600 km Brevet ARA Hamburg '13 (Bericht+Bilder)

Angelboot

600 km Brevet ARA Hamburg '13 (Bericht+Bilder)

Beitragvon Angelboot » 27.05.2013, 11:15

Jetzt sitze ich hier in meinem gemütlichen Wohnzimmer, mit Blick auf meine Terrasse, und es regnet. Es regnet immer noch. Regen, fast ständiger Begleiter auf unserer Tour beim 600er ARA Hamburg. Ich kann schon sagen, ich habe einiges auf dem Rad erlebt. Diese 600 km waren schon eine Herausforderung. Es hätte alles so schön werden können. Claus und Hanno hatten eine wunderschöne Strecke angeboten, unterwegs für, ja man kann schon sagen, kulinarische Genüsse vorgesorgt. Kulinarisch, nicht im Sinne von Gourmet Tempel, eben das was ein Radfahrermotor am Laufen hält.

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Zum Start um 8:00 Uhr, hatten sich 27 Fahrer in Rothenburgsort eingefunden. Noch regnete es nicht.

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Aber nach der Fahrt durch die Vier-und Marschlande, über die Geesthachter Elbbrücke, durch Marsch und Göhrde, kamen wir schon bei der ersten Kontrollstelle in Damnatz, durchnäßt an.

Weiter ging es über Hitzacker, windgepeitschter Regen prasselte auf uns nieder, nach Dahlenburg. 170 km waren gefahren. Wir waren eine kleine Gruppe, auch einige sonst harte Fahrer überlegten, nach Lüneburg mit dem Rad, dann mit der Bahn zurück. Es war grenzwertig. Aber irgendwann wird dann der Schalter umgelegt, mental auf Durchzug gestellt, und gefahren.

Vor der Fährüberfahrt Bleckede war unsere Gruppe dann auf so 15 Fahrer angewachsen. Die nächste Kontrolle war Gresse. Wer wollte, konnte hier leckere Hühnersuppe genießen, wurde von allen dankend angenommen. Weiter ging es nach Mustin, auch hier war für Speis und Trank gesorgt. Die Fahrt ging weiter nach Dassow. Kontrolle und Getränke nachfüllen.

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Der alte Radfahrerspruch: "Da hinten wird es schon hell", wurde bemüht. Aber auch bei der Überquerung des Priwalls in Travemünde regnete es. Auf der sonst immer belebten Promenade von Travemünde fuhren wir alleine. Fußball hatte begonnen.

Obwohl es, ja, ein Scheißwetter war, jetzt immer am Meer entlang bis Sierksdorf. Eine schöne, stimmungsvolle Fahrt. Mein Radkollege Rolf aus Stuttgart, auch mein Begleiter bei der "Großen Bayern Rundfahrt", war begeistert. Er würde den Fisch förmlich riechen. Schade, dass er seine Angel nicht mit hatte.

An Neustadt vorbei ging es nach Lensahn. Unsere Gruppe wurde immer kleiner. Immer noch dabei, Friedhelm Lixenfeld, 82 Jahre. Immer noch mit Begeisterung dabei. Wenn man müde ist, angeschlagen, schaue ich Friedhelm an, dann ist alles wieder gut. Danke Friedhelm, für deine Kraft und Lebensfreude, die sich auf uns überträgt. Claus und Hanno hatten technische Probleme und wollten es irgendwie lösen. Randonneure wissen sich zu helfen.

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Weiter ging es nach Heiligenhafen auf einsamen Straßen. Seit einer halben Stunde regnete es nicht mehr. Plötzlich sahen wir den Mond in seiner vollen Pracht, es wurde klarer, aber auch plötzlich noch kälter. Wir hatten keinen trocknen Faden mehr am Körper. Um Mitternacht erreichten wir die AVIA Tanke am Sundweg. Wir beschlossen eine längere Pause zu machen, unsere Ersatzunterwäsche anzuziehen. Die AVIA Tanke ist ganz neu und modern. Dann hatten wir eine tolle Idee. Wir zogen die nassen Klamotten aus und bemühten die modernen Händetrockner auf den Toiletten. Mit Trick wurden die auf Dauerbetrieb gestellt. Es rauschte ununterbrochen. Der Randonneur als Hausfrau. Handschuhe, Trikot. Ein Aha und Oho, es stellte sich wieder etwas Wohlgefühl ein.

Mit Begeisterung und neuen Schwung ging es über Weißenhäuser Strand, nach Hohwacht. So ca. um 3:00 Uhr trafen wir dort ein. Der Nachtportier stempelte unsere Kontrollkarten ab. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle Leute, die uns unterwegs unterstützen. Toll.

Nun ging es etwa 80 km bis Reinfeld zu fahren. Die Dämmerung begann. Unsere Gruppe zerfiel weiter. Das ist nicht unkollegial, sondern jeder muss bei diesen extremen Anstrengungen sein eigenes Tempo fahren, Pause machen. Ein paar Minuten irgendwo schlafen. Ich wurde auch etwas müde. Mag sich jetzt etwas brachial anhören, ich gebe mir selbst so kleine "Backpfeifen", so klatsch, klatsch an die Backen. Dann geht es wieder. Es regnete mittlerweile wieder. Zu fünft erreichten wir das "Hotel Reinfeld", zugleich Kontrollstelle. Wir sahen aus wie die Schw...... Trotzdem durften wir in den Frühstücksraum. Ein Frühstücksbuffet erster Güte. Den anderen Gästen störte es nicht, die waren wohl von der Hotelleitung informiert worden. Es könnten Menschen vom anderen Stern auftauchen. Danke auch hierfür.

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Von Reinfeld ins Ziel waren es noch 118 km. Kurz nach der Weiterfahrt machte ich dann doch in einem Buswartehäuschen 5 Minuten einen Powerschlaf. Fuhr dann alleine weiter. Bei der nächsten Kontrollstelle in Güster traf ich dann wieder auf meine anderen vier Mitfahrer. Diese wollten noch einen Kaffee trinken. Ich fuhr gleich weiter. Die letzte Kontrollstelle war eine Tanke in Oststeinbek. Noch einen Stempel und weiter. Zielkontrolle war das Holliday Inn an den Elbbrücken. Die Gäste an der Rezeption nahmen meine Anwesenheit etwas fragend war. Kann ich verstehen. Dann zur S- Bahn Rothenburgsort, nach Aumühle. Die letzten 15 km wieder nach Geesthacht, mit den nassen Klamotten, naja.

Wenn ich jetzt nach dem Verfassen dieses Berichtes aus dem Fenster schaue, scheint die Sonne. Geht doch.

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Helmut
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Beitragvon Helmut » 28.05.2013, 23:47

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Hier kommen von Stephan Beyer einige

<a target="_blank" href="https://picasaweb.google.com/1181669104 ... l#">Bilder vom 600er Brevet der ARA Hamburg</a>.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Heimfelder Dirk
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Beitragvon Heimfelder Dirk » 29.05.2013, 09:17

Am Wochenende waren Bedingungen, wo auf RTF kaum noch Leute auf den 150er Strecken unterwegs waren und viele ihr Rad gar nicht mehr bewegten. in der Wohnstube liefen die Heizkörper im Dauerbetrieb, beim Giro wurde eine ganze Etappe abgesagt, Autofahrer wollten ihre Winterreifen wieder montieren....und die Randonneure fahren nen 600er bei Regen durch die Nacht.

Unglaublich! :Respekt:
:gruss: dirk
:gruss:
dirk
Angelboot

Beitragvon Angelboot » 29.05.2013, 09:43

Hallo Dirk,

am gestrigen Dienstag machten wir mit unserer Senioren/innen Truppe, unter anderen mit Hajobu und Skaterwaage schon wieder einen kleinen "Radausflug". So 100 km.

Ich hatte morgens schon einige Mühe, meine einzelnen Körperteile wieder an die richtige Stelle zu bekommen. Fuhr also den Jungs und Deerns entgegen, und wer kam da fröhlich feixend schon wieder mit angeradelt, ich traute meinen Augen nicht: Friedhelm L., mein 82 Jahre alter 600er Begleiter. Regeneration, wieso? Die nächsten 50 Jahre werden gut. Diesen Spruch haute er dann zwischendurch raus.
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Janibal
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Unglaublich

Beitragvon Janibal » 29.05.2013, 10:32

Hochachtung. Respekt. Ihr seit nicht aus Zucker.

Schlimm ist Regen, schlimmer ist wenn der nachts aufhört und die Verdunstungskälte hinzukommt. Das sind die Momente, wo alte Erinnerungen an warme Betten, Sauna, Heizung, Kaminfeuer... sehr schädlich sind. Da kommt es leicht zu Sehnsucht.

Nur zur Warnung: Bin gestern 200km in den Hügeln Mitteldeutschlands gefahren. Ohne Sonnencreme und hab heute immer noch gut was davon. Ein weiterere Tag in der Sonne wäre nicht gegangen, aber heute es regnet wieder Bindfäden und so erinnert mich mein Sonnenbrand an bessere Zeiten...

Bild
Hinten: Warburg. HBK Strecke. Kein Archivbild, sondern 28.05.13
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Beitragvon stolk » 30.05.2013, 14:00

LE-GEN-DÄR!

Und Regel 9 der Rennradregeln besagt:

Rule #9 // If you are out riding in bad weather, it means you are a badass. Period.

Fair-weather riding is a luxury reserved for Sunday afternoons and wide boulevards. Those who ride in foul weather – be it cold, wet, or inordinately hot – are members of a special club of riders who, on the morning of a big ride, pull back the curtain to check the weather and, upon seeing rain falling from the skies, allow a wry smile to spread across their face. This is a rider who loves the work.

http://www.velominati.com/the-rules/
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