600er Brevet ARA Weserbergland '12, Großenwieden (Ber.+Bild)

Angelboot

600er Brevet ARA Weserbergland '12, Großenwieden (Ber.+Bild)

Beitragvon Angelboot » 25.06.2012, 11:28

<b>600er Brevet der ARA Weserbergland ab Großenwieden </b>

Schon am Freitag war ich mit Michael vom St. Pauli Radclub nach Großenwieden angereist. Start des 600er war am Samstag um 6:00 Uhr. Übernachtet haben wir wieder bei Fam. Klostermann. Der Hof Klostermann in Großenwieden ist sehr zu empfehlen, auch wenn man den Weser-Radweg mal langfährt.

Schon um 5:00 Uhr hatte Frau Klostermann ein üppiges Frühstück angerichtet. Eine illustre Gesellschaft hatte sich hier schon eingefunden, zwei Race Across Amerika Teamfahrer, ein belgischer Randonneur und weitere Teilnehmer leisteten uns beim Frühstück Gesellschaft.

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Nach dem Frühstück fuhren wir mit unseren Rädern die 200 m zum Start. Uwe hatte schon wie immer alles bestens vorbereitet. Insgesamt standen 17 Randonneure am Start. Ein Brevet bei Uwe ist immer eine Herausforderung. 6.000 Höhenmeter waren diesmal zu überwinden.

Eine weitere Besonderheit an diesem Wochenende, zur gleichen Zeit starteten auch in Troisdorf die Fahrer von ARA Niederrhein, um die Strecke zu fahren, nur umgekehrt. So kam es unterwegs immer wieder zu Begegnungen, mit unseren Freuden vom Niederrhein.

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Pünktlich schickte uns Uwe um 6:00 Uhr auf unsere lange Fahrt. Sehr kameradschaftlich fuhren wir bis zur ersten Kontrolle gemeinsam. Bei Uwe gibt es da noch eine Besonderheit. Er hat vielfach Kontrollzangen angebracht, die beim Orientierungslauf zur Anwendung kommen. Man drückt selbstständig ein Stichmuster in seine Kontrollkarte. Auch gibt es bei seinen Veranstaltungen sehr viele Kontrollen, sehr in meinem Sinne. So fährt jeder auch genau den Track.

Nach dieser ersten Kontrolle sortierte sich das Fahrerfeld. Ich fand eine Gruppe mit Stefan aus Lüneburg, St. Pauli Michael, dem belgischen Randonneur und einem Fischkona-Finisher. Später gesellte sich noch Thorsten aus Kiel und Marcello aus Italien dazu..

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Zuerst ging die Fahrt über Vlotho und Lieme durchs Weserbergland. Dann durch Westfalen zur dritten Kontrolle nach Soest. In Westfalen war es noch flach, aber es windete stark von vorne. In den Dörfern und kleinen Städten waren vielfach Schützenfeste, wir zogen die Köpfe ein. Überall Wimpel und Fahnen..

Weiter ging es nach Neheim-Hüsten. Wir mussten jetzt dringend etwas warmes Essen. Die Höhenmeter machten uns zu schaffen. Anstieg auf Anstieg, wir waren auf der Fahrt durch den Hochsauerlandkreis, Richtung Meinerzhagen. Es war kraftraubend. Wir fanden aber nichts passendes. Dann nahte die Rettung. Im kleinen Ort Mellen fand ein Fußballturnier statt. Der Sportplatz lag an der Strecke. Bratwurst, Frikadelle, Pommes, Kaffee. Wir konnten unsere Flaschen auffüllen. Auch hatten wir Spaß mit den jungen Fußballern. Eine schöne Pause.

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Weiter ging es durchs bergische Land, es wurde richtig hart. Unsere kleine Gruppe fiel auseinander. Jeder fuhr an den Steigungen sein Tempo, ist auch dringend notwendig. Aber es wurde dann gewartet, bis alle wieder da waren. Ohne große Worte, starke Kameradschaft.

Der Wendepunkt war bei Km 292 in Siegburg bei Köln. Um 19.00 Uhr trafen wir ein. Nun war es Zeit für eine weitere warme Mahlzeit. Wir fanden ein nettes Lokal. Keine Hektik, alles richtige Randonneure. Wir genossen die gute Verpflegung.

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Stefan hatte mit einem Seilschloß unsere Räder gesichert. Wir wollten dann weiterfahren. Nur, irgendetwas stimmte mit der Zahlenkombination nicht. Alle Räder mit einem Seil verbunden. Was jetzt? Viele vergebliche Versuche. Marcello ging ins Lokal zurück, kam mit einer Schneidezange wieder, und schnipp, Seil durch. Die Fahrt ging weiter.

Es wurde hammerhart. Anstieg auf Anstieg, vieles im zweistelligen Prozentbereich. Dann wieder rasende Abfahrten in der Dunkelheit. Teilweise viel Risiko. Es waren Rampen zu fahren, die uns alles abforderten.

Um Mitternacht erreichten wir nach 361 km Drolshagen. Eine Kneipe hatte noch geöffnet. Die Wirtin füllte gratis unsere Flaschen auf. Ihr Beitrag für so eine Leistung, sagte sie uns. Wir fuhren zur Kontrolltanke, die hatte geschlossen. Aber Uwe hatte vorgesorgt. Im Fenster hing ein Poster, darauf ein Satz, den wir in unsere Kontrollkarte eintragen mussten. Treffend für diese Gegend, ein Karnevalsspruch. „Et kütt wie et kütt“. Es kommt wie es kommt. Wie treffend für uns verwegene Radfahrer.

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Nach 434 km erreichten wir dann wieder die Shell-Tanke in Neheim. Hier machten gerade auch viele Fahrer vom Niederrhein eine Pause. Sie waren auf der Rückfahrt nach Troisdorf.

Weiter ging es durch die Nacht. Wir waren jetzt alle am Anschlag. Der Morgen graute, es wurde hell. Es ging am Möhnestausee vorbei. Ein Fahrer drohte immer wieder auf dem Rad einzuschlafen. Wir unterhielten uns mit ihm, verwickelten ihn in Gespräche. Es ging gerade so gut. An der nächsten Kontrolle, war er dann aber wieder fit. Wir beschlossen ohne Schlafpause durchzufahren.

134 km waren es jetzt bis zur nächsten Kontrollzange nach Wennenkamp, 10 km vor dem Ziel. Zuerst ging es wieder durch Westfalen, flach und mit Rückenwind. Bei km 500 kehrten wir in eine Bäckerei ein. Noch mal Körner bunkern. War dringend nötig. Was dann auf den letzten 70 km zu bewältigen war, ging endgültig an die Substanz. Fast nicht zu schaffen. Mit letzter Mühe wuchteten wir uns die Rampen hoch. Uwe hatte alles an Höhenmeter reingepackt, nichts ausgelassen. Oben in Wennekamp war die Kontrollzange an einem Buswartehäuschen angebracht. Wir knipsten unsere Kontrollkarte und sanken auf der Bank zusammen. Fix und Foxi.

Nun ging es noch 10 km bergab an die Weser. Mit der Fähre setzten wir nach Großenwieden über. Abschlußstempel, wir gratulierten uns gegenseitig. Ohne zu übertreiben, es war eine große sportliche Leistung. Wir hatten aber noch Glück. Viele Fahrer waren noch auf der Strecke. Es regnete mittlerweile stark.

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Uwes Mutter bewirtete uns. Danach fiel ich auf einer Gartenliege in einen Powerschlaf. Alle anderen schliefen ebenfalls, hatten sich ebenfalls irgendwo hingelegt. Zwei Stunden später, bei Kaffee und Kuchen, klönten wir noch etwas. Wir waren uns alle einig, mehr Anstrengung geht eigentlich nicht.

Dieser 600er Brevet im Weserbergland, ist etwas anders. Trotzdem Uwe, danke für alles. Auch für die Härte, für die schon grenzwertigen Anstrengungen.

Nächstes Jahr, wieder Weserbergland. Und Dank auch an deine Mutter. Besonderen Dank auch an meine Mitfahrer. Mit Euch hält man auch diese Fahrt durch. Wir sehen uns.

Hier kommen meine

<a target="_blank" href="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... x.html">16 Bilder vom 600er Brevet der ARA Hessisch-Oldendorf ab Großenwieden</a>.

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sbach2o
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Beitragvon sbach2o » 25.06.2012, 12:13

Ich war auch dabei - aber nicht lange... Mein erster Abbruch bei einem Brévet. Vielleicht auch ein Beitrag zum Thema "Vorbereitung und Ernährung". Sehr kurzfristig hatte ich mich noch zur Teilnahme entschieden und Uwe am Mittwoch per Mail Bescheid gegeben. Aber von vorne:

Leider ist Deutschland bei der EM Gruppenerster geworden. Damit fand das Viertelfinalspiel am Freitag Abend statt, zu einer Zeit, als ich schlafen wollte, aber dank fußballbegeisterter Nachbarn nicht konnte. Einer hatte so eine Tröte, eine Vuvuzela oder wie die Dinger heissen. Nun gut, trotzdem um zwei Uhr aufgestanden, nach vermutlich zwei Stunden Schlaf. Bei der Anfahrt dann Erschrecken darüber, wie schlecht ich nachts sehe. Obwohl ich schon um 5 Uhr in Großenwieden ankam, standen bereits Kaffee und Kuchen bereit. Von ersterem nahm ich reichlich, vielleicht zu reichlich, als zweites Frühstück hatte ich belegte Brötchen mitgebracht.

Nach Vlotho kamen die ersten Anzeichen des sich anbahnenden Verderbens, mir wurde übel. Ich wusste nicht so recht, was los war, von Überlastung oder Ähnlichem war eigentlich keine Spur. Also unbeirrt, aber mit entsprechend flauem Gefühl weiter gefahren. Im Bereich um Schloß Holte verlor ich den Kontakt zur Gruppe, weil ich an einer etwas stärker befahrenen Straße Radweg gefahren bin, bis in einen Bereich, wo er von der Hauptstraße weg abknickte und ich einen Umweg nehmen musste. Noch eine rote Ampel und eine unsichere Autofahrerin vor mir, und alle waren weg.

Die Aussicht, die Strecke möglicherweise alleine zu fahren, schreckte mich nicht, war doch der 300er ab Großenwieden meine vielleicht schönste Tour in diesem Jahr. Aber der Magen. Nach ein paar Kilometern fand ich Anschluß zu einem Fahrer, der ebenso wie ich teilweise Radweg fuhr. Ich war aber mittlerweile zermürbt und blieb irgendwann an einem Supermarkt stehen, in der Hoffnung etwas tun zu können, das meinen Magen beruhigt. Cola soll da manchmal helfen, aber natürlich tat es das diesmal nicht. Die Pause half auch nicht.

Gedanken an Aufgabe begannen zu kreisen. Ich wollte zunächst noch bis Soest zur ersten Tankstellenkontrolle durchhalten, mich eventuell bei nachfolgenden Fahrern ausheulen und wenn sich nach einer längeren Pause nichts bessert, aufgeben. Und exakt so lief es dann auch, vielleicht habe ich nicht gerade richtig geheult. Nach der Kontrolle bin ich zurück nach Soest zum Bahnhog gefahren.

So richtig superernst waren meine Probleme nicht, sondern einfach nur zermürbend, wie oben erwähnt. Wenn mir irgendetwas Sorgen machte, dann der Verdacht, dass ich mir vielleicht einen Infekt eingefangen hatte und die Symptome eventuell nur gering waren oder durch die Anstrengung unterdrückt. Wäre es um etwas gegangen, hätte durchaus die Option bestanden, die Zähne zusammen zu beissen und abzuwarten, wohin sich das entwickelt. Ich hatte es ja nicht mit Durchfall oder Schlimmerem zu tun.

Das Bauch- und Magendrücken besserte sich übrigens den Rest des Tages auch nicht mehr. Irgendwann in der Nacht bin ich dann eine grössere Menge... ah lassen wir das Unappetitliche.

Jedenfalls habe ich ja die Streckenbeschreibung. Vielleicht kann ich mich ja motivieren, das für mich alleine einmal abzufahren. Oder nächstes Jahr.
Angelboot

Beitragvon Angelboot » 25.06.2012, 12:32

@sbach2o

Das ist ja schade. Aber gesundheitliche Probleme können immer auftreten.
Beim nächsten Mal wird alles besser gehen.
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motta
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Re: 600er Brevet ARA Weserbergland '12, Großenwieden (Berich

Beitragvon motta » 25.06.2012, 14:51

Angelboot hat geschrieben:Wir waren uns alle einig, mehr Anstrengung geht eigentlich nicht.
Wir sehen uns in Italien ;-)
Angelboot

Beitragvon Angelboot » 25.06.2012, 17:18

motta hat geschrieben:
Angelboot hat geschrieben:Wir waren uns alle einig, mehr Anstrengung geht eigentlich nicht.
Wir sehen uns in Italien ;-)
Bis dahin sind alle Schmerzen vergessen. banana
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DeutscherDiesel
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Beitragvon DeutscherDiesel » 28.06.2012, 08:23

:Laola: Klasse, was ihr da geschafft habt!

@sbach2o: Das war ja 'ne Tour der Leiden für Dich, Du Ärmster. Ich hoffe, das es Dir inzwischen wieder besser geht. Wärst mal besser mit nach Nortorf gekommen. :)
NICHT DAS BEGINNEN WIRD BELOHNT,
SONDERN EINZIG UND ALLEIN DAS DURCHHALTEN.
Angelboot

Beitragvon Angelboot » 28.06.2012, 08:49

DeutscherDiesel hat geschrieben:Klasse, was ihr da geschafft habt!
Danke, aber diesen Glückwunsch gebe ich mit Respekt für deine großartige Leistung weiter.

Auch an an alle anderen Teilnehmer, die in Nortorf gekreiselt haben. :!: :!:

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