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Rund um Goldenstedt (Bericht)

Verfasst: 20.06.2016, 09:41
von Sven1975
Trotz so-la-la Wettervorhersage stand für mich die alljährliche Tour "Rund um Goldenstedt", quasi die best-of-Strecke der Wildeshauser Geest, an. :D

Zusammen mit knapp 200 Startern (hätten etwas mehr sein können, der Veranstalter ist zwar zufrieden, aber es geht noch mehr) ging es für mich um Punkt 9 Uhr auf die Strecke.
Es war kühl und trocken. Die lange 155km Strecke wurde mangels Nachfrage in den Vorjahren in diesem Jahr nicht mehr angeboten (genauso wie der Marathon), also standen heute max. 120km auf dem Programm. Das verhieß heute wieder eine temporeiche RTF zu werden... :cry:

Und so kam es auch.....
Mit über 40 km/h ging es los. Noch konnten wir dran bleiben. Die Gruppe war einfach zu schön groß, der Gegenwind war auch nicht von schlechten Eltern und der Puls raste ebenfalls. Nach 20min stand ich nach eine Abbiegung plötzlich im Wand und zack :mad: weg war ich....

Egal, dem Rest der Gruppe war es anscheinend ganz angenehm, mal etwas durchzuschnaufen. Und so rollten wir "gemütlich-flott" zur ersten Kontrolle.
In diesem Jahr fehlt mir absolut die Tempohärte, dafür komme ich dieses Jahr mit langen Distanzen gut klar. Um so mehr freute ich mich über den Schnitt von 36km/h an der K1. Eigentlich wollte ich den im Garmin als Runde speichern. Leider drückte ich stattdessen auf Stopp....
Als ich es nach ein paar km bemerkte, meinte mein Edge nur :LMAA: und schaltete sich prompt ganz aus und brauchte 20min zum Restart...

Die Tour ging weiterhin recht flott voran, die Gruppe lief "relativ" harmonisch, die Streckenführung wurde dieses Jahr etwas geändert und war wirklich traumhaft ausgewählt. Es ist immer wieder interessant und bedauernswert anzusehen, dass viele anscheinend überhaupt nicht Gruppenfahren beherrschen. Dabei gibt es so viele Erklärungen, Videos, Anweisungen etc.... Und so landen einige dann eben unsanft auf dem harten Boden der Realität - und diesem "Falle" glücklicherweise im Matsch einer Kuhwiese....

Leider mussten wir zwei gegen Ende doch abbreißen lassen. Meine Oberschenkelzerrung vom letzten Wochenende biss schmerzhaft zu, aber trotz lockeres rollen auf den letzten 8 km hatten wir doch noch einen traumhaften 32er Schnitt auf der Uhr (vom Kollegen). Allerdings war ich auch kaputter, als nach dem letzten Marathon.

Der Wetter blieb bis auf 2 Tropfen Sprühregen trocken, bewölkt und kühl. Am Start hatten wir knappe 10 Grad, im Ziel 12 Grad. Unfassbar, dass ein Großteil in kurz-kurz fuhren. Die Verpflegung war wieder ausgezeichnet (es gab auch Kuchen) und am Ziel das obligatorische Riesenbüfett mit Grill und Zapfhahn (es gab zeitgleich auch ein Volksradfahren, da muss man schonmal auffahren).

Für mich steht fest: ich komme auch nächstes Jahr wieder!
:Danke:

Tempo RTF

Verfasst: 21.06.2016, 16:52
von Freizeitfahrer16
Hallo,

bin auch in Goldenstedt gefahren.
Fahre seit 3 Jahren unregelmäßig bei RTFs mit und muss feststellen, dass das Tempo immer höher wird.

Mehr und mehr der Teilnehmer an den RTF sind vereinsorganisiert. Viele Triathleten nutzen diese Fahrten als zusätzlichen Trainingstermin oder zur unmittelbaren Vorbereitung auf Wettkämpfe.

Mir fehlt der Freizeitcharakter dieser Fahrten. Das Tempo ist unglaublich hoch. Die vorderen Gruppen starten mit ca. 40-42er Tempo. Selbst die "hinteren" Gruppen starten mit einem 36er-Tempo.

Ich versuche dann, das Tempo dieser Gruppe so lange mitzuhalten, bis ich merke, dass es nicht mehr geht und ich abreißen lassen muss. Nur leider kommt dann keine weitere Gruppe mehr (vielleicht mit einem 28er-Schnitt), die mich auffangen würde.

Und so fährt man dann die letzten 40 km alleine. Macht nicht wirklich Spaß, wenn man ohnehin bereits etwas geschafft ist.

Der Leistungsaspekt und der Ehrgeiz sind enorm geworden. Das ist sicherlich jedem selbst überlassen. Aber Einsteiger, die an das Rennradfahren in größeren Teilnehmerfeldern herangeführt werden wollen, haben bei diesen Tempi keine Chance, in den Gruppen mitfahren zu können.

Und ich schreibe hier nicht von Techniken, Handzeichen oder Gruppenfahren an sich - das beherrschen die Leute schon. Aber das Tempo ist einfach viel zu hoch.

Ich frage mich, wie lange derartige Fahrer in ihrer Freizeitgruppe des jeweiligen Ortes fahren (und üben) sollen, um an einer RTF mit Spaß teilnehmen zu können.

Tempo RTF

Verfasst: 21.06.2016, 21:46
von kocmonaut
Hallo Freizeitfahrer16,

Herzlich willkommen bei den Foris. Hast aber Sorgen, die Du uns mitteilst.

Du schreibst: "Mir fehlt der Freizeitcharakter dieser Fahrten. Das Tempo ist unglaublich hoch. Die vorderen Gruppen starten mit ca. 40-42er Tempo. Selbst die "hinteren" Gruppen starten mit einem 36er-Tempo."

Vorsicht Schleichwerbung: Ich stelle fest, dass Schleswig Holstein eine größere Auswahl an Schnitten hat. Sowohl in der Verpflegung als auch auf der Strecke.

Im Ernst: Bei RTFs in HH/SH gibt es häufig eine breite Streuung mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 25 - 38 km/h - meinetwegen auch mehr oder weniger. An sonnigen Tagen mit 500 - 1000 Startern mag das wohlmöglich auch daran liegen, dass halt nicht nur der "harte Kern", sondern tatsächlich auch mehr als ein Freizeitfahrer am Start ist.

Mache das hohe Tempo aber nicht am Vereinstrikot bzw. an der Vereinszugehörigkeit fest. Auch in Vereinen gibt es mehr Freizeit orientierte Breitensportler als Leistungssportler. Vereinszugehörigkeit ist einfach ein Bekenntnis zum organisierten Radsport und kein Merkmal für eine definierte Mindest- oder Durchschnittsgeschwindigkeit.

Du beschreibst aber sehr treffend einen "Selber-Schuld-Effekt":

"Ich versuche dann, das Tempo dieser Gruppe so lange mitzuhalten, bis ich merke, dass es nicht mehr geht und ich abreißen lassen muss."

Leider denken viele Starter so, platzen nach und nach ab und fahren dann für 40 oder mehr km frustriert und allein ins Ziel. Auch RTF ist Training, und das geht besser: Da kann man auch vorsorgen und frühzeitig "eine neue Gruppe aufmachen". Das erfordert Mut und Kommunikation mit den Mitfahrern, funktioniert aber.

Verfasst: 22.06.2016, 08:51
von Sven1975
Hi Freizeitfahrer16,

ich kann Deinen Eindruck nur bestätigen. Obwohl ich auch schon länger auf RTFs unterwegs bin, ist es mir dieses Jahr in Barrien und Goldenstedt so vorgekommen, dass ich ich trotz 30er Schnitt (und drüber) als Letzter ins Ziel gekommen bin :Sternesehen. Aber dem ist nicht so! Gerade bei den RTFs mit nicht so viel Teilnehmern können nicht so viele Gruppen zusammenkommen.
- Wenn dann das Wetter nicht top aussieht, kommen sowieso schon viele (gerade die langsameren berufstätigen Fahrer) nicht.
- Wenn es keine lange Strecke gibt (>150km), kommen viele (gemäßigt fahrende) Langstreckenfahrer nicht.
- Wenn es keine Lizenzrennen am Wochenende gibt kommen viele Racer, die richtig Druck aufs Pedal bringen. Viele "Normalos" wollen sich da dran hängen und schwupps sind die ersten großen Gruppen weg.

Es hilft auf jeden Fall nicht ganz vorne zu starten und auf die Fahrer mit "Grundlagenfettdepots am Mann" zu achten. Lieber gleich dort mit dran hängen. Dass das Tempo am Anfang schneller ist, ist trotzdem normal. Auch die schnellen Marathonies fahren nach der K1 relativ moderat weiter ;-)

Re: Tempo RTF

Verfasst: 22.06.2016, 11:08
von Freizeitfahrer16
kocmonaut hat geschrieben: Leider denken viele Starter so, platzen nach und nach ab und fahren dann für 40 oder mehr km frustriert und allein ins Ziel. Auch RTF ist Training, und das geht besser: Da kann man auch vorsorgen und frühzeitig "eine neue Gruppe aufmachen". Das erfordert Mut und Kommunikation mit den Mitfahrern, funktioniert aber.
Hallo Kocmonaut,

du hast Recht, dass Vereinszugehörigkeit kein Indiz für Leistungsfähigkeit ist. Was ich jedoch feststelle ist, dass Fahrer, die mit Vereinstrikots antreten, fast ausschließlich in Gruppen zusammenfahren. Man kennt sich, ist oftmals auf einem annähernd gleichen Leistungsniveau - und bereitet sich u.U. gemeinsam auf ein wirkliches Rennen oder einen Wettkampf vor.

Bezüglich der von dir erwähnten "Kommunikationsbereitschaft", um eine eigene Gruppe zu bilden ist zu sagen, dass ich mir das in der Praxis schwierig vorstelle, kann ich doch immer nur mit einem neben mir fahrenden Mitstreiter zur Zeit sprechen, um diesen zu fragen, ob ihm das Tempo möglicherweise auch zu hoch ist und ob er bereit wäre, sich mit mir zurückfallen zu lassen, um eine eigene Gruppe aufzumachen.

a. Er/Sie will auch besser werden, und versucht, so wie ich, so lange wie möglich das hohe Tempo der Gruppe mitzuhalten (um sich auch ein wenig zu quälen und einen "Trainingseffekt" zu erzielen).

b. Er/Sie ist zu stolz, um zuzugeben, dass das Tempo eigentlich zu hoch ist, und macht deshalb nicht mit.

Wie viele Fahrer soll ich ansprechen?
Oder soll ich rufen: "Hey, wem das Tempo hier zu hoch ist, kann sich JETZT mit mir zurückfallen lassen"?

Verfasst: 22.06.2016, 11:20
von Freizeitfahrer16
Sven1975 hat geschrieben: - Wenn dann das Wetter nicht top aussieht, kommen sowieso schon viele (gerade die langsameren berufstätigen Fahrer) nicht.
- Wenn es keine Lizenzrennen am Wochenende gibt kommen viele Racer, die richtig Druck aufs Pedal bringen. Viele "Normalos" wollen sich da dran hängen und schwupps sind die ersten großen Gruppen weg.

Es hilft auf jeden Fall nicht ganz vorne zu starten und auf die Fahrer mit "Grundlagenfettdepots am Mann" zu achten. Lieber gleich dort mit dran hängen.
Hi Sven,

mit dem oft kleinen Starterfeld hast du wohl Recht. Ich bin definitiv nicht weit vorne gestartet. Die von dir beschriebenen Fahrer waren so gut wie gar nicht am Start. Ich war von Anfang an in einer der hinteren Gruppen.

Mein Pech (oder auch die "Gemeinheit" von zwei Mitfahrern) war, dass ich als Führender einer 3er-Gruppe eine Abbiegung verpasst hatte - und die beiden sich in meinem Windschatten befindlichen "Mitfahrer" einfach ohne Bescheid zu sagen (oder zu rufen) den korrekten Weg abgebogen sind.

Somit bin ich ca. 2-3 km in die falsche Richtung gefahren, was ich erst bemerkte, als die beiden nicht mehr hinter mir waren und ich an einer Gabelung plötzlich keinen Hinweis mehr fand.

Also umgedreht und so weit zurückgefahren, bis ich wieder einen Abbiegehinweis gefunden hatte. Da waren natürlich sämtliche in der Nähe befindlichen Gruppen lange weg.

Ist ein derartiges Verhalten bei einer RTF normal oder hält auch hier bereits eine Art "Rücksichtslosigkeit" Einzug?

Ich habe mich einerseits ein wenig über meine eigene Nachlässigkeit geärgert - noch viel mehr jedoch über das Verhalten der Mitfahrer.

Verfasst: 22.06.2016, 17:36
von kocmonaut
Freizeitfahrer16 fragt:
Wie viele Fahrer soll ich ansprechen?
Oder soll ich rufen: "Hey, wem das Tempo hier zu hoch ist, kann sich JETZT mit mir zurückfallen lassen"?
Hallo Freizeitfahrer16,

Ein Ruf "Ich mach kürzer - wer noch!?" ist in der Kontrolle machbar, oder beim Stopp an der Ampel oder Kreuzung.

Unterwegs reicht der Wortwechsel mit dem Nebenmann und dann auf langer Gerade ein wenig rausnehmen. So wird klar was Ihr vorhabt. Einige werden Dir dankbar sein. Wer nicht zieht vorbei und schließt zur vorderen Gruppe auf. Wenn Du plötzlich alleine dastehst hast Du Pech, kriechst aber nicht erschöpft auf dem Zahnfleisch ins Ziel.

Probieren geht über studieren. Gutes Gelingen!

Verfasst: 22.06.2016, 20:34
von crumble
Freizeitfahrer16 hat geschrieben: Ist ein derartiges Verhalten bei einer RTF normal oder hält auch hier bereits eine Art "Rücksichtslosigkeit" Einzug?
Normal ist das nicht. Es wird normalerweise von hinten gerufen. Hinterher fahren aber nur die wenigsten.

Es kann aber auch gut sien, dass Du da gerade Anfaenger verwirrtt hast und die sich nicht getraut haben zu rufen oder zu wenig Luft dazu hatten. Einige fahren aber auch keine komplette RTF. Gerade wenn sie von weiter weg mit dem Rad angereist sind, biegen sie dann irgendwo ab. Wenn sie BDR Nummern haben, ist das auch nicht weiter schlimm.

Ein Umweg von 2-3Km ist nicht viel. Den haben hier sicherlich schon einige gemacht. Gerade wenn man voll auf rote Dreiecke geeicht ist und auf einmal weissen Pfeilen folgen soll. Nachdem ich in den Alpen ins falsche Tal gefahren bin, hatte ich mir einen GPS Tacho geholt. die meisten Vereine bieten Tracks an. Das beruhigt ungemein, wenn man lange Abschnitte faehrt, auf denen es nur alle 5Km einen Richtungspfeil gibt.

Die langsamen Fahrer starten uebrigends nicht alle in der grossen Gruppe bzw lassen sich weit vor K1 raus fallen. Einfach hinten einsortieren und herum fragen, wer einen ähnlichen Schnitt wie Du fahren will. Bei den grossen Veranstaltungen im Fruehjahr findet man eigentlich immer welche, die im Winter nicht trainiert haben und einen Schnitt unter 30 fahren.

Verfasst: 22.06.2016, 22:17
von Knud
Freizeitfahrer16 hat geschrieben: mit dem oft kleinen Starterfeld hast du wohl Recht. Ich bin definitiv nicht weit vorne gestartet. Die von dir beschriebenen Fahrer waren so gut wie gar nicht am Start. Ich war von Anfang an in einer der hinteren Gruppen.

Mein Pech (oder auch die "Gemeinheit" von zwei Mitfahrern) war, dass ich als Führender einer 3er-Gruppe eine Abbiegung verpasst hatte - und die beiden sich in meinem Windschatten befindlichen "Mitfahrer" einfach ohne Bescheid zu sagen (oder zu rufen) den korrekten Weg abgebogen sind.
Das ist ganz sicher nicht üblich. Ich will nicht urteilen, was die beiden dazu gebracht hat, ohne Dich weiter zu fahren. Bei meiner letzten RTF rief einer - wohl aus Gewohnheit - "vorne links" und drei Leute riefen zurück: "Der Pfeil ist rechts".

Es ist hier ja schon mehrfach Thema gewesen, dass es schwer ist, Gruppen mit gemäßigtem Tempo zu finden. Ein Patentrezept habe ich auch nicht. Am Start shon eine solche Gruppe zu finden, hat meist nicht geklappt. Also bis K1 möglichst mitschwimmen. Manachmal gibt es auch Vereinsgruppen, die bewußt ihre langsameren Fahrer mitnehmen.
Oft ist es wohl so, dass mehrere Fahrer mit gleicher Geschwindigkeit außerhalb der Sichtweite parallel fahren.
Am bestenhat es bei mir meist geklappt, am Depot auf eine Gruppe zu warten und dann einfach zu fragen, ob man sich anschließen darf.
Eine weitere Möglichkeit, die manchmal hilft, ist hier im entsprechenden Vorschau-Thread zu fragen, ob noch wer fährt. Nicht alle HFSler sind mit 30+ km/hh unterwegs.

Knud