4. große Weserrunde, Rinteln (Berichte und Bilder)

Blitzrad
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4. große Weserrunde, Rinteln (Berichte und Bilder)

Beitragvon Blitzrad » 10.09.2013, 11:30

Mein einziger 300er dieses Jahr sollte von Anfang an unter keinem guten Stern stehen.

Alles begann damit, dass ich bereits am Freitag mit dem Zug in Richtung Rinteln aufbrach. Ich fuhr bis Wunstorf, wollte von dort aus gemütliche 50 km rollen, die Nacht in der Nähe des Starts verbringen und dann am Samstag entspannt und ausgeruht auf die Strecke gehen.

Die ersten 10 km ab Wunstorf liefen super, dann war plötzlich ein lautes Schleifgeräusch zu hören. Rahmen gerissen! Direkt vorm Schaltauge! Sch**sse! :mad:

Die Laune war erstmal im Keller. 10 Minuten am Straßenrand gehockt und mein Rad verflucht. Im Kopf entstand plötzlich ein absurder Notfallplan. 10 km mit dem kaputten Rad zurück nach Wunstorf gerollt und auf den nächsten Zug zurück nach Bremen gewartet. Planmäßige Ankunft in Bremen sollte 19:45 sein, der nächste Zug zurück in Richtung Wunstorf fuhr um 20:19. Also hatte ich etwas mehr als eine halbe Stunde Zeit, um mit dem kaputten Rad bis zu meiner Wohnung zu kommen, das Unglücksrad gegen das eigentlich nur für den Stadtverkehr aufgebaute Fixie auszutauschen und wieder zum Bahnhof zu düsen. Um 20:17 war ich wieder am Bremer Hauptbahnhof und saß völlig verschwitzt und fertig im Zug. Zum Glück wurde ich mit dem Auto aus Bückeburg abgeholt und nach insgesamt knapp 7 Stunden Zug- und Radfahrt und einem ausgiebigen Midnightsnack im Restaurant "zum goldenen M" konnte ich dann endlich gegen 0:30 Uhr ins Bett meiner Unterkunft in der Nähe von Rinteln krabbeln.

Um 5 Uhr klingelte der Wecker, kurzes Frühstück mit der Herzensdame und ab aufs Fixie. 8 km bis zum Start, immer der gerade aufgehenden Sonne entgegen. Schon da machte sich ein kleines Glücksgefühl in mir breit, auch wenn ich mir über die angepeilte 300er Strecke nicht mehr sicher war. Am Start traf ich auf Jonas aus Bremen, dem ich schon am Vortag von meinem defekten Rennrad berichtet hatte. Obwohl wir erst um 7:05 Uhr starten sollten, konnten wir es um viertel vor 7 schon nicht mehr aushalten und sind einfach mal losgefahren. Relativ schnell hatten wir 2 weitere Rennradfahrer in unserem Windschatten und so fuhren wir zügig bis zur ersten Kontrolle in Bodenwerder. Von dort aus ging es in einer größeren Gruppe weiter in Richtung Beverungen, wo die zweite Kontrolle sein sollte. Die ersten kleinen Anstiege waren auch ohne Schaltung gut fahrbar, Wiegetritt und hochdrücken. Jonas fuhr immer mit in meinem Tempo die Hügel hinauf und wir überholten dabei jedes Mal viele Mitstreiter. Bergab war dann leider nie mehr als Tempo 60 möglich, da die Trittfrequenz sonst einfach zu hoch gewesen wäre. Nach der zweiten Kontrolle stand ich nun vor der Entscheidung, ob ich die 250er oder die 300er Strecke fahren soll. Da es zu diesem Zeitpunkt aber noch sehr gut lief, entschied ich mich für die 300er. Ich war mir da aber schon relativ sicher, dass ich ab km 250 die flachere Alternativstrecke wählen würde.

Etwa 15 km vor der Kontrolle in Hannoversch Münden verlor ich dann bei einer Abfahrt den Anschluss an meine Gruppe. Die nächsten Kilometer zogen sich endlos in die Länge und meine Motivation war schlagartig verschwunden. Cola und Süßigkeiten haben mich dann aber wieder fit gemacht und kurze Zeit später saß ich beim THW und schlang hungrig einen Teller Nudeln in mich rein. Von der Kontrolle aus, wollten Jonas und ich zusammen mit 2 Fahrern aus Göttingen den Rest der Strecke in Angriff nehmen. Wir spulten Km für Km ab und ich hatte inzwischen das Gefühl, dass ich nur noch auf rohem Fleisch sitze. Ich vermisste den Freilauf an meinem Rad und die Möglichkeit, so mal kurz im Windschatten die Beine auszuruhen. Alle 20 Sekunden wechselte ich kurz in den Wiegetritt um die Sitzposition zu verändern und so langsam meldeten sich auch mein Nacken und die Hände....20 cm Überhöhung und ein Aero-Basislenker ohne Aufsatz sind eben nicht unbedingt Langstreckentauglich ;)

Nachdem wir die Kontrolle beim Bootshaus in Beverungen zum zweiten Mal angefahren sind, fing es an zu regnen. Wir haben wohl echt Glück gehabt, denn außer einem dauerhaften, aber nur leichten und erfrischendem Nieselregen sind wir sonst auf der ganzen Strecke trocken geblieben.

Ich fing an, mir die restlichen Kilometer in immer kleiner werdende Teilstücke einzuteilen. So langsam gingen mir auch die Griffpositionen am Lenker aus und das Sitzfleisch tat einfach nurnoch höllisch weh. Egal, Zähne zusammenbeißen und weiter treten. Zum Glück waren alle Mitstreiter aus unserer 5er Gruppe einverstanden, die flache Alternativstrecke bis nach Rinteln zu nehmen. Nach der letzten Kontrolle (dort gab es belegte Brötchen, Apfelsaft und einen gemütlichen Holzpavillon zum sitzen - Ich wäre dort am liebsten einfach sitzen geblieben) hatten wir noch knappe 70 km Strecke vor uns. Der Weserradweg war inzwischen voll mit Radwanderern, Joggern, Familien mit kleinen Kindern und wir rauschten trotzdem mit Geschwindigkeiten jenseits der 35 km/h in Richtung Ziel.

In irgendeinem der kleinen Orte die wir passieren mussten, kam es dann zum Unfall. Ein Autofahrer wollte vom Hof einer Tankstelle auf die Straße fahren, er guckte leider nur nach links und nicht nach rechts...Die ersten beiden Fahrer unserer Gruppe schafften noch einen Schlenker um die Motorhaube herum, der dritte Radler bremste scharf und der vierte fuhr in den Dritten rein. Beide lagen auf der Regennassen Fahrbahn und schnell war klar, dass ein Hinterrad, ein Ellenbogen und ein Oberschenkel in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der Autofahrer war natürlich fest davon überzeugt, dass das unmöglich seine Schuld gewesen sein konnte - er hatte die beiden gestürzten Radler ja nicht mit seinem Auto berührt
:oops:

Nachdem wir dann eine gefühlte Stunde auf die Polizei gewartet haben, wurden die Adressdaten ausgetauscht und wir konnten die letzten 35 km unserer Reise antreten, die zum Glück problemlos verliefen. Kurz vor dem Ziel in Rinteln war das Glücksgefühl vom Morgen wieder da, nur wesentlich stärker. Der Hintern und die anderen schmerzenden Extremitäten waren vergessen und ich freute mich auf einen Berg Nudeln im Ziel. Wir schnackten noch eine Weile mit unseren Mitfahrern und machten uns dann zu zweit auf die Heimreise. 8 Km für mich bis zu meiner Madame, 20 km für Jonas bis zum Bahnhof.

Nach einer heißen Dusche gab es dann die dritte warme Mahlzeit des Tages: Rouladen mit Kartoffeln und Rotkohl, ich hatte danach komischerweise immer noch das Gefühl nicht satt zu sein 8)

Insgesamt waren es 330 Kilometer mit knapp 1700 Höhenmetern (jedenfalls laut Garmin) und das alles ohne Schaltung oder Freilauf mit einer 48/15er Übersetzung. Die Veranstaltung war super, die Strecke wunderschön zu fahren und auch landschaftlich echt empfehlenswert! Nächstes Jahr wieder ein Muss, dann hoffentlich auch mit Schaltung und dem Rückweg über die Ottensteiner Hochebene!!!
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Re: 4. große Weserrunde, Rinteln (Berichte und Bilder)

Beitragvon Harterbrocken » 11.09.2013, 08:37

Blitzrad hat geschrieben:Insgesamt waren es 330 Kilometer mit knapp 1700 Höhenmetern (jedenfalls laut Garmin) und das alles ohne Schaltung oder Freilauf mit einer 48/15er Übersetzung.
Hammer! Glückwunsch zu dieser Willens- und Ausdauerleistung. Ich bin mal 90 Kilometer mit meinem Fixie gefahren. Nie wieder! Vor allem die Griffposition wurde mir auf Dauer zur Qual.

Was war denn die Ursache für den Rahmenbruch? Materialermüdung? Vorschaden? Alu, Stahl oder Karbon? Dass ein Rahmen Nähe Schaltauge reißt, ist ja eher ungewöhnlich.
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Re: 4. große Weserrunde, Rinteln (Berichte und Bilder)

Beitragvon Blitzrad » 11.09.2013, 12:27

Harterbrocken hat geschrieben:Hammer! Glückwunsch zu dieser Willens- und Ausdauerleistung. Ich bin mal 90 Kilometer mit meinem Fixie gefahren. Nie wieder! Vor allem die Griffposition wurde mir auf Dauer zur Qual.
Danke! Lief erstaunlich gut, habe z. b. auf dem Rennrad bei solchen Distanzen immer wieder mit Krämpfen zu kämpfen, auf dem Fixie hingegen gar nicht...liegt bestimmt daran, dass die Beine nie zur Ruhe kommen....
Harterbrocken hat geschrieben:Was war denn die Ursache für den Rahmenbruch? Materialermüdung? Vorschaden? Alu, Stahl oder Karbon? Dass ein Rahmen Nähe Schaltauge reißt, ist ja eher ungewöhnlich.
Der Rahmen ist aus Alu und ich denke, es ist auf Materialermüdung zurückzuführen...wenn auch viel zu früh...knapp 20.000 km sind ja nicht so die Menge für nen Rahmen...Bekomme aber wohl kostenlos nen neuen, da der Hersteller (Müsing) 5 Jahre Garantie auf Alurahmen gewährt.
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Radwegpflicht???

Beitragvon Dreckschleuder » 12.09.2013, 18:57

Herzlichen Glückwunsch!!

Ich habe mich dieses Jahr durch die Radwegpflicht abschrecken lassen. Meine Erfahrung mit Gruppen auf solchen Wegen sind nicht die besten.

Wie habt ihr das gehandhabt?
Freude am Radfahren!
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Re: Radwegpflicht???

Beitragvon Blitzrad » 12.09.2013, 21:50

Dreckschleuder hat geschrieben:Ich habe mich dieses Jahr durch die Radwegpflicht abschrecken lassen. Meine Erfahrung mit Gruppen auf solchen Wegen sind nicht die besten.

Wie habt ihr das gehandhabt?
Radwegpflicht??? :HaHa:

Der einzig volle Radweg war der Weserradweg und durch Benutzung der Bundesstraßen habn wir den ganz gut umgangen...sind sogar ein paar Kilometer auf ner Autostraße gefahren...ging alles gut. :)

In einer Gruppe mit erfahrenen Fahrern ist sowas auch eigentlich kein Problem...ich kannte aus unserer 5er Gruppe nur einen, hatte aber trotzdem sofort blindes Vertrauen in das Können der anderen!!!!
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Beitragvon Dreckschleuder » 13.09.2013, 00:22

In der vorab veröffentlichten polizeilichen Vorschrift las sich das anders...

Und wenn die Polizei mitbekommt, daß die Vorschriften nicht eingehalten werden, dann bekommt das in der Regel der Veranstalter zu spüren. Insofern war ich lieber woanders mit dem Rad unterwegs.
Freude am Radfahren!
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Radwegpflicht hin oder her

Beitragvon tabula-raser.de » 20.09.2013, 12:58

Meinen Respekt vor Deiner Leistung.
:!:

Mäxx
Eigentlich hat zum Radfahren jeder seine eigene Philosophie

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