf bzw. von der Strecke, werden dabei rundum betreut. nord_mann erlebte morgens startend lange Schlange durchnässter Radler an den Depots. Ich hingegen habe abends startend nur alles bestens vorgefunden.
Weil ich nun mal keinen 9 to 5 Job habe, kam ich erst spät in Hamburg ohne Mittagsschlaf weg und in Neubrandenburg erst kurz vor dem offiziellen Start an. Der Innenminister von MV und der Bürgermeister von Neubrandenburg gaben den frei, wovon ich als Spätankömmling bei dem Menschenandrang mehr hörte als sah. Für die Stadt und die Region ist die MSR eine gern angenommene Bereicherung. Die Stadtzufahrten zeigten Willkommens-Plakate mit Tour-Teufel Didi drauf. Didi war selbst vor Ort, machte seine Faxen am Start und später auch am Ziel. Der Mann ist immer für ein Selfie zu haben, wofür ich leider keine Zeit zu haben meinte.
Ich sah viele handgemalte Transparente an den Häusern, die ihre Leute und auch uns willkommen hießen.
Ich musste mich erstmal anmelden und meinen gebrochenen Handyhalter reparieren. Der wurde mit Panzerband fixiert und dann konnte es losgehen. Statt wie geplant um 20:30 Uhr ging ich zehn nach neun auf die Strecke. Egal, es ist ja kein Rennen und der Transponder misst die Netto-Fahrtzeit.
Statt eines Startbeutels gab es eine schicke, handgenähte Umhängetasche, die ich bei der Gepäckaufbewahrung aufgab. Es galt auch noch die Startnummern und den Transponder anzubringen. Ich gebe zu, ich war etwas aufgeregt, dabei gab es gar keinen Anlass dafür. Ich traf Gert, Ötzy, Zullo und viele mehr, leider alle in meinem selbstgemachten Streß. Die Ruhe selbst war wie immer Gert, der mich 20 Minuten nach mir startend am 1. Depot überholte.
Am Start erkannte mich auch lionhead Jan von den RSF Pinneberg, mit dem ich mich vorher im HFS-Forum angeflachst hatte. Wir fuhren die erste Hälfte zusammen, wobei er für uns den Kontakt zu einer gutlaufenden Gruppe hielt, ich mich um ein paar Bilder kümmerte. Wir fuhren mir erst zu langsam, aber das war genau das richtige Anfangstempo, das dann mehr und mehr gesteigert wurde, um nicht später abzufallen.
Am ersten Depot waren die Masseure in Hochstimmung, machten Party zu lauter Musik. Zu tun gab es nach nur 44 km für sie nichts. Massieren lassen konnte man sich an allen sieben Depots. Ich wäre überall sofort drangekommen.
Es galt für mich – in der RTF als Gourmet-Radwander-Heuschrecke bekannt – alle Speisen einer sensorischen Prüfung zu unterziehen. Ich war mit den Darbietungen sehr zufrieden, hatte mir einen Zettel mit allen ausgeobten besonderen Speisen eingesteckt, um nichts zu versäumen. Was ausgeschrieben war, fand ich auch vor. Eine Entdeckung war für mich das Bio Kräutersalz auf Magarinebrot. Etwas Besonderes, mir aber nicht mundendend, war die neue leicht süßlich schmeckende Sorte Beef Jerkey am vorletzten Depot. Mir fehlte es trotzdem an nichts. Iso, Kaffee und mehr schmeckten mir an allen Depots.
Nach dem Depot mit der Warmverpflegung in Röbel (km 128) fing es an zu regnen. Der Regen wurde stärker und weil eine andere Gruppe sich in unsere mischte, ich der falschen folgte, die ich an einem Anstieg nicht halten konnte, fuhr ich plötzlich allein. Prompt übersah ich folgendes Schild (es gab noch eins auf der anderen Straßenseite, auch von mir übersehen, bemerkte aber nach wenigen hundert Meter meinen Irrtum, weil eigentlich alles gut ausgeschildert war. So aber fuhren Jan & Co. plötzlich voraus.
Am Depot Nossentiner Hütte (km 176) traf ich ihn wieder. Er wollte sich wieder bewegen und ich ließ ihn einfach davon ziehen, um mir die Szenerie in Ruhe anzuschauen. Nach der nächtlichen Regenfahrt bei ca. 5 Grad brachen geschätzt fast die Hälfte der Teilnehmer die Tour ab. Die Sanis kümmerten sich auf’s Beste um die Leute. In einem stark aufgeheizten, dampfenden Raum saßen Leute in Decken eingehüllt auf den nächsten Bus wartend.
Die Sanis ließen einen RTW aufheizen sowie bei einem weiteren Bundeswehr-Unimog-RTF die Standheizung anlaufen, damit auch darin sich Leute aufwärmen konnten. Der bald eintreffende Reisebus mit Radanhänger war schnell voll. Es war bereits der Zweite, ein Dritter sollte folgen. Auch das ist etwas, das man bei einem Radmarathon niemals wird erleben können.
Ich fuhr lieber weiter, mich warm und trocken, ab dort nur noch allein, weil ich zu müde wurde, um in einer Gruppe zu fahren. Erst am letzten Depot in Penzlin (km 277) hatte ich meine Müdigkeit überwunden. Dort war ich anfangs kurz allein,
wollte nur mal auch die letzte Massagestation fotografieren, blickte plötzlich in die Augen von fünf massagelüsternen jungen Damen – und so entstand dann auch das Bild oben. Sie hatten versprochen mich zu viert (!) zu massieren, während die fünfte mich dabei ablichten würde. Leider kamen dann weitere Radler dazu.
Die Sonne kam raus, ich freute mich auf die letzten Kilometer, fotografierte die in der Sonne leuchtende Landschaft,
als plötzlich erst Regen, dann auch Hagel hernieder ging.
Das konnte mich nicht mehr aufhalten. Was hätte ich auch anderes tun sollen als ins Ziel zu fahren? Dort stand Thali, wartete auf seine Tina, die die 90 km Frauenrunde auf eigener Strecke fuhr.
Ob es eine Zielverpflegung gab, weiß ich nicht. Ich habe keine gesehen, wollte eh nur eine Bratwurst und im Auto schlafen. Als ich um halb neun abends aufwachte, hörte ich aus der Ferne noch immer den Sprecher Finisher euphorisch begrüßen. Das ging so bis tief in die Nacht, als ich schon wieder daheim war.
Hier kommen meine
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