Flèche Allemagne zur Wartburg '12 (Berichte + Bilder)

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Janibal
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Flèche Allemagne zur Wartburg '12 (Berichte + Bilder)

Beitragvon Janibal » 17.05.2012, 12:57

Läuft, Höhe Stugard, Sonne Rückenwind.
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Janibal
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Wettergott

Beitragvon Janibal » 17.05.2012, 21:21

Trotz der gemeinheit des windgottes auf rechts zu drehen, jetzt immer noch trocken wie der Wein in Würzburg. Gute Vorlage für die letzten 2x100, und die gehen immer. Es könnte aber jemand mal den Kühlschrank zu machen.
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Dreckschleuder
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Alle heil angekommen?

Beitragvon Dreckschleuder » 18.05.2012, 07:59

Hi Janibal,
schau Dich mal um, wenn Du im Ziel bist! Es fahren viele Bekannte mit.
Freude am Radfahren!
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Janibal
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Beitragvon Janibal » 18.05.2012, 09:43

Nach einer kalten Nacht und einem 2** ec Hotel, wo uns die Putzfrau raus geschmissen hat, die Wartburg hoch. So manch überfahrenes gesicht habe ich erkannt. Schönes Gefühl 48h schlafen zu wollen, mariengraben tief entspannt.
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Janibal
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You will never...

Beitragvon Janibal » 18.05.2012, 22:59

You will never … alone

Fleche Allemagne am 17-18.05.12 (Pfeil Deutschland)

Die Regeln sind gar nicht so einfach, im Groben heißen die: Es wird aus min 360km Entfernung in 24h nach Eisenach gefahren. Damit alle fast gleichzeitig ankommen, wird eine Sperrzone (ja Eisenach liegt im Osten) von 25km eingeführt, die keiner vor 7:00 Uhr befahren darf, denn um 9:00 Uhr ist treffen auf der Wartburg. Alles gruppendynamisch und die Strecken sind selbst ausgearbeitet, werden geprüft und müssen durch Stempel nachgewiesen werden.

Warum gibt es so was?

Der Grund kann hier liegen: Der gemeine Randonneur ist eher ein Einzelgänger und scheut das große Rudel. Deshalb nach bekannten Vorbild von neulich:

You will never walk alone

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Wäre so etwas auch gut für die Langstreckenfahrer unter dem Motto:

You will never cycle alone

Um eine Überdosis zu vermeiden, dann mal nicht alle auf einer Strecke, dafür gibt es PBP, LEL oder 1001. So dürfen die Strecken beliebig gewählt werden, nur das Pfeilende ist in Eisenach auf der Wartburg (Hier hat Martin L. die Bibel übersetzt).

Ich mach da auch mit, Formalitäten werden von Klaus P. und Meinhard erledigt, ich konsumier nur. Start ist nach Nachtfrost und Schnee am Vortag im Schwarzwald in der Gemeinde Eichhalden, Schwaben, südlich der Metropole ohne Durchgangsbahnhof Stuttgart, bei besten frischem Sonnenschein.

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Obenum untenuff [oben rum und von unten rauf] geht es zur Ader Schwabens, dem Neckar. Wir durchfahren die Große Kreisstadt Horb a.N. (wohl groß, weil es einen Durchgangsbahnhof gibt).

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Wieder oben streifen wir fast einsame Gegenden und durchqueren Blumenwiesen die zum Picknick einladen. Die Karawane zieht schon dahin, es ist Vatertag.

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Erste Stempelstelle, alles frisch, die Frisur stimmt und 100km sind vorbei. Stuttgart liegt im Osten, trotzdem gilt:

You will never drive alone

Vorfahrt fürs heillige Blechle, so schicken uns die Wachtmeister auf den Radweg, mehr Höhenmeter, Schranken, Poller, Dreck, wir sehen uns Eisenach nie erreichen. Zu unserem Glück lässt der Autowahn mit der Entfernung nach und wir machen wieder Strecke Richtung Heilbron, vorbei an Fuck-u-chima 53, durch Reben und immer eine Welle unter dem Rad.

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Auch habe ich nicht alle Tracks auf dem Navi und so back to the basics mit der guten alten Landkarte, die es immer noch an Tankstellen zu kaufen gibt. Die Tankstellen wird so lange geben, wie es Neckarsulm gibt, hier wohnt die Marke mit der Hupe.

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Beim Stempeln in Boxberg wird die Versuchung wieder groß, eine der blühenden Wiesen zu Besuchen, ein paar tote Säugetierchen zu garen und die Wolken ziehen zu lassen.

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Wir sind stärker und nehmen die Wasserscheide Neckar/Main mit Hilfe von überirdischen Fans am Wegesrand.

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Noch vor der Dunkelheit erreichen wir das Autobahnkreuz mit Burg über dem Wasser.

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Hier in Bayern gibt’s nur eines, Biergarten, egal wie kalt. So bestellen wir Weizen, Decke und Pizza, urtypisch bayrische Spezialitäten. Am Nachbarstische die letzten Überlebenden vom Vatertag, als Trost, das es vorbei ist und Bayern Bayern ist, gibt es einen Strohalm in den Norden, ein kleine Aufmerksam vom Sieger der Herzen….

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Wir ziehen weiter, ab jetzt gibt es nur noch eines, B19, am Anfang verboten und so etwas parallel auf Schleichwegen durch die Nacht, später rollt es fast autofrei prächtig bis zum Autohof kurz vor 24:00 Uhr zwischen A71 und A7.

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So geht es noch weitere 4h auf der B19, Grenze nach Thüringen und endlich erreichen wir die Sperrzone um 4:00Uhr, also EC-Hotel. Leider nur mit zwei (**) Sternen zu bewerten. Den ersten gibt es dafür, das es da ist und den zweiten das es einen Zugang ohne Karte gibt. Weiter drei Sterne könnten erreicht werden durch Teppichboden anstelle von groben Fliesen, weniger Beleuchtung und mehr Automaten, die mehr wärmen. Das uns die Putzfrau rausgeworfen hat kenn ich von jedem Hotel, Weckservice genannt.

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Wir verpflegen uns in der Stempelstelle von der Firma Shell vor der Sperrzone bei einer jungen Angestellten, die nur durch Erzählungen weiß, was DDR war. Die Stammkundschaft erzählt ihr das täglich, ab 5:00 Uhr. Hier gibt’s Benzin, Zeitungen, Kaffee, Sorgen- und Wunschhotline, alles bei Frau Hartmann (deshalb heißt sie wohl auch so). Keine 50km mehr zur Pfeilspitze, wenn denn die Straßen vorhanden wären.

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Aber auch wir packen es und reihen uns in die so gerne allein fahrenden Randonneure ein. Auf der Straße zur Burg hoch sind auf einmal ganz viele beisammen, vorher nur vereinzelt zu treffen, jetzt gilt wirklich, nicht nur gefühlt:

You will never cycle alone

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Überprüft durch diese netten Damen

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kommt eine Tiefenentspanntheit auf, die ich so nur aus der zeitversetzten Dimension Helmut kenne.

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Einen kleinen Imbiss in netter Umgebung

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und noch mal zu Erinnerung, worum es geht….

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Anscheinend wird mit allen Mitteln versucht, die Gesellschaft vor dem Zer- und Verfall zu retten, so muss ich auf einer im Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe gewonnenen Essensbeilagenflasche folgenden Aufdruck lesen:

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Ich finde nicht das so was vorgeschrieben werden muss, alles was Spaß macht, passiert auch in der Gruppe.


noch ein paar Bildchen: https://picasaweb.google.com/1063855223 ... directlink
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Helmut
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Beitragvon Helmut » 20.05.2012, 00:48

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... e%2027.JPG">

Angelboot schrieb:

<b>Flèche Allemagne in 24 Stunden zur Wartburg 2012</b>

Auch 2012 bin ich mit meinem Team Ostsee-Nordsee Wellenreiter wieder den Fleche Allemagne gefahren. Als Team-Kapitän lag die Track-Erstellung und Vorbereitung in meinen Händen. Ein Team wurde zusammengestellt, die Frauenquote lag bei 40 %, also waren zwei Damen im Team.

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... e%2002.JPG">

Mein Anliegen war nicht einfach von A (Geesthacht) nach B (Eisenach) zu fahren. Ich baute also einige Klippen in Form von Höhenmetern ein. Den Huyrücken kurz nach Halberstadt, und eine Passage über den Ostharz. 416 km mit 4.000 Hm kamen so zusammen. Es wurde eine relativ flache Anfahrt, bevor es dann zur Sache ging.

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... e%2016.JPG">

Über Uelzen, Wittingen, Schöningen ging es erstmal bis Halberstadt. Kleiner, schmerzlicher Zwischenfall eingeschlossen. Bei km 80 ging es links in einen kleinen Wirtschaftsweg. Ich sah nur einen Haufen Kies, und schon lag ich nach acht sturzfreien Jahren und vielen Kilometern wieder am Boden. Da das Tempo nicht sehr hoch war, ging es halbwegs gut ab. Linker Oberschenkel verlor einiges an Tapete, ein paar kleinere weitere Blessuren, aber sonst alles heil. Auch das Rad hatte unter dem Sturz nicht erkennbar gelitten. Mit Hilfe einer sehr netten Tankstellenbedienung in Wittingen wurden die Abschürfungen verbunden.und ich konnte weiterfahren.

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... e%2010.JPG">

Um 19:00 Uhr erreichten wir Halberstadt, nahmen eine warme Mahlzeit ein und bereiteten die Nachtfahrt vor. Der Huyrücken wurde noch bei Helligkeit in Angriff genommen. Kleine Kletterei, aber auch sehr stimmungsvoll.

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... e%2024.JPG">

Kurz hinter Ballenstedt kamen dann schon die ersten richtigen Steigungen. Wir waren da ja schon 260 km unterwegs. Bis Wippra ging es rauf und runter. Das Problem waren nicht die Höhenmeter, sondern die niedrigen Temperaturen, nur 0-2 Grad. Die Abfahrten bei bis Tempo 60, dann noch in der Dunkelheit, waren schon extrem. Der Lenker wackelte, nicht weil etwas nicht fest war, sondern das Bibbern des Körpers übertrug sich auf den Lenker. Von Wippra fuhren wir die Bundesstraße über Grillenberg und Obersdorf. Wir zogen alles an Kleidung über, es half nicht richtig.

Die nächste Kontrollstelle war eine Tanke in Sangerhausen, nur mit einem Nachtschalter geöffnet.
Wir fragten die Bedienung, wo man sich in Sangerhausen aufwärmen könnte, in der Hoffnung sie hätte Mitleid. Sie hatte und öffnete die Tür. Wir hätten sonst Probleme bekommen, der ganze Körper schlotterte bei uns allen. Kaffee, warmer Kakao, wir zogen erstmal einiges an Klamotten aus, um vor der Weiterfahrt uns wieder anzuziehen. Der Körper wurde nicht warm. Dann ging es weiter. Die ersten Kilometer waren hart. Es ging aber mehr in tiefere Lagen und es wurde wärmer. Sehr gute Straßen, es rollte.

Die Moral wurde besser. Bis der Hammer kam. Zwischen Topfstedt und Greußen hatte ich den Track noch etwas begradigt. Hätte ich nicht machen sollen. Kopfsteinpflasterstraße der übelsten Art. Es wurden dann 5 km, keine Chance links oder rechts. Wir hofften alle, wird schon gleich besser, Denkste. schieben, etwas fahren. Nach einer Stunde waren wir durch. Unglaubliche Belastung, besonders schon für etwas angeschlagene Teammitglieder, aber alle haben das ohne Murren durchgezogen. Zwei Kilometer weiter, eine Kurve, wieder Kopfstein. Nein, nicht nochmal. Wir wählten einen großen Umweg auf einer Bundesstraße. Nachher erfuhr ich von einem anderen Randonneur, der sich in der Gegend auskennt. Von den 10 km sind nur 400 m Kopfstein, die restlichen Kilometer bester Asphalt. Pech gehabt.

Weiter ging es zur letzten Kontrolle in Bad Langensalza. Um 7:00 Uhr den letzten Stempel und schon ging es in Richtung Eisenach. Auch noch eine anspruchsvolle Strecke mit leichten Steigungen. Die Sicht war gut, und bald sahen wir das erste Mal die Wartburg. Wir fuhren nach Eisenach rein, aber das steile Stück zur Wartburg rauf, schafften nur wenige Fahrer des Flèche fahrend.

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... e%2028.JPG">

Geschafft, wir waren alle fünf oben, waren glücklich. Eine 24 Stunden lange, ereignisreiche Fahrt war zu Ende. Durch das klare, schöne Wetter hatten wir eine schöne Sicht über Thüringen. Gemeinsam mit den anderen Teilnehmern nahmen wir ein Essen ein. Verabschiedeten uns danach. Schöne Veranstaltung.

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... e%2037.JPG">

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... e%2044.JPG">

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... e%2039.JPG">
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Helmut
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Beitragvon Helmut » 20.05.2012, 01:10

Dank Euch für die wunderbaren Berichte und Bilder.

Eigentlich hätte ich folgendes als Aufmacher für die Titelseite nehmen sollen. Was hätte es wieder für endlose Diskussionen ausgelöst...

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Merke: Randonneure sind auch nur Menschen.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
Angelboot

Beitragvon Angelboot » 20.05.2012, 17:02

Wer sich für den Track interessiert, über pn kontakten.
Jetzt natürlich ohne diese ekelige Kopfsteinpassage.

Helmut: Natürlich sind Randonneure auch Menschen. Wenn ich nach so einem Ritt in den Spiegel schaue, habe ich aber manchmal meine Zweifel.

Der im Spiegel sieht so unmenschlich aus. :cry:
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Beitragvon AndreaO » 20.05.2012, 21:11

Hallo Janibal,

vielen Dank, da hast du mich mal wieder erwischt.

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Und dann auch noch meine bessere Hälfte.

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... e%2044.JPG">

Zugegeben, ich habe alles über 15% geschoben. Und selbst das Schieben auf den letzten Stück Kopfsteinpflaster war die Hölle, muss ich nicht wieder haben. Aber immerhin just in time geschafft. 8:55 passt.

Am nächsten Tag dann vom Hotel in Northeim ganz entspannt mit Rückenwind und Sonnenschein nach Hause gerollt.
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Beitragvon Harterbrocken » 21.05.2012, 11:17

Respekt Andrea, tolle Leistung. Glückwunsch! Das gilt natürlich auch für alle anderen. Und ich dachte immer ein Radmarathon wäre eine anstrengende Sache. Neun Stunden im Sattel ist aber ein anderer Schnack!!!
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Beitragvon Helmut » 22.05.2012, 14:39

Noch'n lesenswerter Bericht von einer Anreise aus der Nähe von Leipzig:

http://ritzelconnection.wordpress.com/2 ... trio-solo/
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.

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