400er Brevet Von Küste zu Küste'12,Großhansdorf(Ber.+Bilder)

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Dreckschleuder
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400er Brevet Von Küste zu Küste'12,Großhansdorf(Ber.+Bilder)

Beitragvon Dreckschleuder » 14.05.2012, 07:52

<b>400er Brevet Von Küste zu Küste 2012 ab Großhansdorf
Die Nacht auf dem Rad verbracht</b>


Bild

Einer besonderen Herausforderung mußte man sich bei diesem Brevet des Audax Club Schleswig-Holstein stellen. Abends um 20.00 Uhr war der Start am Samstag angesetzt. Damit war klar, daß man die Nacht zum Sonntag auf dem Rad verbringen müßte.

Positiv: Die Herausforderung haben wir sturzfrei bewältigt. Dabei waren die Rahmenbedingungen nicht einfach. Am Samstag war es tagsüber an den Küsten sehr windig. Die Internet-Wetterfrösche waren sich nicht einig, wann der Wind wie stark wehen würde (immerhin sollte der Wind im Verlauf der Nacht abflauen) und wie kräftig die Böen sein könnten, in wieweit es regnen könnte... Auch bei den Tiefsttemperaturen bestand keine Einigkeit. Die Vorhersagen variierten hier zwischen 4 und 7 Grad.

So war ich mir am Samstag Nachmittag nicht sicher, was ich anziehen und was ich an Kleidung mitführen sollte. Ich entschied mich für eine flexible Ausstattung für kühles Wetter: Kurze Hose, Beinlinge, 2 lange Trikots übereinander, Sommerweste, Reflexstreifen für die Nacht, eine dünne Regenjacke in Reserve. Wichtig schienen mir die dünnen Überschuhe, die meine Füße vor Spritzwasser und Kälte schützen sollten.

So startete ich mit dem Rad um 17.00 Uhr von zu Hause, um in Großhansdorf mit anderen Teilnehmern vor dem Start noch zusammen zu essen. Beim Italiener am Bahnhof kam ich so noch zu einer leckeren Pasta-Mahlzeit.

Am Sportplatz in Großhansdorf war die Anzahl der Starter übersichtlich - 9 Personen habe ich gezählt, mitgezählt ein Tandem. Ich erfuhr, daß einige Starter an der ersten Kontrolle einsteigen würden. Auch die Vorstellungen waren sehr unterschiedlich. Während ich von vorherigen Touren wußte, daß ich meinen Puls über Nacht möglichst im oberen GA1 halten mußte (einmal war ich schon in der Nacht während eines Sekundenschlafs von der Straße abgekommen und in die Böschung gekullert), wollten andere die Nacht gemächlicher angehen.

So fuhr ich nach dem Start so los, daß ich bald auf Temperatur kommen würde. Es gesellten sich bald das Tandem und drei weitere Starter hinzu. Noch bevor wir Ahrensburg verlassen hatten, konnten wir uns an einer Stelle nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen - der Großteil der Gruppe war an einer Links-Abbiegung mitten in einer Kurve (sinngemäss geradeaus) irrtümlich der Kurve gefolgt. Kurz danach stieg der erste Teilnehmer aus. Leider weiß ich nicht genau warum, dem Veranstalter teilte er mit, er hätte seinen Rhythmus nicht gefunden.

Jetzt ging es mit gleichmäßig hohem Tempo Richtung 1. Kontrolle. Der Wind behinderte uns weniger als erwartet. Einmal bogen wir zu früh ab, merkten aber nach wenigen Metern unseren Irrtum und korrigierten. Ca. bei Kilometer 60 wollte ein weiterer Teilnehmer mit Knieproblemen abbrechen und zurück nach Hamburg fahren... Erstaunlicherweise stand am nächsten Nachmittag sein Auto noch auf dem Parkplatz...

Von oben kamen zwischendurch ein paar Tropfen und gelegentlich war die Straße naß, damit hatten wir gerechnet. Weitere Hallo-Wach-Vorkommnisse bestanden darin, daß wir mehrere Male durch lautes Rufen einzelne Rehe, einmal eine ganze Herde von der Straße vertreiben mußten.

An der Kontrolle in Rammsee bei Kiel hielten wir uns nur kurz auf. Die Tankstelle hatte nur einen Nachtschalter und allen war schnell kalt. Ab hier fuhren dann drei weitere Starter mit uns. Torsten war frisch und fuhr bis Kappeln viel vorn im Wind. Die meisten kämpften zwischendurch mit dem Kreislauf - die Leistungsbereitschaft ließ nach - und jeder hatte irgendwann Probleme, das Tempo zu halten.

Vor und in Eckernförde hatten wir uns gänzlich auseinandergefahren. Das Tandem war kurz vor der Stadt vermißt worden. Im Ort führt der Radweg nach kurzer Zeit vom Track weg, so daß 2 dem Track, 2 dem Radweg folgten, die kurze Zeit später wieder auf den Track einbogen. Am Ortsausgang beschlossen wir per Pinkelpause alle einzusammeln, was auch gelang.

Bis Damp fuhren wir zusammen. Dann folgte eine Baustelle. Das Tandem wollte die Baustelle großräumig umfahren, ward danach nicht mehr gesehen. Die anderen trugen ihre Räder durch die Baustelle.

An der 2. Kontrolle in Kappeln war die Tankstelle noch geschlossen und wir bestätigten uns gegenseitig die Ankunft/Durchfahrt. Dann ging es weiter nach Husum - und diese Etappe fühlte sich lang und zäh an. Es war feucht und kalt (3,8° zeigte das Thermometer im Tacho), der Wind war abgeflaut, kam schräg von vorn. Jeder kämpfte für sich, den Kreislauf auf Touren zu halten. Zwischendurch stieß einer einen Urschrei aus...

Um 5.15 Uhr erreichten wir Husum. Die Tankstelle war geschlossen. Wir fuhren in den Ort und fanden einen (noch) offenen Imbiss. Hier bekamen wir Kaffee und Cola, wärmten uns etwas länger auf. Schwer fiel der Aufbruch, der Kreislauf war runter, ich fror am ganzen Körper.

Weiter ging es nach Süden gen Meldorf. Jetzt mußten wir sehr auf den Tacho achten und eine gleichmäßige Belastung fahren. Jede Temposteigerung führte dazu, daß einer hinten rausrutschte. Blöderweise kam der Wind von der Seite, so daß nicht immer alle Windschatten haben konnten, weil die Straße und Verkehr es nicht zuließen. Die ersten Sonnenstrahlen sorgten zum ersten Mal für eine gefühlte wohlige Wärme, obwohl wir gerade einmal 8° hatten.

In Meldorf fuhren wir zunächst zum Bäcker, der aber leider keinen Kaffee verkaufen konnte/wollte. So landeten wir bei der vorgesehenen Tankstelle, wo einige dringend Kaffee-Nachschub benötigten.

Auch diese Pause war zu lang für den Kreislauf der meisten. Warmbibbern war angesagt. Nun ging es mit möglichst gleichmäßiger Belastung über kleine Hügel nach Bad Bramstedt. Langsam kamen bei einigen die Kräfte zurück. Alle fluchten über die Bundesstraßen und die bescheidenen Radwege, die wir für scheinbar mehr Sicherheit nutzten. Die Nutzung kostete uns Nerven und reichlich Zeit.

An der Kontrolle in Bad Bramstedt hielten wir uns nur kurz auf. Nun mußten wir durch Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg. Wieder belebte Bundesstraße, wieder wurde der Radweg genutzt, geflucht und Zeit verbraten - aber wir mußten ja da durch... Danach bestand die Hauptmotivation darin, daß wir ja bald im Ziel sein würden.

Eine größere Hürde war ein Feldweg kurz hinter Tangstedt, er wies viele tiefe Schlaglöcher auf, die durch das Licht-/Schattenspiel gut getarnt waren.

Als wir einige Zeit später in Großhansdorf im Ziel ankamen, war die Freude groß. Wir umarmten und beglückwünschten uns. Zeit - fast egal bei den Rahmenbedingungen (Nachtfahrt), irgendwas unter 17 Stunden.

Gemeinsam nahmen wir noch eine Erfrischung, bevor wir auseinander gingen. Drei mußten ja noch weiterfahren, sie waren bekanntlich in Kiel eingestiegen.
Zuletzt geändert von Dreckschleuder am 16.05.2012, 16:55, insgesamt 4-mal geändert.
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Helmut
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Beitragvon Helmut » 15.05.2012, 00:57

Angelboot schrieb:

<b>400er Brevet Von Küste zu Küste 2012 des Audax Club Schleswig-Holstein
500 km Grundlagen-Trainingseinheit</b>


Um 18:15 Uhr radelte ich von Geesthacht die 37 km nach Großhansdorf. Start für den 400er war um 20:00 Uhr. 428 km war der Track dann lang. Ein „unehrlicher“ 400er, wie mein Randonneurskollege Knut sagen würde.

Am Start hatten sich nur neun Fahrer eingefunden. Drei stiegen in Kiel dann später ein, kamen aber auch auf 428 km. Mein Vorschlag, mal gemeinsam zu fahren, fand keine Gegenliebe. So setzten sich gleich nach dem Start vier Einzelfahrer und ein Tandem ab.

Ich beschloss dann diesen 400er alleine zu fahren, ihn als Grundlagentraining zu nutzen. Und, wenn man in der Nacht alleine fährt, auch die mentale Stärke zu schulen. Wenn man jede Woche so einen langen Brevet fährt, kann man in der Woche nicht noch zusätzlich langes Grundlagentraining machen. Ich trainiere dann nur zwei kurze Einheiten von jeweils einer Stunde. Einmal regenerativ, und die zweite Einheit mit kurzen Intervallen.

Nach 30 km überholte ich schon einen Fahrer aus der ersten Gruppe, sich überschätzt. Bei km 80 einen weiteren. Inzwischen war es Nacht geworden. Mein Maskottchen an meiner Satteltasche, Täve Schur 2, jubilierte, wir waren in unserem Element. Ich liebe diese Nachtfahrten, bin dann zufrieden und dankbar, fit für diese Sachen zu sein.

In den Häusern erloschen immer mehr die Lichter. Stille breitete sich aus, kaum Verkehr auf den Straßen. Die erste Kontrollstelle in Kiel Molfsee war erreicht, Stempel geholt. Von der sehr freundlichen Bedienung bekam ich meine Flaschen gratis wieder aufgefüllt. Der Nord-Ostsee Kanal wurde überquert und ich war zur zweiten Kontrolle nach Kappeln an der Schlei unterwegs. Zwischen Eckernförde und Kappeln begannen dann die Nachtigallen zu singen. Sie kommen Ende April aus Afrika zurück, singen dann so vier Wochen ihre Lieder. Nach dem Beginn des Brutgeschäfts schweigen sie dann bis zum Abflug nach Afrika im Herbst.

Die Kontrolltanke in Kappeln war geschlossen, und so machte ich von der Klappbrücke ein Beweisbild.

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... e%2005.JPG">

Nun ging es quer durch Schleswig-Holstein nach Husum. Mit Beginn der Morgendämmerung wurde es recht kühl, aber in Husum wärmten die ersten Sonnenstrahlen den Körper.

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... e%2009.JPG">

Da auch hier die Kontrolltanke noch nicht geöffnet hatte, machte ich ein weitere Bild mit meiner Digi. Meine Flaschen füllte ich in einer Kneipe auf. Der Wirt, begeistert von meinem Tun, lud zu einem ausgiebigen Frühstück in seiner Küche ein. Es gibt nette Menschen auf dieser Welt, man muss sie nur finden. Die schon mehr als angeschickerten letzten Gäste zollten ihren Respekt und wünschten weiterhin gute Fahrt.

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Jetzt ging es über Eiderstedt Richtung Meldorf, eine meiner Lieblingslandschaften. Es geht durch Tönning, dem Katinger Watt zum Eidersperrwerk.

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Nach dem Stempeln in Meldorf, machte ich meine zweite ausgiebige Frühstückspause. Gut gestärkt fuhr ich weiter, eigentlich sehr satt, konnte ich aber am Lola Cafe in Hohenlockstedt nich vorbeifahren. Ein Geheimtip, Becher Cafe und zwei Mandelhörnchen passten noch rein.

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Nächste Station war Bad Bramstedt. An der Tanke ruhten sich die beiden Tandemfahrer aus. Wir beschlossen die letzten 51 km gemeinsam zu fahren, und erreichten so um ca. 14:00 wieder Großhansdorf. Ich fuhr dann gleich weiter nach Geesthacht und war um 15:30 zu Hause.

Wenn ich richtig gerechnet habe, war ich 21 Stunden und 15 Minuten unterwegs, bin 502 km gefahren. Zum Glück kann ich auch mal 1-2 Nächte ohne Schlaf auskommen, aber müde ist man nach so einer Fahrt schon.

Jetzt wird sich ausgeruht, denn Donnerstag geht es um 9:00 Uhr mit dem Fleche Allemagne nach Eisenach weiter. 420 km mit einer nächtlichen Überquerung des Ostharzes als Höhepunkt. Mit zwei Frauen und drei Männern werden wir als Team „Ostsee-Nordsee Wellenreiter“ dabeisein.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
Angelboot

Beitragvon Angelboot » 15.05.2012, 09:37

Wenn man seine eigenen Bilder jetzt in Ruhe betrachtet, kommt die Erinnerung zurück. Ich habe schon viele schöne Touren gemacht, diese steht in der Rangliste ganz oben. Der Track, gemacht von meinem Vereinskollegen Jochen, war gerade für eine Nachtfahrt sehr geeignet. Aber jeder empfindet das anders. Wir sind ja Individualisten.

Weiter aufgefallen beim Betrachten der Bilder: Da habe ich am Eidersperrwerk ein Verkehrsdelikt begangen. Der Tunnel ist für die
Durchfahrt mit dem Fahrrad verboten. Naja, so früh am Tage in Nordfriesland geht das wohl schon mal. War einfach zu reizvoll.
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Indorain
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Starke Leistung!

Beitragvon Indorain » 15.05.2012, 15:56

BildBildBild
audaxrandonneur
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Ein kleiner Blick in die Ausschreibung...

Beitragvon audaxrandonneur » 15.05.2012, 17:46

Angelboot hat geschrieben:428 km war der Track dann lang. Ein „unehrlicher“ 400er, wie mein Randonneurskollege Knut sagen würde.
Eine kleine Anmerkung vom Veranstalter: Die Tour wurde sowohl auf der Webseite des Audax Club Schleswig-Holstein, wie auch im Breitensportkalender des BDR mit 425 Kilometern ausgeschrieben.

Wie das ein "unehrlicher" 400er sein soll, kannst Du mir ja mal bitte erklären. Vielleicht ist es ja ehrlicher, statt dessen nur 385 km zu fahren ...
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Dreckschleuder
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Beitragvon Dreckschleuder » 15.05.2012, 23:25

Die Strecke war wirklich zu weit über 90% gut zu fahren. Von der teils recht schönen Landschaft haben wir im Dunklen leider wenig gesehen, dafür aber einen schönen Sonnenuntergang.

Und ich kenne keinen durchgängig gut zu fahrenden, direkten Weg von Husum wahlweise über Bad Bramstedt oder Henstedt-Ulzburg nach Ahrensburg. Die von mir favorisierte Strecke ist locker 10 Kilometer länger.

Vielleicht sollte man mal eine Ausschreibung machen?
Freude am Radfahren!
Angelboot

Beitragvon Angelboot » 15.05.2012, 23:32

Sorry, wenn hier etwas verkehrt verstanden wurde.
Unter Randonneuren witzelt man über einen 400er, der schon lang genug ist,
und dann paar Kilometer länger ist, als einen "unehrlichen" 400er.

Das hat nichts mit der Unehrlichkeit der Veranstaltung, oder des Veranstalters zu tun. Also nochmal Sorry.
Blueberry
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Beitragvon Blueberry » 16.05.2012, 11:49

Leute, ich bewundere Euch einfach nur.

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