Beitragvon RSG-Arne » 22.02.2015, 12:53
Hallo zusammen,
hier sind ja schon einige interessante Gedanken zusammen gekommen. Ich versuche mal, das zusammen zu fassen und meine Anmerkungen einfließen zu lassen (allgemein und konkret für unsere RTF).
Helfer anderer Vereine
a) Direkte Kooperation mehrerer Vereine
Eine direkte Kooperation zwischen mehreren Radvereinen funktioniert. Sei es hinsichtlich der kompletten Organisation oder z.B. durch Übernahme einer Verpflegungsstelle. Leider ist es so, dass sich die Schwierigkeiten, Helfer zu finden, meist nicht vollständig erledigen.
Bei uns klappt die Kooperation mit dem SC Hammaburg super, ohne diese Unterstützung würde es unsere RTF nicht mehr geben.
b) Einzelne Unterstützer
Bisher ist es noch nicht üblich, dass auch einzelne Vereinsmitglieder bei anderen Radsportvereinen aushelfen. Zum einen sind viele potentielle Helfer bereits ausgelastet, zum anderen dürfte es an der fehlenden Info liegen, dass bei einem anderen Verein Mangel herrscht. Es dürfte daher zurzeit insbesondere an persönlichen Kontakten liegen, wenn einzelne Vereinsmitglieder bei RTFs anderer Vereine helfen. Angedacht wird seitens des Radsportverbandes die Einrichtung eines „Helferpools“, um die Kommunikation insoweit zu verbessern. In die gleiche Richtung geht meine Idee, vereinsexterne Helfer mit einem RTF-Gutschein auszustatten, der bei einer anderen RTF eingelöst werden kann.
Diese bei uns bisher noch nicht ausprobierten Ideen würden wir beim Blankeneser Rundtörn testen wollen.
Vereinsfreie Unterstützer
Ähnlich ist die Situation bei Helfern, die gar keinem Verein angehören. Auch diese könnten – um der RTF-Szene insgesamt etwas Gutes tun – bereit sein, unterstützend tätig zu werden. Dazu müsste auch hier ein Helfermangel bekannt sein. Ein RTF-Gutschein könnte über die Teilnahme an Dankeschön-Veranstaltungen des Ausrichtervereins (Helferfest) hinaus motivieren, sich zu engagieren. Auch das würde ich gerne ausprobieren.
Hierzu vielleicht noch ein paar allgemeine Worte: Die RTF-Szene in Norddeutschland ist reichhaltig und bietet sowohl quantitativ als auch qualitativ ein überragendes Angebot. Beinahe jeden Sonntag kann man während der Saison bei einer RTF im Norden starten, ohne sich vorher festlegen zu müssen, ob man wirklich starten möchte. Das ist ein tolles Angebot an Individualisten, welches aber nur durch die Gemeinschaft (der RTF-ausrichtenden Vereine und deren Helfer) ermöglicht wird. Das Preisniveau (dazu gab es ja schon die eine oder andere Diskussion) finde ich dabei überschaubar (die Argumente sind ja ausgeschrieben, wem das zu teuer ist, der startet nicht oder setzt sich idealerweise über nachhaltiges Engagement in einem Radverein und darüber hinaus beim zuständigen Landesverband für eine Senkung ein). Vielleicht noch ein Gedanke, da die Preisdiskussion bisher überwiegend aus Konsumentensicht geführt wurde: Ob eine RTF preislich angemessen ist, kann nicht nur am gebotenen Verpflegungsangebot festgemacht werden. Es entsteht ein weit darüber hinaus gehender Aufwand für Material, Gebühren, Erfüllung behördlicher Auflagen, etc. Das eine RTF nicht erheblich teurer sein muss, als es derzeit der Fall ist, liegt insbesondere daran, dass alle Helfer komplett ehrenamtlich arbeiten. Im Gegensatz dazu schlagen sich in allen kommerziellen Bereichen die „Personalkosten“ als größter Buchungsposten nieder. Bisher ist es so, dass diese glücklicherweise bei RTFs zu vernachlässigen sind. Das führt weiter zum Punkt
Aufwandsentschädigung
Die Gewährung einer Aufwandsentschädigung könnte dazu führen, Helfer zu motivieren, die nicht wegen der „guten Sache“ helfen, sondern um sich ein kleines Zubrot zu verdienen. Hier waren ja Schüler bereits als potentielle Helfergruppe genannt (ich würde dabei natürlich den Schülern nicht unterstellen wollen, nur an Geld interessiert zu sein, wir haben auch Schüler unter unseren Helfern!). Wenn nun aber nur eine Teilgruppe der Helfer finanziell entschädigt wird, so kommt es zu einer Ungleichbehandlung unter den Helfern. Das fände ich nicht gut und ließe sich nur schwer vermitteln. Sollten alle Helfer eine Aufwandsentschädigung erhalten, so könnte dies dazu führen, dass die nun entstehenden „Personalkosten“ eine RTF bei den gegenwärtigen Einnahmebedingungen nicht mehr kostendeckend durchführbar machen.
Die Einführung einer Aufwandsentschädigung strebe ich daher bei uns nicht an.
Catering vergeben
Überlegt wurde auch, ob man das Catering bei einer RTF vergeben sollte. Mir ist dabei nicht ganz klar, ob damit nur der Start-Ziel-Bereich oder auch jede einzelne Verpflegungsstation gemeint ist. Sollte letzteres der Fall sein, könnte ich mir vorstellen, dass sich der erhöhte logistische Aufwand für mehrere „Einsatzstellen“ in unerschwinglichen Preisen niederschlägt. Denkbar wäre es aber vielleicht, einen Caterer als Sponsor mit ins Boot zu holen, damit der Kostenaufwand ggf. (zumindest teilweise) in ein Sponsoring umgewandelt werden kann.
Ich müsste bei uns daher mal schauen, ob es einen Caterer gibt, mit dem man ggf. ein Sponsoring aushandeln kann, bin aber nicht zu optimistisch. Ansonsten würde ich einen professionellen Caterer für zu teurer empfinden.
Langstrecke einsparen
Vorgeschlagen wurde auch, die 150er-Strecke einzusparen. Dies kann je nach Auslastung auf den unterschiedlichen angebotenen Streckenlängen (das muss dann vorher ausgewertet werden) Sinn machen.
Wir werden allerdings davon absehen, da es im Großraum Hamburg so ist, dass die Strecken umso schöner werden, je weiter man sich vom Startort entfernt. Wir würden uns vor dem Hintergrund, dass sich der Aufwand hinsichtlich des Aus- und Abschilderns (längere gerade Streckenanteile) und der zusätzlichen Verpflegungsstelle (3-4 Leute) in Grenzen hält, nicht von unserem schönsten Streckenanteil trennen wollen.
Verpflegungsangebot zurück fahren
Man kann auch das Verpflegungsangebot zurückfahren. Hier ist es tatsächlich so, dass das Angebot in den letzten Jahren immer weiter verfeinert/ausgeweitet wurde. Insbesondere das Brote schmieren bindet viel Zeit und viele Personen. Was wäre für Euch essentiell wichtig und worauf könntet Ihr verzichten? Was gehört für Euch für eine RTF-Verpflegung zwingend dazu und was nicht?
Im Moment planen wir noch kein „Downgrade“ unseres Verpflegungsangebotes. Ich halte das aber nicht für ausgeschlossen, wenn man den Aufwand damit so verringern kann, dass damit die Durchführung der RTF noch sichergestellt werden kann. Kurz: Lieber weniger Angebot als eine RTF-Absage.
Weniger Verpflegungsstellen
Vielleicht kann man auch mit weniger Verpflegungsstellen auskommen.
a) Mehrfach anfahren
Einige Vereine machen es schon in Perfektion vor und kommen mit einer, maximal zwei Verpflegungsstationen aus. Wenn man dabei keine großen Abstriche im Bereich Streckenqualität machen muss, sollte man seine Planung so ausrichten, dass nicht für jede Strecke eine weitere Verpflegungsstation notwendig wird. Dies wird in ländlichen Gebieten besser klappen als im Dunstkreis einer Großstadt wie Hamburg.
Wir haben das Zusammenlegen ausprobiert, aber leider keine größeren Synergieeffekte generieren können. Das lag sicher v.a. daran, dass wir in der Metropolregion nicht so flexibel darin sind, verschiedene geeignete („schöne“) RTF-Strecken auszuarbeiten. Bei uns gilt, dass wir erst einmal „Strecke“ machen müssen, um aus dem städtischen Bereich wegzukommen.
b) Weglassen
Auch das Weglassen wurde vorgeschlagen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass auf jeder Streckenlänge zumindest ein Depot liegen muss. Nicht nur aus Verpflegungsgründen, sondern auch für die Kontrollstempel (Wertungskartenfahrer). Weglassen ohne Zusammenlegen geht daher meines Erachtens nicht.
c) Abstand zwischen Verpflegungsstellen
Auch der Abstand zwischen den Verpflegungsstellen wurde thematisiert. Ich denke, die Vereine versuchen eine möglichst gleichmäßige Verteilung zu gewährleisten, die dann meistens bei einem Abstand von 20-40km liegt. Verschiebungen sind den geografischen Begebenheiten und der Infrastruktur (Verpflegungsstationen, Wasser, WC, Strom, zum Teil auch verzichtbar) geschuldet. Eine Möglichkeit eine Verpflegungsstation einzusparen sehe ich da nicht, bzw. nur bei einer Zusammenlegung.
Auf Ausschilderung verzichten
Die weitgehende Verbreitung von GPS-Geräten oder Smartphones könnte man zum Anlass nehmen, auf eine Ausschilderung zu verzichten. Da diese zeit- und arbeitsaufwändig ist, würde man damit die Anzahl der Helfer verringern können. Da es sich bei RTFs aber um typische Breitensportveranstaltungen handelt, die auch das Hineinschnuppen in den Radsport ermöglichen sollen, würde ich mich tatsächlich dagegen aussprechen, auf eine Ausschilderung zu verzichten. Der Charakter einer Einstiegsveranstaltung, bei der man außer einem Fahrrad samt Helm „nichts“ weiter braucht, ginge verloren. Ich persönlich genieße es auch, bei einer RTF nur nach den (hoffentlich) auffälligen Schildern schauen zu müssen und nicht auf irgendeine Karte oder ein technisches Gerät. Hinsichtlich der Karte ist noch zu ergänzen, dass gutes Kartenmaterial rechtlich geschützt ist und Lizenzen häufig nur zu unerschwinglichen Preisen erteilt werden. Karten selbst zu erstellen ist dann wieder ein eher aufwändiges Geschäft.
Aus meiner Sicht ist mit den obigen Ausführungen auch der Unterschied zwischen einer RTF und einem Brevet deutlich. Hinsichtlich der Langstrecke kommt es dann hinsichtlich der Zielgruppe zu Überschneidungen. Allerdings würde ich für einzelne Strecken kein abweichendes Konzept fahren (kleine Strecken ausgeschildert, Langstrecke nur mit GPS), da dies zu unnötiger Verwirrung der Teilnehmer führen würde. Wir sind schon so gezwungen (Auflage der Genehmigungsbehörde), den Teilnehmern viel zu erzählen, was sich auch nicht jeder merken kann oder will.
Wir werden daher bei der Komplettausschilderung bleiben.
Abschildern durch Teilnehmer
Das Abschildern durch Teilnehmer halte ich wie bereits in der Diskussion ausgeführt ebenfalls nicht für praktikabel. Außerdem wird ein Teilnehmer, der diese Aufgabe übernimmt, dann automatisch zum Helfer, siehe oben. Dann wäre denkbar, dass ein Helfer am Ende die RTF mitfährt und gemäß seiner Transportkapazität einen Teil der Strecke abschildert. Aufgrund der geringen Kapazität ist der Einspareffekt aber eher gering.
Einsparung im Bereich Sicherheit/Auflagen
Wichtig ist mir noch der Hinweis, dass eine Einsparung im Bereich Sicherheit/Auflagen nicht möglich ist. Wenn wir uns entscheiden, dass an einer bestimmten Stelle ein Ordner stehen sollte oder dies behördlicherseits vorgeschrieben ist, so ist daran nichts zu rütteln.
Teilnehmerbegrenzung
Eine weitere Idee wäre, eine Teilnehmerbegrenzung einzuführen. Den ausrichtenden Vereinen wird ein Höchstmaß an Flexibilität abverlangt, das bei Wettkämpfen z.B. nicht erforderlich ist. Teilweise wird diese flexible Handlungsweise von den Genehmigungsbehörden mit Verwunderung betrachtet, wenn man dort erklärt mit etwa 250 bis 1.200 Teilnehmern zu rechnen, aber erst am Samstag genauer einschätzen zu können, wie viele es tatsächlich werden könnten. Wenn nun eine RTF auf z.B. 600 Teilnehmer begrenzt würde, gewönnen die Ausrichter Planungsstabilität und könnten zielgenauer errechnen, wie viele Helfer benötigt werden. Doof ist das dann für die Teilnehmer, die anreisen ohne zu den 600 Teilnehmern zu gehören. Ggf. ließe sich das Ganze dann über eine Voranmeldung steuern. Bisher konnte über eine Voranmeldung nicht viel „gewonnen“ werden, da der Teilnehmer immer noch absagen konnte und das Handling des Teilnahmebeitrages bei Vorabüberweisung große Kapazitäten bindet. Wenn man sich aber seinen Platz „reservieren“ muss, überlegt man vielleicht stärker, dass man dann auch fährt.
Ein solches Vorgehen würde die Comfortzone der Teilnehmer verringern, die der ausrichtenden Vereine aber erhöhen.
Ich bin gespannt, ist so etwas denkbar?
Vereinsleben am Startort aktivieren
Es wurde mitgeteilt, dass es zum Teil gelingen kann, die Vereinslandschaft auch über den Radsport hinaus zu aktivieren. Dies klappt m.E. besonders gut, wenn es sich um eine „Dorfgemeinschaft“ mit vielen verschiedenen Vereinen handelt. In der Großstadt ist die Verzahnung zwischen den örtlichen Vereinen meist leider nicht so groß.
Dies gilt zumindest konkret bei uns.
Startberechtigung eigener Mitglieder
Ein letztes Wort noch zur Startberechtigung der eigenen Vereinsmitglieder. Ich gehe davon aus, dass die meisten Vereine sich freuen, ein Mitglied als Helfer und nicht als Teilnehmer an der Startlinie zu sehen (falls nicht als Ordner eingesetzt).
Offiziell verboten ist das bei uns nicht, aber ich würde schon im persönlichen Gespräch den/die Vereinskameraden/in motivieren wollen, im nächsten Jahr als Helfer zur Verfügung zu stehen (das kann ja in Teilen auch mit Radfahren verknüpft werden). Gegenüber den mithelfenden Vereinsmitgliedern fände ich einen Start bei der RTF nämlich nicht ganz fair. Wir bieten daher auch immer eine RTF-Probefahrt für Vereinsmitglieder an.
Arne