Rostocker Radmarathon / Warnow-RTF '10 (Bericht)

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ChristianE
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Rostocker Radmarathon / Warnow-RTF '10 (Bericht)

Beitragvon ChristianE » 14.09.2010, 22:00

So wenig Information über die Warnow-RTF und den Rostocker Radmarathon im Forum!? Das lässt sich ändern.

Für mich als Rostocker, ich kann hier sicher auch für Ulf alias Forums-SuperFlu sprechen, ist die Warnow-RTF sowohl Heimspiel als auch Pflichtveranstaltung. Dieses Jahr war es wohl meine achte Teilnahme insgesamt, davon viermal der Radmarathon.

Start und Ziel liegen im Radstadion Rostock. Dies verleiht der Veranstaltung schon mal ein gewisses Flair, auch wenn der Zahn der Zeit schon ein wenig an „Ulles“ Jugendwirkungsstätte nagt. Ulf und ich kamen bestens gelaunt gegen 7.15 Uhr an. Knapp 50 Starter gingen dieses Jahr an den Start des Marathons. Das ist sehr viel, dürfte die Gesamtzahl aller RTF-Starter über alle Strecken bei den in den Vorjahren üblichen 200 gelegen haben. Völlig unaufgeregt dann der Start: „Ich erkläre den Marathon für eröffnet, dann fahrt mal los“. So der Moderator des RV Rostock. Daraufhin erst gingen die meisten zu ihren Rädern und fuhren gemächlich aus der Betonradpiste heraus.

Ulf und ich stimmten am Vortag unsere Taktik ab: Lass mal bis zur ersten Kontrolle vorn dran bleiben und gucken, wie hektisch es dort zugeht. Wird’s zu bunt, dann fahren wir halt unseren eigenen Striemel. Doch die bekannten Sprinter und Bergkönige der Region waren herbstlich milde gestimmt und ein Zug von knapp 20 Fahrern nahm vorne Fahrt auf. Selten habe ich so eine harmonische Gruppe erlebt. Zügig fuhren wir durchs herrlich frühherbstliche Mecklenburg. Die Strecke im Übrigen für norddeutsche Verhältnisse anspruchsvoll: Sehr hügelig, auch der teils schlechte Straßenbelag, der durch den letzten Winter auch nicht besser geworden ist, war sehr ermüdend.

Die Harmonie endete bei mir abrupt bei Kilometer 90, kurz vor dem meiner Meinung nach schönstem Teilstück: dem Salzhaff und der Ostseeküste bei Rerik und der Kühlung (einigen Forumsmitgliedern ja seit der letztjährigen Forumsherbsttour bekannt). Mit sehr viel Tempo bin ich in ein kleines, aber sehr tiefes Schlagloch gedonnert.

Dem Geschepper nach hätte vom Rad nichts mehr übrig sein dürfen, aber nachdem ich rechts ran bin, konnte ich feststellen: Rahmen heil, Gabel heil, keine Acht, lediglich zwei Platten, nämlich vorne und hinten zu gleich. Erster Gedanke: Verdammte Sch…, es lief doch gerade so gut. Zweiter (oder vielleicht auch erst späterer) Gedanke: Schwein gehabt, ich hätte auch übel stürzen können.

Ulf kam mir sofort zu Hilfe. Schnell kamen wir zum Schluss: Kein Problem, zwei Ersatzschläuche sind ja vorhanden, mal ran ans Flickwerk. Ich kam noch nicht mal zum Aufziehen meines Ersatzschlauchs, da Pfiff die Luft schon aus diesem raus. Lehre: Analog zum Autoreserverad sollte man auch die Funktionstüchtigkeit seines Ersatzschlauchs hin und wieder testen. Ulf hatte seinen Ersatzschlauch auf mein anderes verunglücktes Laufrad gezogen, aber auch da wollte der Luftdruck nicht zunehmen. Zwei Radler standen mit vier defekten Schläuchen am Wegesrand!

Ulf hatte aber noch einen Trumpf im Ärmel, er hatte erst vergangene Woche einen Satz selbstklebende Flicken gekauft und dazu auch noch dabei. Herrlich! Drei der vier Schläuche haben wir so geflickt, Nummer vier war zu schwer lädiert. So sind wir zur nur knapp 2 km entfernten Kontrolle drei gefahren. Dort haben wir neben einem netten Plausch mit dem Verpflegungspersonal vom sympathischen RV Rostock auch noch einen neuen Reserveschlauch bekommen. Nun also, für den, der mitzählt, wieder in Summe mit zwei Reserveschläuchen. Nur wenige hundert Meter nach der Kontrolle pfiffs wieder aus einem meiner Räder. Was solls, Sonne lacht, zur Linken die Ostsee, alle Zeit der Welt, Schlauch (es war einer der mit den Selbstklebern geflickte) schnell gewechselt. Bleibt noch ein Reserveschlauch.

Bis Rerik sind wir dann schon mal gekommen, bis ich wieder auf der Felge fuhr. Auch der zweite selbstklebend Geflickte gab auf. Liegt´s an den Flicken, an der Flicktechnik oder an der Art der recht großen und dicht beieinander liegenden Löchern im Schlauch? Keine Ahnung und auch keine Zeit, dies zu analysieren. Aus Spaß hatte Ulf noch am Ortseingang Rerik gesagt: „Guck mal, dort der Radladen, da kriegen wir noch mehr Schläuche.“ Aus Spaß wurde Ernst und Ulf fuhr eben dorthin. Erst als er weg war, fiel mir auf, dass es Sonntag war und der Laden ja vermutlich nicht allzu sehr geöffnet sein dürfte. Ich musste nicht lange warten, da kamen Radmarathonis von hinten an und sie halfen mir schnell und unkompliziert mit einem weiteren Schlauch aus. Während ich so mein Rad flott machte, kam Ulf auch schon und er hatte tatsächlich zwei Pneus zum saftigen Touristenpreis beim örtlichen Radausleiher ordern können.

Nun muss ich den Leser nicht weiter mit Platten nerven, von nun an ging´s pannenfrei bis ins Ziel. Auf nur 17 Kilometern hatte ich meine Reifen öfter gewechselt, als in allen Jahren zusammen, in denen ich mit dem Rennrad unterwegs bin! Erwähnen muss ich noch meine tolle letztjährige Investition in eine superleichte und kleine Minipumpe: auch mit Kolibri-ähnlicher Pumpfrequenz konnte ich den Reifen bestenfalls auf Luftballonluftdruck (der Hersteller wirbt mit max. 11 möglichen bar!) bringen, mehr war nicht drin. Die Punpe geht direkt in den Müll.

Nach Rerik führt die Strecke über den Leuchtturm Bastorf nach Kühlungsborn. Ein absolutes landschaftliches Highlight der Tour. Aus knapp 100 Metern Höhe hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Ostsee.

Nach der ganzen Flickerei waren wir sehr glücklich, als wir die Mittagsverpflegung in Biendorf nach 140 km erreichten. Gereicht wurde leckere Nudelsuppe, kulinarisches Highlight der Tour. Wer an den anderen Verpflegungspunkten außergewöhnliches erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein. Dafür bekommt man herzlichste Betreuung durch die freundlichen Frauen und Mannen des kleinen RV Rostock.

Bis zur letzten Kontrolle in Klein Benitz sind Ulf und ich dann weiter zu zweit gefahren. Ungläubig guckten wir immer wieder auf den Tacho ob der hohen (Durchschnitts)Geschwindigkeit. Es war eine Warnow-RTF-Premiere: fast kein Wind! So glitten wir ins Ziel und saßen dann mit den Rostockern und auswärtigen Radlern beisammen und tranken ein oder auch zwei Pils.

Ich kann die Warnow-RTF nur sehr empfehlen. Landschaftlich am reizvollsten ist jedoch insbesondere der Radmarathon, denn nur der führt an der Ostseeküste entlang. Alle anderen Strecken verlaufen im (auch sehr schönen) Landesinneren.

Ach ja: Den teilnehmenden Frauen des Marathons wurde am Ende auch noch je ein Blumenstrauß vom RV Rostock übergeben. Schöne Geste, vielleicht sind im kommenden Jahr ja mehr als nur zwei Damen am Start?
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Caveman
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Beitragvon Caveman » 16.09.2010, 09:04

Das klingt ja super. Hättest Du vielleicht eine Streckenführung via Google Maps oder BikeMap o.ä.?
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hanseat
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Beitragvon hanseat » 16.09.2010, 09:17

Oha,

viele hätten beim dritten Mal Reifen wechseln schon kapituliert und ihre Liebste zum Abholen angerufen, Ihr habt Euch aber trotz unendlicher Hindernisse durchgebissen! So kennt man das Team 5311! Helm ab :Hutab:

Hoffentlich bis bald!
"Mr. Nachkommastelle"
...wir sitzen alle in einem Boot, die einen rudern und die anderen genießen die Aussicht...
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ChristianE
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Streckenführung

Beitragvon ChristianE » 16.09.2010, 19:12

Die Streckenführung gibt´s auf der Site des RV Rostock:

http://www.radsport-mv.de/termine?task= ... =09&day=12

Grüße aus Rostock
Christian

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