Brevet La petite randonnée '13, Paderborn (Bericht + Bilder)

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chris
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Brevet La petite randonnée '13, Paderborn (Bericht + Bilder)

Beitragvon chris » 01.07.2013, 22:20

La petite randonnée - 220 km Brevet der RG Paderborn '99

Im BDR-Breitensportkalender finden sich neben den großen Massenveranstaltungen mit einigen hundert Teilnehmern auch immer wieder kleine und feine Veranstaltungen, die eine deutlich größere Beachtung verdient haben. Dazu gehört sicher auch der kleine Brevet, der am Samstag, den 29.06. von der RG Paderborn '99 veranstaltet wurde, also so ziemlich vom südlichsten Ende des Stammverbreitungsgebietes von "Helmuts Fahrrad Seiten".

Ich hatte mich spontan am Freitag nachmittag entschieden, am Samstag irgendetwas mit dem Rad zu unternehmen. Es sollte nicht zu weit von zu Hause entfernt sein und eine interessante Strecke darstellen, also mit ein paar Bergen unterwegs (was man bei uns halt so Berge nennt...). Der Brevet war genau das, was ich gesucht hatte: eine Strecke von Paderborn über das Eggegebirge und Warburg bis ins Fuldatal nach Kassel und Guxhagen und südlich der A44 über die nördlichen Ausläufer des Hochsauerlandkreises, die Diemel kreuzend zurück.

Aufgrund des schlechten Wetters fanden sich nur 7 Starter ein.

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Auf den ersten 100 km bis Kassel begleitete uns ein andauernder, ergiebigen Landregen. Es blieb keine Faser trocken.

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Einziger Trost: es war warmer Regen. :mad:

Auf diese Weise ging es ganz langsam, aber kontinuierlich ansteigend bis zur Kammhöhe des Eggegebirges bis auf über 400 m Höhe. Über die sehr breit ausgebaute L828 "Ostwestfalenstraße" ging es dann in rasanter Schußfahrt am Osthang des Eggegebirges hinunter weiter Richtung Warburg und K1. Mit 2 x 3,5 m breiten Fahrspuren + Mehrzweckstreifen und begradigtem Verlauf keine typische RTF-Strecke, aber aufgrund des sehr geringen Verkehrsaufkommens eine tolle Fahrradautobahn, auf der man die lange Talfahrt mit 50 km/h mit vollen Zügen geniessen konnte.

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Bei "normalem" Wetter würde man hier den Desenberg sehen, das Wahrzeichen von Warburg: Ein Vulkankegel mit einer malerischen Burgruine auf der Spitze

Für einen Brevet untypisch, aber aufgrund des anhaltenden Regens besonders willkommen:

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Kontrolle K1 in Daseburg mit RTF-typischer (für 7 Teilnehmer sehr reichhaltiger) Verpflegung und warmer Brühe

Kurz vor K2 und dem Wendepunkt der Tour:

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Die Fuldatalbrücke der A44, kurz bevor sie auf die A7 trifft

Bislang kannte ich die Brücke nur aus der Perspektive eines Autofahrers. Die meisten kennen die Brücke sicher vor allem wegen des an beiden Brückenköpfen montierten Blitzers.

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Blick auf die Fulda bei Dennhausen

Kontrolle K2 und gleichzeitig Wendepunkt der Tour war in Guxhagen. Brevet-typisch ein Supermarkt mit der Möglichkeit, sich selbst zu versorgen.

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Oben: ungewohnter Anblick für alle, die Guxhagen nur als Autohof an der A7 kennen

Anschließend geht durch eine Zierde des modernen (Zweck-)Städtebaus: Baunatal

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Baunatal ist Sitz eines großen VW Motoren- und Getriebewerkes

Beispiel dafür, dass es sich auch mal lohnt, den vorgezeichneten Weg zu verlassen und einen Extrakilometer einzulegen:

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Martinstein in Martinhagen: Ein Basaltkegel, also der erstarrte Rest eines alten Vulkanschlotes mitten in einem kleinen, pittoresken Dorf

Wie aus den Fotos ersehen kann, hatte sich der Dauerregen zwischenzeitlich gelegt. Dafür kämpften wir auf dem kompletten Rückweg jetzt mit sturmartigen Gegenwind. Auf Abfahrten, auf denen sonst locker 40 km/h möglich sind, kamen wir trotz kräftigen Tretens kaum mit 20 km/ voran. Einzig die Steigungen zwischendurch brachten auf der Leeseite der Hügel etwas Entlastung.

K3 war (auch Brevet-typisch) in Volkmarsen in einem EDEKA. Nach Überquerung der Diemel erreichten wir nach 174 km K4.

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Hier konnte man noch einmal die Energiespeicher auffüllen, bevor es über den letzten steilen Anstieg auf die über 400 m hohe Hochebene bei Meerhof ging.

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Blick vom Anstieg nach Meerhof. Unten: Oesdorf

Ab hier ging es dann fast nur noch bergab wieder zurück Richtung Paderborn, dank Unterlenkerhaltung trotz immer noch heftigen Gegenwindes mit deutlich über 30 km/h (was für eine Entschädigung für die letzten anstrengenden 80 km).

Noch ein letzter kurzer, aber giftiger Anstieg bei Schloß Hamborn, bevor wir das Ziel am Waldstadion erreichten.

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Das Orga-Team mit Organisator Michael hatte da schon für alle Teilnehmer eine große Portion Pasta Bolognese vorbereitet.

Fazit: Dieser Brevet war keine Massenveranstaltung und als Teilnehmer war man nicht Startnummer "583", sondern fühlte sich persönlich rundum perfekt betreut. Die Streckenführung war traumhaft schön, abwechslungsreich und anspruchsvoll mit annähernd 2.000 Hm.

Was so viele potentielle Teilnehmer wahrscheinlich abgehalten hat, teilzunehmen:
- sicher das Sauwetter (aber Brevetfahren ist kein Hallensport, wie man aus berufenem Munde schon an anderer Stelle in diesem Forum lesen durfte). Wenn man erst mal unterwegs ist, macht es einem nichts mehr aus.
- keine ausgeschilderte Strecke. Navigation Brevet-typisch nur mittels Streckenbeschreibung, Navi oder Mitfahrer, die sich auskennen. Allemal spannender, als immer nur Pfeilen hinterher zu fahren.
- Startgeld zahlen, aber keine Vollpension auf der Strecke, sondern Selbstverpflegung. Keine Sorge, von dem kleinen Startgeld kann sich keiner bereichern und es deckte mit Abstand nicht die Aufwendungen des Veranstalters und es war jeden Cent wert.

Großer Dank und Kompliment für dieses Engagement. Das Brevetfahren im tiefsten, konservativen Westfalen im Breitensport zu verankern, ist echte Pionierarbeit und erfordert sehr viel Ausdauer.

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