<b>RTF RG Hamburg-Tour ab Volksdorf 2011
Was für Kaltduscher</b>
Im Vorschau-Fred hatte ich noch getönt, man solle sich von dem Wetterbericht nicht verrückt machen lassen. Die Unwetterwarnungen nehmen scheinbar in jedem Jahr zu, auch weil mit Wetterprognosen viel Geld verdient wird. An dem für mich ersten Depot erklärte ich lautstark, dass es bei dem Wind und Wolkenhimmel nicht dauerhaft regnen können. Wenige Kilometer weiter war der Himmel dann einheitlich grau, die Schotten öffneten sich vollends und schlossen sich erst, als ich längst wieder daheim war. Wer auf meinen Rat gehört hatte und dies bereute, bei dem entschuldige ich mich für meine Fehleinschätzung. Meistens hab ich damit recht, heute eben mal nicht.
Meine RTF-Geschichte beginnt in der Nacht davor, als ich kurz nach zwei die richtige Bettschwere hatte, jaulte mein Hund, wie ich ihn noch nie gehört hatte. Mein Mädel rief Zeckenalarm aus. Zeckenkarte nicht gefunden, also neue vom Apothekennotdienst geholt. Danach war ich hellwach, erst nach zwei Glas Rotwein nach vier im Bett.
Um mich zu wecken, ließ sich mein Wecker was besonderes einfallen. Der piept nicht, der bimmelt kräftig, aber es reichte nicht. Beim vor sich hin Bimmeln gerät er in Vibration, vibrierte sich so von der Fensterbank, landete mit einem lauten Knall auf dem Boden und – ich war wach, glücklich nicht verschlafen zu haben.
Voller Vorfreude bereite ich meinen Kaffee zu, als sich das Handy meldete. Ah, mad.mat will sichergehen, dass ich nicht verschlafen habe, dachte ich. Nee, Wosi war dran. Sie formulierte einen Satz, den ich in dem Moment ebenso merkwürdig wie unglücklich formuliert fand. „Müssen wir auf Dich warten?“ Leicht amüsiert entgegnete ich „Müssen nicht, aber Können.“ Dafür, dass ich sie bei sich daheim wähnte, klang der Hintergrund merkwürdig, dabei fiel mein Blick auf die Uhr. Neun Uhr. Neun Uhr? NEUN UHR! Wie war ich bloß auf den völlig abwegigen Gedanken verfallen, Start wäre um zehn?
Hetzen machte jetzt keinen Sinn mehr. Gemütlich rollte ich Richtung Start im Ahrensburger Weg. Die Adresse hatte ich mir auf
www.openrouteservice.org angesehen, womit man recht gut Radrouten (RR und TB) planen kann. Dort angekommen, war von einer RTF nur ein Schild in die „falsche“ Richtung zu sehen. Statt dem Ahrensburger Weg in Volksdorf hatte mir OpenRoute-Service den unweit davon bei der Müllverbrennungsanlage in Stapelfeld gelegenen angezeigt. Ich versuchte noch durch Zoomen den Verbindungsweg zu meinem RTF-Track zu finden, der aber war auf der Karte nicht auffindbar.
Dem für von der Autobahn kommenden Leuten aufgehängten Schild folgend umfuhr ich das sehr große Höltigbaumgelände. Die darüber führende Straße ist für Radfahrer gesperrt. Bis zum Bahnhof Rahlstedt führte mein Weg zurück, dann ab Meiendorf wieder den RTF-Start-Schildern folgend. Mit einem innerorts rekordverdächtigen Umweg von 14 km kam ich nach insgesamt 24 am Start an, als gerade der erste Kurzstreckler die RTF schon hinter sich hatte.
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Mein Hals war innerlich stark geschwollen. Wenn Dich auch nur einer von der Seite anspricht, … Es waren aber alle einfach nur nett zu mir. Es kamen sogar noch weitere Nachzügler und ich hoffte früher oder später Begleitung zu finden.
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Bis zur K1 kamen mir einige schnelle Leute von der Kurzstrecke entgegen. In meine Richtung fuhr nur eine mir zu langsame Dreiergruppe. Es war wie in alten Zeiten, wenn ich den Vorgänger des Bimmel-/Runterfallweckers überhört hatte, nur, dass heute leider kaum Gelegenheits-RTFler unterwegs waren.
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Dafür genoss ich den Blick auf leuchtende Felder, blühende Blümchen und schöne Häuser in der Stormarnschen Schweiz, der Heimat meiner Vorfahren väterlicherseits. Meine Gedanken folgend vermisste ich mein Diktiergerät und verfuhr mich dank der guten Ausschilderung trotzdem nie.
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Der Track wurde trotz drei Versuche immer noch nicht angezeigt. Nach ca. einer Stunde schaltet sich das Gerät ab. Die frisch eingelegten Batterien waren leer. Ohne Track und bei der geringen Laufzeit hatte ich keine Lust neue einzulegen. Das Gerät landete in der Sattelstützentasche. Im Gegenzug musste ich die dünne Regenjacke rausholen.
Am Depot traf ich dann auf einen Radler, der sich aber zu meiner Verwirrung auf der Marathonstrecke befand. Er kam aus Berlin, fuhr wohl den Deutschland-Cup. Wir waren beim Mitternacht-Radmarthon ein Stück zusammen gefahren. Sein Rad war ein Langstreckenexpress.
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Zu essen war noch mehr als reichlich da und ich fürchte, vieles musste später dem Müll zugeführt werden.
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Wie bereits beschrieben, erklärte ich den Leuten meine naive Sicht der Großwetterlage und fuhr dann in einen kräftigen Schauer hinein. Als der scheinbar aufhören wollte, setzte er umso kräftiger wieder ein. Dazwischen traf ich Carola, neben Gerti und Angelika eine meiner drei Radsportidole von der RG Wedel. Die sind keine in die Jahre gekommenen Idole, sondern durch ihre Jahre erst für mich zu Idolen geworden.
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Carola fährt oft RTF, meistens lang, spät startend, oft allein, moderat und konstant fahrend, und das bei jedem Wetter. Sie pfeift auf eine High-tech-Ausrüstung, zeigt uns Weicheiern, dass es auch anders geht, ohne dabei das geringste Sendungsbewusstsein auszustrahlen. Sie genießt einfach die Tour für sich. Toll auch die Gruppe Radwanderer, die ich bestgelaunt in Regenponchos fahren sah.
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Ansonsten kamen noch zwei Leute vorbei, an denen ich mich dankend dran hängte, bis sie mir an einer Steigung enthuschten.
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Am aus meiner Sicht K2 war dann schon etwas mehr los. Immerhin waren neben den Helfern ein Teilnehmer dort anzufinden.
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Mein Begleitzettel war in der Zwischenzeit auf dem Weg zum Papierklumpen zu mutieren.
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Die Leute waren bestens drauf. Wir klönten und scherzten. So macht das Spaß, aber irgendwann wurde mir kalt.
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Im starken Regen losfahren oder besser noch etwas warten? Der Blick zum Himmel ließ mich erkennen, dass die Lage alternativlos war. Ich ergab mich meinem Schicksal und fuhr in den Schauer hinein. Nach der ersten Kurve kam es noch dicker. Starker Wind kam hinzu und an einer Steigung fiel die Tachonadel auf unter 15 km/h.
Noch 20 km. Durchhalten. Immerhin fand ich nun einen Leidensgenossen, der mich auf fast 10 km begleitete, die meiste Zeit mir Windschatten bot, bis er sich schnelleren Leuten anschloss und ich nicht folgen mochte. Siehe Bild gaaanz oben.
Am Ziel erwarteten mich noch volle Kuchenbleche und je ein Stapel mit vorgebratenen Schinken- und Thüringerwürstchen auf dem Grill, dazu Kaffee, allerlei Erfrischungsgetränke (ja, auch Erdinger alkfrei). Meine Wurst wurde samt Brot liebevoll auf den Punkt für mich geröstet, so dass ich gleich noch die andere Sorte probierte, den Ketchup von Laue dazu genoss und ein Familienstück Kuchen für mein Mädel und mich einpacken ließ.
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Letzteres wurde regensicher in einem Original-Cyclassics-Startbeutel verstaut. Die und Cyclassics-Trinkflaschen standen in Kartons zum kostenlosen Mitnehmen bereit, dazu einige Radsport-Zeitschriften.
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Die Beutel und Flaschen hatten wohl upsolut gesponsert, so wie den Startpreis für den Auftritt von Hanka Kupfernagel. Sie sollte aus Wunsch von upsolut einen Frauenstartblock anführen, um den Frauenradsport zu stärken, damit sich mehr Frauen für die Cyclassics anmelden. Ich meine, ein Irrweg!
Sie war auch gar nicht erschienen. Angeblich hatte ihr Trainer ihr von der Tour abgeraten. Was hätte es auch gebracht? Lt. Veranstalter Harald Lerche wollten nur um die zehn Frauen mit ihr losfahren. Welche Effekt soll das bitte für die Cyclassics haben? Umgekehrt wird ein Schuh draus! Statt im Promi-Block zu starten, sollte sie bei den Cyclassics den ersten von drei nach Leistung gestaffelten Frauenblöcken anführen. Das würde mehr Frauen zu den Cyclassics, zum regelmäßigen Radsport, zu den RTF und wieder zurück führen.
Im Ziel traf ich noch kurz QuickNic und Superwosi, verpasste den restlichen Fori-Block, grüßte, quatschte und rauchte u. a. mit Bergfloh, Endspurtler Dreckschleuder sowie Trave-Radler Tüte Pommes mit Ralf und Thomas als Verstärkung.
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Fazit: Wer Langstrecken oder eine besondere, langfristig geplante Tour oder Jedermannrennen fahren möchte, sollte auch so eine Regentour mal durchlebt haben. Man lernt damit umzugehen. Das nimmt einem die Angst davor. An Extrem-Brevet-Fahrer Dreckschleuder schien das Wetter nur so abzuperlen.
Hier kommen von Stine und mir
Bilder von der RTF RG Hamburg-Tour ab Volksdorf.